Lärmbelästigung mit Handwerkzeugen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Meikel Brandmeyer
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Lärmbelästigung mit Handwerkzeugen

Beitrag von Meikel Brandmeyer »


Hallo Forum,

vor kurzem habe ich meine verschütt gegangene Leidenschaft für Holz wiederentdeckt. Zum Glück passen die Handwerkzeuge zum verfügbaren Platz und meiner Philosophie, alles unplugged machen zu wollen. Nur die Lärmentwicklung macht mir Sorgen, da ich in einem Mehrfamilienhaus wohne. Ich denke, sägen, Feinarbeit mit den Stemmeisen, hobeln und schärfen sind kein Problem. Nur das Hämmern sehe ich bedenklich. Das ist im Zimmer schon laut und trägt auch durch das Gemäuer, vermute ich. Ich werde daher mal die Nachbarn fragen, ob es ein Problem darstellt. Parallel dazu wollte ich aber auch schonmal fragen, ob hier jemand in einer ähnlichen Situation ist, und ob es vielleicht ein paar Kniffe zur Geräuschreduktion gibt. Bringt bspw. eine Hobelbank eine Verbesserung zum Küchentisch oder dem Boden?

Gruß
Meikel


reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Lärmbelästigung mit Handwerkzeugen

Beitrag von reinhold »


hallo Meikel,

Hämmern in der Wohnung dürfte zu Lärmbelästigung führen, da die Decken in der Regel zu dünn sind, um den Schall (Luftschall) wegzudämmen. Feste Bauteile, also Mauern und Betondecken leiten zudem den Körperschall sehr gut, andererseits lässt sich gegen Körperschall etwas tun. Z.B. die Werkbank auf spezielle Schalldämmplatten stellen. Meine Drehbank im Keller steht auf einer Filzplatte, zwischen Werkbank und Wand sind Filzpuffer angebracht.

Ich wohne und arbeite selbst in einem Mehrfamilienhaus. Es hilft auf jeden Fall, die Mitbewohner vor grösseren Aktionen zu informieren. Ruhezeiten sind grosszügig einzuhalten, lieber eine halbe Stunde vor Mittag aufhören und erst um 14:30 wieder anfangen. Da manche Leute lange schlafen, mache ich keine lauten Arbeiten vor 9:00 morgens und nach 20:00 abends.. Am Sonntag überhaupt nicht.

Überhaupt habe ich festgestellt, dass geräuschvolle Arbeiten im Keller eher akzeptiert werden, in der Wohnung dagegen nicht.

viele Grüsse
reinhold

daniel s
Beiträge: 279
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

Re: Lärmbelästigung mit Handwerkzeugen

Beitrag von daniel s »


Hi Meikel,

ich bin jetzt kein Fachmann, möchte dir aber dennoch nicht meine Gedanken vorenthalten :)

Ich denke alles was die Übertragung des Körperschalls hindert, wird dir (und deinen Nachbarn) helfen. Ungünstigerweise wird die Übertragung richtung Boden bei einer schweren Hobelbank glaube ich sogar noch begünstigt. Aber das ist ja auch der Sinn. Die Energie deiner Schläge soll ja von der Bank abgefangen werden, mit dem glücklichen Umweg übers Werkstück.
Um aber zu verhindern, dass der Schall den Weg zum Nachbarn findet gibt es für Klaviere solche Untersetzer die, hoffentlich, einen Großteil der Energie absorbieren bevor er durch die Decke den Raum unter dir beschallt.

Zur Arbeitsweise fallen mir folgende Kniffe ein:
- scharfe Eisen verringern den nötigen Kraftaufwand
- bei Zinken mit einer Laubsäge oder Ähnlichem den Großteil der Arbeit machen und den Rest lieber wegschälen als weghauen.
- Bei Zapfenlöchern möglich viel ausbohren

jetzt merk ich auch direkt, dass ich kein Fachmann mit, weil mir die Ideen ausgehen wo man Hämmern könnte :)

Über dein "lautes Zimmer" musst du dir keine soooooo großen Sorgen machen, da der Luftschall, also die Schwingung die vom Zusammenprall Hammer+Eisen+Werkstück auf die Luft ausgehen, in der Regel nicht als so sehr störend wahrgenommen werden.

Ich glaub am besten ist es, rauszufinden wann die Nachbarn da sind, und zu versuchen die Arbeitszeiten danach zu orientieren.

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen,

schönen Gruß
Daniel

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Lärmbelästigung mit Handwerkzeugen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #137640]
Hallo Meikel,

ja, das Hämmern ist die ärgerlichste (und auch die Mitmenschen störendste) Lärmquelle beim Arbeiten mit Handwerkzeugen. Zur Dämmung der Körperschallübertragung hat ja Reinhold schon etwas gesagt. Zum Werkmöbel selbst: Eine schwere Hobelbank ist immer leiser als ein dünnerer Tisch (stell Dir mal eine Geige mit zentimeterdicker Decke vor, da kommt auch nicht mehr viel raus). Man könnte auch eine Tischplatte nachträglich schwingungsdämmen, z.B. mit einer zweiten daruntergeschraubten Platte und einer Weichfaserplatte dazwischen. Die Schlagwerkzeuge produzieren auch sehr unterschiedliche Geräusche, ein Stahlhammer (wie ihn die Japaner benutzen) erzeugt wegen seiner geringen Masse vermutlich (das ist jetzt nur eine spontane Idee) deutlich weniger Körperschall als ein schwererer Holzhammer, dafür ist das Geräusch selbst durchdringender und nerviger, finde ich (ausprobieren).

Es gibt Leute, die bauen Hobelbänke mit Sandfüllung ("Sandbank") , die sollten sich auch lärmtechnisch besser verhalten. Genaueres weiss ich dazu aber nicht, bitte selbst suchen. Vielleicht meldet sich hier ja auch jemand der da weiterhelfen kann.

Ich wünsche weiter viel Freude mit dem Holz!

Friedrich



daniel s
Beiträge: 279
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

so halb off-topic

Beitrag von daniel s »


Hi Friedrich,

bin mir nicht ganz sicher, aber wenn man ne Stradivari auf den Boden legt und mit dem Hammer raufdrischt *hihi* dann kommt meiner Überlegung nach weniger Körperschall im Boden an, als wenn man ne massive Geige anklopfen würde, oder nicht? Über den Klang müssen wir hier nicht reden, aber der Schall bei einer Geige geht ja durch die Luft, anders als bei einer Stimmgabel die man sich hinters Ohr hält.

schönen Gruß
Daniel

Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Nervensäge!

Beitrag von Philipp »


Im Zusammenhang mit Handwerkzeugen von "Lärm" zu reden, grenzt ja schon fast an ein Sakrileg, schließlich bezeichnen wir uns ja gern als Bewohner der leisen Seite...;-).
Ich sehe den Gebrauch von Handwerkzeugen (von Hobeln ein mal abgesehen) geräuschtechnisch auch kritisch, v.a. das Sägen von Hand.
Der Begriff der Nervensäge kommt nicht von ungefähr! Dieses Kratzen, Schnarchen und Rattern während grober Sägearbeiten kann unfreiwillige Zuhörer wahnsinnig machen. Elektrisches Sägen ist zwar meist noch lauter, dafür aber in wenigen Sekunden vorbei. Hämmern stört zwar auch, nervt aber nicht so.
Aber das trifft den Punkt, denn "Lärm" ist ein subjektiver Begriff, den man nicht messen kann (man kann nur Schalldruckpegel messen). Die Einstufung eines Geräusches als Lärm hängt also von individuellen Aspekten ab, und da erscheinen manche Handwerkzeuge tatsächlich in ungünstigem Licht.

Auch wenn es paradox klingen mag: aus Gründen des "Lärm"schutzes wünschte ich mir manchmal Maschinen!

Zum Glück habe ich ziemlich tolerante Mitbewohner in unserem Mehrfamilienhaus, was mich die Enge der Wohnung ertragen läßt. Bei einem Umzug in eine andere Mehrfamlienbleibe rechne ich nicht mit dieser Freizügikeit.

Gruß, Philipp

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

wenn Du auf eine Stradivari draufschlägst,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


dann ist das lauteste Geräusch sicher der Schrei des Geigers.

Friedrich

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: wenn Du auf eine Stradivari draufschlägst,

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

Die Sache mit dem Sand ist schon mal gut, hilft auch wg. der großen Masse beim arbeiten.
Zusätzlich den Arbeitstisch auf Gummi stellen, und im Raum schallschluckendes Material
aufhängen.
Gut Holz! J.

Meikel Brandmeyer
Beiträge: 26
Registriert: Fr 29. Mär 2019, 07:37
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Re: Nervensäge!

Beitrag von Meikel Brandmeyer »

[In Antwort auf #137646]
Vielen Dank für die Antworten!

Wenn sägen auch Probleme macht, komme ich natürlich in die Bredouille. Dann muss ich mich wohl doch im dusteren Kellerabteil einrichten. Ich hatte eigentlich gehofft, ein ungenutztes Zimmer etwas umfunktionieren zu können.

Gearbeitet habe ich bisher nur zwischen 18 Uhr und 19:30 Uhr. Und nur unter der Woche. (Gerade aus Lärmaspekten) Und da ich ja noch blutiger Anfänger bin, auch recht langsam.

Den Tipp mit den alternativen Nicht-Hammer-Methoden werde ich auf jeden Fall beherzigen, aber wenn sägen ähnlich kritisch wie hämmern ist.... Ich hoffe, dass die Werkbank im Keller mit Dämmmatten das Problem löst. Ansonsten muss ich mich wohl irgendwo einmieten oder eine "öffentliche" Werkstatt suchen. Coworking für den Holzwerker. Ob es sowas im Raum Hanau gibt?

Gruß
Meikel


Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Lärmbelästigung mit Handwerkzeugen

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #137642]

Zur Arbeitsweise fallen mir folgende Kniffe ein:
- scharfe Eisen verringern den nötigen Kraftaufwand
- bei Zinken mit einer Laubsäge oder Ähnlichem den Großteil der Arbeit machen und den Rest lieber wegschälen als weghauen.
- Bei Zapfenlöchern möglich viel ausbohren


Hallo,

meine Hobelbank steht auch im Keller unsere Mehrfamilienhauses. Zum Glück wohnen wir im Erdgeschoss, so dass die Nachbarn noch etwas weiter weg sind. Lärmvermeidung ist bei mir aber auch ein Thema, daher wende ich die o.g. Tipps mit Erfolg an. Bis auf wenig undefinierbare Geräusche kommt oben nicht viel an. Lediglich das Sägen mit dem großen Fuchsschwanz ist etwas lauter.

Viele Grüße
Christoph

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