Vorteile einer klassischen Hinterzange *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bernhard
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Vorteile einer klassischen Hinterzange *MIT BILD*

Beitrag von Bernhard »


Liebe Holzfreunde,

wie gewünscht und versprochen, hier einige Arbeitsschritte, die man sehr gut mit einer klassischen Hinterzange erledigen kann. Keine Situation ist gestellt. Die Fotos stammen allesamt aus den Bauprojekten, die man auch auf meinem Blog verfolgen kann.

Zuerst ein klassischer Aufbau, den ich bei jeder Schubladenzinkung nutze. Durch die geöffnete Hinterzange wird das zu zinkende Brett gepannt. Um nicht in die Platte zu bohren, nutze ich einen Hilfsklotz. Ganz wichtig für mich als Rechtshänder, die Werkzeuge können rechts abgelegt werden. Dies ist bei einer Endzange natürlich nicht möglich.
Aber der entscheidende Vorteil ist, man stemmt genau über das rechte Vorderbein und somit werden die Schläge schön abgefangen.



Hier führe ich in der geöffneten Hinterzange bei schräggestelltem Brett einen Sägeschnitt für eine halbverdeckte Zinkung durch. Die Schrägstellung des Bretts wäre bei einer Wagon Vise nur schwer möglich, bei einer Twin Vise schon, aber da würde ich dann die Säge nur links ablegen können. Unpraktisch für einen Rechtshänder.
Vorteil: durch die Schrägstellung erhält man einen wunderbaren Blick auf den Sägeschnitt.



Hier füge ich ein längeres Brett. Das Brett wird in der Vorderzange gesichert und in der Hinterzange durch einenen eingespannten Holzklotz abgestützt. Für eine TwinVise wäre der Abstand unter Umständen zu lang.



Es gibt sicher noch eine Menge anderer Möglichkeiten für diese Zange. Garrett Hack zeigte einmal ein gebogenes Teil, das elegant mit dem Schabhobel bearbeitet wurde. Ich finde, diese klassische Zange unterstützt traditionelle Handarbeitsmethoden. Sie ist über lange Jahre bewährt.
Natürlich gibt es Arbeiten, wo diese Zange nicht das Maß der Dinge ist. Sam Maloof hat z. B. einen verstellbaren Schraubstock um seine Stühle in vielen Lagen bearbeiten zu können.

Für die klassischen Arbeiten ist die Hinterzange das Optimum. Zudem konnte mir noch keiner eine Spannsituation nennen, die ich nicht mit einer klassischen Hobelbank darstellen kann.

Viele Grüße
Bernhard



Bernhard
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fehlendes Bild *MIT BILD*

Beitrag von Bernhard »




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MarkusB
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Re: Vorteile einer klassischen Hinterzange

Beitrag von MarkusB »


Hallo Bernhard,

Vielen Dank für die Bilder.
Besonders die schräge Fixierung finde ich gut.
Ich habe nur eine normal Vorderzange, komme aber von allen Seite gut ran.
Auch da spanne ich Werkstücke schräg ein, um einen besseren Arbeitswinkel zu haben.

Kannst du eine genaue Beschreibung machen, wie du verdeckte Schwalbenschwanzverbindung herstellst?

Beste Grüße

Markus

Bernhard
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Re: Vorteile einer klassischen Hinterzange

Beitrag von Bernhard »


Hallo Markus,

Ich habe nur eine normal Vorderzange, komme aber von allen Seite gut ran.


Kein Problem, ich wollte nur darstellen, dass die klassische Hinterzange bei gewissen Arbeiten ihre Vorteile hat.

Kannst du eine genaue Beschreibung machen, wie du verdeckte Schwalbenschwanzverbindung herstellst?


Klar kann ich das. Darf ich das mit Verweis auf meinen Blog tun. Da wird das sehr genau dokumentiert.

http://holzzeitung.blogspot.de/2014/01/gewurzbord-18012014.html

Viele Grüße
Bernhard


Rolf Richard
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Re: Braucht man sie wirklich?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #137474]
Es ist ja bekannt, dass ich von der klassischen Hinterzange nicht so viel halte wie andere. Es geht mir da immer so wie mit Dampfloks - schön anzusehen, schon seit Jahrhunderten erprobt - nur hat sich die Welt auch weuterentwickelt. Mal ein paar Photos, wie man auch arbeiten kann - meiner Auffassung nach sogar effizienter.

Brett schräg einspannen. Welchen Winkel hätten wir denn gerne? So oder so rum?





Brett an der Vorderkante spannen? Dazu brauchts eigentlich gar keine Hinterzange:

Langes Brett - 200cm


Kurzes Brett - ca. 85cm


Für die Eisenfraktion :-)

Was brauchts dafür?


Eine Lochreihe....


Einen (oder mehr - je nach Gusto) runden Bankhaken


Der kann auch in der beweglichen Backe des Twin Vises sitzen


....und wers ganz wild treibt, kann sogar damit spannen - muss aber nicht sein!


en detail


Auch Krummes geht


....und wer möchte kann aufgrund der hohen Schürze auch so nochmal sichern, damit das Werkstuück an die Kante gedrückt wird

Stemmen überm Gestellbein? Aber gerne - kein Problem!



Löcher für Niederhalter muss man nicht zusätzlich "einklemmen, die sind eh ausreichend da.


Die Sache mit dem Ablegen des Werkzeugs bei einem Rechtshänder hat mich schon interessiert, da ich selber ein ziemlich extremer Rechtshänder bin. Warum ist mir das nie als Einschränkung aufgefallen? Offenbar ganz einfach deswegen nicht, weil es für mich kein Problem darstellt, mein Werkzeug in der Beilade oder auf der linken Seite abzulegen und wieder zu greifen. Aber es geht auch anders.....


Stemmen überm Bein mit massenhaft rechter Ablagefläche

Da meine Bank eine 18 cm starke Front hat, federt die Vorderkante praktisch an keiner Stelle - auch wenn man mittig zwischen den Gestellböcken arbeitet. Die Hinterkante zur Beilade hin ist ja ebenfalls stärker, so dass die vordere Plattenhälfte eine Art "U" darstellt.

Eine der besten Anwendungen des Twin Vises: Spannen mit mehreren Bankhakenreihen. Man kann....


..... einfach mal einer Tür eine neue Unterkante verpassen, ohne auf abenteuerliche Spannakrobatik zurückgreifen zu müssen. Zweite Wahl wären meine 2,50 Meter langen Rohrzwingen, aber das Spannen auf der Bank geht flotter.

Bretter verleimen ist einfach. Bas Bild ist nur ein Beispiel, da ist aktuell kein Leim im Spiel aber ich denke man kann erkennen, wie es funktioniert. (Leider ist ein Brett zu kurz und optimal abgerichte sind die Bertter auch nicht - die kamen einfach aus dem Fundus.




Aufräumen müsste man auch mal wieder!

Gruss

Rolf



Bernhard
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Sehr schön Rolf,

Beitrag von Bernhard »


dass Du uns einmal Deine Arbeitsweise zeigst. Auch wenn die Bilder nicht aus einem laufenden Arbeitsprozess zu sein scheinen, möchte ich gerne kommentieren:

Brett schräg einspannen. Welchen Winkel hätten wir denn gerne? So oder so rum?


Keine Frage, kann man in der Twin-Vise, aber wo lege ich dann als Rechtshänder die Säge, die Beitel oder den Klüpfel hin. Übergreifen ist angesagt und das finde ich nicht ergonomisch. In der Regel habe ich beim Zinken zwischen 3 und 6 Beitel im Einsatz. Mit Klüpfel wären das bis zu 7 Teile.

ie Sache mit dem Ablegen des Werkzeugs bei einem Rechtshänder hat mich schon interessiert, da ich selber ein ziemlich extremer Rechtshänder bin. Warum ist mir das nie als Einschränkung aufgefallen? Offenbar ganz einfach deswegen nicht, weil es für mich kein Problem darstellt, mein Werkzeug in der Beilade oder auf der linken Seite abzulegen und wieder zu greifen. Aber es geht auch anders.....


Stemmen überm Bein mit massenhaft rechter Ablagefläche


Jetzt bist Du aber flugs auf die linke Seite gewechselt. Ich sitze auch gerne beim Stemmen. Ich fürchte bei Dir ginge das nicht so gut, wegen der Vorderzange, die mit Knien nicht so gut harmoniert. Und halten die ziemlich kleinen Klemmen das Brett wirklich?

federt die Vorderkante praktisch an keiner Stelle


Das hat nicht nur mit der Schürzen- oder Plattenstärke zu tun. Nach meiner Kenntnis ist es wichtig, die Schläge über eine starke Platte in direkter Linie über das Vorderbein abzufangen.

einfach mal einer Tür eine neue Unterkante verpassen, ohne auf abenteuerliche Spannakrobatik zurückgreifen zu müssen


Spannen direkt auf der Hobelbank? Davon kann ich nur dringend abraten. Grundsätzlich ist es schon vorteilhaft, dass man beide Seiten der Leimfuge sieht. Das ist hier nicht gegeben.

Was ich richtig gut finde, ist die Breite und Länge der Hobelbank. Allerdings hätte ich 2/3 und 1/3 unterteilt. Weniger gut finde ich die vielen Löcher, wo neben Schmutz das ein oder andere Teil (Schraube etc.) durchfallen kann. Statt der Schürze habe ich lieber meine beiden Schubladen für Kleinigkeiten, die ich ständig benötige.

Eine Frage hätte ich, wie stark sind die Gewindestangen der Twin-Vise?

Viele Grüße
Bernhard



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Uwe.Adler
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Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Vorteile einer klassischen Hinterzange *MIT BILD*

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #137474]
Hallo Bernhard,

die Hinterzange habe ich noch etwas moifiziert. Ein Bankknecht hat seinen Platz gefunden, der nach langer Zeit nun ein fester Bestandteil ist. Er wird in der Hinterzange festgestellt und ich möchte ihn nicht missen. Trotzdem würde mich eine Roubo sehr interessieren, die ich dann als Egänzung verwenden würde. Ein Neubau eines stabilen Werktisches steht im nächsten Jahr an.

Ich stelle zur Erklärung mal ein Bild der Konstruktion ein



Das ist der fertige Bankknecht.



Und hier ein Bild von der derzeitigen Verwendung.

Aber gerade die Fixierung von langen Hobelteilen hat den Bankknecht sehr nützlich werden lassen. Ich möchte nicht mehr auf ihn verzichten.

Herzliche Grüße

Uwe



Horst Entenmann
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Bankknecht

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Uwe,

Vielen Dank für die Anregung. Bisher habe ich längere Bretter immer mit einem Abfallstück abgestützt, das ich per Schraubzwinge an das Bein der Hobelbank gespannt habe.
Das ist aber etwas umständlich. Für einen Bankknecht konnte ich mich nicht recht erwärmen, bei dem unebenen Boden in meiner Werkstatt hatte ich immer Angst daß der zu leicht kippelt und einen zu großen Fuß wollte ich nicht dran haben (Stolperfalle).
Aber die Idee den mit der Hinterzange festzuklemmen hat was.

Gruß Horst

Rolf Richard
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Re: Bitte an den Admin/Antwort auf ....

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #137482]
Bitte an den Admin: Aus Versehen habe ich vermutlich zwei Beiträge unter einem nicht registrierten Namen losgeschickt. Bitte löschen! Erledigt. :o)

Antwort an Bernhard:
Spindeldicke Twin Vise: 1 3/32" also 27,8 mm

Die Niederhalter besitzen eine Kontaktfläche von 2" x 5/8", wahrscheinlich mehr als bei einem klassischen Niederhalter. Die Fläche ist zudem drehbar, passt sich auch nicht ganz planen Werkstücken an. Die Funktion brauche ich nur sehr, sehr selten, da die Bank viele andere Spannmöglichkeiten aufweist. An der Kante vorn oder zur Beilade spannen bzw. Wonder Dogs mit runden Bankhaken.

Gruss

Rolf

Bernhard
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Spindelstärke *MIT BILD*

Beitrag von Bernhard »


Hallo Rolf,
vielen Dank, die sah mir dünner aus und ich hätte Angst, dass mir die Spindel bei ausgezogener Zange durchhängt. Als Vergleich die Hinterzange der "alten" Ulmia mit der sehr soliden Führung aus Metall, übrigens mit identischer Spindelstärke.

Einmal von vorne:



Dann von hinten:



Bei den Fotos wird auch klar, dass es sich bei der Hinterzange um eine komplexe Angelegenheit handelt, die vielleicht nicht jeder und schon gar nicht Anfänger auf Anhieb meistern. Da ist man geneigt, eher eine einfachere Zange einzubauen.

Viele Grüße
Bernhard

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