Eine frage des richtigen Stahls

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Eine frage des richtigen Stahls

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo alle miteinander!
Ich baue Profilhobel aus Holz. Von Stahl habe ich wenig Ahnung. Ich nehme einfach das, was mein Großvater schon genommen hat, wenn er ein Hobeleisen gefertigt hat. Ich benutze 1770 Stahl. Auch Schwedenstahl genannt. Ich weiß es gibt besseren Stahl für Hobeleisen, aber welchen. Der 1770 Stahl, ist leicht zu bearbeiten und wird Sauscharf. Dafür ist er nicht rostfrei und etwas weicher als andere legierte Stähle. Ein Hobeleisen, das nachgeschärft werden muss, ist nach drei Minuten wieder einsatzbereit. Ein Hobeleisen selbst fertigen ist ein Kinderspiel. Man schneidet nur ein Stück grob mit der Stichsäge zu. Dann wird die Spiegelseite plan geschliffen und die fertige Form mit einer Feile herausgearbeitet. Das sollte eigentlich jeder Tischler hinbekommen. Schärfen wie gelernt auf der Schleifmaschine. Wenn ein Profileisen hergestellt werden muss, dann das Profil mit der Feile so fein wie möglich herausarbeiten und mit dem Abziehstein nachbearbeiten, bis das Profil stimmt. Wenn das getan ist, wird nur noch geschärft in dem man die Spiegelseite bearbeitet. Es gibt sicher andere Stahlsorten, die genau so gut oder noch besser geeignet sind. Ich kenne jedoch keine. Vielleicht habt ihr Vorschläge? Bezugsquellen nicht vergessen! Den 1770er-Stahl bekommt man überall, wo man Werkzeugstahl bekommt. In Deutschland habe ich ihn bei Dictum gekauft.
Herzlichst
Jens


Ralf Suitner
Beiträge: 57
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Eine Frage des richtigen Stahls

Beitrag von Ralf Suitner »


Hallo Jens,

die Frage nach dem richtigen Stahl (für Messer) stelle ich mir auch immer wieder und probiere halt immer wieder 'mal oder nehme eine alte Autofeder, die ich umschmiede. Da kenne ich die Legierungsbestandteile dann auch nie ....

Also, es kämen für Deine Anwendung Kaltarbeitsstähle in Frage, z. B.: 1.2363, 1.2379, 1.2436, 1.2767 oder der vielfach beliebte 1.2842. Diese Stähle sind jedoch alle nicht gehärtet! Und da beginnt das Problem, denn wenn Du Dir das Wärmebehandlungsschema des jeweiligen Stahls ansiehst, erfordert das schon ein wenig technische Ausstattung (Härteofen) und Erfahrung!

Als Lieferanten für kleinere Mengen kann ich Dir die folgenden Firmen empfehlen:
ThoMi (http://firmathomi-metall.npage.de/) und die
Gebrüder Recknagel (www.stahlnetz.de).
Letztgenannte Firma hat neben einem Stahllexikon zur Orientierung auch einen Online-ResteShop (was für ein Sprachmix....?!).

Also, viel Spaß beim Hobelbau!
Ralf


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Eine frage des richtigen Stahls

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Jens,

habe ich das richtig verstanden: Härten tust Du nicht, Du baust die Eisen im vergüteten, noch feilbaren Zustand ein? Kaltgewalzt? Für Profilhobel ist das meines Wissens gar nicht unüblich, damit sie mit der Feile nachgearbeitet werden können, da lag Dein Opa sicher nicht falsch. Der 1770 ist ja ein "Kohlenstoffstahl", ein C70 nach der alten Bezeichnung, und sicher auch für Hobeleisen geeignet, nur würde er (für Hobel mit gerader Schneide, die ja leicht geschliffen werden können) da üblicherweise nach der Formgebung auf höhere Härte gebracht werden, durch Abschrecken und Anlassen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein nicht gehärtetes Hobeleisen hinsichtlich seiner Standzeit wirklich Freude macht, in einem Bankhobel zum Beispiel.

Wenn Du auch zukünftig nicht härten willst, suchst Du also einen Stahl, der im vergüteteten Zustand noch feil- und sägbar aber verschleissfester als der 1770 ist. Dazu könnten Dir vielleicht die Sägenbauer was sagen. Pedder! Du wirst verlangt!

Friedrich



Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: Eine frage des richtigen Stahls

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Friedrich!
Wie ich anfangs schon sagte bin ich Tischler und kein Schmied. Ich bin mir sehr wohl bewusst das der C70 oder 1770er nicht der Modernste Stahl ist. Ich benutze ihn nur für Profilhobel. Da bin ich allerdings ganz zufrieden mit den Eigenschaften die dieser Stahl besitzt. Er wird wirklich Sauscharf und lässt sich sehr gut nachschärfen. Einfach die Spiegelseite ein paar mal über den Abziehstein und scharf ist das Eisen wieder. Wenn es einen Modernen Stahl gibt den man für diese Zwecke verwenden kann wäre ich dankbar für entsprechende Tipps. Ich habe durch einen Einbruch in meine Werkstatt alle meine Werkzeuge und Maschinen eingebüßt und muss jetzt alles neu bauen. Zum Glück war alles sehr gut Versichert und Dokumentiert.
Herzlichst
Jens


Pedder
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Kontaktdaten:

DIN und AISI

Beitrag von Pedder »


Hallo Friedrich,

unser Stahl kommt von von hs-folien.de

Da hat er die Nummer 1.1274
DIN Ck 101
AISI 1095
ASTM G 10950

Liebe Grüße
Pedder


Jens Peter Pauly
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Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: DIN und AISI

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Danke Pedder!
Jetzt weiß ich endlich, wo ich den Stahl für Ziehklingen und Sägeblätter sowie Profilmesser für den Kratzstock her bekomme. Für die Herstellung von Hobelmessern werde ich mich in
der Schmiedekunst üben. Das ist eigentlich recht unproblematisch, nur etwas heiß. Ich habe mir eben aus den USA die DVD von Tod Herli Hollow and Rounds bestellt. Die gibt es bei Lee Valley in der Bücherecke. Bei Tod Herli selbst kann man sich den Aufwand sparen der liefert nur in die USA.
Herzlichst
Jens


Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: Eine frage des richtigen Stahls

Beitrag von Jens Peter Pauly »

[In Antwort auf #136981]
Hallo alle miteinander!
Habe mich gerade bei einer Schmiede hier in Trondheim für einen Wochenendkurs in Messerschmieden angemeldet. Bei der Saukälte hier minus 20 und mehr ist das genau das Richtige. Der Schmied hier hat mir gleich angeboten mir zu zeigen, wie man Damast Stahl herstellt. Er war erfreut, als er hörte, dass ich erst einmal lernen wolle, wie man Stahl härtet und anlässt. Das i ich nicht so sehr an Messern interessiert sei, sondern eher Werkzeug herstellen wolle (Hobeleisen und Stecheisen). Im Winter gibt es hier eigentlich keine Kurse im Schmieden. Dann arbeitet der Schmied hier auf Vorrat, für den Sommer wen die Touristen kommen und ein echtes Finmesser aus Damaszener Stahl kaufen wollen. Damaszener Stahl scheint der Renner zu sein. Na mal sehen was daraus wird. Am Wochenende gehe ich auf jeden fall erst einmal wieder in die Lehre, als Schmied diesmal.
Herzlichst
Jens


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