School of Woodworking - deutsches Pendant?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
rene.
Beiträge: 50
Registriert: Sa 27. Feb 2016, 23:16

Re: School of Woodworking - deutsches Pendant?

Beitrag von rene. »

[In Antwort auf #136370]
Hallo.
Als Beitragseröffner habe ich einerseits Input geben wollen - und andererseits die in mir schlummernde Frage gehabt (Warum nicht in Dtl. mehr Holzwerkerschulen?).

Zunächst habe ich mich sehr gefreut, dass die erfahrenen Kursveranstalter aus ihrem Erleben berichtet haben. Heikos Schilderungen fand ich sehr präzise und schlüssig. (Wahrscheinlich, weil ich es mir so in etwa ausgemalt hatte.) Meine Frage war somit für mich beantwortet.
Mit Friedrichs Eintrag dachte ich, sei die Unterhaltung beendet.

Nun sehe ich, gibt es neue Anmerkungen - was mich zu einem besonders wertvollen Punkt für ein "Forum" bringt: Es ermöglicht Austausch.
Dass nun aus der Runde der Vorschlag kommt, dass wir uns gegenseitig darüber informieren, wer welche Fähigkeiten vermitteln könnte (und wer daran Interesse hätte, etwas zu lernen), finde ich eine sehr spannende Idee. Und zwar aus einem ganz einfach Grund: Weil wir uns mit Handwerkmethoden und dem entsprechenden Zubehör beschäftigen, zu denen heutzutage nicht mehr allerorten sehr viel gesagt wird, weil es keiner (mehr) kennt, denkt, das sei nicht wichtig oder gar nicht daran denkt, dass es relevant sein könnte - es gibt kein Forum für solche Themen im Alltag der meisten von uns, oder?!

Dachte ich auch - bis ich anfing, Messer zu schärfen. Alle Bekannten, denen ich was scharf gemacht habe sind ganz begeistert (obwohl ich noch Lichtjahre davon entfernt bin, ordentlich zu schärfen, aber für den Hausgebrauch reicht es eben.).
Und ich habe Holz bei mir rumliegen, dass ich nun einem Bekannten geben konnte, weil er gerne was zum Schnitzen haben wollte.
usw.

Wenn jetzt aus diesen Forum heraus die Initiative entstehen würde, dass die "Könner" den Interessierten anbieten, Fähigkeiten zu vermitteln - das wäre ein starkes Stück. Das fände ich richtig gut.
Wer weiß, in wem von euch noch ein Lehrtalent steckt.
Und vielleicht wird es dann auch künftig eine breitere "Bildungslandschaft" für Handwerkskünste geben.
Im Bereich "Grünholzbearbeitung" oder "Drechseln" oder auch "Schnitzen" sehe ich schon viel mehr derartiges Engagement. Aber bei (maschinenlosem) Möbelbau, Werkzeugbau etc. eher nicht.

Eines noch:
Ist es sinnvoll, die Angebote hier im Forum zu sammeln?
Das scheint mir recht unübersichtlich zu werden. Aber schon recht. Lassen wir es erst einmal entstehen. Vielleicht findet sich dann jemand, der eine Internetpräsenz startet zum Holzhandwerkskurse und dort in entsprechende "Fachrichtungen" unterteilt (Lässt sich über Werbeanzeigen bestimmt finanzieren - also, falls jemand ein wenig Zeit und Muße und Geschäftssinn hat...).

Ich freue mich auf weitere interessante Beiträge von euch.

grüßend,
René



Michael Winkler
Beiträge: 22
Registriert: Do 11. Apr 2013, 21:14

Re: School of Woodworking - deutsches Pendant?

Beitrag von Michael Winkler »


In einem anderen Forum

Gibt es die Möglichkeit Probe zu drechseln ,bei den Imkern gibt es manchmal (wenn mann in einem Verein ist)die option eines paten der ein Jahr den neuling ,mit Rat zur seite steht (so das mann schnell zu einer Grundlage kommt)und nicht bei den ersten Problemen die Sachen hinschmeißt.

Gruß Michael

Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: School of Woodworking - deutsches Pendant?

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Rene!
Du sprichst mir aus der Seele. Was mich bedrückt ist die Entwicklung des Tischlerhandwerks immer mehr hin zum reinen Knöpfedrücker Job. Das hat mit Handwerk nicht mehr zu tun. Das ist reine Industrie Produktion. Machen wir uns nichts vor, das Tischlerhandwerk in Deutschland ist Tod. Es war schon Tod, als ich vor 33 Jahren meine Lehre begonnen habe. Die Gründe dafür sind einleuchtend und leicht nachzuvollziehen. Die Konkurrenz durch die Industrie war einfach zu stark. Die meisten Verbraucher sind nicht bereit für Handarbeit zu bezahlen. Was ich aber mit einem gewissen Vergnügen zur Kenntnis genommen habe, ist die Tatsache, dass es in den USA eine Bewegung gibt, die sich Elektronik Neandertal oder so nennt. Diese Leute versuchen die alten Handwerkskünste zu retten. Auch in Deutschland ist ein deutlicher Trend zum alten Handwerk hin zu spüren. Mein Vorschlag ist, dass wir eine Renaissance des Tischlerhandwerkes versuchen sollten. Wir haben hier eine Menge Leute die irgendetwas beisteuern können. Ich denke da an Gerd Fritsche und Uwe Salzmann beispielsweise. Ich persönlich habe einige Erfahrung in der Herstellung von Profilhobeln aus Holz. Ich habe auch schon einmal eine Zinkensäge selbst gebaut. Da gibt es, einiges was man hier im Forum zusammentragen kann, um das alte Handwerk zu beleben. Das einzige Problem, was ich sehe, ist die Tatsache, das die Handwerkskammern uns, da Steine in den Weg werfen werden. Den im Gegensatz zu dir sehe ich nur eine Chance, wenn es gelingt, wenigstens einige von uns zu gewerblich agierenden Neandertalern zu machen. Sonst wird das Ganze eine Luftnummer. Das Problem liegt darin, das du keine Tischlerei beteiben darfst, ohne einen Meisterbrief zu haben. Ich sehe jedoch keinen Grund einen Meisterbrief zu erwerben der mich anschließend befähigt Knöpfe an einem Computer zu drücken. Ich bin der Meinung, dass hier eine Trennung vom Tischlerhandwerk neue Technologien vollzogen werden muss. Also Tischler NT und Tischler AT. Oder die Tischler der neuen Technologie einfach in Holzmechaniker umbenennen. Den Holzmechaniker sind sie ja im weitesten Sinne. Allerdings ist das Forum hier wahrscheinlich der falsche Platz für Revolutionäre Umtriebe.


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Nicht lamentieren sondern machen!

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jens,

was du unter dem Tischlerhandwerk verstehst, kannst du auch ohne Meisterbrief betrieben, denn es würde unter Kunsthandwerk fallen. Dazu musst du nur ein Gewerbe anmelden. Mit allen daraus resultierenden Rechten und Pflichten. Aber da hast du ja kompetente Berater an deiner Seite. Auch für den Bau und den Verkauf von Profilhobeln braucht man keinen Meisterbrief. Du kannst auch Kurse anbieten, ohne Meisterbrief.

Also statt die derzeitigen Zustände immer nur zu bemängeln kannst du die Initiative ergreifen und den alt eingesessenen Betrieben zeigen, dass man auch anders seine Brötchen verdienen kann. Es liegt nur an dir.

Ich habe alle Varianten des Tischlerhandwerks durch, inkl. dem Knöpfchendrücken, wie du es nennst. Ich wollte eine Veränderung und habe es dann auch durchgezogen.

Mach es also nicht wie die meisten Deutschen und jammere nur rum. Wenn sich was verändern soll, kann man nicht darauf warten, dass es andere für einen tun,

Gruß

Heiko

Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: Nicht lamentieren sondern machen!

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Heiko!
Leider sieht die Handwerkskammer das anders und hat mir vor 20 Jahren deutlich zu verstehen gegeben das für die Ausübung des Tischlerhandwerks ein Meisterbrief benötigt wird. Es geht mir nicht um die Hobel. Ich wollte eine Tischlerei eröffnen, die wie vor 200 Jahren arbeitet. Das hat die Herren nicht interessiert. Tischlerei ist Tischlerei. Wer eine Tischlerei ohne Meister betreibt, arbeitet Schwarz. Mittlerweile bin ich allerdings alt genug um Anspruch auf eine Ausnahmegenehmigung zu haben. Deswegen wirst du bald von mir hören. Denn ich jammere nicht. Ich handele. Wenn andere noch von einem Teller sprechen, auf dem eine Wurst ist, die man essen kann. Habe ich die Wurst längst verspeist.


Pedder
Beiträge: 5797
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: School of Woodworking - deutsches Pendant?

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #136729]
Ich persönlich habe einige Erfahrung in der Herstellung von Profilhobeln aus Holz. Ich habe auch schon einmal eine Zinkensäge selbst gebaut.


Hallo Jens-Peter,

ich würde mich total freuen, wenn Du einen Beitrag zu Profilhobeln und einen zu Deiner Zinkensäge einstellen würdest.
Wenn es technische Probleme mit Bildern gibt helfe ich gern. Einfach eine Mail an Pedder@woodworking.de

Liebe Grüße
Pedder

Jens Peter Pauly
Beiträge: 194
Registriert: Fr 17. Jan 2014, 07:30

Re: School of Woodworking - deutsches Pendant?

Beitrag von Jens Peter Pauly »


Hallo Petter!
Ich würde gerne den einen oder anderen Bericht über den bau von Profilhobeln hier veröffentlichen. Leider sind meine Möglichkeiten momentan etwas eingeschränkt. Ich befinde mich momentan 2000km von meiner Werkstatt entfernt beim Geld verdienen. Am Montag werde ich nach Deutschland fahren zwecks Weihnachtsferien. Da muss ich mich aber auch meiner Familie widmen. Die wohnt in Niedersachsen. Meine Werkstatt ist aber in Rheinland Pfalz. Ab Neujahr bin ich dann wieder bei meinem Montageauftrag, der noch bis Ende März geht. Danach komme ich erst wieder in meine Werkstatt zurück. Ich kann jedoch zwischenzeitlich die Grundlagen des Profilhobelbaus erklären und einige Zeichnungen liefern. Fotos habe ich zu meinem persönlichen Bedauern nie gemacht. Ich habe mir aber vorgenommen, in Zukunft meine Projekte mit Fotos zu dokumentieren.


Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Austausch

Beitrag von Bernhard »

[In Antwort auf #136727]
Hallo René,

die Idee des Austauschs ist wirklich nicht neu. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen findet dieser Austausch statt. Zudem werden Messen und/oder Werkzeughersteller besucht. Dabei konnte man interessante Einblicke in die Produktionsstätten der Firma erlangen oder sich auf Messen aus erster Hand Informationen besorgen. Allerdings waren manche Informationen ernüchternd. Ein deutscher Premiumhersteller von Handwerkzeugen und Hobelbänken hat ganz klar gesagt, dass der deutsche Markt eine Qualität a la LN nicht hergibt. Hier habe ich ganz besonders die stärkeren Hobeleisen angesprochen. Ebenfalls kann man die "alte" Qualität der klassischen deutschen Hobelbänke aus Kostengründen nicht mehr aufrecht erhalten.

Noch ein Wort zu Heikos Kurswerkstatt:
Da ich selbst einmal so ein Treffen organisiert habe, bei dem einige Arbeiten demonstriert und erklärt wurden, kann ich den Arbeits- und Zeitaufwand sehr gut nachvollziehen. Dazu kommt noch der Aufwand des Blogs inkl. der bewegten Bilder. Ich habe höchsten Respekt davor.

Grüße
Bernhard

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