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Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
ich hätte heute eine Frage zum Thema "Spiegelschnitt" (den englischen Begriff "bookmatched" finde ich anschaulicher). Wenn ich ein Brett auftrenne und anschließend wie ein Buch aufklappe, dann haben diese beiden "Buchseiten" unterschiedliche Hobelrichtungen (Faserverläufe). Wenn jedes für sich (z.B. für eine Türfüllung) verarbeitet werden kann ist das kein Problem. Wenn ich aber diese beiden "Buchseiten" zu einer Türfüllung verarbeiten muß habe ich ein Problem!? Die einzige Lösung, die mir einfällt wäre, jede "Buchseite" für sich zu bearbeiten (auf Endmaß zu bringen) und erst anschließend zu verleimen, so daß ich nur noch mit der Ziehklinge arbeiten muß. Stand von Euch schon mal jemand vor dem gleichen Problem? Und wie habt Ihr es gelöst?
Als Testobjekt habe ich ein kleineres Kirschbrettchen aufgetrennt und aufgeklappt. Die roten Pfeile zeigen die jeweilige Hobelrichtung an.
so ganz verstehe ich das nicht. Die beiden Brettchen (jedes für sich) haben doch auch keinen gleichmäßigen Faserverlauf, Du wirst, wenn ich die Maserung richtig interpretiere, auch in der gezeigten Hobelrichtungen Teile der Fläche haben, wo man gegen die Faser (heißt das so? ich meine: die Fasern laufen vor dem Eisen in die Tiefe des Holzes) hobelt. Und allgemein: Ein Brett das komplett mit der Faser (oder mit oberflächenparalleler Faser) gehobelt werden kann, ist doch eher die Ausnahme.
Jedenfalls dürften die beiden Bretter, verleimt und in eine Richtung gehobelt, kein größeres Problem sein, wenn der Hobel danach ist. Ich würde für die Endbearbeitung meinen Flachwinkel- Putzhobel einsetzen. Mikrofase 50° (62° Schnittwinkel), sehr scharf, Span sehr dünn, Maul sehr eng. Da reisst nichts aus, schlimmstenfalls bleiben die Flächen matt.
Mein Standardangebot: Ich führe gern vor in 38315 Schladen.
Hallo Friedrich, vielen Dank für die Antwort und das Angebot der persönlichen Vorführung. Letzteres wird wohl eher nicht zustande kommen, da es von Pforzheim bis zu Dir ein bischen mehr als ein kurzer Nachmittagsausflug wäre.
Ja, Du hast recht. Die von mir im Bild gezeigten Brettchen sind in der Tat ein ganz schlechtes Beispiel, da es sich sogar um ein Oval handelt (ganz kritischer Faserverlauf), und ja, wenn ich an meine seitherige Arbeit mit (europ.) Kirsche zurückdenke dann ist die in der Tat ziemlich "wild" was den Faserverlauf in einem einzigen Brett angeht. Ist mir alles erst nach Deiner Antwort so richtig bewußt geworden. Habe vorher irgendwie einen Tunnel-/Scheuklappenblick auf die ganze Problematik gehabt. Und Flachwinkelhobel habe ich auch irgendwie noch im Hinterkopf gehabt, wenn ich auch noch keinen habe (außer einem Blockhobel mit 30Grad Microfase und 12Grad Bettungswinkel).
Ich kann Deine Befürchtungen verstehen, allerdings sehe ich aus Erfahrung kein Problem. Ich bin Instrumentenbauer, da kommt diese Art von Verleimen und Hobeln bei jedem Instrument 2x vor. Wie Friedrich schon schreibt ist ein sehr scharfer Hobel natürlich sehr wichtig, ein Flachwinkelhobel allerdings nicht immer erforderlich, auch wenn dieser bei sehr verwachsenen Hölzern das Hobeln erleichtert. Ich füge die beiden Teile meistens im sägerauhen Zustand, da die Fuge durch die Dicke (4-5mm) leichter zu erstellen ist. Dann hoble ich wie gewohnt mit leichten Spanabtrag die Fläche mit einem Record #5, sollten sich an einigen Stellen Ausrisse ergeben, drehe ich das Brett einfach um und wechsle einfach damit die Hobelrichtung. Ich bearbeite dann nur die Fläche von der Mitte zum Rand. Diese Taktik erfordert zwar ein häufiges umspannen, funktioniert aber sehr gut in meinem Alltag. Für ein Brett der Größe 40*55cm, zusammengesetzt aus 2x 20*55cm, benötige ich je nach Holzart ca 1/2 bis 2 Stunden um auf die Dicke von 2-2,3mm zu Hobeln. Der letzte Arbeitsgang besteht aus einem Abziehen der Oberfläche mit einer Ziehklinge, damit bekommt man eine glatte, schöne Oberfläche. Zur Vollständigkeit halber: ich verwende meistens Exotenhölzer wie verschiedene Palisander Arten, stark geriegelten oder Muschelahorn, Nussbaum, verschiedene Mahagoniarten, Zypresse... aber auch Fichte un Zeder. Also durchaus eine Auswahl die nicht unbedingt in jedem Hobbykeller lagern.
unter "Spiegelschnitt" versteht man eine sägewerkseinschnittsvariante. sie verläuft radial duch die stammitte und zeigt an den schnittflächen die z.b. bei eiche und buche typischen "Spiegel".
zitat:"Spiegelschnitt: Die Jahrringe sind als parallel zur Stammachse verlaufende und die Markstrahlen als radial verlaufende Streifen zu sehen. Die längs angeschnittenen Markstrahlen erscheinen als glänzende Spiegel."
aus dem alten Spannagel wußte ich, daß der Spiegelschnitt eine spezielle Aufsägetechnik für Stammholz ist, weshalb ich es auch in Gänsefüßchen gesetzt habe. Ich wollte damit nur verdeutlichen, daß nach dem Auftrennen die beiden Bretthälften spiegelbildlich zueinander sind. Den von Dir genannten zweiten Begriff (gestürztes Verleimen) habe ich noch nie gehört. Also schon wieder was dazugelernt! Vielen Dank dafür.
vielen Dank für Deine Erläuterungen aus Sicht eines Fachmannes. Irgendwie hatte ich mir schon gedacht, daß die einzige Chance das regelmäßige Drehen des Werkstückes sein wird. Denn so wie Du verleime ich auch gerne in sägerauhem Zustand, dann lassen sich anschließend eventuelle Verleimfehler besser beseitigen, als wie wenn ich zwei bereits auf Endmaß gebrachte Bretter verleime. Heute in der Werkstatt ist mir dann noch eingefallen, daß ich einen ULMIA Hirnholzbestoßhobel (ist bei einer Schreinereiauflösung für gaaaaanz kleines Geld zu mir gekommen) mit 49Grad Bettungswinkel habe. Also gleich mal getestet (an heimischer Wildkirsche) und gegen den Strich gehobelt. Hat sehr gut funktioniert, allerdings bleibt die gehobelte Fläche matt (wie Friedrich schon erwähnt hat). Aber bei einem Oval (wie in meinem Beispielbild) versagt auch dieser Hobel. Jetzt werde ich bei Gelegenheit mal einen "Backbevel" an dieses Bestoßhobeleisen anschleifen und dann nochmal testen.
@ alle ein netter Forumskollege unterschreibt seine Beiträge immer mit "nur als Gedankenanstoß" und genau diese Gedankenanstöße habe ich hier bekommen!! Vielen Dank.