Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof
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Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christof »


Hallo !

Ich möchte mir in den nächsten Wochen eine Werkbank nach Heiko's Vorbild bauen. Ich habe bisher keine (vernünftige) Werkbank und habe nun eine Weile überlegt eine (schwere) Hobelbank zu bauen. Aber davor ist mein Respekt aktuell doch noch zu groß und meine Fähigkeiten noch zu schwach.

Ich möchte die Bank für Maschinen und manuelle Arbeit nutzen, wobei wichtig ist, dass ich auf ihr vernünftig hobeln kann. (Und da vertraue ich auf den "Erfinder", dass das vernünftig möglich sein wird.)

(Ich nehme an, man kennt Heiko's Bank hier aber ich stell' mal trotzdem den Link dazu rein (ist hoffentlich gestattet!): http://holzwerkerblog.de/2013/03/14/bau-einer-werkbank-mit-video/)

Rasch einen stabilen Tisch zu haben ist für mich derzeit Priorität; mein Anspruch ist hier nicht etwas zu schaffen, dass die nächsten 10-20 Jahre überdauern muss.

Es gibt noch eine Reihe Einzelheiten für mich festzulegen und noch nix ist wirklich fix, was mich aber dzt. am meisten beschäftigt ist, dass ich mir Einbilde, eine Vorderzange zu integrieren.

Ich bin zuerst davon ausgegangen, dass ein mittelschwerer Tischlerschraubstock eine vernünftige Lösung ist. Diesen würde ich unter die Tischplatte (MDF >= 19mm, dass ich wohl in dem Bereich verstärken müsste) montieren. Allerdings möchte ich den Schraubstock mit der Tischschürze plan anbringen und nicht "nur" vor die Schürze zu setzen.

So und an diesem Punkt angelangt begann der Gedanke lauter zu werden, dass eine konventionelle Zange (z.B. die Veritas Vorderzange http://www.feinewerkzeuge.de/veritasvise.html) möglicherweise eine bessere Lösung darstellen könnte weil:

.) die Zange hinter die Schürze gesetzt wird und ich die ohnehin nicht superstarke Tischschürze nicht durch eine Ausnehmung weiter schwächen würde.
.) die Zange hinter der Schürze möglicherweise deutlich einfacher ist, als den Schraubstock exakt plan einzusetzen.
.) ich die Tischschürze als hintere Back verwenden kann und hier nicht extra eine hintere Back anfertigen muss.
.) die Vorderzange, künftig eher in eine ordentliche Hobelbank übersiedeln kann als der Tischlerschraubstock und ich das also nicht 2x anschaffen muss.

So, nun ich denke, dass eine schwere Zange oder ein Schraubstock in dieser Art Werktisch keine Ideallösung ist und es daran einige konstruktive Mängel festzustellen ist, wenn es aber keine absoluten No-Gos gibt, möchte ich den Weg unbedingt weiter verfolgen; das Projekt scheint mir für mich realisierbar und ich hoffe, dass die Konstruktion eine vernünftige Verwendung der Zange ermöglichen wird. (Das Hobeln am MFT nervt tierisch…)

Was mich freuen würde ist, wenn ich hier ein paar Meinungen und Bemerkungen zu dem Vorhaben einholen könnte; insbesondere über mögliche Für und Wider "Hobelbankzange oder Tischlerschraubstock". In dieser Frage könnte ich aktuell nicht orientierungsloser sein ! :-)

Schonmal Danke für jede hilfreiche Antwort!

Christof


Pedder
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Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Pedder »


Hallo Christof,

ich habe mich nicht so mit Heikos Bank beschäftigt oder gar an ihr gearbeitet, um eine abschließende Meinung zu haben. Nach meinem EIndruck müsste sie zum Hobeln gut geeignet sein. Stemmen auf hohlem Plattenmaterial stelle ich mir laut und federnd vor. Aber damit kann ich auch daneben liegen. Ihre Vorteile hat sie aber bestimmt, wenn man nicht nur mit Handwerkzeugen, sondern auch viel mit handgeführten Elektrowerkzeugen arbeitet.

Wenn Du neben den 200 € Materialkosten, die Heiko angibt, auch noch 300 € für eine ! Zange ausgibst, dann bist Du preislich sehr nah bei einer gebrauchten Ulmia zum Sofortkaufpreis inklusive Lieferung nach Deutschland. Deshalb würde ich mich an Deiner Stelle für eine günstige Zange entscheiden. Wahrscheinlich die Vorderzangenführung für 65 €. Wenn das Geld locker sitzt, kauf nur das Beste! Das lohnt sich eigentlich immer.

Liebe Grüße
Pedder



Horst Entenmann
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Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Christof,

Hast du dir über andere Vorderzangen (skandinavische oder deutsche) auch schon Gedanken gemacht? Da du dir Sorgen machst die Schürze nicht zu schwächen weil die ja die nicht sehr starke Platte stützt wären diese beiden Vorderzangen meiner Meinung nach besonders für dich geeignet da die Schürze dann die hintere Backe darstellt und nicht ausgeschnitten werden muß.

Gruß Horst

Christoph M.
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Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christoph M. »

[In Antwort auf #134429]
Hallo Christof,

die Schraubstöcke werden alle an der Platte befestigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man die an 19mm MDF gut befestigen kann, unterschätze das Gewicht nicht. Mit den Backen wiegt so ein Vorderzange schnell 15kg - 20kg. Die Bank von Heiko wird ja durch die Zarge aus Seekiefer stabilisiert. Anstelle einer Vorderzange kannst du bei der Bank von Heike Zwingen durch die Bohrungen anbringen und so Werkstücke festspannen.

Es kommt halt darauf an was du mit der Bank machen möchtest. Für Hobeln und Stemmarbeiten wäre mehr Masse, gerade in der Platte nicht verkehrt.

Grüße
Christoph

Christof
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Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christof »


Hallo Christoph!

Danke für deine Antwort. Die Befestung mit Zwingen & Co. ist klar; trotzdem der zusätzliche feste Zangewunsch ;-)
Die MDF- und Kieferplatte würde ich in diesem Bereich verstärken (evtl. einfach aufdoppeln) und hoffe, dass das ausreichend sein wird, damit ich da kein Pfusch baue.
Ggf. überlege ich auch die Tischplatte und die vordere Querleiste mit stärkerem Plattenmaterial auszustatten, um mehr Masse zu bekommen.

Obwohl, ich grad noch vorhin, das ein wenig anders gesagt habe: Aber du hast da wohl recht; es gibt ja doch einen Gewichtsunterschied zwischen Schraubstock und Zange und von daher wäre das wohl ein Punkt für die Zange. Nicht wahr.

lg, Christof


Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #134437]
Hallo Pedder!

Vielen Dank für deine Meinung dazu!

Mit den Kosten hast du natürlich recht; jedoch steckt da irgendwo noch die Idee, dass ich eine "richtige" Hobelbank selber bauen möchte, weil ich mir die Möglichkeit eines solchen Projekts nicht entgehen lassen will. Habe das aber eine Weile in die Zukunft verschoben, weil's bei mir da handwerksmäßig einfach noch nicht reichen wird - und daher will ich aber auch nix fertiges kaufen.

Auf die Veritas Zange bin ich gar nicht festgelegt, kann auch eine deutsche oder andere sein. Die Frage war mir halt, ob (auch mit Blick auf die leichte Konstruktion (Plattenmaterial MDF und Sperrholz) die Zange oder der Tischlerschraubstock besondere Vor- oder Nachteile haben.

Bisher sehe ich für weder gravierende Punkte für das eine oder andere. (Ich lasse mal Feature-Frage wie Schnellverstellungsmöglichkeit oder ausfahrbarer Bankhaken außen vor; sondern mir geht's da nur um die Konstuktion.)

Mittlerweile glaube ich, dass der Schraubstock einen Nachteil hat, weil ich an der Schürze recht viel Matrial rausnehmen muss, damit ich diesen plan montieren kann; ich muss die Schürze möglicherweise sogar komplett unterbrechen und das wäre bei der Tischkonstruktion vermutlich zuviel des Guten. (Die Schürze wäre ja eine Sperrholzplatte mit einer Höhe von irgendwas zwischen 150 und 250.

lg, Christof

Christoph M.
Beiträge: 188
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Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Christof,

um noch mal eine Idee in den Raum zu werfen, suche mal nach der Multiwerkbank von Guido Henn. Die kann man in der Konstruktion abwandeln. Hier im Forum gibt es dazu auch einige Nachbauten.

Dort wird anstelle von MDF Multiplex bzw. Siebdruckplatten verwendet.

Grüße
Christoph

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christof »


Hallo Christoph!

Yep, Guido's Multiwerkbankplan liegt hier grad neben mir offen auf dem Tisch. Ist auch so ein Traumteil :-)
Ich werde mich was das Plattenmaterial betrifft daran ein wenig orientieren (Plattenstärke und so), obwohl Siebdruck wird's nicht, das ist mir zu schwarz und glatt. Aber er verwendet 30mm für die Tischplatte und 25mm für die Rahmen und das würde ich evtl. so machen, die Konstruktion aber gemäß Heiko lassen. (Soll auch wie Heiko es macht, nicht verleimt sondern nur verschraubt werden, weil ich mir da noch Umbau- und Abbauflexibilität offen halten will.)

Ist immer noch die Frage: Vorderzange oder Tischlerschraubstock.

Aber mit so vielen freundlichen Antworten an diesem schönen morgen scheint die Entscheidung für eine Vorderzange herauszukommen ;-)

lg, Christof

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #134429]
hallo Christof,

die Bank, die Du bauen willst, hat den Vorteil einer breiten Schürze, die senkrechtes Spannen von Brettern unterstützt. Vermutlich nach englischem Vorbild.
Da wäre eine Spannvorrichtung adäquat, deren deutschen Namen ich leider nicht kenne. Die Engländer nennen sie "leg vise" siehe hier http://en.wikipedia.org/wiki/Workbench_%28woodworking%29 oder bei Schleining "The Workbench" und bei Schwarz "Workbenches".

Die Leg Vise erlaubt das Spannen gegen die Schürze, ist sehr einfach konstruiert. Kann bis auf die Spindel (gibts bei Dieter) selbst gebaut werden.

viele Grüsse
reinhold

Christof
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Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Zange vs. Tischlerschraubstock ?

Beitrag von Christof »


Hallo Reinhold!

Eine Leg Vise steht auf dem Wunschzettel. Aber nicht für die Bank, das wird mir noch zu kompliziert sein.
Soweit ich weiß ist das entweder mit einer Spindel + der Leiste am unteren Ende, die parallel zu Spindel läuft und die Backe stabilisiert konstruiert oder mit dieser "Criss-Cross" Lösung. Beides finde ich für mich zu herausfordernd, derweilen.

Aber dein Vorschlag ist gut. Ich überlege, wie ich eine (herkömliche) Zange so anbringen könnte, dass ich das Tischbein mitnutzen kann.

lg, Christof

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