Reformputzhobel von den Toten erwecken?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jakob
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Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: aktuelle Bilder

Beitrag von Jakob »


Schade, dass es so aussichtslos aussieht.

Noch 2 Fragen bleiben:

Die Narben sind das eine, die werksseitigen Unebenheiten das andere. Macht es überhaupt sinn ein HSS-Eisen zu kaufen wenn man es dann nicht plan schleifen kann?

Wie könnte man theoretisch das Eisen plan schleifen mit professionelleren Mitteln? Evtl. kann ich jemanden Fragen...

Ich müsste wohl eine 2. Fase anschleifen, spricht etwas dagegen z.B: 5° anzuschleifen, um insgesamt auf 30 oder 35° zu kommen?
Oder muss es der flache Winkel mit dem Lineal sein?

Das Eisen hat folgende Maße:

Bereite: 48mm
Gesamtlänge: 170mm

Schlitz Länge: 104mm
Breite de Schlitzes unten: 11mm
oben Kreisausschnitt: 19mm

bevor wir mit Hobeleisen um uns werfen würde ich vorher noch einen zweiten Hobel (Howa Doppelhobel, dessen Eisen auch in den Ulmia passt!) schärfen um eine Eindruck von der mir möglichen Qualität zu bekommen.
Da vermutlich niemand so ein vernarbtes Eisen gebrauchen kann, würde ich auch vorher noch den Linealtrick versuchen.

Vielen Dank für die Hilfe! Beste Grüße, Jakob


Friedrich Kollenrott
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Re: aktuelle Bilder

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Jakob,

HSS- Eisen sind eigentlich nur gebräuchlich (oder waren es) um Schichtpressstoffe wie Resopal mit dem Hobel bearbeiten zu können, für normales Massivholz sind diese Eisen eher unüblich und auch nicht vorzuziehen (wie Bob auch schreibt), also nicht für feinen Späne und schöne Oberflächen. Ich würde Dir empfehlen, erst mal mit einem "normalen" Eisen weiterzumachen, da kommst Du schneller zu einem Erfolg.. Und ich mail Dir dazu noch was.

Man kann ein narbiges Eisen selbstverständlich mit einer Flachschleifmaschine beliebiger Bauart (Umfangsschliff oder Topfschliff sind beide geegnet) bearbeiten. Wenn Du jemanden kennst der an eine solche Maschine herankommt wäre es einen Versuch wert. Es wird dann auf einer Magnetplatte gespannt. Ich würde so vorgehen, dass ich zuerst auf der Spiegelseite spanne und die Rückseite leicht überschleife (muss nicht sauber werden), dann umdrehe und die Spiegelseite schleife.

Ob es sinnvoll ist, ein HSS- Eisen zu kaufen wenn man es garnicht planschleifen kann? Das erklärt sich wohl daraus, dass ein solches Eisen fürs Grobe gedacht ist. und da kommt es nicht so darauf an. Solche Eisen werden auch schon mal am Doppelschleifer geschärft. Die Anforderung, eine Spiegelseite solle plan sein, ist sinnvoll wenn der Hobel (auch) für feinere Arbeiten geeignet sein soll. Die Sache mit den HSS- Eisen ist wohl auch weitgehend Vergangenheit. Ich habe eines für einen älteren Kunz- Hobel, und Kunz bietet (als einziger Hersteller, glaube ich) solche Eisen auch für seine neueren Hobel an. Das HSS- Eisen könnte übrigens auch die verschlissenene Hobelsohle erklären. Wenn man hartes Material hobelt geht das natürlich auch auf die Sohle, das ist darum normalerweise eher was für eiserne Hobel.

Wenn Du das Eisen an der Spiegelseite mit einer flachen Fase versiehst, wird die wegen der Tiefe der Löcher ja relativ breit, der Spanbrecher sitzt also auf der Fase auf. U.U. müsste der Spanbrecher dann angepasst werden. Er muss ja mit seiner Vorderkante aufsitzen, und normalerweise ist der "Freiwinkel " dahinter sehr klein. Rein von der Funktion her spricht nichts gegen einen 5°- Winkel.

Friedrich

Rafael
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Achtung vor Bananenschleifen

Beitrag von Rafael »


Hallo,

was das Schelifen auf einer Flachschleifmaschine angeht, möchte ich hier mal wiedergeben, was mir ein befreundeter "Metaller" erzählte.
Wenn man ein gekrümmtes stück Metall plan schleifen möchte, dann wird man (unterhalb einer gewissen Dicke) fast immer eine Banane schleifen. Was ist damit gemeint? Man nehme einen leicht gekrümmten Blechstreifen und lege es so auf die Schleifmaschine, dass die konvexe Seite nach oben zeigt in der Hoffnung, dass man den Bauch wegschleifen kann. Nun schaltet man den Magnettisch ein (den hat man normalerweise auf einer Flachschleifmaschine, und einen Blechstreifen kann man auch kaum anders spannen) und der Blechstreifen legt sich nun glatt hin. Beim Schleifen verpasst man nun der einen Seite eine schöne Oberfläche, nach dem Abschalten des Magnettisches ist die Krümmung wieder da. Dreht man den Streifen um und schleift die andere Seite, dann hat man eine Banane mit glatten Oberflächen und gleichmäßiger Dicke, sonst aber auch nichts. Bei einem recht dicken Eisen könnte man es probieren, aber dann sollte man beobachten, ob die Maschine tatsächlich da was weg nimmt, wo sie es sollte.

Ich möchte noch etwas zu dem "Lineal Trick" schreiben. Ich habe geschrieben, dass ich es extrem gemacht habe, es ist also eher eine recht ausgeprägte Gegenfase. Dabei nehme ich bewußt in Kauf, dass der Spanbrecher seine Aufgabe da gar nicht so richtig ausüben kann, ist das Eisen aber scharf genug, dann klappt es wunderbar mit dem Hobeln. Die Rostkrater direkt an der Schneide, und kurz davor sind damit weg. Solange ich mit dem Hobel arbeite, erreiche ich mit dieser glatten Geganfase eine gute Schneide. Wenn ich dann wieder Lust habe, kann ich die Spiegelseite immer weiter bearbeiten.

Zum Eisen von Jakob: direkt vor der Schneide sieht es doch gar nicht so schlecht aus. Aber warum soll es ein perfekter rechter Winkel sein? Man kann doch das Eisen im Hobel auch etwas schräg stellen, da bedarf es keine Genauigkeit von 0,1°.

Vor einigen Tagen habe ich ein laminiertes Eisen einer Rauhbank bearbeitet. Die Spiegelseite war konvex, die Rückseite passend dazu konkav. Da keimte in mir noch die Hoffnung, dass man das Teil erst mal etwas gerade biegen kann. Nach einem Versuch im Schraubstock gab ich es aber auf. Es musste also doch geschliffen werden.
Da die Krümmung jedoch sehr ausgeprägt war, entschied ich mich wiederum zu extremen Mitteln. Auf einem langsam drehenden, wassergekühlen Stein wurde die Spiegelseite geschliffen. Dabei benutzte ich den runden Teil der Scheibe, nicht etwa die Seite. Der Bereich direkt vor der Schneide wurde ausgelassen und auf einem planen Stein wurde immer wieder markiert, wo ich noch dran musste. Irgendwann konnte ich dann auf den normalen Stein übergehen. Das Ergebnis hat überzeugt und die Bearbeitungszeit war ungleich kürzer, als bei der konventionellen Handarbeit zu erwarten wäre.
Die Rückseite wurde auch noch etwas bearbeitet, damit Teile des Eisens im Hobel nicht zu sehr "in der Luft" hängen.

Gruß,
Rafael

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Bananenschleifen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Rafael,

das ist richtig, wirklich plan bekommt man ein Eisen so nicht; Du findest dieses Phänomen (wenn auch nicht unter dem griffigen Fruchtnamen) auch in meiner Schärfanleitung beschrieben. Planparallelschleifen dünner Teile erfordert ganz andere Maschinen (bei denen schwimmend zwischen zwei Scheiben geschliffen wird, beispielsweise Maschinen der Fa. Diskus). Nur, das sind reine Produktionsmaschinen, da kommt man nicht dran. Und es wäre doch schon schön, ein Eisen narbenfrei schleifen zu können, auch wenn es hinterher nicht ganz plan ist.

Friedrich


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