Reformputzhobel von den Toten erwecken?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?

Beitrag von Jakob »

[In Antwort auf #133683]
Das Eisen hat 48mm Breite.

Es sieht genau aus wie das HSS-Doppelhobeleisen für Reformputzhobel aus dem aktuellen Kirschen-Katalog. Nur über den Kirschen ist noch die Zahl 48.
Auf der Rückseite steht "HSS".

Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken? *MIT BILD*

Beitrag von Jakob »


Es ist ein 48mm Eisen. Auf der Rückseite steht außerdem "HSS".

Sieht insgesamt genau so aus wie das aktuelle Kirschen HSS Eisen für Reform-Doppelhobel, außer dass über den Kirschen noch die Zahl 48 steht.



Andreas Winkler
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Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Jakob,

ein Arbeitstier, das sicher noch nicht am Ende seiner Lebensdauer ist! Da lohnt der Aufwand doch absolut.
Ein HSS-Eisen ist von Hand allerdings nicht angenehm zu schärfen.

Gruß, Andreas

Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Nochmal zum Hobeleisen (HSS)

Beitrag von Jakob »

[In Antwort auf #133674]
kleiner Zwischenbericht:

Das Abrichten der Sohle hat funktioniert (Schleifpapier auf Fensterbank), ich habe eine leichte Abflachung vorne Links von ein paar mm in kauf genommen, um das Holz vorne nicht noch mehr zu schwächen.
Den restlichen Hobelkörper habe ich mit der Ziehklinge gereinigt und leicht nachgeschliffen. Alles mit Walnussöl eingerieben und mit Bienenwachs nachpoliert.
Der optische Eindruck gefällt wir jetzt sehr gut.

Aber nochmal zu den Eisen: nachdem ich alles entrostet hatte, habe ich mit meinem alten dunkelgrauen Bankstein (abgerichtet) und Schleifpapier auf Glasplatte versucht die Spiegelseite Plan zu schleifen um Kratzer und evtl. Narben loszuwerden. Dabei stellte ich Fest, dass sie wohl noch nie Plangeschliffen war (wie es auch im Schärfprojekt beschrieben steht). Leider ist mir das auch nicht wirklich gelungen, habe irgendwann aufgegeben, weil ewig nichts runterging.
Wie soll ich mit der Spiegelseite weitermachen? Ist es bei einem HSS Eisen möglich?
Ich habe eh vor, mir noch einen 1000er Wasserstein und im Notfall noch einen Abziehstein zu besorgen (weil mein Belgischer Brocken wohl zu klein ist). Komme ich damit weiter?

Die Fase konnte ich mit einer Schleifführung vergleichsweise einfach anschleifen, aber auch da sollten noch 1-2 mm runter damit die Ecken richtig frei werden.

Mangels geeigneter Spiegelseite und geeignetem Abziehstein lässt natürlich auch die Endschärfe noch sehr zu wünschen übrig, aber trotzdem ist das Ergebnis der ersten Hobelstriche schonmal besser als alles was ich bisher erreicht habe. Das motiviert zum weitermachen.

Danke und beste Grüße, Jakob



Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Spiegelseite

Beitrag von Rafael »


Hallo Jakob,

mit der Spiegelseite ist das manchmal schon ein Kreuz. Versuche doch mal ein paar aussagekräftige Bilder der Spiegelseite einzustellen.
Als ich letztens bei einem E.C.E Secundus feststellen musste, dass die Spiegelseite einfach zu viele, tiefe Rostpickel hatte, obwohl sie an sich schon plan war, habe ich mich zu einer Radikalkur entschieden. Damit meine ich, dass ich die die Spiegelseite in der Art des "Trick mit dem Lineal" bearbeitet habe, aber in einer extremen Form. Ich habe also in einer radikalen Art eine Gegenfase, auf einem kurzen Bereich, angebracht.
Das hatte die folgenden Vorteile:
- ich musste die Spiegelseite nicht stundenlang weiter bearbeiten, bis die Rostlöcher weg waren.
- Eine eventuelle unebenheit der Spiegelseite war nicht mehr wichtig, da nun die Gegenfase gerade war.
- ich kann mir das Eisen bei jeder Schleifaktion vornehmen und die Spiegelseite weiter bearbeiten.

Hast Du auch mal die Rückseite des Eisens beobachtet und nachgemessen, ob es einigermaßen plan ist? Wenn die Seite konvex ist, wirst Du keinen Spaß beim Hobeln haben.

Ich wollte noch etwas zum Abrichten der Hobelsohle schreiben. Bei einem Reformhobel muß man entweder die Sohle so abrichten, daß sie vorne und hinten gleich dick ist, oder man verzichtet auf die Spätere Verstellung des Hobelmauls. Die Fläche, gegen die das Klötzchen der Maulverstellung festgedrückt wird, ist ursprünglich parallel zur Hobelsohle, wird diese mit der Zeit schräg abgerichtet, dann bleibt bei einer Verschiebung des Klötzchens seine Unterseite nicht mehr in der Gleichen Ebene wie die Sohle.

Rafael

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Nochmal zum Hobeleisen (HSS)

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Jakob,

das Sauber- und Planschleifen einer Spiegelseite ist immer sehr mühsam. Immer. Aber man muss es ja auch nur einmal machen. Schleifpapier wird relativ schnell stumpf dabei und schleift auch nicht richtig plan, ein Stein ist schon besser. Aber auch mit einem 1000er Stein ist es eine langwierige Geschichte, das kann schon mehrere Stunden dauern. Wenn Du Dir einen Stein kaufst und speziell dieses Planschleifen im Auge hast, nimm den 800er King, der hat eine sehr gute Abtragsleistung, ist noch relativ preiswert und auch beim Schärfen gut. Aber es bleibt auch mit dem erschütternd wie wenig Abtrag man an einer Spiegelseite mit einem Schleifstein schafft. Besser wäre natürlich ein Schruppstein (aber auch mit dem dauert es lange).

Ist das Eisen HSS oder vermutest Du das nur? Solche Dinger sind eigentlich selten. Wenn es aber wirklich eins ist, ist Planschleifen von Hand eine ziemlich hoffnungslose Sache.

Natürlich kann man sich behelfen indem man stattdessen an der Spiegelseite eine lange flache Fase anschleift (Rafaels Trick).Es muss natürlich trotzdem der Spanbrecher dicht aufsitzen. Ich tät das nur in der letzten Not, aber möglich ist es.

Wohntest Du in meiner Nähe, würde ich Dir gern helfen. (Vielleicht doch? Ich wohne südlich von Wolfenbüttel).

Ansonsten: Nicht aufgeben!

Friedrich

Friedrich

Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

Re: Nochmal zum Hobeleisen (HSS)

Beitrag von Jakob »


Hallo Friedrich und alle anderen,

Das Eisen ist sicher HSS, zumindest stehen diese Buchstaben oben auf der Rückseite.

Ich habe schon den 1000/6000er King bestellt (ich denke das ist auch ok, ich muss ja voraussichtlich nicht ständig HSS-Hobeleisen plan schleifen und für den Rest müsste der 1000er gut sein)
Den Doppelstein übrigens nur weil der einzelne 6000er nicht auf Lager war. Morgen hohle ich den Stein von der Post, dann kann es weiter gehen.

Bisher habe ich auf einem alten abgerichteten Stein unbekannter Herkunft (grob geschätzt 150/400) geschliffen. Da mein Budget für Schleifmittel fürs erste ausgereizt ist, kommen also erstmal diese Steine in Frage.
Ich habe eben keine Ahnung welche Schleifmittel am ehesten für HSS taugen.

Ich Wohne in Leipzig, in der Nähe von Wolfenbüttel werde ich in nächster Zeit leider nicht sein.

Zu dem was Rafael zum abrichten der Sohle schreibt: Du hast recht! Ich habe mit ganz offenem Maul abgerichtet, dadurch ergibt sich bei geschlossenem Maul ein leichter Spalt der mit dem Lineal gegens Licht sichtbar wird. ich werde wohl versuchen das mit etwas Papier auszugleichen - aber das käme dann leider auf einer quasi-Festlegung der Maulweite gleich.

Danke und viele Grüße, Jakob

Jakob
Beiträge: 34
Registriert: Fr 26. Nov 2021, 11:41

aktuelle Bilder *MIT BILD*

Beitrag von Jakob »


Und weil wir alle Bilder Mögen


Der Hobel nach dem Abrichten und erstem Oberflächenauftrag.


Die Spiegelseite. Die Schleifspuren lassen auf die Unebenheiten schließen.


Die neue Fase. Um die Abrundungen an den Ecken und einen Krater herauszuschleifen müsste noch 1 mm zurückgeschliffen werden, auch der rechte WInkel stimmt noch nicht perfekt.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: aktuelle Bilder

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Jakob,

das sieht nicht gut aus. Das Schliffbild kenne ich von eigenen Versuchen mit Schleifpapier. Du wirst diese Spiegelseite, wenn es ein HSS- Eisen ist, nicht mit akzeptablem Aufwand sauber schleifen können, solche Narben sind tief, vielleicht geht der ruler- Trick von Rafael. Sieh zu, dass Du ein normales (nicht HSS) Eisen bekommst , Wenn Du Die Maße des Eisens angibst (Breite des Eisens , Form und Abmessungen des Schlitzes) findet sich womöglich jemand der ein passendes Eisen nutzlos herumliegen hat. Ich könnte Dir ein 48 mm breites Eisen Marke Spannsäge von einem Steiner- Reformputzhobel schicken, nagelneu und nie benutzt. Es wäre aber zu klären ob es passt.

Friedrich

Bob
Beiträge: 36
Registriert: Mi 2. Jan 2019, 10:29

Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?

Beitrag von Bob »

[In Antwort auf #133674]
Hallo Jakob,

ich finde, dass der Hobel gar nicht schlecht aussieht. Es kommt bei Werkzeug ja immer darauf an, was man damit vorhat. Zwischen Holzbearbeitungslabor und Baustelle gibt es da ein ganz schön breites Spektrum.

Das Prinzip des Reform-Putzhobels verspricht in meinen Augen auf den ersten Blick mehr, als es hält. Wenn man das Maul wirklich eng einstellt, dürfte die Pockholzkante vor dem Eisen schnell rund werden, und man müsste die ganze Sohle neu abrichten, um die Wirkung des ganz eng gestellten Mauls zu behalten. In der Praxis sind das trotzdem ganz tolle Hobel, in der Regel aus schönerem Holz, besser verarbeitet, und mit der haltbaren und gut gleitenden Pockholzsohle.

Mit dem HSS-Eisen ist der schon etwas abgenutzte Hobel ein prima Werkzeug für gröbere Arbeiten. Äußerste Schärfe erreichen diese Eisen nicht, aber sie halten eine mittlere Schärfe sehr lang, und das auch bei rauheren Bedingungen.
Wenn Du Deinen Hobel mit HSS-Eisen so gut schärfst, wie Du das eben hinbekommst, dann würde er von der Arbeitsleistung jeden spitzenmäßig geschärften Hobel mit Eisen aus bestem Kohlenstoffstahl übertreffen.
Voraussetzung: Das Holz lag auf der Baustelle herum und wurde abgebürstet und das Hobelergebnis soll baumäßig als "glatt und eben" durchgehen. Während das Eisen aus bestem Kohlenstoffstahl dann ein paar Mal geschärft wird, gehts Du zu einem anderen Hobel über, der für feine Arbeiten reserviert ist, und putzt damit.

Ich habe einen alten Schlichthobel aus Gusseisen von Kunz mit einem dünnen HSS-Eisen und bin immer wieder erstaunt, wieviel dieses Eisen wegschafft.
Wenn Du Dein Eisen mal an eine Schleifmaschine hältst, und Du siehst die selben Funken (rötlich, eher dunkel) wie bei einem HSS-Bohrer, dass ist es wirklich ein HSS-Eisen.
Ich wüsste keinen Fall, in dem HSS-Stahl auf einen Träger aufgelötet oder aufgeschweißt würde, so dass das vermutlich massiv sein sollte. Du kannst also auch abseits der Schneide testen.

Viele Grüße,

Bob



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