Reformputzhobel von den Toten erwecken?
Reformputzhobel von den Toten erwecken?
Hallo!
Ich stelle mich erstmal kurz vor: 25 Jahre, schon immer Handwerklich aktiv aber bisher selten sehr perfektionistisch.
Jetzt hat es sich ergeben, dass ich mich im letzten Jahr an das Thema Holz herangetastet habe. Angefangen mit Beil, Zugmesser und Schabhobel und Schnitzmessern. bin aber über ein paar Holzlöffel und Keinzeugs noch nicht hinausgekommen.
Nun zu meiner Frage: Ich habe durch verschiedene Zufälle mehrere Hobel, Einen alten groben Doppelhobel mit leicht gebogener Klinge (sieht alt aus) der gut arbeitet, einen ddr-Doppelhobel der aber noch nicht so arbeitet wie erhofft, einen Simshobel und
einen Ulmia Reform Putzhobel (wohl 30er).
Um den dreht sich meine Frage: er ist (seit ich ihn kenne) in schlechtem Zustand, seitlich leicht angesägt, einen Abplatzer an der Sohle habe ich schon vor einer Weile wieder angeleimt. und vor allem: die Pokholzauflage ist nur noch sehr dünn:
vorne: 4mm hinten 6mm. Das heißt die Eisenplatte mit der Schraube für die Maulplatte hat noch 1mm bis sie unten aufliegt. Außerdem ist die Sohle ziemlich uneben. Ich denke das Material könnte gerade reichen um noch einmal abzurichten (hatte an Schleifen gedacht).
Soll ich beim Abrichten versuchen die Sohle wieder gerade zu bekommen also hinten auch auf 4mm runterschleifen?
Lohnt sich der Aufwand? Ich erhoffe mir einen Putzhobel mit dem ich ordentlich arbeiten kann, muss keine Höchstleistungen mehr bringen.
Danke für eure Hilfe!
Grüße, Jakob
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Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
Hallo Jakob,
ich bin zwar selber wirklich kein Profi, was Holzwerken angeht, aber für Hobel hab ich irgendwie ein Faible und schon eine Menge Exemplare vom Flohmarkt gerettet und aufgearbeitet, dazu hab ich aber auch einige neue Exemplare verschiedener Preisklassen.
Vom Gefühl her würde ich sagen: als Putzhobel wird das nix mehr. Die Krux ist glaube ich, dass du, um einen Hobel so gut herzurichten, dass er zum Putzen taugt, schon einiges an Übung brauchst und vor allem auch einige gut funktionierende Hobel zum Vergleich, wie gut so ein Werkzeug funktionieren kann oder nicht.
Auf keinen Fall will ich dir das Aufarbeiten ausreden, das macht wirklich Spaß und man kann sich am Ergebnis freuen. Wenn aber ein wirklich gut funktionierender Hobel als Ziel rauskommen soll, würde ich mit einem neuen Werkzeug anfangen. Vielleicht ein Juuma vom Hausherren, oder etwas von Mujingfang (wenn's asiatisch sein darf). Auch neuwertige Ulmias oder ECEs kosten nicht die Welt.
Viele Grüße,
Christoph
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
hallo Jakob,
so ähnliche Ulmia-Reform-Putzhobel aus dem Flohmarkt habe ich auch schon restauriert.
Die Arbeit ist nicht schwer und man bekommt einen guten Eindruck, wie so ein Hobel arbeitet oder wenigstens arbeiten sollte.
Langer Rede kurzer Sinn, man kann den Hobel herrichten, aber es lohnt sich meistens nicht.
Schau erst mal, wieviel Stahl noch am Eisen ist. Die Vorkriegs-Eisen waren angestählt, der Stahl aber nur ein paar Zentimeter breit. Meist sind sie runtergewirtschaftet, x-mal geschliffen, hoffentlich nicht ausgeglüht, nur noch wenig Stahl vorhanden.
Die Sohle würde ich mit einem Schaber (am besten Schabhobel) abrichten, sodass sie eine plane Ebene bildet. Es ist nicht notwendig, dass der Pockholzbelag vorne und hinten gleich stark ist. Nur eben muss er sein. Das Hobelmesser beim Abrichten im Hobel lassen, aber etwa einen mm hinter das Maul zurückziehen. Nimmt man das Messer heraus, verzieht sich der Hobel und wird dann falsch abgerichtet. Die verstellbare Maul-Zunge mit der Schraube fixieren und mit abrichten. Das Abrichten mit Schleifpapier auf einer Steinfensterbank oder einer ähnlich ebenen Fläche geht auch, aber hinterlässt manchmal Schleifkörner im Hobel, die dann nachher wieder Kratzer am Werkstück verursachen.
viel Spass und viel Erfolg!
reinhold
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Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
[In Antwort auf #133674]
Hallo Jakob,
erstmal willkommen hier.
Zu Deinem Hobel: Du bist relativ neu beim Holzwerken, und dabei Dein Repertoire zu erweitern, und Hobeln ist da ein logischer Schritt. Und Du hast einen alten Reform- Putzhobel.
So wie Du den beschreibst, ist er gräßlich mißhandelt worden. Wie ist es überhaupt möglich, die Pockholzsohle soweit runterzuschleißen? Die müsste richtig plangeschliffen werden, und zwar überal gleich dick. Dann musst du sicher auch das Maul nacharbeiten (bzw. die Hinterkante des verschiebbaren Klotzes), denn ein Reformputzhobel macht ja nur Sinn wenn sich das Maul fein einstellen lässt, Wenn der ganze Hobel misshandelt wurde, werden Eisen und Spanbrecher auch ein Bild des Jammers sein (vermute ich mal) und viel Arbeit brauchen.
Ich finde es tapfer, dass Du da ranwillst; ich täte mir das nicht an. Brauchbare hölzerne Hobel in ordentlichem Zustand sind in den Weiten des Netzes günstig zu haben (und neu natürlich sowieso). Ein ganz einfacher Doppelhobel, Weissbuchensohle reicht völlig, kann Dir viel Freude machen, und wenn Du irgendwann anspruchsvoller wirst und Dir was richtig Gutes zulegst hast Du für den immer noch eine Verwendung.
Ich wünsche Dir weiter viel Freude beim Holzwerken
Friedrich
Hallo Jakob,
erstmal willkommen hier.
Zu Deinem Hobel: Du bist relativ neu beim Holzwerken, und dabei Dein Repertoire zu erweitern, und Hobeln ist da ein logischer Schritt. Und Du hast einen alten Reform- Putzhobel.
So wie Du den beschreibst, ist er gräßlich mißhandelt worden. Wie ist es überhaupt möglich, die Pockholzsohle soweit runterzuschleißen? Die müsste richtig plangeschliffen werden, und zwar überal gleich dick. Dann musst du sicher auch das Maul nacharbeiten (bzw. die Hinterkante des verschiebbaren Klotzes), denn ein Reformputzhobel macht ja nur Sinn wenn sich das Maul fein einstellen lässt, Wenn der ganze Hobel misshandelt wurde, werden Eisen und Spanbrecher auch ein Bild des Jammers sein (vermute ich mal) und viel Arbeit brauchen.
Ich finde es tapfer, dass Du da ranwillst; ich täte mir das nicht an. Brauchbare hölzerne Hobel in ordentlichem Zustand sind in den Weiten des Netzes günstig zu haben (und neu natürlich sowieso). Ein ganz einfacher Doppelhobel, Weissbuchensohle reicht völlig, kann Dir viel Freude machen, und wenn Du irgendwann anspruchsvoller wirst und Dir was richtig Gutes zulegst hast Du für den immer noch eine Verwendung.
Ich wünsche Dir weiter viel Freude beim Holzwerken
Friedrich
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
[In Antwort auf #133677]
Also wenn ich mir das Eisen so anschaue - einen Grundschliff hat es dringend nötig - aber mir scheint es wurde mal getauscht - jedenfalls trägt es ein Kirschen-Logo. Leider ist es sehr rostig, zum Glück fast überall außer auf den unteren Zentimetern der Spiegelseite. Ich habe mir eine Schleifhilfe besorgt (auch für die anderen Hobel und die Stechbeitel) damit ich eine neue gerade Fase hinbekomme. Mir scheint noch genug Stahl da zu sein.
Der Spanbrecher liegt gut auf, auch das einspannen und justieren gelingt mir bei diesem Hobel recht gut. Besser als bei dem anderen Doppelhobel mit Holzkeil, der zum Glück einwandfrei in Schuss ist, bis auf die nötige Schärfung der Klinge. Die Beiden könnte ich dann vergleichen.
Vielen Dank für eure Hilfe!
grüße, Jakob
Also wenn ich mir das Eisen so anschaue - einen Grundschliff hat es dringend nötig - aber mir scheint es wurde mal getauscht - jedenfalls trägt es ein Kirschen-Logo. Leider ist es sehr rostig, zum Glück fast überall außer auf den unteren Zentimetern der Spiegelseite. Ich habe mir eine Schleifhilfe besorgt (auch für die anderen Hobel und die Stechbeitel) damit ich eine neue gerade Fase hinbekomme. Mir scheint noch genug Stahl da zu sein.
Der Spanbrecher liegt gut auf, auch das einspannen und justieren gelingt mir bei diesem Hobel recht gut. Besser als bei dem anderen Doppelhobel mit Holzkeil, der zum Glück einwandfrei in Schuss ist, bis auf die nötige Schärfung der Klinge. Die Beiden könnte ich dann vergleichen.
Vielen Dank für eure Hilfe!
grüße, Jakob
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
[In Antwort auf #133674]
Hallo Jakob,
herzlich Willkommen im Forum!
Wie Reinhold schreibt, die Sohle muss plan sein. Wenn sie dann vorn dünner ist als hinten,
führt das ja nur zu einer Anhebung des Schnittwinkels. Für's Putzen eher positiv.
Wenn das Eisen noch Fleisch hat, würde ich das machen!
Liebe Grüße
Pedder
Hallo Jakob,
herzlich Willkommen im Forum!
Wie Reinhold schreibt, die Sohle muss plan sein. Wenn sie dann vorn dünner ist als hinten,
führt das ja nur zu einer Anhebung des Schnittwinkels. Für's Putzen eher positiv.
Wenn das Eisen noch Fleisch hat, würde ich das machen!
Liebe Grüße
Pedder
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- Beiträge: 1142
- Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
Hallo Jakob,
Du fragst, ob es sich die Mühe lohnt. Rational gesehen wohl nicht mehr, hängst Du jedoch an dem guten Stück, lohnt es sich allemal.
Ein Abplatzer an der Sohle oder auch daß der Hobel leicht angesägt ist, stört überhaupt nicht. Wichtig ist, daß die Sohle bei Benutzung möglichst eben ist, sie darf keineswegs konkav sein (also vorne und hinten Kontakt zur Holzoberfläche und am Eisen nicht), sonst wird das nichts. Beim Abrichten der Sohle also das Eisen einspannen, als ob Du den Hobel benutzen würdest (das Eisen natürlich etwas zurückstellen). Ich würde darauf verzichten, die Sohle des Hobels wieder parallel zur Oberseite auszuführen.
Mit scharfem Eisen kannst Du dann allemal mit dem Hobel ordentlich arbeiten.
Wenn die Sohle eh schon dünn ist und ein Abrichten kaum mehr möglich ist, könntest Du eventuell in Erwägung ziehen, die Maulverstellung "zurückzubauen" und einen festen Spund mit wenig Öffnung zum Eisen einzubauen.
Gruß, Andreas
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- Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
guude,
ich denke auch, wirtschaftlich ein totalschaden,
........aber wenn Du ihn wieder in ordnug gebracht hast,
wird er Dein lieblingshobel sein!
gut holz! justus.
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
Hallo Jakob,
Ulmia hat über lange Zeit Eisen von Kirschen eingebaut. Das muss kein Austausch sein.
Welche Breite hat das Eisen?
Liebe Grüße
Pedder
Re: Reformputzhobel von den Toten erwecken?
[In Antwort auf #133681]
hallo Jakob,
Du schreibst:
Dass dieser Bereich nicht verrostet ist, liegt daran, dass Du ein angestähltes Eisen hast. Der Stahl rostet nicht so leicht, wie das "Eisen". Du kannst daran gut abschätzen, wieviel nutzbare Hobelklinge noch übrig ist.
Die Klinge mal insgesamt grob entrosten. Etwas sehr feine Stahlwolle (FF) und ein Tropfen Ballistol wirken Wunder und machen nichts kaputt. Die Schneide dann auf einem Wasserstein in Form bringen bzw. abziehen. Ein Trockenschleifer ruiniert sie in Sekunden.
Ich habe einige alte Ulmia-Hobel. Sie alle haben angestählte Eisen von Kirschen. Wunderbare Eisen, die alle modernen Eisen (ausser vielleicht den ganz teuren) alt aussehen lassen.
Man kann da schon ins Grübeln kommen, wieso es vor 80 Jahren möglich war, einen für jeden Schreiner bezahlbaren Hobel mit erstklassigen angestählten Eisen herzustellen, wenn heute selbst von Markenfirmen (ich will keinen Namen nennen) bestenfalls CV-Eisen angeboten werden, die sich nicht richtig schärfen lassen und dann auch nicht richtig scharf bleiben. Na ja, lassen wir das.
viele Grüsse
reinhold
hallo Jakob,
Du schreibst:
auf den unteren Zentimetern der Spiegelseite
Dass dieser Bereich nicht verrostet ist, liegt daran, dass Du ein angestähltes Eisen hast. Der Stahl rostet nicht so leicht, wie das "Eisen". Du kannst daran gut abschätzen, wieviel nutzbare Hobelklinge noch übrig ist.
Die Klinge mal insgesamt grob entrosten. Etwas sehr feine Stahlwolle (FF) und ein Tropfen Ballistol wirken Wunder und machen nichts kaputt. Die Schneide dann auf einem Wasserstein in Form bringen bzw. abziehen. Ein Trockenschleifer ruiniert sie in Sekunden.
Ich habe einige alte Ulmia-Hobel. Sie alle haben angestählte Eisen von Kirschen. Wunderbare Eisen, die alle modernen Eisen (ausser vielleicht den ganz teuren) alt aussehen lassen.
Man kann da schon ins Grübeln kommen, wieso es vor 80 Jahren möglich war, einen für jeden Schreiner bezahlbaren Hobel mit erstklassigen angestählten Eisen herzustellen, wenn heute selbst von Markenfirmen (ich will keinen Namen nennen) bestenfalls CV-Eisen angeboten werden, die sich nicht richtig schärfen lassen und dann auch nicht richtig scharf bleiben. Na ja, lassen wir das.
viele Grüsse
reinhold