Hallo zusammen,
Obwohl ich normalerweise auf der lauten Seite unterwegs bin, heute auch mal ein Artikel von mir in diesem Teil des Forums.
Für einen Schuppen, den ich im Laufe des Jahres bauen will, benötige ich noch einen Firstbalken und von der letztjährigen Brennholzlieferung lag noch ein Eichenstamm im Garten. Was lag also näher sich an der alten Kunst des Balken behauens mit der Axt zu versuchen?

Diesen Stamm habe ich auf eine ergonomisch passende Höhe aufgebockt und mit Balkenklammern gesichert.

Die Breite des Balkens, in diesem Fall 14 cm, wird mit Kreide markiert und die erste Linie mit der Schlagschnur angezeichnet.

Nun beginnt die eigentliche Arbeit des Behauens. Das erste Werkzeug ist die Bundaxt.

Mit dieser schmalen Axt werden zunächst Kerben vom Rand bis zum Schnurschlag senkrecht in den Stamm gehauen.

Wenn Äste und Knoten im Stamm sind werden sie, soweit möglich, bei diesem Arbeitsgang weggeschlagen.
Nachdem die Kerben fertig sind wird das restliche Holz in großen Spänen weggehackt. Dieser Arbeitsgang wird als Abwerfen bezeichnet.

Die Oberfläche des Balkens ist, nach dem Abwerfen, noch sehr roh und ungleichmäßig. Zum Glätten verwende ich eine ganz normale Forstaxt, da sie, im Gegensatz zum Behaubeil, ein handliches Gewicht hat. Mit ihr werden die groben Späne abgehackt und die Fläche geglättet. Bei der ganzen Arbeit muss darauf geachtet werde, dass die entstehende Fläche senkrecht ist, da diese die Bezugsebene für alle folgenden Arbeiten darstellt.

Da der Schnurschlag mittlerweile weggehackt ist, habe ich eine Mauerschnur in ca. 5 cm Abstand gespannt. An dieser Schnur kann man sich beim Beilen gut orientieren, damit der Balken auch gerade wird.
Das ganze schaut jetzt so aus:

Nun kommt, für die Feinarbeiten die bekannte, einseitig angeschliffene, Zimmermannsaxt zum Einsatz. Mit ihr werden die letzten Unregelmäßigkeiten geglättet und die Seite fertig behauen. Wie zu sehen ist, fallen bei dieser Art zu Arbeiten große Mengen Späne an. Diese gehen aber nicht verloren sondern machen, nach dem Trocknen, im Ofen noch mal warm.
Es wird aber auch klar warum früher weniger nach einem bestimmten Maß, als nach dem was der Stamm hergab gearbeitet wurde. Mehr wegzuhauen hätte nur mehr Arbeit und einen schwächeren Balken bedeutet. Im Sägewerk ist das anders, da kann das was weggeschnitten wurde noch als Brett verkauft werden.

Nachdem die erste Seite fertig ist, werden die Balkenklammern umgesetzt, wobei darauf geachtet wird, den Stamm nicht zu drehen, so dass auch die zweite Seite senkrecht bearbeitet werden kann. Beim Arbeiten muss darauf geachtet werden, dass die zweite Seite parallel zur ersten wird, damit der Balken am Schluss auch maßhaltig ist. Am einfachsten ist es, zunächst mit ein wenig Übermaß zu arbeiten und sich erst zum Schluss hin auf das Endmaß hinzuarbeiten.
Für die letzten zwei Seiten wird der Stamm um 90° gedreht und wieder mittels Schlagschnur eine gerade Linie angerissen.

Nach dieser werden die beiden letzten Seiten wie vorher bearbeitet.
Nach der Vorarbeit mit der Bundaxt muss nicht nur die Geradheit sondern auch die Rechtwinkligkeit des Balkens überprüft und ggf. nachbearbeitet werden.

So passt das doch schon ganz gut. Schließlich soll das ein Fachwerkbalken und kein Wohnzimmermöbel werden.

Das Behauen des frischen Eichenholzes geht überraschend leicht und gleichmäßig von der Hand. Das Holz lässt sich trotz seiner Härte gleichmäßig und in feinen Spänen abschlagen. Es ist kein Wunder, dass die Zimmerleute des Mittelalters sehr gern mit diesem Holz gearbeitet haben. Scharfes Werkzeug ist bei diesen Arbeiten natürlich ein Muss, weil sonst nichts gelingt und die Axt nicht dahin geht wohin ich sie haben will.
Es hat mich gewundert, dass das Behauen des ganzen Balkens gerade mal drei Stunden gedauert hat. Geübte Zimmerleute haben früher an einem Tag wahrscheinlich um einiges mehr weggeschafft.
Dafür, dass es das erste Mal war, ist das Stück aber doch ganz ansehnlich geworden:

Im Gegensatz zur Arbeit mit dem Anbausägewerk für die Motorsäge ist das Beilen von Balken eine sehr meditative Arbeit. Trotzdem werde ich meinem Sägewerk wahrscheinlich nicht untreu werden da das Beilen einfach zu lange dauert und ich auch nicht ständig Lust auf sportliche Betätigung habe.
Ich kann jetzt aber den Spruch, dass man die Häuser auch aus den Schinken, die die Zimmerer während des Baus verspeist haben bauen könnte nachvollziehen. Die Arbeit ist anstrengend und geht kräftig auf die Arme.
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen:
Hoch die Zimmermannskunst !

Grüße,
Dominic
PS: Für alle denen ich jetzt den Mund wässrig gemacht habe:
Auf dem diesjährigen Holzwerkertreffen in Darmstadt werde ich das Behauen von Balken vorführen. Wer Interesse hat, kann dann auch gern mal selbst die Axt in die Hand nehmen und sich versuchen.