Probleme beim Fertigen einer Tischplatte *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Boris
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Probleme beim Fertigen einer Tischplatte *MIT BILD*

Beitrag von Boris »


Hallo zusammen,

Schon seit einiger Zeit bin ich an einem ovalen Esstisch. Er soll von der Erscheinung "leicht" werden, daher verzichte ich auf Zargen und Gratleisten. Stattdessen sind in die etwa 3,5cm starken Buchenlamellen Bohrungen angebracht und Stahlrohre eingesteckt.

Diese Bohrungen bilden sozusagen die Referenz für alle anderen Abmaße, da ich sie nicht mehr verändern kann. Bis auf Nacharbeiten an ein paar Stellen mit der Rundraspel haben die Stangen auch gut gepasst, ich habe jetzt die Lamellen auf die Stangen aufgeschoben (siehe Bild). Die Höhen-Abweichung zwischen den Lamellen an der Oberseite beträgt maximal ca. 1mm, da muss ich nacharbeiten (hobeln).

Außerdem sind die Lamellen noch nicht abgerichtet: Bevor ich leimen kann, sollten die Seiten der Lamellen entweder paarweise den gleichen Winkel aufweisen, oder wohl besser absolut rechtwinklig zur Oberfläche sein (dazu muss aber erstmal die Oberfläche exakt parallel zu den Rohren liegen).

Ich habe mir jetzt vorgenommen, das ganze mit Handhobeln durchzuführen. Ist das realistisch? Meine Vorkenntnisse beschränken sich auf einige Quadratmeter mit dem Rali, ich bin aber gewillt, mein Können deutlich zu vertiefen.

Gibt es eine andere Vorgehensweise als 1. Oberfläche plan machen 2. Abrichten der Lamellenseiten ?
Wie gehe ich vor, um die Oberfläche zu planen? Muss ich für 1mm noch schruppen oder schlichten?
Was für Hobel brauche ich?
Die äußeren Lamellen sind nicht auf die Rohre aufgesteckt, da sie zu kurz sind. Wann sollte ich die abrichten, verleimen, planen?

Ich hoffe, ich habe mich halbwegs deutlich ausgedrückt. Schonmal danke für eure Hilfe.



Heiko Rech
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Boris,

ich fürchte ich muss dich gleich zweimal auf den Boden der Tatsachen herunter holen.

1. Die beiden Rohre werden vermutlich der Kraft des Holzes, sollte es richtig Arbeiten, zwar einiges entgegen setzen können, aber sie werden die Platte vermutlich nicht gerade halten können. Genau sagen kann man das nicht, da Holz sich nunmal nicht immer gut vorhersehbar verhält. Ich persönlich habe jedoch echte Zweifel daran, dass die Rohre viel bewirken. Justus hat mal einen Tisch mit einer Platte gezeigt, die bisher absolut gerade geblieben ist. Sein "Geheimnis" war dabei die richtige Holzauswahl und vorherige Lagerung. Es war aber auch keine Buche.

2. Das Abrichten Von Hand erfordert einiges an Übung. Ich selbst beschäftige mich noch nicht ganz so lange damit wie manch Anderer hier, aber ich kann dir aus meiner bisherigen Erfahrung sagen, dass es ein harter Weg für dich werden wird.

Als Mindestanforderung an Werkzeugen sehe ich einen Schrupphobel und eine Rauhbank. Ob Holz oder Metall ist für das Ergebnis nicht ausschlaggebend.

Ob du die Kanten genau rechtwinklig und einzeln, oder paarweise und in nahezu beliebigem Winkel abrichtest, ist meiner Meinung nach egal.

Bei einer Tischplatte würde ich wie folgt vorgehen:
1. Die Fläche abrichten
2. Auf Dicke hobeln (maschinell)
3. Kanten abrichten
4. Verleimen (auf planer Unterlage, damit die ganze Platte plan wird)
5. Ganze Platte nachhobeln

Bisher vor kurzem habe ich immer maschinell abgerichtet. Die Vorgehensweise ist aber die gleiche. Wichtig bei einer Tischplatte ist, dass beim Verleimen kein Verzug eingeleimt wird. Den bekommst du nicht mehr raus.

Und sehr wichtig ist die Holzauswahl. Seitenbretter und breite Lamellen ergeben ein schönes Bild, aber du wirst damit keine frei tragende Brettfläche bekommen, die gerade bleibt. Schmale Lamellen mit stehenden Jahresringen sind da gutmütiger. Und immer Kern an Kern, Splint an Splint.

Gruß

Heiko



Klaus Kretschmar
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Boris,

Heikos Bedenken teile ich, was das Verziehen anbelangt. Ich habe einmal eine Tischplatte aus Buche gemacht, die ohne Zargen verbaut werden sollte. Nie mehr wieder! 2 Gratleisten (die aber wohl auch unterdimensioniert waren), bewirkten nichts, die Platte schüsselte im 1. Winter. Danach wurden die Gratleisten durch starke Aluwinkel ersetzt (3x3 cm, 5 mm stark). Die Platte lachte darüber und verbog die Winkel. Letzter Versuch: Eisen T-Profile 5x3cm. 5 mm stark. Ich wollte es nicht glauben, aber auch diese Profile konnten die Platte nicht dazu bewegen, völlig plan zu bleiben!

Es mag auch daran gelegen haben, dass die Buche, obwohl vom Holzfachhandel stammend, mindere Qualität hatte. Ich hoffe, dass dein Holz von besserer Qualität ist.

Wenn du von Hand abrichten möchtest, solltest du nicht nur die von Heiko genannte Grundregel beim Verleimen beachten sondern zusätzlich sicherstellen, dass die Faserrichtung gleichlaufend ist. Es führt sehr oft zu Ausbrüchen, wenn 2 Lamellen gegenläufig verleimt sind sodass beim Putzen eine Lamelle mit der Faser, die benachbarte gegen die Faser gehobelt werden muss.

Wenn die Höhenversätze der Lamellen 1 mm sind, ist es ein mutiges aber keineswegs unmögliches Unterfangen, von Hand abzurichten. Du brauchst dafür aber 3 unterschiedliche Handhobel. Das Schlichten quer zur Faser ist mit einem Schlichthobel mit relativ stark gerundetem Eisen am besten zu machen. Für das eigentliche Abrichten (planen) brauchst du eine möglichst lange Raubank, mit der bei deiner Platte nicht nur schräg zur Faser und mit der Faser gearbeitet werden muss, sondern auch quer zur Faser. Dies, weil die Lamellen quer zur Tischlänge angeordnet sind. Zum Verputzen brauchst du einen fein eingestellten Putzhobel mit enger Maulöffnung, der nur noch längs zur Faser eingesetzt wird. Spätestens hier bist du dankbar, wenn du darauf geachtet hast, die Lamellen nicht gegenläufig zu verleimen.

Grüße
Klaus



Boris
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Boris »


Hallo Heiko,

danke für deine ausführliche Antwort. Ich habe mir die Bohlen selbst ausgewählt beim Großhändler und dann in solche Lamellen geschnitten, die stehende bis zu 45° geneigte Jahresringe haben. Ich hoffe, dass ich damit schonmal ganz gut fahre. Bei Kern an Kern/Splint an Splint muss ich nochmal genau nachschauen, evtl. muss ich die eine oder andere Lamelle nochmal umdrehen (ich kenne zwar die Regel, aber im Eifer des Gefechtes... wie das immer so ist, wenn man was zum ersten Mal macht).

"beim Verleimen kein Verzug eingeleimt": Wie meinst du das? Die Lamellen müssen beim Verleimen plan sein, richtig? Und gut gefügt?

Das Abrichten der Fläche kann ich mir wohl sparen, da die Lamellen ja durch die Rohre ihre Lage bekommen. Ich könnte also bei 2. anfangen und die zwei Hälften bei einem Tischler durch den Dicktenhobel schieben.

Zum Kanten abrichten hatte ich an einen Hobel mit Parallelanschlag gedacht. Spricht da etwas dagegen?

Schönen Sonntag!

Boris



Heiko Rech
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Boris,

mit "beim Verleimen kein Verzug eingeleimt wird" meine ich, dass du die Böcke, Kanthölzer, oder was auch immer du beim Verleimen als Unterlage benutzt, genau ausrichtest. Jede Unebenheit oder Verwindung deiner Unterlage wirst du sonst in deiner Platte wieder finden.

Was du mit Parallelanschlag meinst, weiß ich nicht genau. Meinst du einen Fügeanschlag wie den hier:
http://holzwerkerblog.de/werkstatt-2/hobeln/veritas-fugeanschlage/

Ich benutze ihn gerne, aber er ist nicht zwingend erforderlich. (Wir haben das Teil vor kurzem schon heftig diskutiert.) Die hier gezeigte Methode funktioniert genau so gut:
http://www.youtube.com/watch?v=DEKz73ew-Tw

Wenn du so oder so zu einem Tischler fährst, zum Dickenhobeln, dann lass dir von ihm die Teile zurichten und nimm dir erst einmal kleinere Teile zum Üben vor, das wäre mein Rat an dieser Stelle. Eine Tischplatte aus Buche ist als erstes handgehobeltes Werkstück schon sehr ambitioniert.

Zu den Rohren habe ich ja schon geschrieben, dass mich diese Methode nicht überzeugt. Auch Klaus hat ja seine Erfahrungen schon geschildert.

Gruß

Heiko



Boris
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Boris »

[In Antwort auf #131372]
Hallo Klaus,

danke für deine Antwort! Ich hoffe allerdings auch, dass mein Holz gute Qualität hat, ansonsten kann das ganze Projekt nach hinten losgehen. Das Holz liegt allerdings schon zugesägt seit einem halben Jahr im Keller (bei durchaus schwankender Feuchtigkeit) und hat sich nicht verformt, das lässt doch hoffen. Allerdings ist es ja auch noch nicht verleimt.

Zur Faserrichtung: Es fällt mir schwer, diese genau festzustellen. Vor allem wird es schwierig, wenn ich Kern an Kern/Splint an Splint einhalten will, dann bleibt mir kaum noch Spielraum, auch noch die Faserrichtung einzuhalten. Das Holz scheint allerdings sehr gerade gewachsen, so dass die Fasern gut parallel zur Oberfläche liegen, das sollte doch schon helfen, oder?

Wie sieht es denn auf der Dicktenhobelmaschine aus, ist da die Faserrichtung egal?
Könnte ich zur Not statt Putzen die Oberfläche nur schleifend behandeln (Bandschleifer)?

Schöne Grüße

Boris



Boris
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Boris »


Hallo Heiko,

der Video-Tipp mit dem paarweise hobeln ist sehr einleuchtend, das kann ich problemlos so machen. Danke dafür.

Ich werde es trotzdem versuchen mit den Rohren, dafür steckt auch schon zu viel Arbeit drin. Es sind 16mm-Hydraulikrohre, die haben schon ein ganz ordentliches Widerstandsmoment. Wenn dazu die Holzauswahl und -trocknung stimmt, sollte es vielleicht reichen. Ich werde beizeiten berichten...

Schöne Grüße!

Boris



Heiko Rech
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Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Boris,

einer scharfen Dickenhobelmaschine mit geringer Zustellung ist es fast egal, wie das Holz gewachsen ist. Natürlich ist es besser, hierbei wie beim Handhobeln zu arbeiten um Ausrisse zu vermeiden.

Das Schleifen einer solchen Holzfläche, die Versatz von 1mm hat, wird dich zu keinem befriedigenden Ergebnis führen. Aber eine Tischlerei mit entsprechender Breitbandschleifmaschine kann dir das machen.

Mein Tipp:
Hol dir für diese Platte ein wenig Hilfe, entweder hier aus dem Forum (Schreib doch aus welcher Ecke von Deutschland du kommst) oder beim Schreiner. Sonst hast du teures Brennholz und viel Frust. Dann geh das Thema Handhobeln und Abrichten in Ruhe und Schritt für Schritt an. Ansonsten läufst du Gefahr, ganz Schnell die Lust zu verlieren, weil dein erstes, zu ambitioniertes Projekt schief ging.

Gruß

Heiko

Gruß

Heiko



Christian T
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Registriert: Mi 2. Jan 2013, 16:47

Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Christian T »


Hallo
Deine Rohre haben nur 1 mm Wandstärke, woher sollte da ein Widerstandsmoment auf Biegung kommen ? (Berstdruck ist eine andere Geschichte)
Gruß Chr.


Boris
Beiträge: 31
Registriert: Fr 19. Feb 2016, 10:35

Re: Probleme beim Fertigen einer Tischplatte

Beitrag von Boris »


Hallo Christian,

woher weißt du, welche Wandstärke meine Rohre haben? Hydraulikrohre bei 16mm Durchmesser haben nur seltenst 1mm Wandstärke (da die Wandstärke bei gleichbleibendem Berstdruck linear mit dem Durchmesser ansteigen muss). Ich kann dir nicht genau sagen, welche meine haben (liegen im Keller), aber es ist ausreichend.

Schönen Gruß

Boris



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