Liebe Freunde des Auftrennens mit Handsägen,
das Auftrennen von Brettern mittels Handsäge stellt den Säger ja vor gewisse Herausforderungen. Es ist anstrengend und v.a. ist es sehr schwer, die Säge über die langen und teilweise auch tiefen Schnitte am Riß zu halten. In spannungsreichem Holz ist auch eine gut geschärfte und richtig geschränkte Säge schnell verlaufen, was zu einem späteren Holzdickenverlust führt, da mehr ausgehobelt werden muß.
Eine Erleichterung ist ein tiefer Anriß oder eine Zwangsführung für das Sägeblatt. Bezüglich eines besseren und tieferen Anrisses habe ich schon mit einem Kratzstock als Steichmaß herumexperimentiert. Dieser Anriß schaffte schon ein kleine Rille, in der sich das Sägeblatt leichter führen ließ, jedoch dauerte das Anreißen in die Tiefe recht lange.
Gestern endlich hatte ich einmal Zeit, mein schon länger geplantes Verfahren des Anreißens mit der Oberfräse zu testen. Hierzu hatte ich mir einst den dünnsten Scheibennutfräser, den Dieter im Program hat (1,6 mm) gekauft. Diesen setzte ich in meine kleine Oberfräse Bosch POF 600 in meinem selbstgebauten Frästisch ein und fräste eine dünne Nut in das zu sägende Brett. Voraussetzung ist natürlich eine abgerichtete und ebene Fläche an besagtem Brett.

Auf dem Bild erkennt man, daß mein meinen selbstgebauter Anschlag für diesen Fräser zu klein ist. Daher ist er zurückgesetzt und dient als Prallwand für die Späne.
Mit einem mittleren Kugellager von 22 mm versehen schafft sogar diese kleine Fräse die dünne Nut problemlos im verwendeten Atlaszedernholz.
Im Nu ist die Nut fertig, an den Hirnenden leider etwas ausgeleiert, was aber nicht weiter stört.

Danach gehts an die Handsäge(n). Zwei Bretter hatte ich zu sägen, beide Hälften aus einer Bohle und jeweils ca. 14 cm breit und 115 cm lang, eine ordentliche Zerspanungsarbeit stand mir also bevor ;-).
Der erste Schnitt, ausgeführt mit wechselweise zwei verschiedenen Fuchsschwänzen und meiner zweiten Rahmensäge mit 700 mm Blatt war schon recht ordentlich, wenn auch mit einem Verlauf und nicht einwandfrei eben. Die gesamte Schnittbreite, also der Holzverlust durch stellenweises Verlaufen dürfte dennoch unter 2,5 mm liegen.

Der zweite Schnitt wurde nur mit der Rahmensäge durchgeführt und wurde merkwürdigerweise deutlich besser. Merkwürdig war das, weil ich eigentlich der Meinung bin, daß die breiten Fuchsschwanzblätter das beste zum Auftrennen sind und mir die Rahmensäge sonst öfters verläuft.


Hier lieferte sie aber ein Spitzenergebnis,

das nur durch das finale Reißen des Brettes kurz vor Ende des Schnittes getrübt wurde.

Die Zwangsführung durch das tiefe Anreißen mittels Fräser erfüllt also ihren Zweck sehr zufriedenstellend.
Ein Wermutstropfen bei Auftrennen sind die Eigenspannungen des Holzes. Die machen nicht nur Keile erforderlich und lassen Sägen klemmen und verlaufen, sondern sie stellen das Ergebnis und den Anspruch an große Planheit insgesamt in Frage. Denn nach dem Auftrennen mit bestem Schnittergebnis wölbte sich das eine (!) Brett auf seiner Länge von ca. 115 cm ca. 5 mm, während sein Schwesterbrett kaum Verformung zeigte.

Interessant ist der Sägestaub von diesem Zedernholz. Er ist ganz fein und richtig schön eklig :-/. Welten von den sonst eher langen Spänen, die beim Auftrennen anderer Hölzer anfallen, entfernt. Zeder scheint also ganz schön spröde zu sein. Auch beim Hobeln mit etwas dickerer Spanabnahme zerlegen sich die Späne in Querrichtung in feine Streifen. Durchgehende Papierspäne erziele ich nur mit einer sehr fein eingestellten Rauhbank No. 8.
Fazit: dieses Fräsverfahren ist eine große Hilfe beim Auftrennen, v.a. dann, wenn man möglichst wenig Holzverlust durch Verlaufen erzielen will.
Nun müßte Dieter nur noch einen noch etwas dünneren Scheibennutfräser anbieten :-).
Viele Grüße, Philipp