einsamer Stellgrathobel *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
martin

einsamer Stellgrathobel *MIT BILD*

Beitrag von martin »


Hallo,
in meiner Flohmarktkiste findet sich ein Hobel, den ich mittlerweile als "Stellgrathobel" mit schräg stehendem Messer identifiziert habe. Vom Zustand her lohnt sich eine Aufarbeitung, nur was dann. Der Hobel dient zum Anhobeln eines Schwalbenschwanzes an eine Gratleiste. Nun hat der Vorbesitzer offensichtlich eine leicht anderen Winkel an das Messer geschliffen, als die Sohle vorgibt. Es würde ja Sinn ergeben, wenn man einen Gratnuthobel hätte, der mit diesem Hobel korrespondiert. Bevor ich nun entweder das Messer oder die Sohle anpasse, wüßte ich gerne, was denn der richtige Winkel ist. 9,5° sind üblich? Und ohne entsprechenden Partner ist dieser Hobel nur eingeschränkt verwendbar?
gruß
martin



Pedder
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Gratnuthobel?

Beitrag von Pedder »


Hallo Martin,

wie sieht denn ein Gratnuthobel aus? Ich kann mir das nicht vorstellen. Der müsst ja immer breiter werden, je tiefer die Gratnut wird.

So einen Hobel habe ich mal von 10° auf 17° umgearbeitet, damit das zu einem Festool-Fräser passt. Ich hatte geörgt, dass man die Nuten allgemein mit der Fräse macht, während zum Feinjustieren der Feder ein hobel immer noch willkommen ist.

Liebe Grüße
Pedder


Rafael
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Grathobel

Beitrag von Rafael »


Hallo Martin,

ist das nicht eher ein normaler Grathobel?
Ich zumindest kenne diese Bezeichnung für solche Hobel. Oder ist es vielleicht ein Unterschied, ob das Hobelmaul rechtwinklig zur Längsseite verläuft, oder unter einem gewissen Winkel (wie bei meinem)?

Da man eine Gratnut nicht mit einem Hobel anfertigen kann (es wurde hier auch schon darüber disskutiert ob es rein theoretisch einen passenden hobel geben kann) ist der Winkel nicht so entscheidend.
Die Gratnut wird doch mit der Gratsäge vorgesägt und dann ausgestemmt, der Grund kann dann mit einem Grundhobel fein bearbeitet werden.

Verläuft bei diesen 9,5° die Fläche des Anschlages parallel zur seitenwand des Hobels? Sollte das nicht der Fall sein, dann würde ich den Winkel am Hobel so anpassen, dass die Flächen parallel sind.

Gruß, Rafael



Andreas Winkler
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Re: Grathobel

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Martin,

schönes Stück hast Du da. Beachtenswert die Verstärkung der Kante mittels einer Holzeinlage (wahrscheinlich Pockholz).

Du hast recht, das ist tatsächlich ein "Stell"grathobel.
Stellgrathobel sagt heutzutage nur niemand mehr, man nennt das Teil schlicht und einfach Grathobel. Der Name Stellgrathobel (kommt von verstellbarer Grathobel) stammt aus einer Zeit, in der es auch noch Grathobel mit festen Anlauf (also ohne Verstellmöglichkeit) gegeben hat. Diese hatten meist auch ein schmaleres Eisen und keinen Vorschneider, dadurch waren sie erheblich günstiger als die verstellbare "Luxus"version. Nimmt man alte Kataloge als Grundlage, war der Name Stellgrathobel in Deutschland nicht üblich, sondern eher in Österreich.
Bei den Falzhobeln war die Namensgebung vergleichbar.

Üblichgerweise ist ein Grat ähnlich den Schwalbenschwänzen einer Zinkung geformt, also irgendwas zwischen 10° und 15° respektive einer Streckenteilung von 1:5 bis 1:6. D.h. die Gratschräge ist ebenfalls irgendwas zwischen 75° und 80°.

Wie Du schreibst, ist ein Grathobel ab Werk so gebaut, daß die Fläche des Anschlages parallel zu den Seiten des Hobels ist. Wenn das bei Deinem Hobel auch so ist, würde ich an der Sohle nichts verändern.
Kann es sein, daß das Eisen vieleicht nicht orginal ist? Es scheint irgendwie, als hätte das Eisen zwei Schneiden, also auch eine seitlich.

Sicherlich wird mit Deinem Hobel nur die Gratfeder und nicht die Gratnut ausgearbeitet. Einen Hobel für die Nut besitzt Wolfgang Jordan, er stellt ihn auf nachfolgender Seite vor:

http://www.holzwerken.de/museum/falzhobel/gratgrundhobel1.phtml

Gruß, Andreas



Pedder
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Halbgratnuthobel

Beitrag von Pedder »


Hallo Andreas,

den habe ich noch nicht gesehen oder wieder vergessen. Das ist ja auch nur was für durchgehende Gratnuten. Und da muss man dann ja auch von beiden Seiten Hobeln. Jetzte, wo Du den zeigst, meine ich mich zu erinnern, dass Marc W. auch was ähnliches von Knight Planes hatte.

Liebe Grüße
Pedder



Kurt Heid
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Re: einsamer Stellgrathobel

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #129086]
Hallo Martin
Diese Hobel gibt es in verschiedenen Ausführungen, ohne,-mit einer oder 2 Verstellungen. Horizontal u. vertikal.
Das eingelegte Holz ist Buchsbaum, wie bei englischen Hobeln.
Der Hersteller könnte F. Goedel sein.
Ich habe mehrere dieser Bauarten.
Gruß Kurt


Rafael
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Und wieder was gelernt, danke. *NM - Ohne Text*

Beitrag von Rafael »

Andreas Winkler
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Re: Halbgratnuthobel

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #129092]
Hallo Pedder,

ja, mit dem Hobel kann man nur durchgehende Nuten herstellen. Abgesetzte Gratnuten gehen nur mit Säge, Stemmeisen und Grundhobel. Oder mit einer Festo-Oberfräse. ;-)
Wobei mir ehrlich gesagt der Nutzen bzw. die Funktion des zweiten Vorschneiders etwas unklar ist. Mit Wolfgang habe ich auch schon mal etwas über die genaue Funktion des guten Stückes gerätselt, vorallem in Verbindung mit der Katalogabbildung. Vieleicht hat Wolfgang das Teil inzwischen mal ausprobiert und kann was dazu sagen.

Steve Knight hat(te?) tatsächlich (mal) einen Hobel im Angebot, der Gratnuten hobeln kann. Es gab sogar mal ein Video dazu, war das nicht sogar mal hier im Forum? Leider kann ich mich nicht mehr genau erinnern, auch nicht mehr, ob man mit dem Hobel nach kurzem Umbau Gratnut und -feder herstellen konnte oder ob das zwei seperate Hobel waren. Offenbar werde ich furchtbar vergesslich.

Viele Grüße, Andreas



Andreas Winkler
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Re: einsamer Stellgrathobel

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #129095]
Hallo Kurt,

glaube eher nicht, daß das eingelegte Holz Buchsbaum ist. Das müßte doch viel gelber und mehr "plastik"artig aussehen und weniger braun sein. Schaut für mich eher nach Pockholz o.ä. aus, wahrscheinlich sogar als Hirnholzkante.

Viele Grüße, Andreas



Rafael
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Oberfräse - Einspruch

Beitrag von Rafael »


Hallo Andreas.

Zu Deiner Aussage über die Oberfräse kann ich nur sagen (schreiben):

Einspruch.
Es geht auch mit einer Metabo-Oberfräse.

(hier stelle man sich bitte einen zwinkernden smilie vor)

Mit einem lachenden Gruß,
Rafael



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