Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Markus Schmid
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Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Markus Schmid »


Guten Morgen, Tag oder Abend (je nachdem, wer dies wann liest),

Dies ist nach langjähriger Lese-Erfahrung in diesem Forum mein erster Pieps, den ich hier von mir gebe. Ich hoffe nicht gleich in ein Fettnäpfchen zu treten...

Nachdem ich das Forum nach einer Antwort auf meine Frage durchforstet, und trotz schöner Funde die mit meiner Frage zu tun haben keine für mich befriedigende Antwort gefunden habe, wage ich den Schritt:

Unter der Gefahr mit ungläubigem Kopfschütteln belächelt zu werden gestehe ich, dass ich anstatt Klinkersteine herzurichten für Geld einen fertigen Abrichtstein erstanden habe! Und das Dumme daran... (ja, jetzt sehe ich schon wie sich das Lächeln auf einigen Gesichtern in ein schadenfrohes Grinsen verwandelt - wenn es jenen gut tut freut dies sogar mich! ;-) ...eben, das Dumme daran ist dass dieser Abrichtstein nicht so tut wie ich denke dass er tun müsste. Um es kurz zu machen: nachdem ich während einer halben Minute (vielleicht war es auch eine ganze Minute, oder sogar deren zwei) meinen 120-er Shapton über den neuen 24-er Naniwa Abrichtblock geschruppt hatte, liess der Widerstand (und damit auch die Schleifwirkung) beträchtlich nach und liess mich ziemlich schnell wieder zur Glasplatte mit Schleifpapier greifen. So ein Mist! Glasplatte und Schleifpapier finde ich völlig ok für meine Schleif- und Abziehsteine, aber für den 120-er Shapton haut es nicht recht hin, finde ich. Und ganz übel: der nigelnagelneue Abrichtstein funktioniert noch schlechter!

Und hier meine verzweifelte Frage an alle Abrichtstein-Freaks: wäre es gutes Geld schlechtem Geld nachgeworfen, wenn ich jetzt noch Siliziumkarbid-Pulver kaufen würde um den Abrichtstein bissiger zu machen oder ist es tatsächlich sinnvoll, in den 24-er Abrichtstein 60-er Pulver reinzuschütten (60-er ist das gröbste Wunderpulver, das ich bei feinewerkzeuge.de sehe). Muss ich die Investition Abrichtblock, über deren Sinn ich vor der Anschaffung viel zu oft nachgedacht hatte tatsächlich zum Grill-Stein umfunktionieren (gut für fettarme Brutzelgerichte - das Fett würde schön durch den porösen Stein hindurchtropfen und liesse sich hervorragend für ein eingangs erwähntes Fettnäpfchen verwenden), oder gibt es für das an und für sich unschuldige Objekt ein würdigeres "Leben danach" - sprich: ist es ausichtsreich, und wenn ja wie, meinen schönen neuen Naniwa Abrichtstein "120-er Shapton - tauglich" machen zu wollen?

Herzlichen Dank im Voraus für allfällige hilfreiche Ratschläge und/oder sonstige tröstliche Antworten.

Gruss,
Markus



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Markus,

auch bei den Klinkersteinen nimmt man kein zusätzliches Pulver.
Nur der Schleifstein selber gibt sein "Pulver" ab. Und aggressiv muss
da doch auch nichts sein, Du musst doch keinen mm abtragen. Man
geht ab und zu, am besten vor jedem Schleifen.

Ich denke, der Abrichtstein hat nichts damit zu tun. Prinzipiell müsste
ja auch eine Stahlplatte oder Glasplatte gehen, ohne zusätzliches Schleifmittel.

--
Dirk



Christoph Schmidt
Beiträge: 37
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Christoph Schmidt »


Hallo Markus,
ich nutze den gleichen Abrichtstein wie Du Ihn gekauft hast. Deine Erfahrungen kann ich teilen, der Stein leistet in Verbindung mit den Shapton-Steinen nach kurzer Zeit kaum eine Abrichtleistung. Ich verwende daher ein Pulver Körnung 180 Shapton in Verbindung mit meinem "gröbsten" Shapton 220.
Bei weicheren Steinen King o.ä. kann ich hingegen auf dieses Pulver verzichten, da der Stein wesentlich mehr Abtrag (Schleifmittel) auf dem Abrichtblock hinterlässt als Shapton Stein.
Für eine Höhlung von 0,5mm benötige ich aber auch mehr Zeit als 1 Minute. Aus meinem Gefühl heraus würde ich sagen dass 5 Minuten Schleifzeit schon anfallen.

Den Abrichtblock wässere ich am Anfang kräftig, der Stein nimmt selbst relativ wenig Wasser an. Ein paar Markierungen auf dem Stein zeigen mir die gröbsten Buckel, wo ich dann gezielt ein wenig Pulver aufgebe.

Schöne Grüße
Christoph



Markus Schmid
Beiträge: 5
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Markus Schmid »


Vielen Dank für Eure Antworten!

@ Dirk: Der Abrichtstein verhielt sich dermassen "unagressiv", dass es tatsächlich keinen Schleifschlamm vom 120-er Shapton gab. Nichts! Der Stein rutschte nach ein paar Bewegungen über den Abrichtblock wie Sommerreifen aus schneebedeckter Strasse, von Abrieb keine Spur.

@ Christoph: Danke für Deine Hinweise. Mit diesem moralisch aufstellenden Schubser habe ich mich inspirieren lassen:

Zwar habe ich im Moment kein Schleifpulver im Haus, aber ich kramte im Zustand zwischen Frustration und Auftrieb ein fast vergessenes Schleifgitter aus der Gerümpel-Kiste, das den Naniwa-Abrichtblock zur halben breite und vollen Länge abdeckt, und begann damit wieder meinen Shapton zu bearbeiten. Aus Erfahrung weiss ich, dass mein Shapton diese Schleifgitter in wenigen Minuten erledigt. Aber was soll's, so konnte ich den Abrichtblock wenigstens als Unterlage verwenden, bis ich dann das Schleifpulver habe - dachte ich. Meine Verwunderung war dann nicht schlecht, als ich feststellen konnte, dass offensichtlich die kleinen Bewegungen, welche das Schleifgitter auf dem Abrichtblock machte diesen soweit aufraute, dass der Shapton wieder "griff"! Und jetzt begann der Schruppstein richtig zu "schäumen", Abrieb-Schlamm wie man ihn sich schöner nicht vorstellen kann. Zwar musste ich das Schleifgitter alle paar Minuten wieder auflegen, aber wie mir scheint in immer grösseren zeitlichen Abständen. Auch das Schleifgitter scheint vom Kontakt mit dem Abrichtblock zu profitieren, eine erstaunliche Symbiose! Nach weniger als 15 Minuten hatte ich wieder beide Seiten des Shapton plan.

Ich denke, diese Schleifgitter sind auch mit Siliziumkarbidpulver, oder etwas sehr Ähnlichem bestückt, und das vermag den Abrichtblock aufzurauen. Jedenfalls werde ich mir bei Gelegenheit ein oder zwei Döschen "Wunderpulver" kaufen, das vielleicht noch besser wirkt als das Schleifgitter.

Meine Schleif- und Abziehsteine richte ich übrigens mit einem etwas gröberen, ziemlich kleinen Schleifstein ab (400-er, 50 x 95 mm). Mit ein bisschen Übung geht das ganz gut und recht schnell (man muss dabei den kleinen Stein abwechselnd gerade und diagonal haltend über den "richtigen" Schleif/Abziehstein führen). Den Naniwa Abrichtblock hatte ich eigens für den 120-Shapton gekauft! Ihr könnt Euch vorstellen, dass mein Tag (oder die Woche, das Jahr) gerettet ist! :-)

Gruss (aus der Schweiz, das seht Ihr ja an den nicht vorhandenen scharfen "S"),
Markus



Dirk Boehmer
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Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Markus,

schön, dass alles wieder gut ist.

Meinen Abrichtklinker nutze ich eigentlich immer vor dem Schärfen.
Damit wird der Wasserstein zum einen plan, zum anderen macht ihn das
auch sehr viel griffiger. Und dann reicht schon "ein paar mal hin und her"
aus.

Schau Dir doch mal das Schärfvideo an, da zeigt Friedrich das nochmal
ganz gut.

--
Dirk


Markus Schmid
Beiträge: 5
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Markus Schmid »


Hallo Dirk,

Offenbar fällt es schwer zu glauben dass der Naniwa Abrichtblock in Verbindung mit dem Shapton ohne zusätzlichen "Kick" nach sehr kurzem Einsatz "arbeitsfaul" wird. ;-) Besser gesagt: es passiert dann wirklich NICHTS mehr. Ich hatte gedacht das darf doch nicht wahr sein! (Das ist es jetzt ja schlussendlich zum Glück auch nicht, bzw. nur bedingt).

Das was Du beschreibst (kurz vor dem Schärfen Stein mit ein paar wenigen Strichen abrichten) habe ich bisher schon immer gemacht, allerdings auf der Glasplatte mit Nass-Schleifpapier). Allerdings geht das mit den Schleifpapierkosten mehr ins Geld als man denken würde; der 120-er Shapton ist regelrechter Schleifpapierkiller.

Es ist halt schon so wie es Friedrich an irgendeiner Stelle (im Forum oder im Schärfprojekt) gesagt hat: jeder Stein hat sein sein ganz spezielles Eigenleben das man kennenlernen muss! Das gilt offensichtlich nicht nur für Schrupp-, Schleif- und Abzieh-, sondern auch für Abrichtsteine, und so scheinen sich Klinker, wenn wir unsere jeweiligen Erfahrungen vergleichen vom Naniwa-Abrichtblock zu unterscheiden.

Friedrichs Schärfprojekt-Artikel, inklusive Eurem Video kenne ich seit längerem und möchte mich bei dieser Gelegenheit herzlich dafür bedanken. Friedrichs Schärf-Epos war für mich seinerzeit ein Lesevergnügen (und ist es immer noch). Das Video finde ich eine schöne Bereicherung und nützliche Illustration zum Schärfprojekt!

Da stellt sich vielleicht jemand die Frage, wieso ich denn statt drei billige Klinker den "40.- Euro schweren" Naniwa gekauft habe. Es sind 2 Gründe:
1. keine Lust Baumärkte nach geeigneten Klinkern abzusuchen, eventuell zuerst ungeeignete zuzulegen, abzurichten, wegzulegen, neue, geeignetere suchen etc. Vom geeigneten Schleifmittel zum Abrichten (25 kg Sack ???) ganz zu schweigen.
2. nur bedingte Lust auf die anstehende Abrichtarbeit. Nicht das ich es nicht tun würde, aber wenn ich die Wahl habe richte ich der Zeit lieber ein paar Spiegelseiten von Hobeleisen her, verwende Letztere, lese ein gutes Buch, oder halte hier im Forum Maulaffen feil ;-)

Gruss,
Markus



Pedder
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Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Pedder »


Hallo Markus,

mir klingt das so, als ob Körner des Abrichsteins vom Shapton nicht rausgebrochen werden, sondern abgeschliffen werden. Da pasen vielleicht einfach zwei Steine nicht zusammen?

Liebe Grüße
Pedder, der seine Klinker liebt.


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Abrichtstein: Problem mit "etwas rechtem"

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Markus,

Du musst Dich nicht rechtfertigen. Ich habe mir damals aus
reiner Neugier 3 Klinker besorgt und dann nach Feierabend
öfter mal 20-30 Minuten mit normalem Sand aus dem Sandkasten
die Steine untereinander abgerichtet. Ich fand diese Methode
einfach beeindruckend. So nach etwa 4-5 Abenden waren die Klinker
auch fast plan. Ich habe dann noch 2x das Ganze mit Korundpulver
durchgezogen und die Steine waren wirklich plan. Alles saugt sich
untereinander richtig fest.

Ich bin froh, dass ich es ausprobiert habe. Nochmal würde ich es
wohl nicht mehr machen. Tauschen würde ich mit gekauften Steinen
nicht.

--
Dirk


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