Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Joerg Bullmann
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Registriert: So 16. Feb 2014, 15:12

Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joerg Bullmann »


Hallo zusammen,

Ich moechte mir eine Satz guenstige Stemmeisen zum Anfangen zulegen. Hier im Shop bin ich auf die kurzen MHG-Eisen gestossen. Mein Gedanke: ein Satz MHG Kurz 6, 12, 16, 20, 26 mm (mit Holzkiste). Dazu zwei MHG Lochbeitel: 4, 10 mm. Die MHG-Beitel scheinen den Beschreibungen nach genau recht fuer mich, der ich erstmal keine Unsummen investieren will.

Nun meine Frage: welche Groessen soll ich denn nun nehmen? Brauche ich wirklich so einen Satz? Reichen mir weniger Groessen? Und die Holzkiste? Die sieht ja nett aus, aber wie praktisch ist die wirklich? Bin ich mit einem Segeltuchetui besser bedient?

Die kurzen Beitel erscheinen mir prima, da die Haende dann naeher am Geschehen sind und mir das Beherrschen der Beitel damit vielleicht besser gelingt. Ich habe auch eher kleine Haende.

Wahrscheinlich gibt's noch einen Satz Schleifsteine dazu. Da wuerde ich wohl (nach Studium von Friedrich Kollenrotts Schaerfanleitung, diverser anderer Quellen UND meines Geldbeutels) SUN TIGER 240, KING 1000 und KING 6000 nehmen. Oder sollte der Abziehstein doch ein (nicht KING) 8000er sein? Die sind nur gleich ein ganzes Stueck teurer. Ich weiss halt nicht wirklich was ich tue und gehe davon aus, dass ich's alles noch lernen muss. Aber so falsch sollte ich doch mit diesen Steinen nicht liegen, oder was meint Ihr? Zum Thema 'Abrichten' werde ich mich wohl mal an die 3-Ziegelstein-Methode setzen... bin sehr gespannt.

Beste Gruesse
Joerg



Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Jörg,

ich habe seit einiger Zeit einige dieser kurzen Eisen. Ich finde sie sehr handlich. Die Qualität der Eisen ist für das Geld, das sie kosten sehr gut. allerdings sind die Griffe scheinbar nur mal mit ein wenig ÖL benebelt worden und so richtig toll geschliffen waren die schön geformten Griffe nicht. Daher habe ich da mit Schleifpapier und anschließend mit Hartwachsöl nachgeholfen.

Die Spiegelseiten sind recht grob geschliffen, aber soweit recht plan. Ich habe auch da noch nachgeholfen. Zum Stahl kann ich noch nicht viel sagen, da ich noch nicht viel damit gearbeitet habe und somit nichts über die Standzeit sagen kann. Schärfen lassen sich di Eisen jedoch gut. Ein wenig ärgerlich fand ich, dass das 40mm breite Eisen, das ich habe ab Werk sehr stark aus dem Winkel geschliffen war.

Alles in Allem kostete mcih jedes Eisen zwischen 30 und 40 Minuten Nacharbeit. Jetzt sind es aber regelrechte Schmuckstücke und rasiermesserscharf.

Die Spiegelseiten meiner Kirschen Eisen waren übrigens nicht besser. Und auch die Hefte der Kirschen habe ich erst einmal vom Lack befreit und geölt.

Ob du aber allein mit den kurzen Eisen klar kommst, ist davon abhängig, was du genau machen möchtest. Empfehlen würde ich dir auf jeden fall noch ein paar Schrägbeitel. Die kannst du dir aber auch aus normalen, langen Stemmeisen selbst umschleifen. Ich habe mit zwei 16mm breite Eisen entsprechend umgeschliffen und möchte diese nicht mehr missen.

http://www.heiko-rech.de/tips/werkstatt.php?seite=2

Auch die benötigten Breiten hängen von deinem Einsatzgebiet ab. Ich arbeite nicht gänzlich von Hand, daher habe ich mir ein Eisen mit 40mm breite gekauft um Nuten am ende eckig zu stemmen, da breite Eisen hat eine lange Führung. Drei weitere passend zu meinen oft eingesetzten Fräsern, 10 und 16mm. Dann noch ein 8er, ein 20er und ein 30er. Damit komme ich erst einmal aus. Meine Eisen hängen griffbereit an der Wand. Daher brauche ich kein Holzkästchen.

Bezüglich der Steine:
Ich habe einen King 800 und einen 6000er. Die Steine sind ordentlich, aber sehr weich. Daher müssen sie oft abgerichtet werden. Meine nächsten Steine werden auf jeden Fall härtere sein. Aber das dauert noch. Auch wenn die Steine weich sind, sie halten dennoch lange. Achte darauf, dass du breite Steine kaufst, auf denen du später auch mal Hobeleisen schärfen kannst.

Gruß

Heiko



Joachim Schmidt
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joachim Schmidt »


Hallo Jörg,

mit den MHG-Kurzeisten triffst Du eine gute Wahl. Ich habe einige seit Dieter sie im Angebot hat und bin mit diesen restlos zufrieden. Sie lassen sich gut schärfen und halten die Schärfe auch ziemlich lang. Die kurze Form ist von Vorteil, wenn Du keine tiefen Ausschnitte austemmen musst. Ich habe jedenfalls hier noch keine Einschränkung bemerkt. Die Eisen lassen sich durch die kurze Form m.E. besser führen.

Zu den Größen:

Das Maß für die kleinste Größe ist der kleinste Schlitz, der zu stemmen ist. In der Regel das Maß der Zinken einer Schwalbenschwanzverbindung. Bei englischen Zinken kann das ziemlich eng werden. 6mm ist hier schon gefragt.

Das größte Maß sollte der alten Handwerksregel folgen, die sagt, dass das größtmögliche Werkzeug für die Arbeit gerade recht ist. Du hast damit eine sichere Führung und vor allem, wenn Du etwas, z.B. am Ende, abstechen musst, kannst Du den Schnitt ziehend machen. Eine 20mm Leiste lässt sich besser und mit einem schönerem Schnitt ziehend bearbeiten, dass braucht aber dann schon 35-40mm Breite des Eisens.

Rechne mal so:

Du fängst mit 6mm an. Mehr als 2mal willst Du nicht ansetzen. Also das nächste Eisen solle etwas weniger sein: 10mm.

Dann von 10 auf 18mm, dann von 18 auf 35mm.

Das gibt 4 Eisen. Bei 5 Eisen kommst Du bis 40mm.

Das nur so als Anregung, wie man die Sache angehen kann. Da ich selbst nie genug Werkzeug haben kann, habe ich die Eisen viel enger gestaffelt, aber eben auch festgestellt, dass das nicht zwingend notwendig ist.

Ich hoffe, bei den Stemmeisten ein wenig hilfreich gewesen zu sein.

Grüße

Joachim



Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #128517]
Hallo Joerg,

wenn man bedenkt, dass mit dem Kauf des Satzes nur etwas weniger ausgegeben wird, als bei Einzelkauf, würde ich dazu raten vorerst nur einen 6mm und einen 12mm Beitel zu kaufen.
Warum?
Nun, da Du noch nicht mit kurzen Beiteln gearbeitet hast (vielleicht auch mit langen nicht?), kannst Du auch nicht ahnen, ob sie Dir liegen.
Nach einigem Ausprobieren wirst Du schnell entscheiden können, ob noch andere Breiten notwendig sind, vielleicht dann doch lange Beitel?
Wenn die Entscheidung dann doch auf weitere Kurzbeitel von MHG fallen sollte, so dass Du fast den vollen Satz hättest, dann ist das auch nicht so schlimm.
Der Appetit wächst nämlich beim Essen und so wirst Du höchst wahrscheinlich auch noch etwas mehr bestellen wollen. Dann ärgert man sich auch nicht über die doppelten Versandkosten.

Zu den Steinen: den 240er wirst Du wohl kaum brauchen, schliesslich musst Du keine Eisen umschleifen. Ein King 800 und der 6000 scheint mir ein passendes Pärchen zu sein.
Der Kombistein 1000/6000 mag auf den ersten Blick auch ausreichend erscheinen, doch würde ich immer zu Einzelsteinen tendieren.

Ich hatte vor Kurzem ein Paar Schrägbeitel von MHG gekauft und war mit der Qualität der geschliffener Fläche zufrieden.

Gruß, Rafael



Joachim Schmidt
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Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joachim Schmidt »

[In Antwort auf #128518]
Hallo Heiko,

mein 40mm Eisen habe ich jetzt auch mal nachgemessen. Es ist wie bei Dir, etwa 1mm aus dem Winkel. Bis jetzt nur mit feinen Steinen nachgeschliffen, also kein richtiges Material abgenommen.

Das ist mir bis jetzt nicht aufgefallen, da ich das Eisen kaum zum Stemmen sondern fast nur für Paring-Zwecke benutze.

Das war vielleicht ein Fehler, der in einer bestimmten Charge aufgetreten ist. Interessant wäre, ob das immer noch so ist?

Was Deine Breitenauswahl betrifft, zeigt das mir wieder das Wertvolle solcher Foren. Ich lebe holzmäßig überwiegend im Neandertal und mache mir über passende Größen zu Fräsern etc. keine Gedanken. Wieder einmal trifft meine Rat nur auf bestimmte Situationen zu und es bedarf anderer Meinungen, um das gesamte Spektrum abzudecken.

Besten Dank nochmal für den Hinweis auf das Winkelproblem. Da wird ja wohl der Shapton 120 wieder zu tun haben.

Grüße

Joachim



Heiko Rech
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Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo, Joachim,

bei meinem 40er Eisen waren es fast 2mm.

Gruß

Heiko


Joachim Schmidt
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Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joachim Schmidt »


Da ist ja schon fast ein Schrägeisen.

Grüße

Joachim



Joerg Bullmann
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Registriert: So 16. Feb 2014, 15:12

Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joerg Bullmann »

[In Antwort auf #128518]
Hallo Heiko,

Vielen Dank fuer die detaillierte Info. Ich beabsichtige, mit so wenig Maschinen auszukommen, wie moeglich. Muss ich mal sehen. Wir haben eine Stichsaege, ne Bohrmaschine (sogar 2, eine schoene Kleine von Bosch mit 400W und eine etwas kobigere mit -- fuers Holzarbeiten gaenzlich uninteressantem -- Pneumatikschlagwerk und 600W von AEG). Also werden wir wohl noch einen Bohrstaender kaufen fuer senkrechte Loecher.

Auch nochmal Danke fuer den Tip bezueglich der Schraegbeitel. Solche koennte ich versuchen, zu schleifen. Mal sehen.

Die Geschichte mit den Schleifsteinen hat fuer mich auch recht viel mit Budget zu tun. Ich weiss ja wirklich nicht, wie lange ich bei der Sache mit der Holzarbeit bleibe. Und da moechte ich den Ball erstmal schoen flach halten. Die KING-Steine erscheinen mir speziell unter diesem Aspekt passend.

Gruesse
Joerg



Joerg Bullmann
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Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joerg Bullmann »

[In Antwort auf #128519]
Hallo Joachim,

Wegen der Abstufungen der Eisen hatte ich mir auch schon gedanken gemacht -- ob ich wirklich so eine recht feine Stufung brauche. Dein Tip zur ungefaehren Verdopplung der Eisenbreite ist klasse und sehr hilfreich.

Da koennte ich zum Beispiel 40, 26, 16, 10 und 6 mm nehmen. Hier ist die Spannweite wesentlich groesser, als beim angebotenen Set. Ab welcher Lochdimension brauche ich denn einen Lochbeitel? Wenn ich z.B. ein quadratisches Loch von 20x20mm durch ein 60mm dickes Holz Stemmen will -- geht das noch mit normalen Beiteln? Oder brauche ich da Lochbeitel?

Nochmals besten Dank und schoene Gruesse
Joerg



Joachim Schmidt
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Re: Stemmeisen zum Anfangen und Schleifsteine

Beitrag von Joachim Schmidt »


Hallo Jörg,

Lochbeitel werden zum Stemmen von Zapfen- und Schlitzberbindungen benötigt. Dabei wird mit kräftigen Schlägen und Aushebeln des Holzes der Schlitz gestemmt. Das benötigt natürlich ein recht stabiles Eisen. Die Breite des Eisens bestimmt die Schlitzbreite. Meist beträgt die Schlitzbreite etwa 1/3 der Holzstärke. Ein 4mm Eisen ist für 12mm Holzstärke gut usw.

Wenn ich 20x20mm ausstemmen muss, gehe ich so vor:

Loch mit 20mm oder mehrere kleine bohren. Dann mit einem normalen Stechbeitel die Ecken ausstemmen. Hierfür gibt es auch beim Hausherrn ein praktisches Eckenausstecheisen. Das ist auch gut, wenn man bei Scharnieren die Ecken ausputzen muss. Das Loch komplett mit der Hand zu stemmen, würde ich mir nicht antun wollen.

Ich hoffe, das hilft Dir jetzt schon mal weiter.

Viele Grüße

Joachim



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