Spezieller japanischer Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Josef Scheitl
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Josef Scheitl »


Liebe Holzwerker,

hat schon jemand mit diesem Werkzeug gearbeitet?

http://www.feinewerkzeuge.de/G313040.htm

Hat jemand vielleicht sogar einschlägige Erfahrung damit? Es würde mich sehr interessieren, weil mich - fragt mich bitte nicht, warum! - dieses Werkzeug fasziniert!

Grüße an alle!
Josef



MaxS
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Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von MaxS »


Hallo Josef,

Mich fasziniert dieses Werkzeug auch schon längere Zeit, aber bisher haben immer wichtigere Werkzeuge (auch laute) den Vorzug bei der Anschaffung bekommen, sodass ich dir leider auch nicht mit irgendwelchen Erfahrungswerten weiterhelfen kann. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass das Schneiden mit diesem Hobel ähnlich verläuft, wie das Abnehmen feiner Späne von einer Oberfläche mit scharfen Stemmeisen.

Leider kann ich dir also auch nicht wirklich weiterhelfen - ich würde mich, wie du, über Erfahrungen freuen!

Viele Grüße
Maximilian



Michael Formanek
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Registriert: Di 27. Dez 2016, 18:58
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Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Josef,

ich kann deine Faszination teilen, habe aber bisher nur mit kleineren Vertretern der Speerhobel gearbeitet. Ich bin Restaurator und verwende sie zum Nacharbeiten von Ergänzungen und eingeleimten Spänen und teilweise bei Feinarbeiten bei Schnitzerein. Sie sind sehr gut zu führen (wenn man etwas übt) und der Vorteil für mich ist, dass man damit sehr fein und genau arbeiten kann und durch den ziehenden Schnitt oft nicht so viel Kraft braucht, bzw. diese besser unter Kontrolle hat.
Eigentlich sind die Großen für die Oberflächenendbehandlung gedacht und geben sicher eine schöne Oberflächenstruktur. Aber ich glaube, man muss schon wirklich ein Liebhaber sein und sich länger damit beschäftigen um auf großen Flächen auf ein ansprechendes Ergebnis zu kommen und sie "standardmäßig" Einsetzten zu können.

Ich glaube meiner Weisheit letzter Schluss ist, dass es wunderschöne Werkzeuge sind, die man gut für spezielle Anwendungen verwenden kann, aber dass vor allem die großen keinem westlichen Hobbytischler in der Werkstatt abgehen werden.
Ich würde mich aber freuen, wenn du dir einen besorgen würdest und ihn -auch fürs Forum ;-) -ausgiebig testest und uns von deien Erfahrungen damit berichtest.

lG Michael


Josef Scheitl
Beiträge: 95
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Josef Scheitl »


Hallo Michael,

vielen Dank für Deine aufschlussreiche Antwort! Jetzt interessiert mich dieses Werkzeug noch mehr!

Gestern habe ich außerdem herausgefunden, dass es hier schon einmal eine Diskussion über den Hobel gegeben hat - allerdings ist das bereits acht Jahre her (siehe Link).
Deine Aussagen ergeben zusammen mit dem dort zu Lesenden ein recht positives Bild!

Beste Grüße!
Josef



Marc Zimmer
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Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Marc Zimmer »


Hallo zusammen

Kuckt mal hier :

http://www.youtube.com/watch?v=bLMo_XTjx7Q

Gruß

Marc Z



Josef Scheitl
Beiträge: 95
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Josef Scheitl »


Oh mei, Marc!

Leider wohne ich in einer Gegend - weitab von DSL! - wo man solche Videos im Internet auf keinen Fall anschauen kann. Mein schwachbrüstiger Internetzugang schafft maximal 236 kbit/sec. "Maximal", d.h. meistens nicht! Ja, solche Gegenden gibt es tatsächlich noch in Deutschland.

Aber abgesehen von dem geschilderten Umstand ist es hier unglaublich schön!

Beste Grüße!
Josef


Josef Scheitl
Beiträge: 95
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Josef Scheitl »

[In Antwort auf #128091]
Servus Michael,

hier ist der von Dir angeregte Bericht über diesen besonderen japanischen Hobel „Yari Kanna“ oder „Yariganna“. Ich hatte nun bereits einige Tage Gelegenheit, ihn auszuprobieren, denn ich habe ihn geschenkt bekommen (es gab Anlass für so ein Geschenk). Es handelt sich um die kleine, kurze Form (ca. 25 cm lang), das entsprach durchaus meinem Wunsch.

Das Werkzeug war bereits im Lieferzustand einigermaßen scharf. Da ich nicht gerade unbegabt und unerfahren im Schärfen bin, habe ich es mit Begeisterung sofort in Höchstform gebracht. Das übrigens ist nicht übermäßig schwierig, wenn man mit handgeführten Formsteinen umgehen kann. Mit denen bearbeitet man die Fase, also die Oberseite des Eisens. Die Spiegelseite (wenn man das so nennen kann, denn die Unterseite des Eisens ist ja zum größten Teil hohl) zieht man dann am besten mit sozusagen „schaukelnden“ Bewegungen am planen, liegenden Stein ab.

Um das Urteil zusammengefasst gleich vorwegzunehmen: Es ist ein Genuss, mit diesem Werkzeug zu arbeiten – natürlich nur für den, der die Handarbeit am Holz ohnehin liebt (versteht sich hier in diesem Kreis wohl von selbst). Als Mitteleuropäer, der den Umgang mit „normalem“ europäischem Werkzeug gewohnt ist, würde ich mir natürlich nicht zutrauen, eine wirklich große Fläche mit diesem Hobel zufriedenstellend zu bearbeiten. Aber im Kleinen – herrlich! Der Hobel zieht feine, spiralig gedrehte Späne ab, wie kleine Locken! Und das funktioniert im weichen wie im harten Holz - wenn’s sein soll, auch quer zur Faser!

Handhabung: Für erste Versuche ist es am besten, wenn man das Eisen ganz flach auf das Werkstück auflegt, also so, dass sowohl die vordere (einem zugewandte) Schneide, als auch die hintere das Holz berühren. Man arbeitet sinnvollerweise ziehend, und man kann diese kleine Variante sowohl einhändig als auch zweihändig benützen – das ergibt sich bei der Arbeit wie von selbst. Wie breit der Span sein soll, das hängt davon ab, ob man die Klinge mehr im breiten oder mehr im schmalen, spitzen Teil verwendet.

Erst, wenn man meint, der Span könnte etwas dicker sein, kippt man das Werkzeug sehr (!) vorsichtig in die Richtung der schneidenden Seite. Vorsicht! Hier macht sich ein Zuviel sofort sehr unangenehm bemerkbar!

Was man wunderbar damit machen kann: Ich habe oft kleinere Restaurierungen zu erledigen (nein, ich bin wirklich kein richtiger Restaurator!), Ausbesserungsarbeiten an verschiedenen Holzgegenständen usw. Unebenheiten lassen sich wunderbar beseitigen, man kommt mit dem Hobel bis in die feinsten Ecken – weil ja die Schneide gerundet ist und spitz zuläuft. Natürlich kann man oft Derartiges auch mit einem passenden Stecheisen erledigen, hat man ja auch immer getan. Aber so sensibel ... das geht mit dem Yari Kanna besser!

Für „größere“ Arbeiten – also Möbel, Türen, Fenster – ist das Werkzeug zumindest in der traditionell europäischen Schreinerei wohl überflüssig.

Ich glaube, man liest es zwischen den Zeilen: Ich bin begeistert! Hat nicht gerade einer geschrieben, er könne sich nicht mehr vorstellen, was er vorher, ohne dieses Werkzeug gemacht hat? Genauso geht’s mir mit diesem Hobel!

Grüße an Dich und an alle anderen!
Josef



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Spezieller japanischer Hobel

Beitrag von Gerhard »


Hallo Josef,

das nenne ich mal Begeisterung. Nach dem Lesen deines Artikels hatte ich spontan den Wunsch so einen Speer zu kaufen. Ich hoffe Dieter hat genug von den Teilen auf Lager.

Wenn ich´s mir recht überlege wäre das ja mal ein Einstieg in japansiche Hobel. An "normale" japanische Hobel habe ich mich wegen des Klimas in der Werkstatt nicht so recht getraut.

Viele Grüße,
Gerhard


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