V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entsteht

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Peter Clemens
Beiträge: 52
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V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entsteht

Beitrag von Peter Clemens »


Hallo zusammen,

nachdem ich schon einige tolle Projekte hier im Forum ansehen durfte, wollte ich auch mal ein "kleines" Projekt vorstellen.

Die Ausgangssituation ist diese:



Unsere Treppe ist mit viel Edelstahl und Ahorngeländer ausgestattet. Das kleine IKEA Kiefernregal ist eher eine Notlösung gewesen, die einige Zeit gut funktioniert hat.
Also lautet der Beschluss, dass sich etwas ändern muss...
Urspünglich wollte ich nur ein paar Edelstahlstangen in 2 Ebenen mit einem Holzgestell verbinden. Meine Frau meinte, dass eine Ablage auch ganz nett wäre. Herausgekommen ist dabei dies hier (mal schnell in Sketchup skizziert):


Später sollte sich herausstellen, dass der Griff nicht so recht ins Bild passt.

Das sieht schon etwas aufwändiger aus, als der ursprüngliche Plan.
Zeit, um in den Keller zu gehen.
Als erstes mussten die Edelstahlstangen geschliffen werden. Die waren ungeschliffen und mussten erst nach satiniert werden. Da ich kein Gerät für sowas habe, ist mir das eingefallen:


Eingespannt wurden die Rohre hiermit:
(links und rechts zwei Schrauben zur Arretierung)


Das hat schon mal wunderbar geklappt:


Nun sollten die Rohre noch in der Länge geschnitten werden. Dabei musste ich an die vielen Versuche denken, wo ich versucht hatte etwas rundes gerade abzuschneiden. Also wieder ein paar Reste rauskramen, Loch rein und schon hat man eine improvisierte Schneidlade für die Metallsäge:


Der Lohn waren 8 Rohre, die bis auf 0,5 mm Toleranz recht gerade abgeschnitten waren:


Da dies kein Metallerforum ist, nun zu der Sache mit dem Holz....

Ahorn, welches wohl am besten gepasst hätte, war leider nicht in meiner Werkstatt zu finden, wohl aber ein paar hübsche Lindebretter, die mir sehr gelegen kamen.
Das Zusägen erspare ich Euch hier. Meine TS2000 hat mir wie immer gute Dienste geleistet.
Im Design sollte nun auch eine Schublade enthalten sein. Da dachte ich mir, dass wenn ich schon mal mit einem Schnitzholz wie Linde arbeite, könnte ich auch das erst Mal ein paar Zinken an die Schublade machen. Um es nicht so einfach zu machen, sollten diese halbverdeckt sein.

Also, grobes Mass nehmen:


Ansägen (dafür habe ich eine kleine Japanerin (Handiwork) genutzt) und ausstemmen:


Nun noch die Gegenseite:


Nicht ganz perfekt, aber das passt schon recht gut, dafür, dass es meine erste Zinkenverbindung ist:


Die 2. Seite war umso besser... Übung macht halt doch den Meister...

Jetzt wurde noch eine Nut für den Boden reinfräsen, wobei mein selbstgebauter MFT gute Einspannmöglichkeiten bietet:


An richtige Holzauszüge habe ich mich noch nicht herangetraut und es bei einfachen Rollschubauszügen belassen:


Die Nut habe ich mit dem Frästisch gemacht und die Ecken so ausgestemmt.

Die Schublade wurde danach geleimt und geschliffen. Nun sollte erst mal der Korpus vorbereitet werden. Erst ein paar Löcher bohren:


Ein 18mm Holzbohrer war zum Glück noch da, einen Forstnerboher wollte ich mir nicht extra zulegen...

Noch den Korpus verleimen:


Und danach schleifen und trocken zusammenstecken:


Danach wurden die Rohre mit UHU PU Leim in die Löcher geklebt. Man(n) kann die Rohr zwar danach mit Gewalt wieder rausdrehen, aber schliesslich sollen auch nur ein Paar Schuhe darauf stehen.
Das Finish wurde anschliessend mit Clou Hartöl erledigt. Die Zinken kommen besonders gut zur Geltung (wenn die Schublade geöffnet wird):


Dort sollen dann später mal Schlüssel oder sonstiger Kleinkram hinein, den man beim Rein- und Rausgehen so loswerden will. Um es besser aufmachen zu können, habe ich noch eine Griffmulde unten eingefräst.

Hier das gute Stück am Bestimmungsort


Und das Ganze nun so, wie es eigentlich gedacht ist... mit Schuhen:


So, das war es erst einmal mit Bildern. Hier noch meine sonstigen Erfahrungen:

Es hat unglaublich viel Spass gemacht mit Handwerkzeugen (Hobel, Stecheisen usw.) zu arbeiten. Normalerweise komme ich beim Maschineneinsatz nicht ins Schwitzen, aber Handarbeit heisst auch körperliche Arbeit. Da steht man auch mal im Keller im T-shirt...

Linde ist ein sehr empfindliches Holz, aber wunderbar zu verarbeiten. Zum Glück habe ich noch ein paar Platten... :-)

Das gesamte Projekt hat netto etwa 14 Stunden benötigt - mit vielen Unterbrechungen. Alleine die Schublade hat mich 5 Stunden gekostet. Die Materialkosten waren eher gering (30 Euro für Edelstahlstangen und ca. 30 Euro fürs Holz plus 5 Euro für den Auszug).

Mir hat es Spass gemacht und ich hoffe, dass ich ein wenig davon mitteilen konnte.

Kritik, Anregungen und Lob sind jederzeit gerne willkommen....

LG

Peter



Martin Sprandel
Beiträge: 277
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entste

Beitrag von Martin Sprandel »


Servus Peter,

das Ergebnis gefällt mir sehr gut und harmoniert mit den umgebenden Materialien.
Witzige Idee mit der Abstützung des Kastens.

Schönen Gruß

Martin



Pedder
Beiträge: 5803
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Klasse

Beitrag von Pedder »


Hallo Peter,

Dein Regal ist toll geworden, vor allem die halbverdeckten Zinken gefallen mir. Die Idee mit der Schneidlehre werde ich sicher bald klauen.

Liebe Grüße
Pedder


Helmut
Beiträge: 174
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entste

Beitrag von Helmut »

[In Antwort auf #128024]
Hallo Peter,

die Idee und die Ausführung ist gut, nur finde ich das Regal so zu wenig Hausrauen... bzw. putzfreundlich.. ;-) . Ich hätte "die Böden" auf denen die Schuhe stehen, "direkt" an die Rohre vom Geländer gemacht. = Sie in einem Riegel gelagert, durch den die Stäbe vom Geländer "durch gehen", ähnlich dem Handlauf. Das erspart beim Putzen das rumgefummel um die Füße des Regals, bzw. dessen wegräumen.. und sieht "insgesammt ruhiger" aus.

:-) Helmut


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entste

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #128024]
Hallo Peter,

eine sehr schöne Idee mit den Rohren. Das Regal gefällt mir sehr gut.

Gruß

Heiko


Peter Clemens
Beiträge: 52
Registriert: Mi 4. Nov 2015, 11:04

Re: V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entste

Beitrag von Peter Clemens »


Hallo Helmut,

das dachte ich zuerst auch, aber zum Glück ist das Ganze so leicht, dass man es einfach verschieben oder hochheben kann. Linde ist relativ leicht und es sind ja zum Glück Rohre und keine Stäbe.

Ich fand die Arbeit mal wieder sehr lehrreich. Immerhin hatte ich vorher noch keine Zinken von Hand erstellt. Alle Versuche das mit meinen Maschinen zu machen, fand ich wenig befriedegend, da viele Einstellungen erforderlich sind und trotzdem das Ergebnis miserabel war.

Ich genieße die Freiheit keinen festen Plan zu haben. Wenn mal ein privates Möbelstück ein paar Millimeter zu kurz oder lang ist, macht das nichts aus.
Meine Pläne macht ich zunächst als Skizze mit Bleistift, danach vielleicht Sketchup oder an meinem Whiteboard in der Werkstatt (extrem hilfreich, wenn man mal wieder schnell was ändern muss und die Änderung auch aus 4 Metern Entfernung noch sehen kann).

Ich freue mich schon auf meine nächsten Projekte:

Esstisch, Eckbank, Couchtisch, Vitrine und und und...

Gruss,

Peter



Helmut
Beiträge: 174
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entste

Beitrag von Helmut »


Hallo Peter,

etwas das noch so leicht weg getragen oder geschoben werden kann, macht obwohl das so leicht ist, immer noch deutlich mehr arbeit als etwas, das nicht weg getragen werden braucht, weil es keine Beine hat, die im Weg sein könnten ;-) .

:-) Helmut


justus

Re: V2A meets Linde oder wie ein Schuhregal entste

Beitrag von justus »


guude,

so ein schönes regal vor einem so lieblos montiertem geländer....

gut holz! justus.


Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Schubladenauszug/Alternative

Beitrag von Michael K. »

[In Antwort auf #128024]
Hallo Peter,

schönes Regal, Du hast Dir viel Mühe gegeben, ... aber dann diese hässlichen Schubladenauszüge! Es geht meiner Ansicht nach schöner ohne (zumindest diese) Auszüge.
Such mal im www nach NK Schubladen oder NK Drawer, da findest Du eine schöne Bauweise (ist aus Schweden, etwa hundert Jahre alt und deshalb hoffentlich Neandertaltauglich). Es gibt einen guten FWW Artikel dazu. Vorgehensweise in aller Kürze, der Boden wird mit zwei breiten (2,5 cm) gefälzten Laufleisten verleimt (Falzhöhe=Schubladenbodenhöhe)
Die Breite ganau an die Möbelinnenseite angepasst. Darauf wird der Korpus montiert. Der etwas vorstehende Schubladenboden wird in die eingenutete Schubladenfront geschoben.
Die Schubläden laufen auf den etwas breiteren Leisten schon leicht, mit etwas Silbergleit einmalig aufgebracht sehr leicht. Noch einen simplen klappbaren Stopp montiert und ein Schubladenauszug ist nach meiner Ansicht nach überflüssig. Ist ein bisschen aufwändiger als ein gekaufter Auszug, aber das spielt ja hier keine Rolle.

Gruss,

Michael K.



Jockel
Beiträge: 484
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Gefällt mit gut! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Jockel »

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