Einsteigerprojekt Schnitzen
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Einsteigerprojekt Schnitzen
Hallo,
In der aktuellen Ausgabe der "HolzWerken" ist ein Einsteigerprojekt für Schnitzer, ein Pferd, vorgestellt. Die Beschreibung der Schritte ist recht ausführlich, leider fehlt aber eine explizite Auflistung der verwendeten Werkzeuge.
Im Text erwähnt sind: Hohleisen, Stechbeitel, Raspeln und Feilen, kleine Lochfeile, flaches Hohleisen, 15-mm Hohleisen, Hohlmeißel (=Hohleisen?), feine Rundfeile.
Welche Grundausstattung würdet ihr für dieses Projekt empfehlen?
Speziell bei den Hohleisen gibt es in Dieters Angebot so viele verschiedene Modelle, dass es mir als Anfänger schwer fällt, zu entscheiden welche / wieviele für den Anfang sinnvoll sind.
Die Bildhauerfeile steht, nach dem sehr positiven Bericht von Klaus Kretschmar, jedenfalls bereits auf meiner Einkaufsliste.
Eine Lochfeile, wie sie im Holzwerken-Artikel erwähnt wird, konnte ich in Dieters Katalog nicht finden. Wird diese unter einem anderen Namen geführt?
Liebe Grüße,
Veronika
Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Hallo Veronika,
zum schnitzen mit Hohleisen kann ich nichts beitragen. Aber die rundfeile im Heft sieht mir aus wie eie zum Schärfen von Kettensägen. Sowas habe ich auch (also eine Feile, keine Kettensäge) und finde die toll. Unkaputtbar und scharf.
Liebe Grüße
Pedder
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Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Hallo Veronika
Ich hab das Schnitzen nicht gelernt, kenne daher wohl etliche Kniffe nicht, hab aber auch schon einiges geschnitzt.
Ich hab mir damals in der Schweiz ein Satz Messer gekauft, es waren 12 Messer, die genaue Zusammensetzung? ich versuche sie in Erinnerung zu rufen:
Stich 1 Breite 8 oder 10 gerade
Stich 1 Breite 8 oder 10 gerade schräg geschliffen
Stich 3 Breite 8 oder 10 gerade
Stich 5 Breite 10 oder 12 gerade
Stich 7 Breite 10 oder 12 gerade
Stich 8 Breite 10 oder 12 gerade
Stich 11 Breite 2 gerade
Stich 11 Breite 10 oder 12 gerade
Stich 11 Breite 4 oder 6 gerade
Stich 41 Breite 8 oder 10 gerade (Gaißfuß)
Das sind nun 10 Eisen, bei meinem Satz waren noch zwei gekröpft, mit denen arbeite ich aber kaum, sie benutz man wenn man in der Tiefe einer Kontur arbeiten muss.
Auch habe ich mir noch einige kleine Eisen gekauft, 2mm oder 4 breit, die benutze ich wenn ich Schriften erhaben anfertige.
Raspeln Feilen und ähnliches hab ich noch nie benutzt, da kann ich keine Bewertung abgeben.
Die Breite solltest Du etwas an den Proportionen ausrichten, die Du in Angriff nehmen willst, bei Großflächigen Teilen ist natürlich ein breites Messer sinnvoller.
Ich denke mit den oben genannten Eisen kann man schon ganz gut arbeiten, wann welches Eisen zum Einsatz kommt, das wirst Du selber schnell rausbekommen.
Den Spruch der Schitzer kennst Du ja bestimmt, schnitzen ist ganz einfach, man muss lediglich das Holz wegschneiden, das nicht zu der Figur gehört.
Bin gespannt wenn Du Deine erste Arbeit vorstellst.
Gruß Franz
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Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Danke Franz und Pedder für eure Antworten!
Ich bin mir sicher dass man mit so einem 12er Satz wie Franz es beschreibt schon sehr gut Arbeiten kann. Allerdings kommen da schnell einige hundert Euro zusammen, zb schon der 6er Satz Stubai: 200, 12er Satz Kirschen 355.
Zum Ausprobieren, einfach zuviel.
Ich hab mich entschlossen daher erst mal einen Grundkurs Schnitzen besuchen, dann weiß ich obs mir gefällt und die Kaufentscheidung fällt gegebenenfalls auch leichter.
Bis ich mein erstes Schnitzprojekt vorstellen kann, wirds also noch etwas dauern.
lg,
Veronika
Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Hallo Veronika
Ich wollte zuerst nicht antworten, da ich nicht schnitze. Aber dennoch dieser Hinweis:
In der Sammlung Daetz in Lichtein/Sachsen (übrigens ein Must für jeden Holzbegeisterten, der in die Gegend von Zwickau kommt) hat es einen Schaukasten, wo die Werkzeuge eines Schnitzers aus Brienz (einem Zentrum dieser Kunst in der Schweiz) und einem afrikanischen Holzkünstler gegenübergestellt werden (eine ganze Wand voll auf der einen Seite, weniger als ein halbes Dutzend auf der anderen). Niemand, der die Ergebnisse bewundert, wird die afrikanischen Exponate als weniger kunstvoll einstufen. Aber es wird klar, dass man auch mit ganz wenigen Werkzeugen weit kommen kann, wenn man Spass, Übung und Talent hat. Wenn Du ersteres spürst und letzteres herausfinden willst, kannst Du mittleres auch mit wenigen Werkzeugen bis weit über das Anfängerniveau hinaus aneignen. Der Besuch eines Kurses finde ich aber ebenfalls eine gute Idee (beim Besuch eines Drechselkurses habe ich auch eine Vorliebe für gewisse Werkzeuge entwickelt).
Viel Spass
Urs
Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Veronika!
Kongret zum Pferdekopf-Projekt kann ich nichts sagen, weil ich es (noch) nicht gesehen habe...
Generell gilt, je größer dimensioniert das Stück, desto größer die benötigten Schnitzeisen und umgekehrt.
Die Anschaffung von Schnitzeisen (oder eines Anfängersatzes) ist natürlich gut zu überlegen. Empfehlung zu Herstellern,... ist hier wohl noch zu früh(?) Von Billigprodukten zumindest würde ich absehen, da diese meist schlecht geschmiedet sind (schwer handlich) und gute Schärfe selbst für den Geübten schwer oder gar nicht zu erreichen ist.
Einen Kurs mitzumachen finde ich eine gute Idee. Viele Schnitzer und -schulen bieten solche an. So wirst Du praktisch(!!) an die Werkzeuge und dieses schöne Handwerk herangeführt. Ebenso wird Dich der "Kursleiter" ggf. bezüglich eines auf Dich zugeschnittenen Anfängersatz beraten. Solltest Du Empfehlungen zu Kursen/Adressen brauchen gib Bescheid...
Den Vergleich von Urs finde ich sehr schön...
Habe neulich z.B. einen 2stündigen Film über die Entstehung eines Saiteninstrumentes eines indischen Instrumentenbauers gesehen. Auf dem Boden sitzend klemmt er sich das jeweilige Holzstück zwischen die Füße und bearbeitet dieses mit dem allernötigsten(!) an Werkzeug. Alles gänzlich ohne strombetriebene Geräte (Unsereins würde z.B. die Konturen des lang geschwungenen Halses in 5Minuten an der Bandsäge aussägen, es geht aber auch das Heraushauen/Abstechen mit Hohl-/Beiteln) Ganz zu Schweigen vom Freihandschärfen und -schränken des einzigen Fuchschwanzes ohne Feilkluppe, etc. im Schraubstock welcher auf einen größeren Holzklotz geschraubt ist.
Heraus kommt ein fein gefertigtes, filigran beschnitztes und wohlklingendes Instrument! Echt irre!
Liebe Grüße,
Marcus.
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Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Hallo Urs,
Vielen Dank für den Tipp zur Sammlung Daetz! Klingt sehr interessant, sowohl die Dauer als auch so manche Sonderausstellung! Ich werde sie mir auf jeden Fall einmal anschaun, auch wenn die Anfahrt von mir aus recht lang ist.
Dein Spruch zu Spaß,Übung und Talent hat mir auch gut gefallen. Bei letzterem hab ich zwar nur wenig Hoffnung, bei ersterem bin ich aber guter Dinge und für mittleres ist die kommende Jahreszeit ja wie geschaffen :)
lg,
Veronika
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Re: Einsteigerprojekt Schnitzen *MIT BILD*
Hallo Veronika
Du hast recht, für ein Versuch wären die Ausgaben einfach zu groß, bei mir lief ja die Sache etwas anders, ich entdeckte ja bei einem Trödler im Schaufenster diesen Satz Schnitzmesser, hatte wirklich keine Ahnung, zahlte für meine Frau unverständliche 100 Franken und stellte erst viel später fest, das ich eigentlich ein Schnäppchen gemacht hatte, es waren Messer der Firma Pfeilen.
Wie ich sagte, ich hab das Schnitzen nicht gelernt, schnitzte dann etliche Wappen, Schriftzüge und verschiedene Schilder, diese Dinge machten mir mächtig Spaß, wollte mich aber doch mal an einer Figur oder ähnlichem probieren, überlegte dann lange wie ich das angehen könnte, kaufte mir für wenig Geld eine Gibsgießform.
Auf dies Form zeichnete ich dann ein Raster im Abstand von einem cm, stellte ein dünnes Sperrholzbrett mit gleichem Raster her, an jedem Schnittpunkt bohrte ich in diese Blatte ein 3-4mm Loch, legte die Blatte Deckungsgleich auf die Kunststoffform und maß an jedem Loch die Tiefe bis zu der Kunststoffform an diesem Detail.
An einem Rohling aus Nussbaum trug ich auch zuerst das Raster auf, bohrte dann mit einem kleinen Bohrer die Tiefe, die ich an diesem Loch gemessen hatte und fing dann an zu schnitzen, auf dies Art hatte ich die Dimensionen einigermaßen im Griff, das Ergebnisse hat mich eigentlich nie so ganz richtig befriedigt, stellte aber damals deutlich fest, dass hier ein besonderes Problem liegt, wo man so glaube ich eine gewisse Begabung wohl mitbringen muss (die mir fehlt), die auch dann einen Künstler auszeichnet.
Ich hab natürlich in den Jahren jede Gelegenheit genützt, mir in diesen Dingen selber etwas Nachhilfe zu geben, vor etwa 10 Jahren besuchte ich in Freiburg die Münsterbauhütte, 16 Steinmetze waren bei der Arbeit und meißelten nach Vorgabe alter Gibsabtrücke, die ein umsichtiger Bürgermeister um 1900 in großer Anzahl hat herstellen lassen, neue Figuren aus Sandstein.
Das war auch ein möglichst genaues kopieren und dazu verwendete man ein simples Gerät, mit dem man jeden Punkt von der Vorlage genau auf die neue Figur übertragen konnte,
Was mich damals doch erstaunte, einer der jungen Steinmetze meißelte gerade die letzten Feinheiten an einer besonders schöne Figur, auf meine Frage erzählte er mir 4 Monate wäre er mit dieser Figur am Gange.
Auch so ein großartiger Künstler wie Dürer verwendetet ein einfaches Fadengerüst um die Proportionen möglichst Detailgenau auszuführen.
Ich bin gespannt welche Eindrücke du uns nach Deinem Lehrgang erzählen kannst.
Das Bild zeigt das Ergebnis des damaligen Versuches.
Gruß Franz

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Re: Einsteigerprojekt Schnitzen *MIT BILD*
Hallo Franz,
Danke für deinen interessante Beitrag. Ich finde deine Schnitzarbeit sehr gelungen! Die Idee, die Tiefenmaße mit Hilfe einer Rasterschablone abzunehmen gefällt mir. Hier ist es wie so oft, das Genauigkeit und Geduld, in dem Fall beim Erstellen und Ablesen des Rasters, fehlendes Talent teilweise ersetzen können.
Manchen ist das räumliche Sehen, und das Aug für Maße und Proportionen einfach gegeben. Aber zumindest vom Zeichnen her, weiß ich das man das Auge auch schulen kann, und wenn man systematisch vorgeht, also anfangs in einfachen Formen wie Kreisen/Trapez/Rechteck arbeitet, und später immer weiter verfeinert, auch ohne große Begabung ganz passable Zeichnungen hinbekommen kann. In 3D ist das ganze wohl um eine Dimension komplexer, aber ich hoffe dass man sich auch hier von einfachen Formen ausgehend immer weiter zu komplexeren vortasten kann. Deine Darstellung des Tirolers gehört für mich schon zur komplexen Sorte.
Einen Teilbild des Pferdes aus der aktuellen Holzwerken, das den anstoß zu dem Thread gegeben hat, ist übrigens auf der holzwerken.net seite, und unterhalb zu sehen.

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Re: Einsteigerprojekt Schnitzen
Hallo Veronika
Das gezeigte Pferd sieht gut aus, allerdings scheint die ganze Figur geschliffen, wie ja auch der Finger beim Schleifen abgebildet ist, diese Art hab ich noch nicht praktiziert, da könnte man ja auch viel mit Kerbschnitzmessern erreichen, du musst ja dann nicht mit dem Schnitzschnitt die fertige Kontur herstellen, dann könnte der Messerbedarf geringer sein.
Vielleicht kannst Du Dich erinnern, Anfang letzten Jahres hab ich versucht mir eine Kopie eines Korpus (Christus am Kreuz) zu erstellen, mittels einer primitiven Kopiereinrichtung kopierte ich einen vorhandene Figur, mit diesem Teil erleb ich bei mir zum ersten Male so etwas wie Angst und Unvermögen, zwar hab ich Teile des Rumpfes, den Großteil der Beine schon fertig, sieht auch ganz passabel aus, um den Kopf, Füße und andere Feinheiten mach ich aber jedes Mal einen großen Bogen, ich bin nun mit mir selber im Clinch, ich hab mir fest vorgenommen die Figur fertig zu stellen, egal was dabei zustande kommt.
Du Sprichst in Deinem Beitrag, dass zumindest beim Zeichnen man das Darstellen üben kann, ich war im Mai drei Wochen in Reha, aus Langweile ging ich Abends zum künstlerischen Gestalten, ich entschied mich fürs Aquarellmalen, die verantwortliche Dame wollte mich eine einfache Blume malen lassen, ich dagegen hatte ein Bild an der Wand im Auge, von dem die gute Dame sagte, es wäre für einen Anfänger viel zu schwer, stur wie ich in solchen Sachen bin, hab ich doch dieses Landschaftsbild angegangen.
Ich war selber erstaunt wie leicht es mir gefallen ist, dieses Bild mit einfachen Strichen zu kopieren, dabei hat mir sicherlich mein jahrelanges Arbeiten am Zeichenbrett geholfen, ich hab die Strecken immer wieder geteilt, hab mir immer wieder einen Bezug zu einem anderen Punkt gedacht und hab mich wie in einem gedachten Raster durch das Bild gearbeitet, die Dame hatte gestaunt wie gut ich das hinbekam und ich muss sagen, ich hatte auch meinen Spaß daran und es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Bilder folgen.
Den Link meiner einfachen Kopiervorrichtung hab ich angehängt, ich muss selbst gestehen, nach so langer Zeit, die Bilder sehen nicht so aus, als ob etwas richtiges dabei zustande kommen könnte, nun wo ich einige Konturen fertig gestellt habe, die Kopiererei war offensichtlich in Ordnung.
Gruß Franz
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/noframes/read/57465