Ungewolltes Verstellen der Einhandhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rafael
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Ungewolltes Verstellen der Einhandhobel

Beitrag von Rafael »


Hallo an Alle,

ich wende mich heute an all Diejenigen, welche einen oder gar mehrere metallene Einhandhobel besitzen.

Speziell geht es mir um die Blockhobel 9 1/2 und 60 1/2, mein erster ist von Anant, der andere ein preiswerter Faithfull.
Mein Problem, welches mehr oder weniger bei beiden auftritt, besteht darin, daß die Hand während der Arbeit an der Klappe abgestützt ist und es immer wieder dazu kommt, daß eben diese Klappe seitlich verschoben/verdreht wird. Das zieht aber nach sich, daß es zu einer Lateralverstellung des Eisens kommt, was ein zügiges und flüssiges Arbeiten unmöglich macht.
Selbst wenn es keine Lateralverstellung geben sollte ist diese Verschiebung während der Arbeit sehr irritierend.

Nun stellen sich mir folgende Fragen:
1. Habt Ihr ähnliche Probleme mit Euren Blockhobeln?
2. können die Seitlich angebrachten Madenschrauben an den Veritas Hobeln der ungewollten Lateralverstellung entgegenwirken?
3. wieviel Platz haben die Klappen Eurer Hobel vorne an der Fase im Hobelkörper (seitliches Spiel)?
4. ich bin ziemlich schmerzfrei was das Umarbeiten von Werkzeugen angeht, deshalb: könnte ein Umbau der Klappe zu weniger Spiel, oder ein Nachrüsten der Madenschrauben dieses Problem lindern?
5. ich überlege eventuell den Juuma Einhandhobel von Dieter Schmid zu kaufen - auf den Fotos hat seine Klappe aber ebenfalls seitlich viel Platz. Kann Jemand von ähnlichen Problemen bei diesem Hobel berichten oder meine Bedenken zerstreuuen?

Ich weiss, über die Qualität der Veritas Hobel ist die Meinung ziemlich ungeteilt und vielleicht kann ich bis zum Kauf-Zeitpunkt genügend Argumente "Pro" verinnerlichen, daß ich den kaufe. Zur Zeit schaue ich aber eher in die Richtung des JUUMA und würde eben gerne die Erfahrung und Meinung der Anwender speziell zum geschilderten Problem hören/lesen.

Vielleicht findet Ihr die Zeit etwas zu meinen Fragen zu schreiben?

Gruß an Alle, Rafael



Rolf Richard
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Re: Madenschrauben sind es nicht allein

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Rafael,

bei mir "arbeitet" ein Stanley 60 1/2.

Das Verschieben der Klappe ist bekannt, führt aber bei dem genannten Modell nicht unbedingt gleich zur Lateralverstellung des Eisens. Im Allgemeinen wird die Klappe aber wirklich durch die Benutzerhand verschoben, besonders weil dieser ungewollt die Klappenfeststellung lockert. (Spiel beidseitig zusammen ca. 2,5 mm)

Meine Abhilfe: Klappenschraube stramm anziehen, so dass die Klappenverrieglung nur noch mit einigem Kraftaufwand betätigt werden kann.

Das System mit den Madenschrauben kenne ich von 2 Veritas-Hobeln, einem Bullnose Simshobel, bei dem das Eisen gleich an zwei Ebenen mit insgesamt 4 Madenschrauben gesichert wird und an einem 4er Putzhobel mit 2 Madenschrauben.

In beiden Fällen dienen die Madenschrauben nicht zum Unterbinden der Lateralbewegung. Beim Putzhobel sind sie die Punkte um die sich das Eisen bei gewollter Lateralverstellung mit dem zugehörigen Verstellhebel dreht. Sie legen hauptsächlich das Eisens in der Hobelmitte fest.

Beim Bullnose ist die Aufgabe der Madenschrauben noch eine andere. Sie stellen sicher, dass das Eisen auch wirklich parallel zur Seite des Hobelkörpers stehen, der gerade am Falz anliegt. Will man die andere Seite nutzen muss man umstellen, weil sonst das Eisen dort etwas übersteht.

Ich denke, Du solltest mal auf eine gute Fixierung der Klappe und vielleicht auch auf Deine Handhaltung achten. Finger weg vom Klemmhebel - auch wenns erst mal schwer fällt! :-)

Gruss

Rolf



Philipp
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Re: Ungewolltes Verstellen der Einhandhobel

Beitrag von Philipp »


Hallo Rafael,

Du sprichst einen generellen Schwachpunkt der Einhandhobel an. Die Klappe ist gleichzeitig Griff und bleibt damit nicht ortsstabil. Leider hat auch ein Premiumhersteller wie Veritas dieses unglückliche Design übernommen (wie das ebenso schlechte des "Norris-Adjusters").

Durch die Madenschrauben bleibt aber das Eisen gut in der Lage, auch wenn sich die Klappe seitlich bewegt. Ggf. könnte man daran denken, den Hobel mit einem weiteren Paar Madenschrauben zur Fixierung des Eisens zu versehen. Das habe ich aber bisher nicht für nötig empfunden.

Mein Tipp: kauf Dir einen guten bis sehr guten Einhandhobel, z.B. den Veritas Flachbetteinhandhobel. Du wirst den Kauf nicht bereuen und schnell feststellen, daß Du ohne diesen Hobel eigentlich nicht würdig leben konntest.

Noch'n Tipp: nimm das O1-Eisen. Läßt sich viel besser schärfen als der A2-Stahl und besitzt auch keine merkbar kürzeren Standzeiten.

Gruß, Philipp


Christoph Schmitz
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Re: Ungewolltes Verstellen der Einhandhobel

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #127401]
Hallo Rafael,

ich benutze sowohl einen Stanley 9 1/2 als auch einen Veritas 60 1/2. Das von Dir Geschilderte hat mich bisher nicht so gestört, aber: mein Problem mit dem Stanley ist an der Stelle eher, daß man die Klemmung an der Klappe entweder richtig "festwürgen" muß, oder sie löst sich im Eifer des Gefechts schon mal komplett (wenn man z. B. unglücklich mit dem Handballen an den Hebel kommt) und man verliert sämtliche Einstellungen. Da scheint es mir immer recht schwer, einen guten Mittelweg zu finden.

Ob die Konstruktion des Veritas grundsätzlich besser gegen seitliches Verschieben schützt, kann ich nicht sagen, mit der Rändelschraube unter der Klappe kann man aber auf jeden Fall den Druck der Klappe auf das Eisen viel besser dosieren.

Grüße,
Christoph



Edi Kottmair
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Re: Ungewolltes Verstellen der Einhandhobel

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #127401]
Hallo Rafael,

dieses Problem tritt bei dem ECE-Einhandhobel nicht auf, da die Klappe beim Hobeln nicht berührt wird. Siehe Foto: http://www.feinewerkzeuge.de/divhob.htm
Ich bin mit meinem hölzernen ECE sehr zufrieden und habe kein Bedürfnis, auf einen teuren aus Metall umzusteigen.

Viele Grüße von
Edi



MaxS
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Re: ECE-Einhandhobel

Beitrag von MaxS »


Hallo Rafael und Edi,

ich kann die positive Erfahrung mit dem ECE-Einhandhobel nur bestätigen. Auch wenn ich viel mit Maschinen mache, der Hobel ist häufig und mit Freude im Einsatz.

Viele Grüße
Max



Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Madenschrauben und ECE-Einhandhobel

Beitrag von Rafael »


Vielen Dank für die bisherigen Antworten.

Daß die Madenschrauben nicht zum Unterbinden der Lateralverstellung dienen ist mir schon klar. Ich habe in diese Richtung gefragt, da es bei den Stanleys keinen eindeutigen Drehpunkt des Eisens gibt. Da ergibt eine Drehung am Stellhebel in die eine Richtung und dann wieder gleiche Auslenkung in die andere Richtung nicht den Ausgangszustand (selbst wenn man den Toten Weg eliminieren könnte).

Madenschrauben für das Eisen und zusätzlich kein Seitliches Spiel der Klappe im Hobelkörper könnten das Problem vielleicht zum großen Teil aus der Welt schaffen.
Ich werde vielleicht zuerst mit der Klappe beginnen und dafür sorgen, daß ihr vorderes Ende nicht hin und her wackeln kann. Mal sehen ob es einen feststellbaren Unterschied ergibt.
Bei meinem Anant ist der Feststellhebel sehr ungenau ausgeführt (schlechte Gußteile), damit lässt sich das Eisen nur bedingt richtig gut anziehen. Ich überlege schon den Hebel durch eine Rändelschraube wie bei dem 60 1/2 zu ersetzen. Das untere Ende der Schraube würde auch einen breiten "Fuß" bekommen, damit die Flächenpressung nicht zu groß ist.

Den kleinen ECE habe ich mir auch schon ein paar mal angeschaut und bin nicht grundsätzlich abgeneigt. Ich habe da aber noch zwei Fragen auf die ich im Netz noch keine Antwort finden konnte.
Wie dick ist das Eisen des ECE?
Gibt es irgendwo ein Bild des nackten Eisens? Vielleicht könnte ich mir aus alten laminierten Ulmia und Famos 48er ein Ersatzeisen herstellen?

Viele Grüße, Rafael.



Pedder
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Klappe halten?

Beitrag von Pedder »


Hallo Rafael,

vielleicht sollte ich lieber meine Klappe halten, da ich nicht wirklich viel von Einhandhobel verstehe. Ich habe drei geschenkt bekommen, von dem großzügigsten Holzwerker nördlich der Elbe!

Mein Liebling ist der Lie-Nielsen 102 Bei dem verschiebt sich nichts, wenn die Klappe mit dem Rad anständig festgesetzt wurde. Aber auch bei den anderen konnte ich das nicht feststellen.

Daher würde ich Dir raten, einen anständigen Hobel zu Kaufen. Der Juuma scheint nachdem was ich gesehen habe und hier las ein solcher zu sein, der ECE ja wohl auch. Nur warum willst Du dem gleicht ein Ersatzeisen verpassen? Oder gehört das für Dich einfach dazu, wenn Du einen Hobel kaufst? Das könnte ich verstehen.

Liebe Grüße
Pedder



Bernd Zimmermann
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Registriert: Mi 15. Apr 2015, 20:15

Re: Madenschrauben und ECE-Einhandhobel

Beitrag von Bernd Zimmermann »


Hallo Rafael,

ich habe den ANANT 60 1/2, bei dem die Klappe mittels Schraube, welche sich am Eisen mit einem "Fuß" abstützt, gehalten wird. Und auch bei mir verschiebt sich die Klappe während des Arbeitens mit dem Blockhobel, egal wie fest ich diese Klappenschraube anziehe. Es wird Dir also vermutlich nicht viel helfen, wenn Du Deinen Spannhebel gegen eine Feststellschraube tauscht. Außer Du schaffst es, die Klappe so umzuarbeiten und anzupassen, daß sie "satt" auf dem Eisen aufliegt.

Viele Grüße
Bernd



Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Reserveeisen

Beitrag von Rafael »


Hallo Pedder,

ich fürchte, meine Wortwahl war nicht unbedingt passend und hat vielleicht auch bei Anderen für nicht beabsichtigte Verwirrung gesorgt.
Ich wollte (falls ich den kaufe) bei dem ECE weniger das Originaleisen ersetzen, als eifach prüfen ob es möglich ist aus dem vorhandenen Material
ein zweites / Reserve - Eisen herzustellen.
Ich wollte in Erfahrung bringen ob ich es bin, der bei den Hobeln einen Fehler begeht, meine Exemplare Schrott sind, oder die Probleme auch anderen bekannt sind.

Es wäre noch schön, wenn sich Jemand meldet der aus eigener Erfahrung etwas zu dem JUUMA schreiben kann.

Vielen Dank und Grüße, Rafael



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