Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
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Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo,

die scheinen gerade im Angebot zu sein;-) Ich habe gestern einen ebensolchen auf dem Flohmarkt gefunden. 15 Euro waren sicher nicht zuviel bezahlt. Hersteller war nicht zu erkennen (kleiner Stempel mit Lamm und Fahne), aber das Eisen war deutsch beschriftet. Ich weiß zwar, daß solche Hobel auch in Deutschland gebaut wurden, aber wohl eher für den Export.

Gruß, Wolfgang



Sebastian G.
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Registriert: Di 21. Aug 2018, 17:32

Holzhobel, neuer Griff (***MIT BILDERN***)

Beitrag von Sebastian G. »

[In Antwort auf #127052]
Hallo Leute,

nach den vielen hilfreichen Tips, wollte ich mich mich kurz mit einem Zwischenergebnis zurückmelden und mich nochmal für die Hilfestellung bedanken.

Ich habe mich dieses Wochenende kurzerhand entschlossen, aus ein paar Endstücken Kirsche einen neuen Griff zu bauen. Leider war das abgerichtete Brett nicht mehr dick genug (1" hätte ich gebraucht, 24 mm waren nach dem Säubern noch dran), sodass ich zwei Bretter verleimen musste (und wieder runterhobeln ;-/). Da ich seit einigen Tagen auch stolzer Besitzer eines Veritas FW-Putzhobels bin und mir der Griff sehr gut passt, habe ich den als Modell genommen.
Beim Einpassen habe ich es leider ein bisschen versemmelt und so schliesst das eingelassene Stück vorne nicht ganz mit dem halbrunden Langloch ab.

Der Griff is noch nicht verleimt und ohne Finish, der Hobel aber schon wieder einsatzbereit. Er ist und bleibt ein ziemlich rauher Geselle, aber im Vergleich zu meinem (ziemlich runtergekommenen) Ulmia Schlichthobel, ist der grosse Hobel irgendwie angehmer zu führen. Das Einstellen des Eisens braucht etwas Gefühl, das rutscht ziemlich schnell zu weit durch und dann geht ausser rattern und fransen nix mehr.

Es warten noch 6m Kirsche zum Abrichten, da werden wir mal sehen, wie er sich bewährt (wenn er's schaftt kriegt er auch noch ein paar Rallye-Streifen) .... aber mit ein bisschen Feintuning, werden wir noch "Freunde" werden.

Hat noch jemand einen Tip für's Finish - Optik ist zweitrangig, soll hauptsächlich für Schutz vor Handschweiss und -fett sorgen. Öl, Wachs, Lack?

Also, nochmal vielen Dank für Eure Tips, bis auf weiteres,
Beste Grüsse, Sebastian




Andreas Winkler
Beiträge: 1135
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Holzhobel, neuer Griff (***MIT BILDERN***)

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Sebastian,

gelungene Arbeit !

Hätte mir aber wahrscheinlich nicht die Mühe gemacht und den Griff verputzt, sondern nur grob zugerichtet. Den Rest hätten dann Raspel und Feile und das überall geschätzte Schleifpapier erledigt.
Wichtig ist, das der Hobel wieder einsatzbereit ist und das ist er offensichtlich.

Den Spänen zufolge scheint das gute Teil etwas zu stopfen, stimmt die Einstellung der Klappe und paßt die Form des Keile gut zum "Innenleben" (Wangen, Klappenschraube usw.) ? Hast Du das Eisen mal getauscht ?
Aber vieleicht täusche ich mich da auch.

Viele Grüße, Andreas



Sebastian G.
Beiträge: 8
Registriert: Di 21. Aug 2018, 17:32

Re: Holzhobel, neuer Griff

Beitrag von Sebastian G. »


Hi Andreas,

danke für Dein feedback. Verputzt? Kann ich ehrlich gesagt nicht so ganz folgen. Ich habe, die Bretter abgerichtet, die Form angerissen und _grob_ ausgesägt (mit der Ryoba - so grob ;-) und dann mit der Raspel und 40er Schleifpapier in Form gebracht. Der letzte Schliff war einmal drüber mit 120er Schleifpapier. In dem Zustand ist er auch noch, inkl. ein bisschen Schmand von den ersten Tests. Arbeit war ungefähr 1 Tag Bretter hobeln, leimen, hobeln und 1 Tag raspeln, schleifen, hobeln, raspeln, schleifen ... habe Schrammen an so ziemlich allen Fingern, blutiger Anfänger ...

Er stopft in der Tat etwas. Am Anfang ging gar nichts, bis ich den Keil etwas modiziert habe. Der hat zwei "Zähne", die in konische Nuten in den Wangen eingepasst sind ... waren. Die standen so weit vorne und nach innen, dass sie das Maul verstopft haben. Den Teil der nicht mehr die Klappe gehalten hat (ha,ha) habe ich kurzerhand abgeschnitten. Der Keil rutscht auch ziemlich weit durch, ist wohl alles schon ein bisschen ausgeleiert. Ausserdem hatte ich ihn am Anfang viel zu grob eingestellt.

Zum Eisen: Das hat 2 1/4", ich habe bis jetzt noch kein Ersatz-Eisen dafür gesehen, zumindest beim Hausherrn und den üblichen Konsorten. Ich weiss auch nicht ob ich nochmal Geld für ein neues Eisen investieren würde, inkl. anpassen des Hobelkastens etc. Wenn er es noch ein bisschen macht, darf er dann auch in Ruhe altern, sollte wirklich nichts mehr dran sein. Ich bin mir aber sicher es gibt irgendwo noch einen Sweetspot, der nur darauf wartet ....

Ich hoffe, ich komme am Wochenende noch ein bischen weiter, dann evtl. auch mit neuen Bildern.

Gruss, Sebastian



Andreas Winkler
Beiträge: 1135
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Holzhobel, neuer Griff

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Sebastian,

hört sich auf die Ferne so an, als wäre das Eisen nicht Orginal. Oder der Keil.

Die zwei "Zähne" sind sehr wichtige Teile des Keiles, sie verkeilen das Eisen möglichst weit zur Schneide hin mit dem Hobelkasten, geben dem Eisen also Halt.
Sie abzuschneiden halte ich für keine gute Idee, wenn es mal etwas ruppig wird (Ast oder so) dürfte sich das Eisen schnell lockern.

Die "Zähne" sind jetzt Deiner Beschreibung gemäß weg, der Teil rutscht tiefer in die Wangen. Der abgehobelte Span dürfte auf die ganze Eisenbreite (vorallem aber in der Mitte des Eisens) nach kurzem Weg auf den Hindernis (= die Kante des Keiles) stoßen. Wegen so etwas stopft ein hölzerner Hobel gerne mal.

Deswegen eben auch die Ausführung des Keiles mit "Zähnen" und Freiraum in der Mitte.
Wenn Dich die Sache stört, kannst Du jetzt an Deinen überarbeiteten Keil wieder "Zähne" anschneiden, will heißen einen Freiraum vorsehen.

Am besten mal mit dem Keil und der Wangenausfürung und dem Keil eines Holzhobels im Orginalzustand vergleichen.

Das Innenleben eines funktionierenden Hobels mit Wangenwiderlager mit allen Winkeln und Schrägen ist ein Kompromiß zwischen möglichst viel Halt für das Messer und möglichst viel Platz für den gehobelten Span. Sicher ein Produkt aus langjähriger Erfahrung.

Gruß, Andreas

P.S.: 2 1/4 Zoll sind etwa 57 mm; früher hatten viele Rauhbänke diese Eisenbreite. Du solltest keine Probleme bekommen ggf. ein Ersatzeisen zu bekommen.



Rafael
Beiträge: 848
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Anderes Eisen

Beitrag von Rafael »


Hallo Sebastian,

was das Eisen angeht, so kann ich Andreas nur zustimmen.
Ich habe mir bei einem bekannten Aukt..onshaus eine ale Rauhbank gekauft, zu einem sehr niedrigem Preis, mehr aus reiner Neugier, was damit noch zu machen ist, als mit dem Vorhaben damit richtig zu Arbeiten. Das Eisen ist von Kirschen, 57mm breit und laminiert. Es ist eines der besten Eisen, welche ich nun besitze und ich würde mir diese Qualität bei manch anderen auch wünschen.
Vielleicht würdest Du in dem Hobel auch ein 60mm Eisen von einem Stanley Nr.6 unterbringen, das sollte dann aber lieber kein Stanley Eisen sein. Ich habe ein neues 60er Eisen, auf welchem "Stanley" eingeprägt ist, sowohl die Dicke, als auch die Verarbeitung lohnt den Aufwand aber nicht.
Vielleicht kannst Du eine alte, gebrauchte Rauhbank finden, wo das Eisen noch nicht ganz kurz geschliffen ist, und der Rost noch keinen großen Schaden angerichtet hat? Nach meiner Erfahrung würde ich das auf jeden Fall nochmal so machen, und viellecht tue ich es tatsächlich, und schneide mir daraus ein gutes 50er Eisen?

Gruß, Rafael



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