"Halber Riss"
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Re: "Halber Riss" - Häh?
Hallo Phliipp,
ja, das ist so eine Sache. Bei Passungen (z.B. Zinken) reisst man ja beide Teile identisch an (oder benutzt das erste Teil als Anreissschablone für das Zweite). Gesägt wird dann "auf der Abfallseite" bis genau an den Riss heran. Wenn der Riss ein feiner Schnitt ist, ist damit die Sache ja auch erklärt und eindeutig. Ist der Riss aber ein mehr oder weniger breiter Bleistiftstrich, dann ist sozusagen dessen Mitte der gedachte ideale Riss, darum soll von dem Bleistiftstrich die Hälfte stehenbleiben.
Ist also nicht nichttssagend, aber immerhin erklärungsbedürftig.
Friedrich
Re: "Halber Riss" - Häh? - Ahhh!
Danke für die Erklärungen. Das mit dem "halben Riß" habe ich nun verstanden. Nachdem ein Riß, also eine Markierung mit dem Messer/der Nadel aber eigentlich sehr dünn und daher praktisch unteilbar sein sollte, wäre "halber Strich" oder so in meinen Augen irgendwie selbsterklärender.
@Andreas: Was mit "auf Stoß" gemeint ist, ist mir eigentlich schon klar. Aber das Manko ist das "eigentlich", denn dies eröffnet zu viel Raum für Auslegungen und Deutungen. Nachdem die meisten westlichen Sägen in stoßender Bewegung greifen, wäre der Begriff "auf Stoß gefeilt" eigentlich überflüssig. Und genau deshalb scheint er etwas anderes beschreiben zu wollen, ohne Klarheit zu schaffen.
Auch wenn es nicht hierher gehört: Warum nennt man einen Bau aus Rahmen und Füllung nicht so, sondern spricht von "gestemmten Möbeln"? Klar, oft sind die Holzverbindungen von Rahmen gestemmt, sie können aber auch gedübelt oder gar geschraubt (schauder) sein. Ich persönlich mag halt Begriffe, die zu viel Deutungsspielraum lassen, nicht so, ist aber nur mein eigenes Problem.
Viele Grüße und frohes Sägen und Feilen
Philipp
Re: "Halber Riss" - Häh? - Ahhh!
> Aber das Manko ist das "eigentlich", denn dies eröffnet zu viel Raum für Auslegungen und Deutungen. Nachdem die meisten westlichen Sägen in stoßender Bewegung greifen, wäre der Begriff
> "auf Stoß gefeilt" eigentlich überflüssig. Und genau deshalb scheint er etwas anderes beschreiben zu wollen, ohne Klarheit zu schaffen.
In der Fachsprache unterscheidet der Tischler die Bezahnungsarten "stark auf Stoß" (Schnittwinkel 80 Grad), "auf Stoß" (Schnittwinkel 90 Grad), "schwach auf Stoß" (Schnittwinkel 100 Grad) und "beiderseits" (Schnittwinkel 120 Grad). Damit ist es die Bezeichnung "auf Stoß" schon eindeutig, man muss es nur richtig "übersetzen".
Es gibt übrigens auch eine deutsche Tischlersäge, die auf Zug wirkt: die Gratsäge.
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Re: "Halber Riß" - Häh? - Ahhh!
Hallo Philipp,
Du hast natürlich recht, eine besonders genaue Auskunft ist das mit dem auf Stoß nicht gerade.
Üblicherweise findet man bei der Bezeichnung Sägezähne auf Stoß noch Zusätze wie stark oder schwach, was für den wissbegierigen Leser nun auch nicht besonders befriedigend ist. Mit Hilfe eines Fachbuches können die Begrifflichkeiten dann genauer erklärt werden.
Ehrlich gesagt habe ich bisher noch nicht genauer darüber nachgedacht und die Auskunft auf Stoß widerspruchslos als Unterscheidung zu auf Zug oder auf Zug und Stoß (z.B. bei Zweimanns- oder Schittersägen) hingenommen.
Das mit der gestemmten Ausführung kann ich leider auch nicht erklären. Denke, es ist eine traditionelle Bezeichnung aus der Zeit, in der man Rahmen und Füllung eben noch ausschließlich gestemmt, d.h. mit gestemmten Zapfen in den Rahmenteilen, hergestellt hat.
Vielleicht hat sich der Ausdruck gestemmtes Möbel oder gestemmte Ausführung als Vereinfachung der Ausdrucksweise, daß ein Möbel mit Bauteilen aus Rahmen und Füllung hergestellt wurde, eingeführt. Und im Sprachgebrauch festgesetzt.
Auch den Ausdruck habe ich bisher einfach hingenommen und nicht hinterfragt, finde das aber ehrlich gesagt auch nicht notwendig. Der Begriff erscheint mir als Unterscheidung zu anderen Bauweisen eindeutig, muß einem aber natürlich erstmal erklärt werden.
Wünsche frohes Stehenlassen des halben Risses, was mir lang nicht immer so gut gelingt wie dem Pedder ...
Viele Grüße, Andreas
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Re: "Halber Riß"
Hallo alle zusammen.
Wer genau arbeiten möchte, benötigt einen möglichst feinen Strich, an welchem er sägen kann. Früher verwendete man hierfür keinen Bleistift, sondern eine Reißnadel oder ein Streichmaß und daher kommt der Begriff Riß. Wer also beim Sägen den "halben Riß" stehen lassen kann, arbeitet sehr genau, wie es sich gehört. Alternativ dazu kommen auch feine Messer in Mode, mit denen man auch einen feinen Riß erzeugen kann, wobei diese jedoch leichter dem Faserverlauf folgen und nicht dem gewünschten Maß...
Wenn heute jemand keine Lust verspürt durch sauberes Putzen die entstandenen Risse zu beseitigen, dann verwendet man einen spitzen Bleistift der Sorte H, H2 oder H4. Nicht geeignet sind HB Bleistifte, da diese einen zu breiten Strich oder "Riß" erzeugen und das gewünschte Maß nur noch zu ahnen ist - irgendwo in der Mitte...
Mit freundlichen Grüßen
Wolf. Melloh
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Bleistift, nicht unwichtig!
Wolf hat recht: Einen guten Bleistift braucht man.
Ich benutze für genaue Arbeiten (wenn ich nicht das Anreissmesser nehmen will) einen TK- Stift (Fallminenstift mit 2mm- Mine). Härte vorzugsweise H, evtl. auch mehr. Angespitzt (auch das gehört dazu, ja!) mit einem entsprechenden Gerät, eim Idealfall ein Dahle 322. Für manche Einsätze, z. B. Übertragen der Schwalben, wird das zweite Ende der Mine auf einem schleifpapierbespannten Brettchen seitlich flach angeschärft, bei Bedarf drehe ich die Mine dann um.
Ist ein kleiner Tick von mir. Aber wirklich nützlich.
Friedrich
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OT zu Dahle: "Ja, wer kennt sie nicht ...
...die Dahle 322. Berühmt wurde sie unter anderem als Steuerknüppel für das "Raumschiff Orion" aus der gleichnamigen Fernsehserie."
Machst Du jetzt den Pilotenschein, Friedrich? ;-)
Beste Grüße
Gero
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Re: "Halber Riss" - Häh? - Ahhh!
[In Antwort auf #126384]
Hallo Phillip,
wenn Du ein Anreißmesser verwendest kannst Du den halben Riss sogar sehen. Bis zur Schnitttiefe des Anreißmessers ist die Oberfläche sauber, darunter halt ein typischer Sägeschnitt.
Viele Grüße
Marcus
Hallo Phillip,
wenn Du ein Anreißmesser verwendest kannst Du den halben Riss sogar sehen. Bis zur Schnitttiefe des Anreißmessers ist die Oberfläche sauber, darunter halt ein typischer Sägeschnitt.
Viele Grüße
Marcus
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Re: Bleistift, nicht unwichtig! *MIT BILD*
[In Antwort auf #126389]
Hallo,
dazu etwas am Rande. Bei dem Frästischkurs von Guido Henn habe ich in
der Werkstatt auch eine manuelle Spitzmaschine gesehen und war begeistert.
Früher hätte ich das eher als unnötigen Kleinkram betrachtet, man kann
ja auch mit der Hand anspitzen. Aber durch eine kleine Fräswalze im Innern
der Spitzmaschine wird ein fantastischer Schnitt erreicht, der Konus ist
spitzer, und somit länger, als beim normalen Handspitzer. Quasi mehr die
amerikanische Form. Und selbst Ikeableistifte lassen sich damit perfekt
anspitzen.
Zu Hause habe ich das meiner Familie und Freunden erzählt und musste gleich
eine Sammelbestellung auslösen. Es wurde eine "Dahle 00133". Sehr günstig
und gut. Selbst die teureren Varianten erzeugen kein besseres Schnittbild.
Mittlerweile haben wir allein zu Hause 4 solcher Spitzmaschinen (Werkstatt,
Küchenbüro, 2xKinderzimmer). Und meine beiden Söhne haben am ersten Tag
alles an Stiften angespitzt, was im Haus zu finden war. :-)
Das Teil möchte ich nicht mehr hergeben und kann es für die Holzarbeit
uneingeschränkt empfehlen.
--
Dirk

Hallo,
dazu etwas am Rande. Bei dem Frästischkurs von Guido Henn habe ich in
der Werkstatt auch eine manuelle Spitzmaschine gesehen und war begeistert.
Früher hätte ich das eher als unnötigen Kleinkram betrachtet, man kann
ja auch mit der Hand anspitzen. Aber durch eine kleine Fräswalze im Innern
der Spitzmaschine wird ein fantastischer Schnitt erreicht, der Konus ist
spitzer, und somit länger, als beim normalen Handspitzer. Quasi mehr die
amerikanische Form. Und selbst Ikeableistifte lassen sich damit perfekt
anspitzen.
Zu Hause habe ich das meiner Familie und Freunden erzählt und musste gleich
eine Sammelbestellung auslösen. Es wurde eine "Dahle 00133". Sehr günstig
und gut. Selbst die teureren Varianten erzeugen kein besseres Schnittbild.
Mittlerweile haben wir allein zu Hause 4 solcher Spitzmaschinen (Werkstatt,
Küchenbüro, 2xKinderzimmer). Und meine beiden Söhne haben am ersten Tag
alles an Stiften angespitzt, was im Haus zu finden war. :-)
Das Teil möchte ich nicht mehr hergeben und kann es für die Holzarbeit
uneingeschränkt empfehlen.
--
Dirk
