Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Bernhard Lechner

Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Bernhard Lechner »


Hallo

Wie sich manche vielleicht noch Erinnern wollte ich vor 1.5 Jahren eine Hobelbank aus Buchenschwellen bauen. Nun, das war ein Fiasko. Die
Schwellen waren nicht voll durchgetrocknet und das Resultat war erschreckend. Nach dem Planhoblen und verleimen verzog sich die Platte
derartig dass ein weiteres Bearbeiten nicht mehr möglich war. Ein befreundeter Tischler meinte das liegt nicht nur an der Restfeuchte vom
Holz sondern auch an der sehr hohen Luftfeuchtigkeit meiner Werkstatt. Auf seinen Rat hin kaufte ich mir einen Hygrometer und war schockiert.
Durchschnittlich hatte ich 85% Luftfeuchtigkeit, an manchen Tagen sogar 92%. Nach der Ursachenforschung begann ich sämtliche Abfallstücke die in
den Ecken gestapelt waren zu entsorgen und sorgte bei meinen Wandkästen für eine gute Hinterlüftung. Ich lagerte leider viel zu viel Bogenholz
an den Wänden. Etliche "Staves" schimmelten bereits. Es dauerte 8 Monate bis sämtliche Schimmelflecken und feuchte Wandstellen verschwunden
waren. Nachdem das Problem der Luftfeuchtigkeit behoben war (jetzt 60%) konnte ich mir eine neue Hobelbank bauen.

Meine Holzwahl wurde leider durch das sehr magere Angebot der Holzmärkte eingeschränkt. Keiner der Holzhändler die Buchenholz führten wollten
einer Privatperson was Verkaufen. Der Allgemeine Tenor war "Wir Verkaufen nur an Großhändler". Die Reststücke die man mir zu Überzogenen
Preisen (Kleinmengenaufschlag) verkaufen wollte waren von der Qualität Brennholz.
Also blieben mir nur mehr die Baumärkte. Bei einen Baumarkt in Leoben fand ich einen Restposten von Thermo Fichtenholz zu einem günstigen Preis. Thermo-Fichte wurde mit Hitze behandelt wodurch der Holzzucker karamellisierte.Dadurch nimmt es keine Luftfeuchtigkeit mehr auf und ist (leider) sehr leicht.

Bei der Bearbeitung von Thermo Fichte gibt es einige Aspekte die man Berücksichtigen muß. Es neigt beim Sägen und Bohren zum Splittern,
Schrauben halten aber sehr gut. Bei einer 50er Staffel kann man Problemlos ohne Risse zu riskieren eine M8 Schraube ohne Vorbohren
reinschrauben . Beim Sägen mit der Handkreissäge entstand keine Herkömmliche Sägespäne sondern etwas in der Art von feingeriebener
Tellwolle. Dieses Zeug juckt in den Ohren, auf der Kopfhaut und kratzt fürchterlich im Hals und Nase. Beim Schneuzen kam ordentlich Blut mit runter.

Zur Hobelbank. Ich bin kein Tischler im Herkömmlichen Sinne sondern ein Hobby Bogenbauer. Meine Anforderungen sind anders. Die Hobelzange kaufte
ich beim Hausherren und montierte sie an der linken Seite da ich ein Linkshänder bin.
Der Ladenunterbau wurde von einem Büroschreibtisch entwendet und eingebaut. Ansonsten gibt es nichts Besonderes.
Die Abmessungen sind. Länge 2m,Breite 0.8m, Höhe 1.05m .

Ich bin recht zufrieden mit meiner Bank obwohl das geringe Gewicht ein großes Manko ist. Falls ich nochmals eine Hobelbank bauen soll, werde ich mich an den Amerikanischen Foren orientieren. Dort werden des öfteren Hobelbänke aus Nadelholz gezeigt. Vielleicht ergibt sich mal eine Gelegenheitskauf von Lärche oder
Kiefer.

Bernhard



Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

ich kenne mich mit dem Bau von Hobelbänken nicht aus, kann also nicht viel zum eigentlichen Thema beitragen. Aber ich habe schon mit Thermoholz gearbeitet und käme ehrlich gesagt nicht auf die Idee eine Hobelbank daraus zu bauen.

Durch die Behandlung werden die Zellstrukturen zerstört, der Faseraufbau ist nicht mehr wie beim ursprünglichen Holz. Die Tragkraft wird gemindert. Dazu neigt das Holz auch noch zum Splittern und ist sehr spröde.

Ich hätte daher doch so einige Bedenken.

Andererseits scheint dein Thermoholz nicht sehr lange behandelt worden zu sein. Üblicherweise ist Thermoholz viel dunkler. Je Länger die Beahndlung war, desto dunkler wird das Holz.

Gruß

Heiko



Pedder
Beiträge: 5803
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Pedder »


Hallo Bernhard,

erst mal: ich finde es toll, dass Du über das Schicksal der Bahnschwellen berichtest, die Größe hat nicht jeder.

Deine Hobelbank gefällt mir gut, vor allem der Unterschrank. Die Vorderzange ist ja ganz normal angebaut. Wo liegt nach Deiner Meinung der Vorteil für einen Linkshänder?

Liebe Grüße
Pedder


Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Michael K. »

[In Antwort auf #126285]
Hallo Bernhard,

ist schön geworden, Deine Hobelbank!

Wenn Du in amerikanischen Foren liest, bist Du sicher schon mal auf die 'torsionsbox' gestoßen. Ich habe aus MDF, Sperrholz und Siebdruckplatte einen Montagetisch gebaut, aus dem sich dann später eher ein Multifunktionstisch entwickelte. (MDF würde ich wegen der Staubentwicklung nicht mehr nehmen.) So eine Torsionsbox ist enorm stabil, hat allemal genug Masse und bleibt auch bei grossen Temperatur und Luffeuchtigkeitsschwankungen topfeben. In Bezug auf die Verzugsgefahr ist sie den meisten Massivholzkonstruktionen überlegen. Wenn es auf Optik ankommt, kann man ja auch Buche nehmen, die Arbeitsplatte sieht dann genauso aus wie eine klassische Hobelbank und ich möchte behaupten, sie steht in Bezug auf Stabilität und Langlebigkeit einer klassischen Massivholzkonstruktion in nichts nach. Die Arbeitsplatte kannst Du mit 18 mm Plattenstärke konstruieren. Das Material gibt es auch in vielen Baumärkten.

60% 'Luftfeuchtigkeit' ist übrigens relativ viel. In Wohnräumen erwartet man eher 45-55% (je nach Wetterlage, Beheizung) für ein gesundes Wohnklima. Vielleicht lohnt es sich für Dich in einen Luftentfeuchter zu investieren.

Gruss,

Michael K.



Bernhard Lechner

Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Bernhard Lechner »

[In Antwort auf #126288]
Hallo

Erstmal Danke für eure Komplimente.

@Pedder

Der Vorteil liegt nur in meiner Arbeitsweise als Linkshänder.
Wenn ich ein Brett einspanne halte ich es mit der rechten und kurble mit der Linken. Das wars eigentlich schon.:D

@Michael K.

60% Raumfeuchtigkeit sind an der oberen Grenze. Für den Sommer werde ich mir aber einen Luftentfeuchter kaufen müssen.

Ich habe schon einiges über die Torsionsbox gelesen und bin recht begeistert.
So etwas Ähnliches stelle ich mir für meine nächste (und hoffentlich letzte) Hobelbank vor. Vielleicht spendiere ich meiner Thermobank nur ein Facelifting mit einer Arbeitsplatte aus Buche. Beim Baumarkt hätten die gerade was sehr günstiges. Der Nachtteil ist ich müsste einen Tischler finden der mir die Platte längs in einer Verleimpresse zusammenleimt.
Irgendwie schon lustig. Kaum ist man mit einer Arbeit fertig macht man sich schon Gedanken wie man es Verbessern kann.

Bernhard



Gottfried K. -F
Beiträge: 362
Registriert: So 5. Aug 2012, 20:24
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Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Gottfried K. -F »

[In Antwort auf #126285]
Griass di Bernhard,
ich habe mir die Fotos angeschaut und finde deine HB supppppper. Das Gewichtsproblem könntest du mit Sand lösen, die Füße der Bank haben ja noch Platz, könntest die OSB-Platte anschrauben und ... Sand in Säcke gefüllt und an den Beinen befestigt/auf die OSB-Platte gelegt und schon steht die Bank.

Allerdingends frage ich mich,geht mich aber auch gar nix an, warum du dir keine Schnitzbank (Hoazlgoas) gebaut hast. Findest im Internetz jede Menge Bauanleitungen dazu... frag doch den Google mal...>schnitzbank



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Philipp »


Hallo Bernhard,

Glückwunsch zur Hobelbank! Sieht doch gut aus! Und wenn Du in erster Linie Bogen baust, dann arbeitest Du ja nicht mit solchen Belastungen für die Bank, wie beim Möbelbau.

Etwas weiter unten im Forum findest Du meinen Beitrag zum Bau meiner Hobelbank aus Baumarktkiefer. Das könnte für Dich vielleicht etwas sein. Ich sehe zwar jetzt schon, daß ich noch ein paar kleinere Verbesserungen anbringen muß, gehe aber dennoch davon aus, daß sie mir über lange Zeit gute Dienste leisten wird.

Und schließlich gilt: Nach der Hobelbank ist vor der Hobelbank. Du wirst ohnehin früher oder später eine weitere bauen (ist wie mit Booten). Und da kannst Du ja auf stabileres Holz zurückgreifen.

Viele Grüße
Philipp



Bernhard Lechner

Re: Meine Hobelbank aus Thermo-Fichte

Beitrag von Bernhard Lechner »

[In Antwort auf #126291]
Der Grund warum ich mir keine Schnitzbank baute?

Die Schnitzbank hat keine Hobelzange wo ich ein Brett einspannen kann um z.B Zinken zu sägen. Eine Schnitzbank hat keine Arbeitsfläche wo ich meine Staves mit Wärme ricthen kann. Es gibt noch einige Gründe warum ich eine Hobelbank baute und keine Schnitzbank.

Bernhard


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