Frage zu Holzhobeln
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Frage zu Holzhobeln
Hallo Werkzeugfreunde,
über die Feiertage nahm ich mir vor, eine Stosslade und einen Bestosshobel aus Holz zu bauen. Der Hobel nähert sich der Fertigstellung. Es wird ein Doppelhobel mit 45° Bettwinkel. Jetzt möchte ich noch einen 2. bauen, der vor allem zum Bestossen von Hirnholzkanten dienen soll.
Die erste Idee war, den als Flachwinkler mit Fase nach oben zu bauen. Die habe ich aber verworfen, weil ein 12° Bett so flach ist, dass auch ein langes Eisen hinten nicht mehr übersteht und damit nicht eingestellt werden kann (der Hobel sollte schon 5 cm tief sein, da er ja nur liegend benutzt wird).
Jetzt schwebt mir vor, auch den Flachwinkler als Doppelhobel zu machen, also mit Fase nach unten und Spanbrecher, aber mit einem 35° Bett. Gibt es Gesichtspunkte, die gegen so ein Layout sprechen? Ich habe noch nie einen Doppelhobel mit flachem Bett gesehen, deswegen frage ich hier einfach mal. Es gibt hier so viel geballte Werkzeugkunde :-).
Vielen Dank
Klaus
Re: Frage zu Holzhobeln
Hallo Klaus,
die klassische Ausführung hat 12° plus 25° Fase. Wenn Du keine Microfase anschleifst, bist Du rein rechnerisch in dieser Region (falls ich mich jetzt nicht verrechnet haben sollte). Im übrigen gibt es genügend Holzwerker, die mit einem # 5 1/2 oder # 7 bestoßen. Wichtig ist neben einem gut geschärften Eisen Masse. Da bin ich mir nicht sicher, ob Du das mit Holz hinbekommst. Es sei denn, Du nimmst ein besonders schweres exotisches.
Die Stoßlade ist sicherlich etwas englisch/amerikanisches. In Deutschland gab es eine Bestoßvorrichtung. Dort spannte man das Werkstück auf 45 oder 90 Grad ein. Ich habe sie von Ulmia, allerdings noch nie benutzt, weil ich die Lade einfacher finde. Allerdings paßt der leichte Holzhobel schön zu dieser Bestoßvorrichtung.
Viele Grüße
Bernhard
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Re: Frage zu Holzhobeln
Hallo Klaus,
die Japaner bauen ihre Holzhobel in etwa mit dieser Bettung inkl. Klappe.
Beim Bestoßen von Hirnholz ist eine Klappe m.M. nicht notwendig, außer man sieht ihren Zweck darin, das Eisen zu versteifen.
Eine Klappe hat den Sinn, den "Spalt"effekt beim Hobeln zu verringern und den sog. Vorspalt dadurch zu verhindern bzw. zu verringern, daß der gehobelte Span nach der Schneide einen steileren Weg zurücklegen muß (über die gebogene Klappe anstatt nur über die Rückseite des Eisens) und somit fortwährend geknickt wird. Dadurch "flutscht" das Ganze zwar nicht mehr so gut, verhindert aber auch einen eher gespaltenen als geschnittenen Span. Den "Spalt"effekt gibt es nur beim Hobeln von Längsholz, nicht bei Hirnholz. Deswegen ist eine Klappe beim ausschließlichen Arbeiten an Hirnholz nicht notwendig.
Michael Dunbar beschreibt Bestoßhobel aus Holz in seinem Buch "Restoring, Tuning & Using Classic Woodworking Tools". Er nennt den Bettungswinkel der Hobel auch mit 35°, außerdem wären sie alle nur mit Einfacheisen ausgestattet. Wenn Du magst, kann ich Dir die Seiten zuschicken.
In einem von Wolfgangs Katalogen ist ein Bestoßhobel aus Holz abgebildet.
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_36.phtml
Das Eisen ist schräg eingebaut, was m.E. Sinn macht, da es beim "Anfahren" auf das Werkstück nicht sofort mit der ganzen Breite anpackt. Man tut sich so wohl leichter.
Auch beim angloamerikanischen Gegenstück aus Metall #52 ist das Eisen schräg eingebaut.
http://www.supertool.com/StanleyBG/stan7.htm
Viele Grüße, Andreas
- Jens Gartmann
- Beiträge: 106
- Registriert: Fr 18. Mai 2018, 22:04
Re: Frage zu Holzhobeln
[In Antwort auf #126051]
Hallo Klaus,
solch einen Hobel siehst Du in den Werkstattbildern von mir.
Drittes und viertes Bild. Der Hobel mit dem hochstehenden Griff.
Schnittwinkel etwa 37°.
Bei genauerer Betrachtung des dritten Bildes ist das Blech des Spanbrechers zu sehen.
Zur Funktionsweise kann ich nur sagen dass er gut funktioniert.
Dennoch ist eine Überarbeitung der Sohle geplant.
Ich will in einer Gratleiste laufen lassen.
Gruß Jens
Hallo Klaus,
solch einen Hobel siehst Du in den Werkstattbildern von mir.
Drittes und viertes Bild. Der Hobel mit dem hochstehenden Griff.
Schnittwinkel etwa 37°.
Bei genauerer Betrachtung des dritten Bildes ist das Blech des Spanbrechers zu sehen.
Zur Funktionsweise kann ich nur sagen dass er gut funktioniert.
Dennoch ist eine Überarbeitung der Sohle geplant.
Ich will in einer Gratleiste laufen lassen.
Gruß Jens
Re: Frage zu Holzhobeln
Hallo Klaus!
Ich habe ähnliche "Schwierigkeiten" beim Bestoßen (mit der Stoßlade) von Hirnholz wie du.
Ich habe immer meinen hölzernen Doppelhobel verwendet. Frisch geschärft
funktionierte die Sache so halbwegs. Nach einiger Zeit und bei stärkeren Durchmessern "RAMPFTE" es des öfteren. Überlegungen in die Richtung Flachwinkler hatte ich auch schon angestellt - aber da bleibt eher nur der Weg in Richtung Eisenhobel.
Um so interessanter finde ich die Hinweise von Bernhard und Andreas. Ich kann mir wirklich sehr gut vorstellen, dass mit höherer Schwungmasse und schrägem Eisen die Ergebnisse sehr viel einfacher von der Hand gehen.
In absehbarer Zeit möchte auch ich in diese Richtung einen Hobel fertigen.
Deine Erfahrungen diesbezüglich würden mich daher sehr interessieren
und ich würde mich freuen wenn du diese ins Forum stellst.
LG
AXEL
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- Beiträge: 1457
- Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13
Vielen Dank ... *BILD*
[In Antwort auf #126053]
... für die raschen und weiter führenden Beiträge. Jetzt bin ich mir schon wesentlich sicherer, wie die Hobel auszulegen sind. Aufgrund Bernhards Beitrag zweifle ich jedoch, ob die Hobel mit Holzseiten gemacht werden, wie auf den Fotos zu sehen. Besser wären Seiten aus Stahl, um etwas mehr Masse zu bekommen.
Hierzu muss ich mich erst schlau machen und prüfen, wo und wie an entsprechendes Material zu kommen ist.
Vielleicht baue ich den einen auch erst einmal fertig und teste, ob er schwer genug zum Betrieb in der Stosslade ist. Der Flachbetthobel wird mit 35° aber ohne Spanbrecher gemacht. Vielen Dank für den Hinweis, dass ein Spanbrecher zur Hirnholzbearbeitung nicht nötig ist.
Nachfolgend 2 Bilder des 45°-Hobels. Er ist noch nicht verleimt, der Keil ist ein Provisorium und Seitengriffe bekommt er auch noch. Der Körper ist aus Esche mit stehenden Jahren, die Seiten aus Iroko. Das Eisen ist aus einer alten Ulmia Raubank, die ich nicht mehr verwende, weil das Maul zu gross geworden ist und ich für diese Zwecke die Veritas Raubank einsetze.


Klaus
... für die raschen und weiter führenden Beiträge. Jetzt bin ich mir schon wesentlich sicherer, wie die Hobel auszulegen sind. Aufgrund Bernhards Beitrag zweifle ich jedoch, ob die Hobel mit Holzseiten gemacht werden, wie auf den Fotos zu sehen. Besser wären Seiten aus Stahl, um etwas mehr Masse zu bekommen.
Hierzu muss ich mich erst schlau machen und prüfen, wo und wie an entsprechendes Material zu kommen ist.
Vielleicht baue ich den einen auch erst einmal fertig und teste, ob er schwer genug zum Betrieb in der Stosslade ist. Der Flachbetthobel wird mit 35° aber ohne Spanbrecher gemacht. Vielen Dank für den Hinweis, dass ein Spanbrecher zur Hirnholzbearbeitung nicht nötig ist.
Nachfolgend 2 Bilder des 45°-Hobels. Er ist noch nicht verleimt, der Keil ist ein Provisorium und Seitengriffe bekommt er auch noch. Der Körper ist aus Esche mit stehenden Jahren, die Seiten aus Iroko. Das Eisen ist aus einer alten Ulmia Raubank, die ich nicht mehr verwende, weil das Maul zu gross geworden ist und ich für diese Zwecke die Veritas Raubank einsetze.


Klaus
Re: Vielen Dank ... *BILD*
Hallo Klaus!
Planst du ein schräg oder ein gerade stehendes Eisen?
Bezüglich Masse
Ich hatte mal für einen Holzhammer überlegt in einen Hohlraum
Blei einzulegen (ordentlich verklebt) um den Kopf klein zu halten und die Masse zu erhöhen.
Vielleicht könnte das auch ein Ansatz sein um die Masse des Hobels zu vergrößern???
Ich hoffe ich werd jetzt nicht für verrückt gehalten?
Vorne und Hinten Blei in einen Hohlraum einlegen.
Diesen ordentlich, kompakt einkleben/eingießen (keine Hohlräume) und wieder mit Holz verschließen?
Keine Ahnung ob so was schon probiert wurde.
Dein 45° Hobel sieht übrigends echt toll aus - was hat er für Abmessungen (hxbxl)?
LG
AXEL
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- Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13
Bleifüllung
Hallo Axel,
nach Bernhards Beitrag habe ich auch daran gedacht, die Masse durch Einbringen von etwas Blei zu vergrössern. Der Hobelkörper bietet Platz. Habe es aber verworfen, weil Eingiessen nicht geht. Das bringt das Holz unweigerlich zum Reissen, wenn es etwas schwinden sollte. Einschütten von Bleikugeln halte ich für keine gute Idee, da man dann die "Füllung" nicht ruhig bekommt, was beim Hobeln jedoch stören dürfte.
Der Hobel ist 35 x 7,6 x 5,5 cm.
Viele Grüsse
Klaus
Re: Bleifüllung
Hallo Klaus,
danke für die abmessungen - interessant!
bezüglich Bleifüllung:
Ich den ke heiß geht gar nix. Entweder Kugel- oder Flöckenform
und dann mit Kleber eingießen.
Aber als elegantere Lösung wär mir eingefallen:
Blei in Stangen (30mm Durchmesser) zu gießen und in entsprechende Bohrlöcher zu
kleben - das würde die Füllung ruhig halten (ist sicher unbedingt nötig)
lg
Axel
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- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
bin spät dran...
[In Antwort auf #126051]
weil ich an der Weihnachtsfeiertagen sehr von der Familie belegt wurde, es gibt da die allererste Enkeltochter...
Aber jetzt zu Dir, Klaus, und Deinem Bestoßhobbel.
Ich selbst bestoße mit einem LN #9. Ist wirklich zu empfehlen, ein toller Hobel für den Zweck.
Es ist aber sicher auch möglich, einen guten Bestoßhobel aus Holz zu machen.
Problem: Die Masse eines Holzhobels reicht i. allg. nicht. Da muss also was drauf, Blei wäre nicht schlecht, oder eine Stahlsohle oder Ähnliches.
Ein enges Maul braucht man (für Hirnholz) überhaupt nicht. Schließlich kann da nichts einreißen. Klappe als Spanbrecher ist ebenso überflüssig.
Ein Bettungswinkel von 35° ist so eine Sache... das hängt davon ab wie man das Eisen anschleifen will. Bei einem Eisen bevel down mit planer Spiegelseite (also ohne 2. Fase) bleibt bei einem Freiwinkel von 10° nur noch ein Keilwinkel von 25° übrig. Der wird ja oft für Hirnholz propagiert, und auch Berhard erwähnt ihn. Meine Erfahrung ist: Ein Eisen mit 25° Keilwinkel überlebt nur bei sehr weichem Holz (Birke z.B.) die ersten Hobelstöße. Jedes Kiefernholz (Fichte noch schlimmer!) tötet so eine Schneide beim Bestoßen von Hirnholz sofort. Ich habe meinen #9 gerade vor einigen Tagen endgültig umgestellt auf 25° (geschliffen) 30° (Mikrofase) und 5° (2. Fase), das gibt 35° Keilwinkel und macht auch auf Kiefer Freude. Einen Nachteil hinsichlich des Schneidverhaltens erkenne ich nicht. Was ich also sagen will: Wenn Du eine 2. Fase anbringen willst, ist 35° gut. Wenn nicht, ist 45° besser, mindestens aber 40°.
Was Du nicht machen solltest, ist der Einbau eines allzu breiten Eisens. Mein #9 hat ein 2"-Eisen. Ein Werkstück dieser Dicke kommt aber selten vor und wäre auch schwierig zu bestoßen; da macht es bei Hirnholz einfach Bums und der Hobel steht trotz seiner Masse. Resultat: Ständig ärgere ich mich beim Nachschärfen, dass nur ca. 20mm des Eisens benutzt und stumpf sind, schleifen muss ich aber die ganze Breite.
Ich bin gespannt auf Deine weiteren Berichte.
Friedrich
weil ich an der Weihnachtsfeiertagen sehr von der Familie belegt wurde, es gibt da die allererste Enkeltochter...
Aber jetzt zu Dir, Klaus, und Deinem Bestoßhobbel.
Ich selbst bestoße mit einem LN #9. Ist wirklich zu empfehlen, ein toller Hobel für den Zweck.
Es ist aber sicher auch möglich, einen guten Bestoßhobel aus Holz zu machen.
Problem: Die Masse eines Holzhobels reicht i. allg. nicht. Da muss also was drauf, Blei wäre nicht schlecht, oder eine Stahlsohle oder Ähnliches.
Ein enges Maul braucht man (für Hirnholz) überhaupt nicht. Schließlich kann da nichts einreißen. Klappe als Spanbrecher ist ebenso überflüssig.
Ein Bettungswinkel von 35° ist so eine Sache... das hängt davon ab wie man das Eisen anschleifen will. Bei einem Eisen bevel down mit planer Spiegelseite (also ohne 2. Fase) bleibt bei einem Freiwinkel von 10° nur noch ein Keilwinkel von 25° übrig. Der wird ja oft für Hirnholz propagiert, und auch Berhard erwähnt ihn. Meine Erfahrung ist: Ein Eisen mit 25° Keilwinkel überlebt nur bei sehr weichem Holz (Birke z.B.) die ersten Hobelstöße. Jedes Kiefernholz (Fichte noch schlimmer!) tötet so eine Schneide beim Bestoßen von Hirnholz sofort. Ich habe meinen #9 gerade vor einigen Tagen endgültig umgestellt auf 25° (geschliffen) 30° (Mikrofase) und 5° (2. Fase), das gibt 35° Keilwinkel und macht auch auf Kiefer Freude. Einen Nachteil hinsichlich des Schneidverhaltens erkenne ich nicht. Was ich also sagen will: Wenn Du eine 2. Fase anbringen willst, ist 35° gut. Wenn nicht, ist 45° besser, mindestens aber 40°.
Was Du nicht machen solltest, ist der Einbau eines allzu breiten Eisens. Mein #9 hat ein 2"-Eisen. Ein Werkstück dieser Dicke kommt aber selten vor und wäre auch schwierig zu bestoßen; da macht es bei Hirnholz einfach Bums und der Hobel steht trotz seiner Masse. Resultat: Ständig ärgere ich mich beim Nachschärfen, dass nur ca. 20mm des Eisens benutzt und stumpf sind, schleifen muss ich aber die ganze Breite.
Ich bin gespannt auf Deine weiteren Berichte.
Friedrich