Lichteffekte auf Holzoberflächen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Florian Witt
Beiträge: 23
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Lichteffekte auf Holzoberflächen

Beitrag von Florian Witt »


Hallo allerseits,

ich war vor ein paar Jahren mal in Toronto im "Casa Loma", dem ehemaligen Haus (jetzt ein Museum) des Mannes, der um die Jahrhundertwende das Energiemonopol in Kanada innehatte. In der Bibliothek dort liegt ein Eichen-Parkettfußboden im Fischgrätmuster. Wenn man nun längs der Streifen guckt, die aus den schräggestellten Riemen gebildet werden, erscheinen die Streifen jeweils abwechselnd hell-dunkel. Wenn man quer dazu guckt, ist alles homogen. Wenn man in die Gegenrichtung längs guckt, sind hell und dunkel invertiert. Auf den Effekt wird explizit hingewiesen, und ich habe auch bei anderen Gelegenheiten von solchen Effekten gelesen. Weiß jemand von Euch, wie er zustande kommt und was man machen muss, um ihn zu erzielen?

Bin gespannt,
Florian



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Lichteffekte auf Holzoberflächen

Beitrag von Ottmar »


Hallo Florian,

der Effekt, kommt dur stuerzen des Holzes zustande. Z.B. Bei einer auf Kreuzfuge furnierten Flaeche ist die Laufrichtung der Maserung des oberen linken und des unteren rechten Quadrates gleich (NS)bei dem oberen rechten und unterem linken Quadrat ist das Furnier gestuerzt, die Laufrichtung (SN)die vier Quadrate sollten aus dem selben Furnierblatt stammen. Hier wechselt der Hell/dunkel Effekt bei einer Drehung um jeweils 90°

Bei einem Parkettboden kann ein solcher Effekt noch verstaerkt werden, wenn alle Riemchen von Holz aus dem selben Stamm verwendet werden.

Um die Jahrhundertwende wurden Riesen-Eichenstaemme in grossen Mengen aus den damals noch vorhandenen Urwaeldern geschlagen. Zur gleichen Zeit arbeiteten in Nordamerika/Kanada in Europa ausgebildete Parkettspezialisten. Dies stellten Handarbeit die jeweis sich gegenueberstehenden Riemchen zusammen und beim naechsten Paar genauso, auf den Faserverlauf und auf die Lage der Riemchen in der Bohle achteten. Dies wurde von Wand zu Wand eingehalten, die naechste Reihe verlief genau dazu passend. Bei diesem Muster faellt ein Fehler in der Laufrichtung bei einem einzelnen Riemchen unter tausenden auf. Betrachtet man den Boden aus 90° versetzter Richtung ist der Effekt nicht wahrzunehmen, aus 180² Richtung wecvhselt dann hell/dunkel bzw dann ist der Effekt wieder deutlich sichtbar.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Mit drei verschiedenen Hoelzern, lassen sich durch Stuerzen und ausnutzen des Faservelaufes Effekte erzielen, welche aus einer Lichtrichtung gesehen 3 dimensional aussehen, einmal als Bloecke, zum anderen als Vertiefungen. Es ist mir zu zeitaufwaendig um im Forum Beispielbilder zu posten.



Florian Witt
Beiträge: 23
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lichteffekte auf Holzoberflächen

Beitrag von Florian Witt »


Hallo Ottmar,

danke für die Hintergründe! Jetzt weiss ich, wie man den Effekt praktisch erzielen kann. Was mich aber noch interessiert ist: wie funktioniert er physikalisch? Wieso reflektiert dieses Stück Holz in der einen Richtung mehr Licht als in der anderen, und wie kommt es, dass sich der Effekt ausgerechnet im 45°-Winkel zur Maserung zeigt?

In Hoffnung auf Erleuchtung,
Florian



justus

Re: Lichteffekte auf Holzoberflächen

Beitrag von justus »


guude,

trenne mal ein stück eiche radial und halte sie gestürzt nebeneinander. da die markstrahlen nicht 100%-tig im 90° winkel angeschnitten werden, ist der reflexionswinkel auch unterschiedlich.

gut holz! justus.


Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Lichteffekte auf Holzoberflächen

Beitrag von Ottmar »


Hallo Florian & Forumsfreunde,

Von der Physik aus gesehen entsteht der Effekt durch Reflektion - Absorption

der Effekt von dem Parkett war von dem Architekten vorausgeplant. Ich bin mir sicher, dass nur an der Nord- und Suedseite sich Fenster befanden.

Der Effekt ist nur von der Nordseite oder Suedseite sichtbar, das auf 45°zusammengesetzte Holz reflektiert das Licht. Wandert der Beschauer 90° nach rechts oder links ist die Reflektion (theoretisch) null.

In dieser Deutlichkeit laesst sich der Effekt nur erzielen, wenn die feinjaehrige(fast genau gerade verlaufende) Maserung, von der ersten bis zur letzten Lamelle in der vorbestimmten Richtung verlaeuft.

Die Ausfuehrung eines solchen Bodens, verlangt einen enormen Aufwand in der Vorplanung und Ausfuehrung. Der Holzverlust duerfte sich bei > 50% rechnen.

Die Firma Bembe in Badmergentheim, hat in den fuenfziger Jahren einen fuer den Schah von Persien oder fuer Haile Selassie, gefertigten Parkettboden in Wuerzburg ausgestellt, beim Ansehen damals tat es mir leid, dass ein solches Kunstwerk mit Fuessen be/getreten wird.

Als Gedankenanstoss

Mit besten Wuenschen allerseits fuer ein friedliches Weihnachtsfest und alles Gute im Neuen Jahr.

Ottmar



Florian Witt
Beiträge: 23
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lichteffekte auf Holzoberflächen *MIT BILD*

Beitrag von Florian Witt »


Hallo Ottmar,

so in etwa hatte ich mir das im Kopf schon zurechtgepuzzelt. Ich hätte jetzt aber gedacht, dass Licht aus mehr als einer Richtung den Effekt schon stören würde - also Licht z.B. nur aus Süden, nicht mal Nord und Süd. So ist es im Casa Loma, zur Veranschaulichung habe ich im weltweiten Netz ein Bild gefunden und verlinkt. Links außerhalb des Bildes ist eine Fensterfront nach Süden. Toll, was alles möglich ist, wenn man ressourcentechnisch aus dem vollen schöpfen kann und das Verarbeitungs-Know How entsprechend mithält.

Dir auch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch!
Florian



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