Altholz?
Altholz?
Moin,Moin,
heute ist ja sog. "Altholz" sehr modern, insbesondere sieht man Tische in diesem Look.
Gemeint ist optisch altes Holz, ausgeblichen und mit Bearbeitungsspuren versehen
und sehr glatter Oberfläche. Es soll wohl den Eindruck von "Strandgut" erwecken,
das Jahrelang im Meer geschwommen ist. Meine Frage: wie bekomme ich diese Optik bei
einer massiven Tischplatte aus deutscher Eiche hin. Extrem glatter Schliff, abgestuft
bis ca. P240 mit wässern nach jedem Schleifang, ist wohl Voraussetzung.
Gibt es eine Beize oder ähnliches? Wer hat Erfahrung?
Danke schon mal im Voraus.
Gruß aus Fürstenau Roger
Re: Altholz?
Hallo Roger,
herzlich willkommen im Forum.
Gibt es vielleicht irgendwo eine Abbildung von dem was Du vorhast? Ich kann mir das nicht ganz vorstellen.
So, wie Du es beschreibst, müsstest Du ja erst grob vorgehen und dann fein schleifen, oder?
Liebe Grüße
Pedder
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- Beiträge: 228
- Registriert: Di 10. Nov 2020, 19:58
Re: Altholz?
Hallo Roger
Mit Eiche, oder anderen Harthölzern, sind die Gestaltungsmöglichkeiten nicht so groß wie mit Kiefer o.ä.. Es kommt darauf an, ob Du nur die Maserung hervorheben willst, oder das ganze wie abgenutztes Treibholz aussehen soll. Bei Treibholzimitation musst Du ersteinmal die Kanten grob vorarbeiten. Besonders die Ecken müssen stark verrundet werden. Auch die Fläche kann dann natürlich nicht mehr exakt plan sein. Also z.B. mit einem Beil die Oberfläche leicht schuppen und die Kanten bebeilen. Du kannst auch allemöglichen Abdrücke in das Holz bringen. Der Möglichkeiten gibt es viele. Zum Betonen der Maserung und Verschleifen der Konturen musst Du das Holz mit einer Drahtbürste bearbeiten. Entweder mit einem speziellen Bürstenschleifer, oder mit der Bohrmaschine und div. Bürsten. Bei Hartholz kommt erst eine Stahlbürste mit 0,5mm Draht zum Einsatz. Danach verwendest Du eine Nylonbürste mit eingebettetem Schleifkorn. Erst Korn 80 und dann 120. Da wird die Oberfläche sehr glatt und die vorangegangenen Bearbeitungespuren verwaschen. Bei weichen Hölzern nimmt man nur die Nylonbürsten. Bei der Bearbeitung musst Du die Maserung "lesen". Alle weichen Bestandteile kommen weg. Beim Vorbürsten muss man nicht nur in Faserrichtung schleifen. Es kommt auf die Holzart an und darauf wie tief Du arbeiten willst. Einfach an einem Reststück üben. Man muss sich ersteinmal überwinden die perfekte Optik zu "vesauen" um so eine richtige Sperrmülloptik hinzubekommen.
Ich habe erst in Kiefer gearbeitet und so alte, handbehauene Balken aus neuen Balken gefertigt. Das geht recht einfach und schnell. Bei Eiche brauchst Du deutlich mehr Kraft und Zeit. Feiner als mit 120er Korn arbeite ich nicht. Ich schleife bei Maschinenschliff auch nur bis max. 180er Korn. Das ist beim Bürstenschliff für mich so ungefähr vergleichbar.
Bei der Oberflächenbehandlung hast Du die volle Auswahl. Ich finde Antikwachs sehr passend. Ich habe schon dunkles Antikwachs verwendet und es in die ausgearbeiteten Ringe gelegt. Die erhabenen Stellen werden danach nochmal mit Stahlwolle poliert und mit hellem Wachs nachgearbeitet.
Das Ganze liest sich für die Meisten sicher wie ein Gruselbeitrag aus der Spinnerabteilung. Es ist wie alles Geschmackssache und wo es hinpasst finden wir es in unserem Haushalt sehr schön. Wie gesagt entstand so etwas Fachwerk. Auch ein Schränkchen aus Kiefer wurde leicht angebürstet. Es betont sehr die Maserung und plötzlich kann Kiefer auch schön sein und nicht nach Ikea aussehen. Momentan entstehen 3 Zimmertüren. Sie sollen sich in Form und Oberflächengestaltung harmonisch einfügen und werden ebenfalls angebürstet.
Ich wünsche Dir viel Erfolg
Ein schönes Wochenende Jörg
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- Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09
Re: Altholz?
Hallo Roger
Da ist guter Rat teuer, ich denke das ist immer von dem abhängig was Du zur Verfügung hast.
Es ist schon sehr lange her, da bat mich ein guter Freund eine Ofenumfassung an einem finnischen Lehmofen zu fertigen, auch aus Altholz, Eiche sollte es sein von einem alten Dachstuhl, ich sagte ja zu dem Vorhaben und so brachte dann eines Tages mein Freund etwas undefinierbares in meinen Hof, dass sich bei näherem Hinschauen als alte, vermoderte Eichenbalken darstellte, voller verrosteter Nägel, ein scheußlicher Anblick.
Verärgert wäre noch sehr vornehm ausgedrückt, aber versprochen, also machte ich mich an die Arbeit, begann zuerst mal ganz vorsichtig die Nägel zu entfernen, einen rostigen Nagel aus Eiche, ist kein leichtes Unterfangen, etliche blieben im Holz, dann hab ich alles vermoderte entfernt, nur mit Hohl und Flacheisen, auf die Maschine war ausgeschlossen wegen der Nägel, so nach und nach wurde es ansehlich und immer ansehlicher, was soll ich sagen, das ganze damals mit Bondex gestrichen, es wurde eine sehr schöne Umfassung, für die ich viel Lob erhielt und auf die ich heute noch stolz bin.
An den Teilen ist zwar die obere Fläche als Ablage eben, alles Andere aber ist voll in Bewegung, da steht ein Ast vor, der der Vermoderung getrotzt hat, dann daneben eine Vertiefung, auch mal ein Riss, teilweise hab ich noch etwas nachgeholfen.
Zu Deinem Vorhaben, glatt schleifen? Ich befürchte glatt geschliffenes altes Eichenholz z.B. sieht nicht viel anders aus als neues, die Ränder könnten dann alt bleiben, Du musst es es einfach probieren und Ergebnisoffen sein.
Gruß Franz
Re: Altholz?
[In Antwort auf #125885]
Hallo Roger,
Strandgutholz hat oft eine der Maserung entspr. strukturierte Oberfläche, ist also nicht so glatt wie mit Schleifpapier geschliffen. So eine Oberfläche bekommst du in Eiche eher mittels Sandstrahlen, und verschieden Draht u. anderen Bürsten (Vorsätze für Bohrmasschine) hin. Dann Ölen oder Wachsen, und mit einer Wurzelbürste oder weicheren.. (ggf. Stahlwolle) auf den gewünschten Glanz bringen.
:-) Helmut
Hallo Roger,
Strandgutholz hat oft eine der Maserung entspr. strukturierte Oberfläche, ist also nicht so glatt wie mit Schleifpapier geschliffen. So eine Oberfläche bekommst du in Eiche eher mittels Sandstrahlen, und verschieden Draht u. anderen Bürsten (Vorsätze für Bohrmasschine) hin. Dann Ölen oder Wachsen, und mit einer Wurzelbürste oder weicheren.. (ggf. Stahlwolle) auf den gewünschten Glanz bringen.
:-) Helmut
Re: Altholz?
Moin,Moin,
danke Euch für die Antworten. Werde mal ein paar Tests
durchführen, bevor ich mich an die Tischplatte mache.
Gruß aus Fürstenau Roger
Re: Altholz?
Wenn du Eichenholz oder anderen gerbsäurehaltigen Hölzern den "Antiklook" verpassen willst, kann man dass unter Umständen mit Ammoniakdämpfen bewerkstelligen.
Wenn du dein Stück fertig "zerstört" hast, das Ganze in einen Karton oder Kiste auf Böcke gelegt (draussen!) und ne Schale mit Salmiakgeist dazugestellt. Je länger das Stück in der Kiste liegt, desto dunkler wird es.
Vorsicht mit Salmiakgeist, das Zeug wirkt ätzend, schön Schutzbrille und Handschuhe tragen, Dämpfe nicht einatmen.
Grüsse Wolf