Neuer Veritas- Einhandhobel: besser?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Neuer Veritas- Einhandhobel: besser?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


ich will hier nicht die alte Diskussion um Sinn und Unsinn dieser schicken neuen Hobelbaureihe aufwärmen. Aber nachdem die Dinger nun einige Zeit erhältlich und sicher auch gekauft worden sind, kann mir vielleicht jemand sagen, ob denn die mich ärgernden Schwächen der alten Baureihe beiseitigt oder abgemildert wurden.

Bei aller Freude an den Veritas- Flachwinklern bin ich nämlich der Meinung, dass gerade die oft gerühmte Eisenverstellung (nach Norris- Prinzip) nicht besonders gut gelungen ist.

Bei dem "alten" Modell das ich habe (und ebenso bei dem Putzhobel und der Raubank, die haben exakt die gleiche Verstellung) treten bei genauem Arbeiten folgende Probleme auf:

1. Die Steigung der Spindel ist viel zu groß, (addiert sich aus beiden Gewinden auf ca. 1,8mm pro Umdrehung). Das bedeutet im Bereich sehr feiner Späne dass man der Einstellung nur noch einen kaum spürbaren Ruck mitgeben darf. Damit meine ich: Man vergrößert die Kraft am Knopf bis er einen möglichst kleinen Ruck macht. Ein gleichmäßiges feinfühliges Einstellen ist das nicht.

2. Die Hebelverhältnisse bei der Lateralverstellung (und die prinzipbedingte Bewegungsumkehr dabei) machen es ebenfalls sehr mühsam, genau einzustellen. Wenns richtig genau sein soll, klopfe ich mit einen leichten Hammer seitlich gegen das Eisen....

Also: Gibt es jemanden, der aus eigener Anschauung sagen kann, ob es da Verbesserungen von der alten Baureihe (low angle Block plane) zur neuen (DX 60) gibt?

Friedrich



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Neuer Veritas- Einhandhobel: besser?

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Friedrich,

zum neuen Einhandhobel kann ich zwar nichts beitragen, da ich den nicht habe. Aber deine Vorbehalte betr. die Eisenfeineinstellung teile ich. Man bekommt es hin, klar. Aber es ist fummelig. Erschwert wird es noch dadurch, dass die Endeinstellung tunlichst durch Rechtsdrehen (Eisenbewegung nach vorne) erfolgen sollte, damit das Eisen spielfrei sitzt und sich nicht beim Hobeln nach hinten bewegen kann. Ein bisschen zu viel und man kann wieder von vorne anfangen. Eine feinere Einstellschraube wäre tatsächlich ein Vorteil.

Klaus



Thomas Roithmeier
Beiträge: 40
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Neuer Veritas- Einhandhobel: besser?

Beitrag von Thomas Roithmeier »


Hallo Friedrich,
ich habe den NX60 seit 4 Wochen und zweimal damit gearbeitet. Da ich keinen älteren Veritas Hobel besitze habe ich nur eine Vergleichsmöglichkeit mit LN.
Grundsätzlich würde ich auch beim NX60 die Verstellmöglichkeit als zu grob bezeichnen. Der Eisenvorschub erfolgt in ziemlich großen Schritten. Da ich
mich aber als ziemlichen Anfänger betrachte, gilt es diese Aussage zu relativieren; vielleicht stelle ich mich einfach zu ungeschickt an.

Beste Grüße, Thomas



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Neuer Veritas- Einhandhobel: besser?

Beitrag von reinhold »


hallo,
ich habe seit einigen Wochen den DX60, also die schwarze Version.
Kurzer Erfahrungsbericht:
Ich habe ihn ausprobiert, so wie er aus der Verpackung herauskam, nur das Eisen nachgestellt.Das Ergebnis entsprach dem meines 20 jahre alten Record 60 1/2, der im Laufe der Zeit feinst getuned wurde. Getestet wurde auf abgelagertem Buchenholz. Der erste Test war also positiv, die gehobelte Oberfläche spiegelblank, um Klassen besser als geschliffen. Und das bei Längsholz und Querholz.
Als zweites habe ich das Eisen entnommen und genau betrachtet. Die Spiegelseite war sehr fein matt und gleichmässig bräunlich gefärbt mit einem leichten Grünstich. Die Fase hatte einen Anschliff von ca 22 Grad, die vordere Hälfte von ca 25 Grad. Die Schneide selbst war ganz leicht wellig. Ich habe eine Micorphase von 27 Grad angeschliffen, mit 6000 er Wasserstein und mit einem weissen Arkansas nachgezogen. Auch die Spiegelseite im Bereich der Schneide habe ich mit dem Arkansas abgezogen. Dabei zeigte sich, dass die Spiegelseite doch etwas uneben war, die Kanten links und rechts und die Mitte des Eisens standen geringfügig hoch. Für mich nicht messbar, aber am Spiegelglanz erkennbar.
Der Test am Unterarm war verblüffend: die Haare sprangen durch die Luft!
Der Test am Holz : fabelhaft ! Meine ersten 3 -Sekunden-Späne.

Zur Verstellung : Ich kam zuerst nicht so richtig zurecht. Die Längsverstellung hat geruckelt und schien mir ziemlich grob. Doch wenn man die grosse Schraube an der Klappe etwas lockert und dann das Eisen reguliert, geht es ganz feinfühlig. Beim anschliessenden Festziehen der Klappe (mit Gefühl, nicht mit Gewalt) verschob sich das Eisen wieder, sodass ich diesen Vorgang wiederholen musste. Aber das bekomme ich noch in den Griff.
Auch bei der seitlichen Verstellung empfiehlt es sich die Klappe zu lockern, dann geht es ganz einfach.

Die Sohle ist längs, quer und diagonal gemessen eben, die Flanken, soweit ich es messen konnte, im rechten Winkel zur Sohle. Die Eisenauflage ist eben, mit einem kleinen Tick nach hinten geneigt. Unter dem Druck der Klappe dürfte das Eisen vollflächig aufliegen, jedenfalls ergab die Nachprüfung mit Tusche keine Hochpunkte und eine gleichmässige Auflage.
Das Einzige , was mir an diesem Hobel nicht gefällt, ist die Klappe. Sie ist aus Leichtmetall - einer Alulegierung. Also bei diesem Hobel und diesem Preis hätte sie aus Gusseisen sein können, so wie der Hobelkörper auch und wie ich es auch erwartet habe. Die Firma müsste meines Erachtens darauf hinweisen.

Fazit : sehr guter Hobel, sauber verarbeitet. Die Eiseneinstellung ist keine Mikrometerschraube, aber sie lässt sich zweckentsprechend bedienen. Ich habe den Hobel für die feineren Arbeiten gekauft (der Record wird herabgestuft für die gröberen) und dafür ist es ein guter Kauf.

Gruss
reinhold



Pedder
Beiträge: 5797
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

unglaublich

Beitrag von Pedder »


Hallo Reinhold,

vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht! Was hat Dich denn dazu bewogen, diesen Hobel doch zu kaufen? Das klang vor einiger Zeit ja noch anders.

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/40233

Liebe Grüße
Pedder


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: unglaublich

Beitrag von reinhold »


hallo Pedder :
wie sagte schon Konrad Adenauer: "was geht mich mein Geschwätz von gestern an".
Ich würde es so formulieren : man kann (sollte) Entscheidungen unter veränderten Voraussetzungen überprüfen....
Es war ganz einfach so, dass ich einen Blockhobel für feine Arbeiten in der Werkstatt brauchte und zufällig ein paar Euronen übrig hatte. Der Record hat leider keine rechtwinkligen Seiten und ist zum Bestossen von Gehrungen daher nicht so gut geeignet. Ausserdem ist er meist auf der Baustelle und fehlt dann in der Werkstatt.

Immerhin - es beweisst mir, dass meine Beiträge gelesen werden.

Grüsse aus dem trüben Schwabenland, in dem die Winter immer länger werden.
reinhold

Übrigens: die Leser einer überregionalen Zeitung haben am vergangenen Wochenende als das schönste schwäbische Wort "Muggaseggele" gewählt. Das ist die kleinste schwäbische Masseinheit. Bin gespannt, wann es die ersten Messgeräte dafür gibt.


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Nicht das ein falscher Eindruck entsteht:

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #124048]
Die Blockhobel von denen die Rede ist sind beide sehr gute Hobel, mein "low angle Block" ist sehr gut und ich bin auch mit ihm zufrieden und der "DX 60" ist zweifellos mindestens genauso gut.

Aber wenn wenn man mal spaßeshalber an die Grenze geht, und das habe ich am Wochenende getan (ich habe mit Blick auf die Hobelmeisterschaft :-)) mit dem Flachwinkel- Putzhobel ausprobiert wie dünn denn der Span sein kann und was man tun kann damit er besonders dünn wird) dann merkt man wieder besonders deutlich dass die Veritas- Eisenverstellung nicht so sehr geschickt konstruiert ist. Und sie ist m. E. auch für den Alltagsbetrieb nicht besonders gut, es fehlt ihr an Feinfühligkeit, sie verlangt einfach zu viel Geschicklichkeit von ihrem Benutzer. Wenn man selbst mal eine ähnliche Verstellung konstruiert hat weiss man dass es eigentlich deutlich besser geht. Und mich interessiert eben, ob man da bei Veritas eine Verbesserung vorgenommen hat.

Aber um es klar zu sagen: Wer sich eine solchen Hobel zulegt verkauft sich nicht! Und wer einen hat darf zufrieden bleiben!

Friedrich



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