Ulmia Kurzrauhbank "Razee"

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Der Balken

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Friedrich,

Eigentlich hat man in Deutschland immer schöne und ergonomische Hobel gebaut. Mir haben es die alten Kurzraubänke angetan. Nur scheint im 20. Jhrh. die Entwicklung nicht mehr in allen Belangen fortschrittlich.

Im 15. Jhrh. hat man das Wangenwiderlager eingeführt, es war eine gewaltige Weiterentwicklung, da die Konstruktion einen größeren Druck aushielt, als die Bolzenvariante. Im 16. Jhrh. gab es i.d.R. keine Hobel mit Bolzenlager mehr mit Ausnahme der eisernen Vergatthobel.

Die Formen waren durchaus elegant, die Eisen schmäler. Bauchige Hobelkörper stammten wahrscheinlich aus germanischen Zeiten. Man konnte sie gut fassen. Da die Eisen schmal waren, konnte man sie lange bedienen.

Im 20. Jhrh hat man das Bolzenlager wieder hervorgekramt und weiterentwickelt. Die Form wurde rechteckig und auch immer klobiger, was die Raubänke betrifft. Ich habe meine Raubank aus den 70igern ausgemustert. Sie hält keinem Vergleich stand gegenüber einem Metallhobel gleicher Größe oder einem Holzhobel aus dem englischsprachigen Raum. Die Dimensionen sind dermaßen groß, dass ein exaktes Arbeiten wie beim Fügen nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Der große Körper verhindert auf Tuchfühlung zu gehen mit dem Werkstück. Die Schnittkante zu runden geht bei der Hobelart nicht mehr. Die Schnittkante muss gerade sein, die Methode bedingt eine hohe Praxis.

Gruß ;-)

Marc

p.s. Ich würde gerne wieder eine alte Form der Raubank aufleben lassen...

p.p.s. Das ist natürlich meine ganz persönliche Meinung.


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Eine wirkliche Verbesserung...

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #123600]
Hallo Alexander,

Du hast ja jetzt schon länger Erfahrung mit dem "abgedünnten" Hobel. Mich würde interessieren, ob und inwieweit die Sohle gearbeitet hat.

Den Griff finde ich toll, passt optisch gut.

Gruß ;-)

Marc


Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Ulmia Kurzrauhbank "Razee" - Update *BILD*

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #123600]
Hallo Alex,

sieht super aus, Dein neuer Griff. Ich finde die KRB auch einen tollen Hobel, der bei mir das Arbeitspferd schlechthin ist. Eine meiner KRB hatte ich auch "rasiert", dummerweise ist das Ding mir gleich runtergefallen und der Griff gebrochen. Jetzt steht sie noch verletzt und arbeitslos herum.

Frage zum Griff: der erste war wohl mittels Zuganker verschraubt. Wie hattest Du hier das Gegenlager gearbeitet? Rampamuffe (ich hasse diese Dinger)?
Jetzt hast Du anscheinend nur noch verklebt, oder?

Könntest Du Deinen Griff auf Kästchenpapier mal foddophieren und das Bild hier einstellen? Die Form sieht so sehr schön aus, daß ich sie gerne nachäffen, äh, nachbauen würde.

Viele Grüße
Philipp (der mangels Bandsäge seine vielen hölzernen Rauhbänke noch nicht rasiert hat...kommt aber noch.)



Alexander Tausch
Beiträge: 257
Registriert: Di 23. Feb 2016, 17:41

Re: Und jetzt vorn ein Knopf?

Beitrag von Alexander Tausch »

[In Antwort auf #123602]
Hallo Friedrich,

ich lege die Hand ganzflächig auf den Korpus auf und finde das eigentlich eine natürliche Haltung, in der man nicht so schnell verkrampft. Ich hätte Angst, dass ein Knopf oben drauf durch den höheren Griffpunkt den Hobel instabil macht (in der Handhabung).

Vielleicht liegt es daran, dass der Hobel schmaler ist als die weit verbreiteten 600mm langen Rauhbänke und sich dadurch besser fassen lässt?

Abseits davon finde ich einen schön geformten Knopf an einem eisernen Hobel auch sehr bequem. Dort sitzt er ja auch quasi direkt über der Sohle. Mein Vavorit ist der breite, flache Knopf an meiner Stanley #8 Rauhbank.

Gruß -Alex



Alexander Tausch
Beiträge: 257
Registriert: Di 23. Feb 2016, 17:41

Re: Eine wirkliche Verbesserung...

Beitrag von Alexander Tausch »

[In Antwort auf #123607]
Hallo Marc,

es ist schwer zu sagen, ob eine Veränderung in der Hobelsohle durch die "Razee" Form oder einfach durch Klimawechsel stattfindet. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich da etwas verschlechtert hat. Ich bin da eher ein Pragmat: wenn ich merke, dass der Hobel nicht gut arbeitet, prüfe ich die Planheit der Sohle und arbeite ggf. nach. Das letzte Mal habe ich zum Beginn des Winters die Sohle plan gemacht. Es ist in dem Zusammenhang wohl wichtig zu erwähnen, dass sich meine Werkstatt in einem ungeheizten Kellerraum befindet.

Abgesehen davon ist trotz Wachs ein Verschleiß der Sohle durch Abnutzung durchaus vorhanden, so dass dieses dann gleich mit beseitigt wird :-) Leider gibt es ausgerechnet diesen Hobel ja nicht mit Pockholzsohle. Andererseits würde ich mir ohnehin keinen Hobel mit Bolzenwiederlager mehr kaufen - ich teile Deine Meinung zur Überlegenheit des Wangenwiederlagers völlig.

Gruß -Alex



Alexander Tausch
Beiträge: 257
Registriert: Di 23. Feb 2016, 17:41

Re: Ulmia Kurzrauhbank "Razee" - Update *BILD*

Beitrag von Alexander Tausch »

[In Antwort auf #123610]
Hallo Philipp,

das Gegenlager bei dem ersten Griff war eine Rampamuffe M8 - ein Riesenteil. Ich kann die auch nicht leiden. Da der Winkel der Schraube nicht mit dem neuen Grff zusammenpasste, habe ich den jetzigen eingeklebt und die Rampamuffe weggelassen. Der Fuß ist komplett eingestemmt und verklebt.

Und weil ich - im übertragenen Sinne - der Typ mit Gürtel UND Hosenträger bin, ist der Griff von unten gebohrt und eine 8mm Stahlstange zur Aussteifung mit Epoxidharz satt eingeklebt. Der bricht so schnell nicht ab :-)

Gruß -Alex



Thomas Schuermann
Beiträge: 528
Registriert: Mo 3. Jun 2019, 15:49
Kontaktdaten:

Eine Bitte

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo,

ich verstehe es noch nicht richtig. Was genau sind die Nachteile eines Bolzenwiderlagers und die Vorteile eines Wangenwiderlagers?

Vielen Dank für eine paar aufklärende Worte.

Beste Grüße aus Cronenberg

Thomas


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ja, so siehst Du das......

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #123606]
Lieber Marc,

Du musst aber bedenken: die deutsche Raubank ist eben nicht für den feinsinnigen, vom Cremant-Genuss geschwächten Luxemburger gemacht, sondern für den eher stiernackigen, biertrinkenden Deutschen, dem sein Hobel gar nicht klobig genug sein kann.

-sollte ein Scherz sein-

also ich gebe Dir 100%ig recht, offenbar sind die Raubänke im vergangenen Jahrhundert gestalterisch entgleist, jedenfalls hierzulande. Früher hat man wirklich einfühlsamere hölzerne "Fugbänke " gebaut (ich verweise gern auf das Buch "Die Geschichte des Hobels" von Greber, Bilder daraus will ich hier nicht einstellen), und offenbar tut man das anderswo immer noch. Du hast doch dieses zierliche Ding aus Holz von x&y*: schmaler, leichter. Besser? Viel besser?

*Der Herstellername ist mir entfallen

Friedrich


Alexander Tausch
Beiträge: 257
Registriert: Di 23. Feb 2016, 17:41

Achso ...

Beitrag von Alexander Tausch »

[In Antwort auf #123610]
... Bild kommt noch ... muss ich erst machen.

Gruß -Alex



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Greber, mh... *MIT BILD*

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Friedrich,

Ja, den Greber lese ich auch - im Moment etwa zum 4. Mal. Es ist ein Werk von unschätzbarem Wert, leider vergriffen. Es gibt meines Wissens kein Äquivalent, nicht mal in Amerika. Die haben den Greber sogar übersetzt. Letztens habe ich mir noch Günther Heines Werk geleistet. Es beschreibt die verschiedenen Werkzeuge des Schreiners und Drechslers, geht natürlich nicht so ins Detail, ist auf der anderen Seite aber besser bebildert, große, S/W Fotos.

Der neue Clark & Williams ist eine Spezialkonstruktion, da das Eisen nur zwei Zoll breit ist, der Hobelkörper aber 28 Zoll lang. Es ist eine sehr gute Fugbank. Deutlich feiner gearbeitet als die Ulmia Raubank aus den 70igern. Der Hobelkörper ist im Querschnitt etwa jeweils 1 cm schlanker und niedriger. Der Griff sitzt gleich hinter dem Eisen, das ergibt ein Plus an Kontrolle.

Gruß aus dem Cremant-Dorf,

Marc



Antworten