Hobelgriffe

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
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Hobelgriffe

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Holzwerker,

am vergangenen Wochenende habe ich für die Veritas-Raubank neue Griffe gebaut. Die Griffe wurden nach dem Raspeln bzw. Drechseln mehrfach sorgfältig bis Körnung 800 geschliffen, anschliessend mit Mohnöl behandelt und maschinell poliert. Zum Vergleich habe ich ein Foto angefügt, auf dem die Originalgriffe daneben gestellt sind (das ist zwar leider unscharf, aber man erkennt den Unterschied). Die neuen Griffe glänzen zwar nicht so intensiv, da sie nicht lackiert sind, sie fassen sich aber viel angenehmer an. Auch der Griffwinkel des hinteren Griffes ist mir deutlich lieber (weniger Kraftaufwand).





Viele Grüsse Klaus



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Sehr schön!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Klaus,

Sieht sehr gut aus. Als auch- BUJ- Benutzer finde ich das sehr interessant. Hast Du in dem Griff wirklich beide Zuganker untergebracht oder hast Du einen weggelassen? Das extrem lange Horn wird in der Anwendung vielleicht doch nicht sehr lange überleben, aber schick ist es.

Deinen Widerwillen gegen die dicke Lackierung der Originalgriffe teile ich. Eklig!

Was ist das für ein Holz? Kirsche?

Friedrich



Pedder
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Glückwunsch,

Beitrag von Pedder »


Klaus,

zu Deinen ersten selbst eingestellten Bildern :o)

Und zu den schönen Griffen natürlich auch. Griffen haben es so an sich, dass man Ihre Eigenschaften nur eingeschränkt per Bild beurteilen kann. Beim Horn könnte ich mir vorstellen, dass es drückt, wenn man ein niedrige Hobelbank hat. Aber es lässt sich ja anpassen. Das was man beurteilen kann, nämlich die Oberfläche sieht fantastisch aus!

Wie hast Du die Löcher gebohrt? Mit einem Keil unter dem Griff?

Liebe Grüße
Pedder



Thomas Schuermann
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Sehr edel^

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Klaus,
das sieht sehr edel aus. Du hast eine tolle Oberfläche hinbekommen. Und das sehr präzise. Obwohl ich kein Besitzer eines BUJ bin könnte ich mir doch auch vorstellen, dass das hintere Horn ein wenig lang sein könnte. Ich vermute aber, Du hast es ausprobiert!

Sieht nach Kirsche aus, oder?

Schöne Grüße aus Cronenberg

Thomas


Fabian Greschok
Beiträge: 49
Registriert: Do 12. Dez 2019, 11:19

Ein wunderbarer Anblick

Beitrag von Fabian Greschok »

[In Antwort auf #122256]
Hallo KLaus,

ein handwerklich schön veredeltes Stück Holz ziert da Deinen Hobel. Wie kommst Du darauf Mohnöl zu verwenden und welche Eigenschaften hat es? Ist es das selbe Öl, das man auch in der Küche verwendet?

Gruß Fabian


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Glückwunsch,

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #122258]
Hallo Pedder, Hallo Friedrich,

danke für euer Lob. Friedrich, die Bohrungen für den hinteren Griff habe ich wie beim Original angebracht. Zwei parallele Bohrungen für zwei Bolzen. Ich glaube nicht, dass ein Bolzen ausreichen würde, ohne dass der Griff wackelt.
Das Holz ist europ. Kirschbaum. Leider hatte ich in den benötigten Grössen keine 2 passenden Rohlinge aus einem Stamm, weswegen ein leichter Farbunterschied zwischen den 2 Griffen besteht. Aus diesem Grund möchte ich einen weiteren Knopf aus hellerem Kirschbaum drechseln (geht schneller, als den Hintergriff nochmals zu machen).

Lieber Pedder, ohne deine Unterstützung wäre kein Bild online, nochmals vielen Dank. Das lange Griffhorn ist ein kleiner Spleen, den ich schon länger pflege. Auch meine beiden Stanleys müssen ein solches tragen... Damit will ich sagen, dass ich mit diesen Griffen schon länger arbeite und das Horn nicht stört. Zumindest bei meiner Hobelbank (Höhe 93 cm) bleibt zwischen Horn und Hand mindestens 1,5 cm Luft. Wenn er runter fallen sollte, ist das Horn garantiert hin, aber ich glaube, das wäre der kleinste Schaden...Zu deiner mail: Die Löcher im Hintergriff sind relativ einfach zu machen. Du legst den Originalgriff auf den Rohling, zeichnest dessen Umrisse und schiebst 2 lange Bolzen durch die Löcher des Originals, die auf beiden Seiten überstehen. Dann überträgst du entsprechend den rausschauenden Bolzen Ein- und Austritt auf deinen Rohling und verbindest die Markierungen mit einer Linie. Auf dem Rohling befinden sich nun zwei parallele schräg verlaufende Linien. Nun markierst du auf der oberen Seite (über dem Horn) eine weiter Linie, die rechtwinklig zu den Bolzelinien ist und sägst diesen Zeil des Rohlings ab. Das halte ich für wichtig, damit du beim Bohren keine schräge Eintrittsfläche hast.
Danach spannst du den Rohling in einen Maschinenschraubstock so ein, dass die Bohrlinien genau senkrecht verlaufen (am besten spannst du in die TBM einen langen Bohrer ein und richtest die Linien danach aus). Beim Bohren unbedingt die 11,5 mm Löcher für die Messingköpfe zuerst bohren, weil sonst kein sauberes Zentrieren mehr möglich ist. Danach das Bolzenloch selbst bohren (Veritas 7 mm, Stanley 6 mm). Meine TBM hat nur den Hub von 50 mm, weswegen ich die Löcher auf zwei Mal bohre (von oben und von unten). Das klappt prima, wenn der Rohling sauber ausgerichtet wird. Wenn sich die beiden Löcher nicht 100 % treffen, arbeitet man mit einer 6 mm-Rundfeile nach. Kein Problem.

Herzliche Grüsse Klaus


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Ein wunderbarer Anblick

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Fabian,

also ob man Mohnöl auch in der Küche verwendet, weiss ich nicht. Ich kam darauf, weil ich einen Weichholzschrank restaurieren wollte. Die beste Ehefrau von allen bestand darauf, dass der auf keinen Fall gelb werden dürfte. Also hab ich mich auf die Suche gemacht und bin auf Mohnöl gestossen. Es hielt, was versprochen war: es feuert zwar an, gibt jedoch keinen Gelbstich. Es ist wirklich farbneutral. Seither nehme ich dieses Öl bevorzugt auch für anderes Holz. Nachteil: das Öl braucht recht lange, bis es wirklich eingezogen ist. Zwischen 2 Behandlungen sollte man 14 Tage vergehen lassen. Aber als Hobby-Holzwerker hat man dafür in aller Regel Zeit :o).

Grüsse Klaus



Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hobelgriffe

Beitrag von Hans Bos »

[In Antwort auf #122256]
Hallo Klaus,

Das sind ja wunderbar schöne Griffe geworden. mE sehen sie wenigstens so gut aus wien die "Cornische". Ich habe sie selbstverständlich sofort verglichen mit meine Lie Nielsen (der hintere Griff war einer der Gründe die LN 7 1/2 zu bevorzügen). Soweit man auf dem Photo beurteilen kann scheint mir dass die Schräge deines Griffes zwischen LN und LV liegt, also fast optimal innerhalb der Begrenzungen wegen den beiden Schrauben. Auch scheint dein Griff etwas mehr Platz zu bieten als der LN Griff, angenehmer für kraftige Hände. Alles zusammen eine wertvolle Ausbesserung.

Schöne Grüsse aus Holland,

Hans Bos



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Hobelgriffe

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Hans,

es freut mich immer, von dir zu hören.

Ich hab die Neigung des Griffes danach ausgerichtet, dass er auf das Hobelmaul zeigt. Ob das richtig ist, weiss ich nicht, aber ich stelle mir vor, dass dort der Druck "ankommen" muss. Eines weiss ich jedoch sicher: die Neigung des neuen Griffes liegt mir viel besser, als der Original-Griff. Man braucht spürbar weniger Kraft, um den Hobel zu führen. Er bietet auch ein paar mm mehr Platz für die Hand, weil die Rundungen zum Fuss und zum Horn etwas nach unten bzw. nach oben gewandert sind (einfach wegen des besseren Aussehens). Allerdings bot auch der alte Griff für meine Hand Platz genug, da er ohnehin schon recht gross ausfällt.

Was in aller Welt sind Cornische-Griffe? Ich hab gleich gegoogelt, wurde aber nicht fündig. Klär mich bitte auf :o).

Herzliche Grüsse Klaus



Recai Riemer
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hobelgriffe

Beitrag von Recai Riemer »


Cornische Griffe = Griffe à la Alice Frampton (genannt ALF).
Alice Frampton betreibt eine kleine Werkstatt in Cornwall (Südwest-England). Siehe auch diesbezüglich den schon zuvor geposteten Link auf die entsprechende Website und das Thema Griffe:

http://www.cornishworkshop.co.uk/planetote.html

Alice Frampton war eine zeitlang fleißige "Probantin" von Veritas Werkzeugen und hat in englischsprachigen Foren etliche Besprechungen dieser Werkzeuge eingebracht. Ein von ihr gern kritisierter Punkt waren meist die Griffe der Veritas-Hobel, sodaß die Empfindlichkeit hinsichtlich der Veritas-Griffe fast schon ein geflügeltes Wort in den anglosächsischen Foren beidseits des großen Teiches und auch in Australien geworden ist. In ihren Werkzeugbesprechungen verglicht sie die Veritas-Griffe meist mit den von Lie-Nielsen.
Herzliche Grüße



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