alles was weg muss
- Jens Gartmann
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- Registriert: Fr 18. Mai 2018, 22:04
Re: alles was weg muss
Hallo in die Runde!
Dieses Thema ist eine zweispältige Angelegenheit
Auf der einen Seite sind wir, die mit Handwerkzeugen arbeiten, froh wenn wir Werkzeuge haben (kriegen können) mit denen man gut arbeiten kann.
Auf der anderen Seite wie viel Werkzeug wird einfach auf den Schrott bzw. Müll geworfen weil die Besitzer gar nicht wissen was sie da haben.
Da es heutzutage nur wenige gute Werkzeughersteller gibt ( wir wollen ja keinen Chinaschrott) die dementsprechend viel gutes Geld für gutes Werkzeug verlangen,
bleibt oft nur der Gang auf den Flohmarkt, Trödelmarkt usw.
Manchmal hat man Glück und kann für eine paar Euronen gutes Werkzeug kriegen.
In den Niederlanden gibt es für altes Werkzeug sogar einen eigenen Markt.
Im Mai war ich auf einer Antiken Werkzeugbörse in der nähe von Apeldorn.
Das war wie im siebten Himmel. Alles voller Werkzeug und das meiste in gutem bis sehr gutem Zustand.
Der überwiegende Teil war natürlich Holzbearbeitungswerkzeug. Die Preise waren schon ok.
Selbstverständlich habe ich mich mit dem eingedeckt was ich bisher hier nicht kriegen konnte.
Zum Beispiel einen Krauskopf mit Vierkant für die Bohrwinde.
Den habe ich hier in 5 Jahren nicht gefunden.
In einem Gespräch mit mehreren Händlern wurde ich gefragt ob es denn in Deutschland kein altes Werkzeug gibt.
Vorher ist ein Mann aus Süddeutschland aufgefallen der die Werkzeuge Kistenweise aufgekauft hat. Einen ganzen Kombi voll.
Im Verlauf dieses Gespräches hat dann einer der Händler etwas gesagt was mich nachdenklich gemacht hat.
Er vermutete dass wenn in Deutschland etwas nicht effizient genug ist dann wird es verschrottet.
Möglicherweise sind hier im Forum ja genug Menschen zusammen gekommen die dafür eine andere Sichtweise haben.
Aber ich denke im Allgemeinen ist da schon etwas Wahrheit dran.
Vor einiger Zeit war ich in einer Schreinerei und habe nach Nuthobeleisen gefragt.
Zur Antwort bekam ich das so was schon Jahrzehnte nicht mehr benutzt wird. Man hatte sie einfach weggeworfen.
In den Niederlanden gibt es für alte Sachen sowiso ein anderes Verständnis.
Das ist auch bei alten Autos so.
Werkzeug im Museum ist zwar eigentlich schade, aber lieber im Museum als auf dem Schrott.
Im Hobelmuseum von Gerhard Schmitz in Langenfeld kann man fast alle Werkzeuge auch in die Hand nehmen.
Da ist mir die Vielfalt der Holzbearbeitungswerkzeuge erst so richtig bewusst geworden.
In den Räumen sind etwa 6000 Stücke ausgestellt.
Ich betreibe mein holzwerken erst seit 2003 habe aber bis jetzt schon ca. 140 Hobel und ca. 60 Sägen zusammengetragen.
Und Stücke die mir nicht mehr gut genug sind gebe ich auch gerne ins Museum. Zum wegwerfen sind sie mir auch zu schade.
Zumal manche Stücke so voller Wurmlöcher sind dass ich sie nicht in meiner Werkstatt haben möchte.
Es verlangt ja keiner dass wir unser bestes Werkzeug abgeben sollen.
Grüße
Jens
Re: alles was weg muss
...und was ist mit alten, aber eben nicht mehr zu gebrauchenden Werkzeugen, die aber sehr wohl noch zu eindrucksvollen Anschauungsstücken in einem Museum werden können? Wie schon vorher gesagt wurde "es verlangt ja keiner, dass wir unser bestes Werkzeug hergeben sollen".
Ich bin erst Mitte 30, aber habe über die Vergangenheit und die Lebensweise meiner Vorfahren doch sehr viel und sehr anschaulich in ebensolchen Museen gelernt, in dem ich einfach nur gesehen habe und meine Großeltern mir dann Weiteres davon erzählt haben. Das lässt sich doch auch auf Werkzeug umsetzen. Werkzeug, das NICHT MEHR gebraucht wird, sollte doch lieber für die Nachwelt ausgestellt werden, als in vereinzelten Werkstätten zu verstauben, oder? Natürlich ist es ganz super, wenn sich der ein oder anderem dem Ziel annimmt, sein Wissen über eben solches Werkzeug an die Nachwelt auch und gerade in der Praxis weiterzugeben. Aber das dürfte der Einzelfall sein und wenn sich durch so ein Museum mehrere Leute mit einem Interesse an der althergebrachten Arbeitsweise zusammenbringen und informieren lassen, ist das doch eher eine gute Idee, oder?
Re: alles was weg muss
sehr geehrte interessenfreunde , sehr geehrte holzwerker , liebe benutzer
ich freue mich über das grosse interesse zu meiner anfrage - auch wenn einige beiträge unser vorhaben in der luft zerreissen - daher hier nähere info
auch ich bin holzwerker - tischlermeister und ausbilder für zur zeit 10 lehrlinge im 2.lehrjahr und habe mich der massivholzver- und bearbeitung verschrieben schöne holzverbindungen welche technisch richtig angelegt sind eine augenweide und erfreuen den geist .
aber was nützt das ganze derüber-dumm-rum-reden wenn das richtige werkzeug fehlt oder " von reichen sammlern weggekauft wird " - das ärgert mich auch -
aber es gibt werkzeue mit denen lässt sich beim besten willen nicht mehr arbeiten - diese sind so sehr zerwurmt - gehört solches werkzeug etwa weggeworfen -oder noch schlimmer unbeachtet in eine werkstattecke - nein diese werkzeuge verdienen ihren ruhestand in der vitrine das dem besucher klar wird was manches alte stück holz geleistet hat. nicht nur die prachtvollen barocken mit eingeschnitzten jahreszahlen versehenen hobel / werkzeuge . sondern die schlichten werkzeuge haben grosses geleistet.
und unseren in vielen generationen uns vorangegangenen meister , macher und könner verdanken wir alle die entwicklung unseres handwerkes - unserer berufe , tischler , zimmerer , böttcher , wagner usw. unsere aufgabe ist es da werkzeuge nicht mehr von generation zu generation weitergegeben werden und wissen verkommt - was viel schlimmer ist als das ein paar werkzeuge verkommen - wissen um vergangene handwerkstechniken so vieler bereiche wie möglich zu erhalten . so genug fürs erste ich hoffe die rege beteiligung geht weiter würde mich sehr freuen wenn irgentwann in unserem museum dem einen oder anderen der tiefere sinn unserer einrichtung die notwendigkeit erkennen lässt .
und zum abschluss - alles was nicht mehr zu benutzen ist weil zu alt oder nicht zu bekommen muss man eben neu bauen . ich baue gerade an einer abrichte / fügebank nach diderot ( encyclopädie ).
mit besten grüssen und spass am beruf cornelius