Wahl eines Rauhbankes

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Um es mit Pedders Worten zu sagen,

Beitrag von Marc Waldbillig »


Das ist ja wirklich starker Tobak Dirk,

Aber nein, für alle Waren gibt es doch verschiedene Sätze von Einfuhrzöllen. Bis jetzt wurde mir von deutscher Seite des öfteren bestätigt, dass Euer Satz in etwa gleich ist mit unserem hier in Luxemburg.

Die luxemburgische Post erhebt keine weiteren Unkosten bei mir, nur Mehrwertsteuer und Zoll. Anders ist es, wenn etwas aus Kanada kommt, dann ist es ein privater Lieferservice, der nochmal 5 € pauschal abrechnet, weil er sich um die Verzollung kümmert.

Gruß ;-)

Marc



Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Das ist nicht ganz richtig,

Beitrag von Bernhard »


denn der Abgabensatz (Zoll) hängt mit Sicherheit von den eingeführten Produkten ab, Dirk und die sind unterschiedlich. Ich habe bis dato für Hobel, Sägen und Stechbeitel 3,5% - 3,7% auf den Zollwert gezahlt. Oftmals nur auf den Warenwert, aber gelegentlich auch auf den Warenwert plus Frachtkosten (diese werden mit dem dem Zollamt vorliegendem Kurs in Euro umgerechnet).
Zollwert plus Abgabenbeträge (also die oben genannten 3,5 - 3,7%) ergeben dann den EUst-Wert, auf den in Deutschland der Steuersatz von 19% MwSt erhoben wird. Somit kann ich Marcs Aussage bzgl. der identischen Besteuerung aus mehrfacher eigener Erfahrung bestätigen.

Es ist auch nicht korrekt, daß alle einkommenden Waren in Frankfurt a. Main versteuert werden. Vielmehr werden die Waren an die zuständigen Hauptzollämter weitergegeben, wo sie dann steuerlich veranlagt werden. Ich mußte oftmals zu dem nächsten Zollamt fahren und meine Waren "auslösen". Wenn allerdings die Einfuhrdokumente (Rechnung etc.) klar sind, erledigt der Postbote/das Postamt das Kassieren des Abgabensatzes bzw. der MwSt. Hierbei ist hilfreich, wenn der Exporteur die Rechnung und Packliste oben im Paket plaziert, so daß der Zoll möglichst schnell darüber "stolpert".

Richtig ist, bei Dieter geht es sehr viel schneller (in der Regel in 24 Std.)und das zu durchaus fairen Preisen. Somit wende ich den "Eigenimport" nur für Produkte an, die ich nicht über Dieter beziehen kann.

Zur Wahl der Raubänke kann ich aus eigener Erfahrung sagen, daß die Clifton ordentliche Raubänke sind. Aufgrund der Griffergonomie orientieren sie sich an die bewährten Klassiker und ich würde sie noch vor den Veritas stellen. Von der Verarbeitung und Genauigkeit liegen sie etwas hinter den LN, die für meine Begriffe an erster Stelle liegen. Hier stimmt Qualität, Optik und Ergonomie.

Zu den Flachwinklern möchte ich sagen, ich finde sie überbewertet. Als Anmerkung: man findet kaum einen Beitrag, wo professionelle Holzwerker diese Hobel einsetzten. Ausnahme: der Flachwinkelblockhobel zum Bestoßen einer Endkante. Das Argument mit der Einstellung von Spanbrecher und Klappe zieht in meinen Augen auch nicht. Sie sind mit Übung durchaus leicht einzustellen.
In meinen Augen kommt es vielmehr auf ein gut geschärftes Eisen und einen gut präparierten Hobel an. Dann geht es auch mit dem Bedrock auf schwierigem "Gelände".

Ich möchte jetzt keinem die Lust auf die "Flachwinkler" nehmen. Wer damit besser zurecht kommt, soll sie nutzen. Ich schätze halt die Masse und wichtig ist ja, was man letztendlich produziert.

Erfolgreiches und entspannendes Hobeln wünscht

Bernhard



Alexander Tausch
Beiträge: 257
Registriert: Di 23. Feb 2016, 17:41

Clifton

Beitrag von Alexander Tausch »


Hallo Bernhard,

ich habe schon mehrfach gelesen, dass Lie Nielsen noch hochwertiger sein soll als Clifton. Mir gefallen die Clifton Hobel sehr, ich habe aber selbst keinen und konnte auch noch keinen so richtig "unter die Lupe nehmen". Kannst Du vielleicht genauer sagen, worin sich das äußert? Ich finde zum Beispiel die polierte Kante am Gusskörper der Clifton Hobel sehr edel, die LN Hobel sind an der Stelle einfach nur schwarz. Vielleicht kann Marc ja auch noch etwas dazu sagen :-)

Dass Clifton so gar keinen Internetauftritt hat, finde ich auch sehr schade. Vor längerer Zeit habe ich mal in einem Forum gelesen, dass wohl daran gearbeitet wird. Ich weiß aber nicht ob das stimmt und was daraus geworden ist.

Gruß Alex



Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Clifton

Beitrag von Bernhard »


Hallo Alexander,

um es klar zu sagen, wir reden hier über Nuancen (also Unterschiede wie Mercedes, BMW oder Audi). Das Racinggrün der Cliftonhobel ist in der Tat sehr edel. Allerdings hapert es an der Gußform, da treten schon kleinere Fehler auf, die es bei LN einfach nicht gibt. Zudem stimmt bei Clifton der rechte Winkel von der Sohle zur Seite nicht immer.

Meine Erfahrung mit Clifton stammen von:

# 4,5 den ich verkauft habe
# 5,5 der ist bei einem guten Freund gelandet und kommt nicht mehr wieder
# 7,5 der bei einem anderen Forumsmitglied gute Dienste tut

Ich habe noch den 3110 Simshobel, den kannst Du Dir gerne bei mir anschauen. Probehobeln und Vergleiche mit LN Simshobel geht natürlich auch. Vielleicht kommt dann Pedder auch vorbei und dann können wir noch ein wenig sägen.

Grüße
Bernhard


Pedder
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Re: Clifton

Beitrag von Pedder »


Ja, Bernhard,

das machen wir mal! Mein LAJ kommt auch und dann hobeln wir dicke Späne!

Sägen auch, "gegen" Thomas Sägen sind die alten Damen noch nicht angetreten. Möcht' mal wissen, ob ich mit seinen Sägen auch so ein lustiges Schnittbild hinbekomme. Aber lass mir noch Zeit, damit ich die Säge mit der Spezialverzahnung, von der ich erzählt habe, bauen kann, ja?

Liebe Grüße
Pedder



Marc
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Registriert: Mo 25. Jan 2016, 07:43

Re: Clifton

Beitrag von Marc »

[In Antwort auf #121135]
Hallo Alexander,

Der Unterschied Clifton-LN ist wirklich gering. Und ich pflichte Bernhard bei, dass LN etwas höher anzusiedeln ist. Allerdings auf eine andere Art und Weise. LN wirkt robuster bis in das letzte Detail. Der Clifton eben nicht bis ganz zum Schluss. Die Klappe z.B. ist etwas labberig beim Clifton; das Messingteil beim LN lässt das Gefühl nicht aufkommen. Das abzunehmende - bei mir eher das abfallende - Spanbrecherendteil spricht gegen das Griffige. Ich muss eher aufpassen - das zieht ins Delikate. Es sind eben nur Gefühle und etwas Haptik. Dagegen spricht wiederum das nicht gleich erfahrbare Kohlenstoffeisen der Cliftons; das eigene Gusseisen, das deutlich schwerer ist. So wiegt ein #7 Clifton fast das Gleiche wie ein #8 LN. Die Differenzen sind an sich vielerorts festzumachen und so spricht nicht viel gegen den einen oder für den anderen.

Ich ziehe die LN vor, weil ich mit denen angefangen habe und sie mir an die Hand gewachsen sind. Es gibt nur etwas, das mich an den Cliftons stört und das ist der zweiteilige Spanbrecher. Du siehst, mein andauerndes Hin und Her sagt schon viel aus.

Gruß ;-)

Marc

p.s. gar nicht froh, über diese Wanken zwischen den Seiten :-)



Alexander Tausch
Beiträge: 257
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Re: Clifton

Beitrag von Alexander Tausch »

[In Antwort auf #121136]
Hallo Bernhard + Marc,

danke für Eure Kommentare zu den Clifton Hobeln. Auf Dein Angebot bezüglich des Anschauens, Bernhard, würde ich gern bei passender Gelegenheit zurückkommen.

Marc, die Probleme mit dem zweiteiligen Spanbrecher kommen mir sehr bekannt vor. Ich habe einen Record mit "Stay Set" Spanbrecher, der ist identisch zum Clifton (bzw. umgekehrt). Bis jetzt habe ich das Vorderstück zwei Mal auf Beton heruntergeworfen: einmal kurz nachdem ich den Hobel hatte (da war ich noch nicht dran gewöhnt) und vor wenigen Wochen ein weiteres Mal (aus Unachtsamkeit). Beide Male musste ich das Vorderteil neu anschleifen. Nicht schön.

Gruß Alex



Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Wahl eines Rauhbankes *MIT BILD*

Beitrag von Hans Bos »

[In Antwort auf #121063]
Hallo zusammen,

Es war ein sehr angenehmer und lehrsamer Nachmittag bei der Fam Küpper. Wie vorher geschrieben hatte Torsten mich eingeladen zum Probehobeln mit der LV BUJ. Zuerst gab es da den wunderbaren Empfang von der Fam Küpper. Die Kuchen und Kaffee haben ausgezeichnet geschmeckt! Vielen Dank.

Dann gings zum Probehobeln. Zum probieren lag eine Auswahl verschiedener Hobeln vor:
Eine Veritas Flachwinkel Rauhbank (Torstens stolzes Eigentum)
Ein Veritas Flachwinkel Putzhobel (auch Torstens)
Ein alter Stanley Nr 5 (meins) mit 2 Eisen (LN und original Eisen)
Eine uralte holzerne Rauhbank (630mm) mit original Nooitgedagt Eisen
Ein LN Schabhobel nr 112

Zum Probehölzer gab es Ahorn, Meranti, Mahogany, Nussbaum, Buche und ästiges Kiefer.
Alle Möglichkeiten auszuprobieren wäre zuviel fur ein Par Stundchen im Nachmittag. Der Hinsicht war gerichtet auf einem subjectiven Eindruck. Es war keineswegs die Idee solche unterschiedliche Werkzeuge zu vergleichen.

Den BUJ fand ich ein Superwerkzeug. Lief gut und stabil über das Holz. Ergab eine glatte Oberfläche ohne Ausrisse oder Rattern, auch in Ahorn. Das niedrige Schwerpunkt, die präzise flache Sohle und gute Einstellbarkeit sind deutliche Vorteile. Obwohl dieses Werkzeug sich als sehr geeignet erwies fur die feinere Schnitte, konnten wir auch dicke Späne mühelos abheben. Der hintere Griff, obwohl ein bischen steil, war fur meine grosse Hände kein Nachteil. Zum Gebrauch mit Stossbrett oder Fugebrett ist dieser Hobel wohl nicht geeignet weil der keine flache Seiten hat.

Der Veritas Flachwinkel Putzhobel gab sehr ähnliche Resultate wie der BUJ, wegen seinen kürzere Länge selbstverstandlich für sein eigenes Anwendungsgebiet.

Der Stanley Nr 5, wertvoll in sein entsprechendes Anwendungsgebiet, lief irgendwie weniger “glatt” als die beide Veritas. Das höhere Schwerpunkt spielt mE eine Rolle. Eine geringe Hohlkehle in der Sohle verhinderte wohl die Einstellung von dünnsten Schnitten (0,03mm). Grosses Unterschied zwischen beiden Eisen hat sich auch nicht ergeben. Nach weitere Tuning doch ein sehr gutes Werkzeug, jedoch kein Alternativ fur eine Rauhbank.

Das uralte Holzrelikwie hat sich besser bewährt als ich je gedacht hatte. Der lief gut auf das Holz und machte schone Späne. Verhaltnismässig feine Schnitte waren möglich. Das hohe Schwerpunkt und die mühsame Tiefeneinstellung mittels klopfen sehe ich als Nachteile.

Wie bekannt kommt der 112 zum Einsatz wenn schwieriges Faserverlauf bei anderen Hobeln zB zu Ausrisse führen wurde. Mit den vorliegenden Hölzern konnten die andere Hobel aber gut zurecht und fuhr Gebrach der 112 zu eine rauhere Oberfläche.

Fur mich hat dieses Probehobeln klar gemacht dass ein BUJ, entweder der Veritas oder der LN 7-1/2, eine Lücke füllen würde und seinen Weg in meine Werkstatt finden sollte.

Gerne möchte ich alle Teilnehmer an diesem Thread danken fur ihre Beiträge. Dieses Forum hat mir in zwei Wochen mehr von hobeln gelehrt als viele Jahre davor.

Schöne Grüsse aus Holland,

Hans Bos



Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Hans Bos »


Hallo zusammen,

Letzten Freitag sind meine neue Hobel angekommen: Der Lie Nielsen 7-1/2 Low Angle Jointer und der 164 Low Angle Smoothing Plane, beide mit zweitem Eisen.
Selbstverständlich gleich ausgepackt und probiert. Beide haben gleich gut funktioniert, aber so aus der Dose selbstvertändlich noch nicht super. Für beide habe ich dann die erste Eisen nachgeschärft (ballig) und die Sohle der 164 abgerichtet/poliert mit 600 Schleifpapier auf einer flache Natursteinplatte. Der 164 war dann super. Das ist kein hobeln mehr sondern rasieren. Der 7-1/2 ist auch schon sehr gut, aber ich erwarte noch besser nach abrichten/polieren der Sohle. Dazu wird aber eine grössere Auflageplatte notwendig sein. Also alles zusammen bin ich sehr zufrieden. Vielen Dank an alle die mich mit Informationen geholfen aben und speziell an Torsten für das Probehobeln.

Warum denn am Ende LN gewählt und nicht LV? Das war teilweise eine Geschmackssache. Der Griff gefiel mir etwas besser, die Seiten sind bei LN auch plan geschliffen, LN gibt Toleranzen für Flachheit (0,0015 inch oder besser) und Winkelgenauigkeit. Preisunterschied war zum Schluss nicht sehr gross.

Schöne Grüsse aus Holland

Hans Bos, der Morgenfrüh gleich weiter hobeln wird.



Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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wieso musste die Sohle abgerichtet werden

Beitrag von Pedder »


Hallo Hans,

jetzt bin ich ein bisschen verwundert. War die Sohle denn krumm? Körnung 600 Schleifpapier finde ich ziemlich grob für Metall. Zum Polieren würde ich nicht vor P1000 aufhören, eher P2000. Oder Politurpaste, wenn es denn sein muss. Aber bei den Toleranzen, wenn Sie den eingehalten weden, wird man beim Abrichten eher was verschlimmern, als besser machen.....

Mit ballig schleifen meinst Du die Krümmung der Schneide und nicht der Fase, oder?

Liebe Grüße Pedder



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