Nut und Feder - Laienfrage
Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Experten!
Ich will meinem Sohnemann nächstens eine Sandkistenkletterturmrutschenspieloase in den Garten pflanzen. Das ganze Gewerk wird so ca. 1,5x1,5m Grundfläche haben und soll komplett aus Lärchenholz entstehen (will möglichst keine Chemie benötigen und heimisches Holz verwenden), und ich mag nicht alles dumm zusammenschrauben, sondern möglichst viele Verbindungen das Holz selber machen lassen.
Das Holz krieg ich aus einem Sägewerk, schon gehobelt (meine Werkstatt ist nicht soooooooo übermässig ausgestattet, also Hobelmaschine ist nicht vorhanden), aber eben ohne Nut/Feder, weil nicht jedes Brett eine braucht, und wenn, dann nur auf einer Seite entweder Nut oder Feder, damit man eben aus zwei 150er Brettern auf 300 Breite kommt.
Ich weiss zwar inzwischen, wie ich Nut und Feder mit der Oberfräse machen kann, dazu brauch ich aber einen Fräsersatz für meine Oberfräse, der mit knapp 100 Euronen zu Buche schlägt.
Da hab ich mir gedacht, in Zeiten, als es noch keine Fräsmaschinen und Tischkreissägen gab, haben doch die Schreiner auch schon Nuten und Federn gebastelt - wie hat man das denn früher gemacht? Gabs da spezielle Hobel? Was für welche? Kann man die dann für andere Sachen auch noch brauchen? Weil dann überleg ich mir vielleicht das mal so zu probieren, Back to the roots sozusagen, und statt 1500W der Oberfräse ein paar weniger des Oberarms einzusetzen.
Würd mich über zahlreiche Infos und Tipps sehr freuen!
Grüße
Hans
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Hans,
willkommen im Forum!
Ja, man kann Nut und Feder mit speziellen Hobeln anfertigen. Nuthobel gibts noch, werden neuerdings sogar wieder gebaut. Einen Hobel zum Anhobeln der Feder- sowas gabs früher auch mal, hab ich aber noch nie wirklich gesehen. Man könnte natürlich einen Falzhobel nehmen.
Wenn Du Dir solche Spezialwerkzeuge besorgen willst, kommst Du sicher auf höhere Kosten als ein Fräsersatz für die Oberfräse kostet (Ich sags nicht gern, aber es ist so).
Aber: Warum Nut und Feder? Die Bretterquerschnitte sind doch an Nut und Feder am geringsten, genau da werden die Bretter zuerst weggammeln. Und bei einer Grundfläche von 1,5 m im Quadrat werden auch zwei einzelne nicht allzu dünne Bretter stabil genug sein für den Sandkasten, wenn Du sie an Pfosten schraubst und stumpf aufeinander setzt.
Friedrich
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Hans,
ich persönlich halte Nut und Feder in der einfachen Form für den Außenbereich für nicht geeignet. Die Verbindung hat eine sehr kleine Fuge, welche eine Kapilarwirkung hat und Wasser regelrecht aufsaugt. Entweder du fertigst eine abgewandelte Form von Nut und feder, mit Tropfkanten, oder du machst es wie Friedrich vorschlug. Das nennt sich dann BodenDeckel-Schalung. Bei richtiger Montage und Richtung der Jahrringe dichten sich die einzelnen Bretter gegenseitig ab. Das Schüsseln der Einzelbretter wird hierbei ausgenutzt.
Gruß
Heiko
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
[In Antwort auf #120758]
Hallo Hans,
Ich geb Friedrich Recht, Feder und Nut - so gerne ich sie hoble - sind für den Außenbereich nicht anzuraten. Bretter werden mit einem Spalt verschraubt. Um diesen Spalt zu schließen, ist es üblich, eine schmale Leiste drüberzunageln. Die Bretter können schwinden und sich ausdehnen so viel sie wollen, der Spalt ist geschlossen. Bedingung ist natürlich, dass die Bretter vertikal angebracht sind. Horizontal könnte man sie überlappen. (lapstrake)
Solltest du dich dennoch für Nut und Feder interessieren, dann könntest du ein altes Paar ersteigern oder auf dem Flohmarkt preiswert erwerben. Unvernünftig wäre ein alter Stanley #45 oder Record #405 (identisch), der eine Vielzahl an Formen hobeln kann. Der würde garantiert über 200 kosten und du würdest auf einen glitschigen Abhang geraten, der dich noch viel teurer zu stehen käme. Also ich habe dich vorgewarnt.
Gruß,
Marc
Hallo Hans,
Ich geb Friedrich Recht, Feder und Nut - so gerne ich sie hoble - sind für den Außenbereich nicht anzuraten. Bretter werden mit einem Spalt verschraubt. Um diesen Spalt zu schließen, ist es üblich, eine schmale Leiste drüberzunageln. Die Bretter können schwinden und sich ausdehnen so viel sie wollen, der Spalt ist geschlossen. Bedingung ist natürlich, dass die Bretter vertikal angebracht sind. Horizontal könnte man sie überlappen. (lapstrake)
Solltest du dich dennoch für Nut und Feder interessieren, dann könntest du ein altes Paar ersteigern oder auf dem Flohmarkt preiswert erwerben. Unvernünftig wäre ein alter Stanley #45 oder Record #405 (identisch), der eine Vielzahl an Formen hobeln kann. Der würde garantiert über 200 kosten und du würdest auf einen glitschigen Abhang geraten, der dich noch viel teurer zu stehen käme. Also ich habe dich vorgewarnt.
Gruß,
Marc
Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo.
Zunächst mal Danke an alle, habt ihr Sonntags nichts besseres zu tun, als im Internet rumzuhängen :-) ?
Der Kasten an sich muss eigentlich gar nicht dicht sein, soll halt den Sand im inneren der Kiste halten. Die Kastenwand wird ca. 300mm hoch sein, und soll aus zwei 150ern zusammengesetzt sein (weil ich das Holz halt so krieg). Ich wollte mit der Nut/Federkombi bezwecken, daß sich die beiden übereinanderliegenden Bretter auf ihrer Länge von 1,5m nicht gegeneinander verziehen; ich wollte die Kiste eigentlich nur an den Eckpunkten "verpfosteln". Das mit Kapillarspalt etc. und vergammeln hab ich allerdings nicht bedacht. Was gäbs denn für Formen, die für so einen Verwendungszweck geeignet wären?
Die Bretter werden ca. 150x25, vielleicht eine Nut/Feder, die 10mm breit ist, nur 5 tief, und schräge Flanken oder so? hm....
@Marc:
Unvernünftig ist immer gut :-). Die Sache mit den Hobeln ist ja eigentlich ein Abfallprodukt aus obiger Aufgabenstellung, weil ich einfach wissen wollte, wies denn früher gemacht wurde. Ist das eigentlich schwierig? Ich mein, ich als zwar nicht allzu patscherten, aber doch noch in den Kinderschuhen steckenden Hobbybastler - hätt ich denn Chancen, da was vernünftiges zusammenzukriegen, oder ist das eine "hohe Kunst"? - das beschriebene Projekt jetzt mal aussen vor gelassen.
Re: Nut und Feder - Laienfrage
Und noch ne Frage :-)
Hab mir grad mal versucht, ein Bild von den erwähnten Hobeln (Stanley 45, Record 405) zu machen - das sind ja wilde Dinger :-)
Eins field mir auf - das sind ausgesprochene Rechtshändertools. Blöderweise bin ich Linkshänder, das nervt mich auch schon bei meiner Handkreissäge und diversen anderen Maschinen. Gibts auch Linkshänderhobel? Oder kann man sich z.B. so nen Stanley #45 auf Linksherum umbauen?
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Hans,
wie meine Vorredner schon geschrieben haben, hat man das fürher natürlich mit Hobeln gemacht. In Kontinentaleuropa und somit auch in Deutschland in allererster Linie mit Hobeln aus Holz - die haben alle in etwa so ausgeschaut, wie folgende aus einem alten Katalog auf Wolfgang Jordans Seite :
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_15.phtml
Die dort gezeigete die Nr. 26 hat einen festen Anlauf, es gab auch welche mit einem verstellbaren Anschlag, ähnlich dieser, wiederum von Wolfgangs Seite.
http://www.holzwerken.de/museum/nuthobel/nut6.phtml
Weiterhin gab es auch kombinierte N+F-Hobel, mit denen Nut und Feder mit nur einem Werkzeug hergestellt werden konnten.
Ein kleines Kuriosum war der "französische N+F-Hobel", der ein kombinierter Hobel war, die Messer für Nut und für die Feder aber entgegengesetzt angeordnet waren.


Natürlich gab es verschiedene Größenordnungen, Fausthobelgröße für den "normalen" Schreinergebrauch bis Rauhbankgröße und noch größer mit Griff hinten und vorne für zwei Arbeiter und den "heavy duty"-Einsatz.
Gar nicht so selten trifft man N+F-Hobel in den einschlägig bekannten Netz-#####shäusern an.
Gruß, Andreas
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Hans,
Natürlich wirst du das hinbekommen. Es ist nicht so schwierig. Wenn du allerdings schon mal einen normalen Hobel, sprich Putzhobel, Raubank und dergleichen hast und die auch einstellen und schärfen kannst, wirst du auf wenig Hindernisse treffen.
Knackpunkte bei Hobeln sind immer das Schärfen und bei Holzhobeln das Einstellen sowie bei Metallhobeln das Tunen. Das ist allerdings grob gemeint. Wenn du dich auf den Abhang wagst, fang zuerst mit den Bankhobeln an und geh dann erst auf die Spezialhobel über. Man braucht m.E. zuerst eine Raubank, dann einen Blockhobel und dann erst einen Putzhobel. Später kommt noch der eine oder andere hinzu ;-) Ich behalte im Auge, dass du keine Maschinen hast zum Hobeln. Mit zum allerersten Hobel gehört auch eine Hobelbank dazu, ein Ersatz, etwa ein Hobelbalken funktioniert am Anfang auch.
Gruß ;-)
Marc
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Andreas,
Wie sind deine Erfahrungen mit dem kombinierten Franzosen? Ich habe auch so einen - von Album, nur kann ich mich gar mit ihm anfreunden. Mich stört vor allem, dass, wenn man ein Eisen einstellt, das andere unverrückbar verklemmt oder im besten Fall verstellt ist.
Gruß ;-)
Marc
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Re: Nut und Feder - Laienfrage
Hallo Marc,
leider besitze ich ich keinen solchen Franzosen und hab´ auch noch nicht mit einem arbeiten dürfen.
Kann mir aber vorstellen, daß das Einstellen ein klein bißchen fummeliger ist, als bei einem Hobel, der nur einen Zweck erfüllt. Beim Retourklopfen des einen Eisens hat man ja schließlich auch Einfluß auf das andere ggf. schon passende Eisen.
Allein vom Vorstellen her würde ich mit dem Eisen beginnen, das sich leichter einstellen läßt, also mit dem Nuteisen, und danach erst das Augenmerk auf das "etwas schwieriger" einzustellende Federeisen lenken. Normalerweise dürfte das Nuteisen einmal eingestellt von Haus auf recht stabil sein (wenn man von einem Nuthobel ausgeht). Danach müßte man das Federeisen auch hinbekommen.
"Unverrückbar verklemmt" sollte aber kein Eisen sein. Woran könnte das liegen ?
Generell bin ich der Meinung, daß man bei von Hand hergestellter N+F mit mehr Toleranzen leben muß, als bei maschinell hergestellter.
Gruß, Andreas