Fassmalerei
Fassmalerei
hallo,
ich bin auf der suche nach jemandem, der mir die techniken der fassmalerei verrät, literatur habe ich im netz dazu nicht gefunden. als erstes würde ich das möbel mit hasenleim bearbeiten, dazu steht ja auch einiges im forum. ABER DANN? kann mir jemand ein rezept für das herstellen eines kreidegrundes verraten, der sich für holzmöbel eignet? womit binde ich die pigmente, mit denen ich das möbel anschließend bemale am besten? und womit versiegele ich am ende alles?
ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.
herzliche grüße,
julia
Re: Fassmalerei
Hallo Julia,
Die Fassung, Kreidegrund ist fuer die Fassmalerei in etwa die gleiche wie fuer die Vergoldung, nur werden weniger Ansprueche and die Oberflaechenqualitaet gestellt.
Die Rezeptur ist einfach: 5 - 10 Teile Leimloesung werden in 100 Teile Wasser geloest, in diese Loesung im Wasserbad(erwaermt) eine Mischung aus 1: 1 Champagnerkreide und Zinkweiss oder Lithopone, eingeruehrt, bis eine dickliche Konsistenz erreicht ist. Diese Masse auf das Holz auftragen.
Die Mischungen in der Rezeptur sind fuer die Verwendung in der Malerei fuer einen weissen Untergrund gedacht. Veraenderungen koennen vom jeweiligen Anwender fuer seine Beduerfnisse geaendert werden. Mit der Konzentration der Leimm-mischung 5 T ist flexibler als 10 T. Die Kreide/Zinkweiss Mischung bestimmt den Grad von Weiss. Hat nur eine Bedeutung wenn der Untergrund in der Fassmalerei als Farbton dienben soll. Die gleiche Leimloesung wird auch zum Vorleimen verwendet. Zuviel leim laesst spaeter die Grundierung abplatzen.
Als Vorbereitung ist es wichtig, jede Holzverbindung mit duennem Nessel- oder aehnlich duennem Stoff zu ueberbruecken. Sonst zeigen sich die Holzverbindungen spaeter als Risse in der Malflaeche.
Eine andere Rezeptur ist die Verwendung von Kasein als Bindemittel: 50 gr Kaseinpulver werden in 150 ml Wasser eingeruehrt und zugedeckt uebernacht eingeweicht/quellen lassen. 10 gr Borax werden in 100 ml heissem Wasser geloest. Die heise Loesung wird in den eingeweichten Kasein eingeruehrt und bei gelegentlichem Umruehren stehengelassen. Nach 12+ Stunden, hat der/das Borax den Kasein aufgeschlossen. Diese Kaseinloesung wird 1:1 mit Wasser verduennt zum Vorleimen des Untergrundes und auch zum Einruehren von Kreide/Zinkweiss.(**)
Der Borax/kaseingrund ist wasserfest.
In der Fassmalerei wurden frueher Kaseinfarben verwendet.
Als Gedankenanstoss.
mfg
Ottmar
PS: Kasseinfassungen/Grundierung kenne ich nur von Kursen (Lehrzeit), habe damit keinerlei eigene Erfahrungen.
(**)!!! Boraxkaseinleim ist nur in der Malerei verwendbar und hat keine ausreichende Bindefaehigkeit fuer Holzverleimungen!!!!
Re: Fassmalerei
Hallo Julia
In den 90ern gab es in der Zeitschrift "Selbermachen" einmal eine Bauanleitung für eine Sitzbank im Bauernstil, die mit Fassmalerei bemalt war. Als Grund wurde damals einfach weiße Dispersionsfarbe verwendet. Es gab in dem Heft auch noch eine Anleitung über Fassmalerei. Ich schaue einmal nach, ob ich das Heft noch habe, dann könnte ich dir ja die entspechenden Seiten einscannen.
Grüße Georg
Re: Fassmalerei
Vielen Dank für eure schnellen Antworten. Wenn du, Georg, die Zeitschrift noch hast, wäre es klasse, wenn du mir die Seiten einscannen könntest. Ich bin richtig gerührt von eurer Hilfsbereitschaft.
Einige Fragen habe ich allerdings noch:
Verstehe ich dich richtig, Ottmar, dass ich prinzipiell keinen Kreidegrund, also keinen weißen, bräuchte, da er nur dazu da ist, um bei Lasuren "durchzuschimmern"? Klar, irgendeine Grundierung muss sein, was würdet ihr ansonsten empfehlen? Und: was meinst du mit: Nessel "überbrücken"? Wie habe ich mir das vorzustellen?
Ist Kreidegrund besser als Dispersionsfarbe?
Ist eine Basis auf Hasenleim besser als Acryl? Wie ist das mit der Haltbarkeit?
Sollte ich mich für Hasenleim entscheiden, binde ich damit auch die Pigmente, also ohne die Kreide und das Zinkweiß, sondern einfach pur. Muss das Möbel am Ende noch irgendwie versiegelt werden, um haltbarer gemacht zu werden?
Ich weiß, das sind eine Menge Fragen, aber mir erscheint es, wie ein Buch mit sieben Siegeln, bei dem man jede Menge falsch machen kann. Wahrscheinlich muss ich einfach auf paar Probebrettern ausprobieren und dann mal schauen. Ich habe nur Panik, dass nach fünf Jahren plötzlich die Farbe runterkommt. So ist das mit den Greenhörnern ;)
Liebe Grüße und vielen Dank schon einmal,
Julia
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Re: Fassmalerei
Hallo Julia,
zumindest meine ich persönlich sollte man sich bei der Auwahl der verwendeten Materialien entscheiden: Entweder moderne Farben und moderne Malhilfsmittel oder historische Substanzen, dann aber durchgängig.
Bei Kremer Pigmente gibt es neben Zutaten auch eine Menge Rezepte und einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Ich denke, man kann auch einmal anrufen und nachfragen - versuchs einfach.
Wie es Ottmar immer so schön schreibt: als Gedankenanstoß
Gruß herzlichst Thomas
Re: Fassmalerei
Hallo Julia & Forumsfreunde,
Aus deinen Fragen schliesse ich, dass du dir bezueglich Fassmalerei nicht so richtig im Klaren bis. Bitte teile mir mit was du bebsichtigst.Was moechtest du fassen und um welche Gegenstaende handelt es sich?
Ich moechte damit vermeiden an dir vorbeizureden/schreiben.
mfg
Ottmar
Re: Fassmalerei
Hallo Ottmar,
absolut richtig: Ich habe überhaupt keinen Plan und recherchiere seit Tagen nach der Technik.
Also:
Es handelt sich um einen Stuhl, der lackiert ist. Den möchte ich auf möglichst traditionelle Weise und möglichst giftfrei in der Technik der Fassmalerei bemalen, und zwar deckend. Das Ergebnis soll matt sein, keinesfalls glänzend, aber unbedingt kratz-, stoß- und wischfest.
Meine genauen Fragen:
1. Womit grundiere ich, wenn ich den Lack vom Stuhl geholt habe? Purem Hasenleim? Kreidegrund?
2. Womit binde ich die Pigmente, wenn ich den Stuhl bemale? Mit Hasenleim oder besser Hautleim, einem Kaseinbinder oder kann ich auch eine Eitemperaemulsion benutzen? Oder hast du noch einen anderen Tipp?
3. Womit versiegele ich am Ende die Oberfläche, damit sie den normalen Beanspruchungen eines Stuhls standhält? Reicht da Wachs? Oder gibt es noch andere Alternativen als matten Lack, auf den ich gern verzichten würde?
Ich hoffe, das bringt Licht in mein wirres Geschreibsel.
Ganz liebe Grüße,
Julia
Re: Fassmalerei
Hallo Julia,
auch wenn Du Dich weiter oben etwas näher zu Deinem Projekt geäußert hast, verstehe ich nicht ganz, warum Du einen Stuhl fassen möchtest. Kreidefassungen sind eine Grundierung, damit z. B. Pigmentlösungen nicht einsinken und/oder zusätzlich poliert werden können oder einen farbigen Haft-Untergrund für Blattgold/-silber bilden, das dann ebenfalls poliert werden kann. Kreidefassungen sind sehr sehr emfpindlich und eher für Bilderrahmen, Skulpturen oder ähnliches gedacht. Deshalb schreibt Ottmar, daß Holzverbindungen und auch Risse mit Nessel überbrückt werden müssen. Das Holz arbeitet an diesen Stellen und ohne die Stoffzwischenlage (zwischen Kreide und Holz) überträgt sich das 1 zu 1 auf die Kreideschickt. Sie reißt dann.
Die "alten Farben" waren in den seltesten Fällen kratz-, stoß- und wischfest. Daraus erklärt sich der Siegeszug der Lacke. Eventuell kommst Du mit Kasein-Farbe am Ehesten ans Ziel. Schau Dir dazu auch den Thomas angegebenen Link an.
Viele Grüße,
Ingrid
Re: Fassmalerei
Hallo Julia,
Vermutlich hilft dir wenn du dich nach der Bauernmalerei erkundigst. Als Farben kannst du Dispersionsfarben verwenden. Je nachdem ob deine Malerei glatt oder strukturiert (Pinselstriche sichtbar) kannst du die Arbeitstechnik waehlen.
Ich habe meine Literatur durchsucht, wurde jedoch nicht fuendig. Fuer deinen Zweck fuege ich eine Kurzfassung ueber Bauernmalerei aus Ravensburger Vorlagemappen Bauernmalerei 1 Otto Maier Verlag 1977 bei

Das ist prinzipjell einfach und deiner Phantasie und deinem Einfallsreichtum ueberlassen.
als Gedankenanstoss.
mfg
Ottmar
PS: Das Versiegeln von Holz mit Glutinleim (Haut-, Knochen, Hasenleim) ist eine Technik von gestern. Auf einem vorgeleimtem Holzgrund, hafteten Oel- oder Kaseinfarben gut und die Grundierung ging schneller von statten. Die Schreiner verwendeten die viel, weil billig und einfach. Ist heute nur noch in der Fassmalerei notwendig und diese ist wie Ingrid anmerkte mit Vorsicht zu benutzen(geniessen). Dispersionsfarben vertragen schon einiges, ohne abzuplatzen.
PPS: Ich bin mir nicht sicher ob ich meine Literatur ueber praktische Bauenmalerei bei meiner Auswanderung 1987 ueberhaupt mitgenommen habe. Die Technik ist so einfach, dass wenn man dies einmal gemacht hat, es nicht mehr vergisst. Was ich hier habe sind Nachschlagwerke ueber Bauernmalerei/Volkskunst aus D - Au - CH.