DLsS? statt DsdS

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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DLsS? statt DsdS

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo,

in den nächsten Tagen kommen wieder einige interessante Folgen von "Der Letzte seines Standes?" am Bayerischen Fernsehen. Sendetermine sind hier zu finden:
http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=10273&seite=9
Näheres über die Folgen "Der Schlittenbauer", "Der Ofenbauer", "Der Sägemeister" und "Der Weißbinder" auf diesen Seiten:
http://www.handwerksfilme.de/
bzw.
http://www.handwerksvideos.de/

Insbesondere den Schlittenbauer fand ich sehr interessant, auch als Kontrast zum feinen Möbelbau.

Gruß, Wolfgang



Ferdinand Bozem
Beiträge: 101
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Danke für den Hinweis! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Ferdinand Bozem »




Jochen Budke
Beiträge: 52
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: DLsS? statt DsdS

Beitrag von Jochen Budke »


Hallo Wolfgang,
auch von mir einen großen Dank für den Hinweis! Ich habe bisher leider nur den "Schlittenbauer" einmal gesehen und war völlig fasziniert, ich werde die weiteren Folgen sicherlich genau so gebannt betrachten!
Jochen



Gerald Jung
Beiträge: 17
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Der Weißbinder erklärt nachsinnig und widersinnig

Beitrag von Gerald Jung »

[In Antwort auf #119878]
Hallo Wolfgang und alle Forumsteilnehmer,

vielen Dank für den Hinweis auf diese fantastische Sendung!

Gerade eben wurde "Der Weißbinder" ausgestrahlt. Wie die Sendungen vorher saß ich gebannt vor der Flimmerkiste und bewunderte voller Respekt die Weisheit und das enorme handwerkliche Geschick der Handwerker.

Heute wurde ein Punkt angesprochen, der mir völlig neu war: Es wurde "nachsinniges" (linksdrehendes) und "widersinniges" (rechtsdrehendes) Holz erklärt und die Auswirkungen auf die manuelle bzw. maschinelle Weiterverarbeitung erläutert.

(Zur Erklärung ein Zitat von http://www.holzschindel.at/auswahl_fertigung.php:

"Wenn die Holzfaser nach der Daumenrichtung der rechten Hand verläuft, so ist der Wuchs "nachsinnig", also nach dem Sonnenverlauf. Trotz sichtbarem Drehwuchs spalten sich völlig geradflächige Schindeln daraus, ohne Verwindung.")

Der Weißbinder im Film erklärt, dass von Hand weiterverarbeitetes Holz nachsinnig sein soll und mit dem Fräser bearbeitetes Holz widersinnig ausgerichtet sein muss.

Ich finde das hochinteressant! Hat jemand darüber mehr Information? Handelt ihr danach? Was ist eure Meinung?

Vielen Dank!

Gerald (der sowohl mit Handwerkzeugen als auch mit Maschinen arbeitet)



Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: Qualitative Unterschiede im Drehwuchs?

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Nähere Informationen kann auch ich nicht liefern. Allerdings tun sich mir mehrere Fragezeichen auf:

1. Drehwuchs kenne ich bisher nur als Holz-"fehler", egal ob wider- oder nachsinnig. Ursachen:
- erschwerte Spanbildung je nach Bearbeitungsrichtung
- zusätzlich zum Arbeiten des Holzes in den drei Längsachsen kommt das mit der Feuchtigkeit wechselnde Winschiefwerden
- Verminderte Festigkeit ebener Bauteile

2. Mir ist nicht verständlich, wie sich aus einem (nachsinnig) drehwüchsigen Stamm ebene Schindeln spalten lassen sollen, außer die Schindeln sind vergleichsweise klein und die Drehung so gering, dass es nicht auffällt.

3. Noch unverständlicher ist mir, warum dies bei widersinnig gedrehten Stämmen völlig anders sein soll.

4. Ich kann mir gut vorstellen, dass Drehwuchs einen Einfluss auf die Bearbeitbarkeit mit Fräsern hat, allerdings müsste dies von der jeweiligen Bearbeitungsrichtung in Bezug auf die Faserstellung abhängen und nicht unmittelbar von der Nach- oer Widersinnigkeit.

5. Irgendwo habe ich mal gelesen (und durch eigene Erfahrung bestätigt gefunden), dass fast alle drehwüchsigen Bäume nachsinnig (links) gedreht seien und nur in seltenen Fällen widersinnig. Die Ursache für diese Ungleichverteilung sei bisher nicht klar erforscht. Ein Zusammenhang mit dem Sonnenlauf erscheint mir aber naheliegend. Dann müssten auf der Südhalbkugel die Bäume vorwiegend rechts gedreht sein. Verhalten sich dann Südbäume bei der Schindelherstellung enstprechend umgekehrt wie Nordbäume?

Fragen über Fragen und keine Antworten. Wahrscheinlich wäre dafür ein Forschungsprojekt nötig. Oder finden sich in den Tiefen des hier versammelten Erfahrungsschutzes handwerklichen Wissens doch plausible Erklärungen?

Grüße von einem weitergrübelnden
Jörg



Andreas Winkler
Beiträge: 1134
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Qualitative Unterschiede im Drehwuchs?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Jörg,

gleich vorneweg, ich weiß zu dem Thema auch nix genaues.

Deine angebrachten Punkte sehe ich ganz genauso.

Etwas Praxis im Holzspalten habe ich. Die bestätigt, daß drewüchsiges Holz auch "drehwüchsig" spaltet. Will man es mit Keilen u.ä. eben "zwingen", reißen die Holzfasern durch. Genau das sollte ja bei gespaltenen Schindeln nicht passieren.
Gut, das kann jetzt an meinen eher bescheidenen Fähigkeiten beim Spalten liegen, aber zumindest die Logik bestätigt diese Feststellung : beim Spalten folgt der Spalt der Holzfaser, gerades Holz = gerader Spalt, gedrehtes Holz = gedrehter Spalt.
Ein Rätsel oder derselbe Humbug wie "Mondphasen"holz ?

Gruß, Andreas



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Qualitative Unterschiede im Drehwuchs?

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Ich hatte mal von unserem verehrten Förster einen dicken Buchenstamm für ein Drinkgeld verkauft bekommen, als ich anfing, den Stamm zu zerkleinern, kam ein Waldarbeiter vorbei und fragte süvisant " hat er nun einen Dummen gefunden", auf meine erstaunte Rückfrage fragte mich der gute Mann, ob ich den nicht wüsste wo der Baum den gestanden hätte, ich immer noch ahnungslos, sagte nein, er sagte der hätte an einer Ecke des Waldes, als vorderster Baum gestanden, ich, ja was soll das, nun wurde ich aufgeklärt, der Baum wäre bis zum Kern Drehwüchsig, mit aufspalten wäre da wohl nichts.
Und wie der Mann recht gehabt hatte, dieser Baum war aber nicht nur nach einer Richtung gedreht, er wechselte Schichtweise die Drehrichtung, es war eine unmögliche Arbeit den Stamm zu Feuerholz zu zerkleinern, fast alles mit der Säge, selbst auf Scheitlänge geschnittene Scheiben ließen sich oft nicht spalten.

Übrigens, an Mondphasenholz glaube ich, ich war lange auch sehr skeptisch, hatte dann aber Gelegenheit mich mit Hilfe eines Buches schlauer zu machen, selbst Heute schreiben große Holzhandelsgesellschaften weltweit die Fällzeiten bei verschiedenen Holzern vor und wie oft stößt man bei Beschreibungen alter Handwerker immer wieder auf dieses Thema.

Gruß Franz



Helmut Hirsch

Holzmachen - Alles eine Frage der "Technik" - ;^

Beitrag von Helmut Hirsch »


Tja Franz,

du glaubst es kaum --- aber diese Schnäppchen hole ich mir meistens.

Man braucht halt die Maschinen dazu: Stihl 051 AV mit 63er Schwert, Stamm in maximal 30 cm Scheiben schneiden, Eisenkeil nehmen mit Holzeinsatz, Rundlinge vierteln, in Niederfluranhänger mit Sackkarren fahren --- daheim in Ruhe mit großem Schwedischen Spalthammer spalten - "Unspaltbare" auf Bäuerle BS 63 hochkant "aufsägen" --- brennen nach Trocknung wunderbar ;^>

Im Ernst: Es ist schon eine Schinderei --- es muß schon gesundes Holz sein, sonst mache ich da auch einen Bogen rum ---

"awer em geschenkte Gaul, guckt mer net ins Maul" ;^>

Grüße aus der Kurpfalz, Helle



justus

Re: Qualitative Unterschiede im Drehwuchs?

Beitrag von justus »


guude,

ein bischen weiß der Wagenführ.

".......verschiedene holzarten neigen in der jugend zum linksdrehwuchs, im alter zu rechtsdrehwuchs..... vorkommen: untere und mittlere stammteile..... fehlerursachen: holzart- und rassebedingte veranlagung; andere einflüsse sind noch nicht sicher geklärt. beobachtete faktoren sind z.b. wind, wurzelbildung, bodenverhältnisse....
allgemeine einteilung:
geringer drehwuchs 30 cm/m
bei der sortierung von stangen, rammpfählen und schichtholz bleibt der drehwuchs unberücksichtigt....
.....bei normalerweise geradfaserig wachsenden nichteinheimischen laubhölzern ist wg. der großen stamm- und blockdimensionen mittlerer drehwuchs zugelassen....
.....normaler wechseldrehwuchs gilt nicht als fehler....."

gut? holz, justus.



Andreas Winkler
Beiträge: 1134
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Qualitative Unterschiede im Drehwuchs?

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #120038]
Hallo Franz,

daß Bäume drehwüchsig sind, liegt meines Wissens nicht an deren Wuchsort, sondern ist genetisch bedingt. So wie manche Leute eine große Nase haben und manche Leute eben nicht, wachsen manche Bäume im Drehwuchs und andere eben gerade oder aber haben andere Wuchs"fehler".
Daß Bäume, die am Waldrand schwierig zu spalten sind, kann daran liegen, daß sie viel mehr Äste haben, als Bäume die mitten im Wald wachsen (weil auch an deren untere Stammregionen Sonnenlicht hinkommt und somit Astwachstum anregt). Trotzdem mein Mitgefühl für eine solche Kraftanstrengung - nach so etwas hat man sich sein Bier hinterher redlich verdient ... ;-)

An besondere Eigenschaften von Mondphasenholz glaube ich nicht, das erscheint mir wirklich Humbug bzw. eine Glaubenssache. Sicherlich, ein Baum, der in der Saftruhe gefällt wird, hat weniger Feuchtikeit als ein Baum, den man im Juni umsägt. Daß aber der Mond zusätzlichen Einfluß hat bzw. dem Holz besondere Eigenschaften verleiht, glaube ich nicht.
Es erscheint mir ein Verkaufsgag von Holzhändlern um mit einem gleichen Produkt einen höheren Preis zu erzielen.
Heutzutage dürfte man mittels korrekt durchgeführter künstlicher Trocknung zum selben Ergebnis kommen, das man früher mit langer natürlicher Trocknung (und künstlicher Trocknung danach in der Werkstatt) erreicht hat.

Viele Grüße, Andreas



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