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In Antwort auf #118817]
Hallo,
ich war am Samstag vor Weihnachten in Ochsenfurt. Bevor ich die Ausstellung besucht habe, bin ich noch einmal am ehemaligen Fabrikgebäude gewesen, das heute ein Einkaufszentrum ist. Wenn man das Bild der alten Fabrik im Kopf hat, wirkt das Neue dagegen irgendwie blasphemisch.
Direkt hinter dem Gelände ist der Bahnhof von Ochsenfurt. Am Bahngleis entlang, über das fast sieben Jahrzehnte lang Hobel, Hobelbänke und viele andere Werkzeuge in die Welt verschickt wurden, bin ich wieder zurück zur Marktbreiter Straße. An der äußersten Ecke des Geländes steht dort ein kleines turmartiges Gebäude. Ich habe mir eingebildet, daß es zur Ott'schen Fabrik gehört hat, aber das ließ sich bisher nicht bestätigen.
Die Ausstellung über die Firma Friedrich Ott (und vier weitere Ochsenfurter Firmen) befindet sich im ehemaligen Bauamt mitten in der schönen Altstadt. Ich hatte schon von Frau Ott gehört, daß sie von ehemaligen Mitarbeitern und von Sammlern eine Reihe interessanter Hobel ausleihen konnte. Und tatsächlich hatte ich den Eindruck, daß dort fast die gesamte Breite des damals hergestellten Hobelsortiments vorhanden ist. Frau Ott hat sehr engagiert alles zusammengetragen und sogar noch einige Werkzeuge dazugekauft. Jedes Stück ist mit seinem Namen und der jeweiligen Katalognummer gekennzeichnet, die sich über die Jahrzehnte nicht verändert hat. Und dazu sind mehrere Kataloge ausgelegt, darunter einer aus den ersten Jahren der Firma.
Außer der großen, mit Hobeln bestückten "Landschaft" in der Mitte des Ausstellungsraums sind noch jeweils eine große und eine Kinderhobelbank aufgebaut. Es gibt zwei Regale mit Holzspielzeug der Marke Alico, das aus den 50er Jahren stammt und weitere in der Fabrik hergestellte Gegenstände aus Holz. Die Wände sind dekoriert mit verschiedenen Sägen und vor allem Schriftstücken, Dokumenten und Photos aus der Geschichte der Firma Ott.
Mit am besten gefallen haben mir die vielen Geschichten, die Frau Ott erzählen konnte z. B. über den übergroßen Putzhobel, der auf Messen gezeigt wurde und während der Ausstellung von einem Besucher auf einem Photo erkannt und angeschleppt wurde. Oder die ehemaligen Mitarbeiter, die noch viel zu erzählen haben über die Vorgesetzten oder die Werkzeuge, die sie damals hergestellt haben. An der Wand hängt ein Photo der Belegschaft zum Werksjubiläum in 1949, und jeder Ochsenfurter darf bei der Identifikation der Mitarbeiter helfen.
Bedauert habe ich nur, daß ich diese Geschichte, die in vielen noch lebendig ist, nicht festhalten kann. Und auch die Werkzeuge werden nachher wieder in den verschiedenen Sammlungen verschwinden.
Einige im Forum haben Interesse geäußert, sich zu einem Besuch der Ausstellung über die Firma Friedrich Ott am 5. Januar in Ochsenfurt zu treffen. Ich würde mich freuen, wenn das klappt, und sehe sie mir gerne noch ein zweites Mal an. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Gruß, Wolfgang