Hobelbank selbst bauen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Artur

Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Artur »


Hallo,

ich möchte eine Hobelbank oder etwas ähnliches selbst bauen, statt zu kaufen. Mir ist klar dass das nicht einfach ist und vor allem eine hohe Präzision erfordert. Habe ein Paar Fragen, die mir auch div. Literatur nicht beantworten kann.

1. Muß es unbedingt Hartholz sein? Kann ich die Tischplatte nicht auch aus ca. 60-70mm Kiefer bauen (wesentlich günstiger). Oder würde ich das nach einigen Jahren bereuen?
1b. Welche Möglichkeiten der Holzwahl gibt es noch? z.B. Kiefer als Grundlage, darauf 20mm Buche. Oder 20mm Multiplex-Platte.

2. Ist es sinnvoll, sich die ganze Platte zu kaufen (wie transportieren? ;-), oder besser einzelne Bohlen, die dann verleimt werden. Kann man beim Leimen etwas falsch machen oder nimmt man einfach Ponal und Schraubzwingen? Dann eben hobeln, oder?

3. Hat jemand noch ein paar Links zu dem Thema?

Danke für die Mühe der Antwortenden!
Grüsse
Artur

Gerhard
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Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Gerhard »


Hallo Artur,

vor etwa 5 Monaten war ich an dem gleichen Punkt wie Du. Untergestell Weichholz,
Platte aus Multiplex, als Zangen Tischlerschraubstöcke.

Das wird auch sicher funktionieren. Wenn Du z.B. mit einem Tischlerschraubstock als Vorderzange arbeitest wird vermutlich auch eine Weichholzplatte funktionieren. Transport der Platte ist auch kein Problem, schließlich sind Hobelbankplatten nicht so groß. Etwa 60 x 180 ist ein durchaus übliches Maß. Teilweise sogar noch schmäler. In einen Golf IV (nur so als Beispiel) paßt etwa 80 x 200.

Mit so einer Bank kannst Du sicher gut arbeiten. Ich habe mich letztendlich aber doch dagegen entschieden. Im wesentlichen aus drei Gründen:

- Ich wollte endlich lernen mit "richtigem" Holz, also Bohlenware zu arbeiten. Da war sozusagen die "kritische Masse" erreicht. Also eine längere "Vorgeschichte" mit Weichholz, eine Hobelmaschiene..
- Die Forumsgemeinde hat mir gut zugeredet, daß es möglich ist, beim ersten Anlauf eine ordentliche Hobelbank zu bauen. Mein ursprünglicher Plan sah eben eine Bank mit Multiplexplatte als eine Art Übergangslösung vor.
- Das "Workbench Book" von Scott Landis. Wenn Du halbwegs mit englischsprachigen Büchern zurechtkommst ein absolutes muß. Von Taunton Press gibt es mittlerweile wohl noch ein zweites, eher selbstbauorientertes Buch zum Thema, aber das ist erst rausgekommen, als ich mit der Planung schon fast fertig war.

Nach meinen Erfahrungen in den letzten Monaten würde ich dir folgendes raten: Wenn Du die Bank nur als Zwischenritt planst, kauf Dir stattdessen eine einfache feritge Bank oder was gebrauchtes. Oder bau die Bank schon mit den Beschlägen, die später an der richtigen Bank sein sollen.

Wenn Du aus Kostenüberlegungen den Weg des Selbstbaus wählst, denk nochmal genau drüber nach. Natürlich darf ich einges nicht wirklch zu den Kosten der Bank dazuzählen, ich hätte es irgenwann sowieso gebraucht (8 Rohrzwingen, einge normale Schraubzwingen, Längsschnittblatt für die TKS, Rollenböcke....) aber vermutlich hätte ich mir für die bisher entstandenen Kosten ganz bequem eine Top-Hobelbank kaufen können.

Eins ist sicher: Eine Hobelbank ist ein ideales Projekt um sich mit der Bearbeitung von Massivholz vertraut zu machen. Allerdings keine Sache für zwei Wochenenden.

Das war´s erstmal,
viele Grüße,
Gerhard



Armin Dreier
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Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Armin Dreier »


Hallo Arthur,

1. Ja es muss Hartholz sein, vergiss die Kiefer! Was Du brauchst ist Standfestigkeit und das erreicht man mit Gewicht! Da Buche ein sehr billiges Hartholz ist bietet sich das Material an. Man kann natürlich auch jedes andere Hartholz verwenden. Schau mal bei den Amerikanern nach. Die schrecken vor nichts zurück was Edelhölzer bei Werkbänken angeht...

2. Solche Platten gibt es nicht und wenn dass nur zu Phantasiepreisen. Beim Verarbeiten gehst Du so vor:
als erstes das Untergestell bauen, dann die einzelnen gut abgerichteten Bretter/Bohlen möglichst ohne Versatz zusammenleimen und dabei das bereits fertige Gestell als Unterlage verwenden. Du musst unbedingt so vorgehen. Sonst kannst Du die Platte nicht mehr auf das Untergestell lupfen (schwäbisch; soll heissen hochheben).
Die fertig verleimte Platte liegt jetzt bereits auf dem Untergestell und wird eben gehobelt (oder geschliffen). Beim Leimen musst Du in erster Linie auf gut abgerichtete Bretter achten und auf die richtige Luftfeuchtigkeit (Faustregel: nicht über 60%).

viel Spass beim Projekt

Armin

Gerhard
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Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Gerhard »


Hallo Armin,

gedämpfte Buche als "sehr billig" zu bezeichnen ist eher eine Frage des Bezugsrahmens. Du brauchst eine Menge Holz für eine richtig schwere Hobelbank.

Auch wenn´s nicht die feine Art ist: Mit dem Boden oder der Wand verschrauben oder einen schweren Unterschrank bauen ist immer eine Alternative.

Die Idee sich eine Hartholzplatte für eine Hobelbank z.B. vom Schreiner anfertigen zu lassen halte ich ebenfalls für abwegig. Da würd eich eher 30´er Multiplex nehmen. Aber auch dann wird die Platte nicht billig.

Viele Grüße,
Gerhard


Andreas Winkler
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Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Artur,

würde nicht unbedingt sagen, daß Kiefer bzw. Nadelholz sooo schlecht ist. Habe die Platte meiner Hobelbank teils aus Kiefer teils aus Birke gemach0t (nur Rest-, Abfall-, Brenn-, und Bauholz). Die Platte (ca. 180x54 cm, 4,5 cm dick)waren insgesamt vier Teile zu verleimen,nur die äußeren habe ich aus Birke gemacht. Hat (für meine Zwecke) wunderbar geklappt. Schwer genug ist das Teil auch so noch. Ganz wichtig für die Standfestigkeit der Bank ist die absolut steife Konstruktion des Untergestells. Ich würde Dir auf jeden Fall zu einer nachspannbaren Verbindung von Füßen und Zargen raten ! Sonst wackelt´s auch bei einer 100-kg-Platte !
Im übrigen bin ich kein Verfechter einer Präzisions-Hobelbank. Die Zange muß fest spannen können, das ist für mich das wichtigste. Ob die jetzt hundertprozentig parallel spannt, ist für mich nebensächlich.

Gruß, Andreas

Armin Dreier
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Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Armin Dreier »


Ich meinte auch eher ein billiges Hartholz und nicht ein billiges Holz. Mit der Wand würde ich die Platte nicht verschrauben. Einmal die Handsäge angesetzt und man hört das im ganzen Haus.
Einen schweren Unterschank für die Hobelbank ist absolut o.k. Ich würde das bestimmt genauso machen. Die Bank muss für Deine Arbeitsweise optimal sein. Von der Multiplexplatte würde ich DRINGEND Abstand nehmen. Das Material ist als Werkbankplatte ungeeignet. Einmal mit dem Werkzeug in die Platte gefahren und es fängt nachhaltig an zu bröseln. Ausserdem, wenn Du Dir schon die Mühe machst und alles selbst baust,...

Karsten
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Karsten »

[In Antwort auf #106717]
Hallo Arthur,

Hartholz musst Du mindestens für die Zangen und die Bankhakenleiste nehmen - ich würde es allerdings nicht so zur Preisfrage machen - zum einen investierst Du eher mehr in Hardware wie Zangen und Werkzeug und zum anderen sind die Materialkosten im Vergleich zur Arbeitszeit (und zur Freude daran) eher nachrangig. Ausserdem ist gedämpfte Buche relativ(!) günstig.

Ich habe den Bau meiner Bank im Web dokumentiert; die anderen kennen die Seiten schon, aber vielleicht interessiert Dich der Link ja auch ...

Gruss

Karsten

Joachim Köhler

Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Joachim Köhler »


Ich selbst habe eine gebrauchte Ulmia. Aber deine beweist, daß für eine Hobelbank selbst in einer kleinen Werkstatt Platz ist. Prima Idee von dir.

Hermann Hoffmann

Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Hermann Hoffmann »

[In Antwort auf #106717]
Hallo

Ich suche Baupläne zu Bau einer Hobelbank.
Kann mir jemand helfen ?

Danke

Hermann Hoffmann


Rolf Richard
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Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Hobelbank selbst bauen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Hermann,

das mit den Bauplänen ist schön und gut, aber leider keine allgemeingültige Lösung.

Da gibts vielleicht einem Plan für eine Bank mit 2 Meter Länge und Du hast möglicherweise nur 1,80 m Platz. Schon stimmt nichts mehr! Auch schwierig bei Plänen: Bekomme ich exakt die gleichen Zangenmechaniken? Wenn nein muss man auch schon wieder ändern. Bekomme ich Holz in den vorgegebenen Dimensionen?

Zuerst mal würde ich den Platz bestimmen, der zur Verfügung steht. Daraus ergibt sich die Hobelbankgrösse. Bedenken, dass man auf jeder Seite, von der man an die Bank ran will, nochmals mindestens 60 cm Platz benötigt. Die Höhe hingegen hängt alleine von Deiner Statur und deren Proportionen ab.

Meine Empfehlung wäre, sich in das Thema erst mal einzulesen. Wenn Du des Englischen mächtig bist empfehle ich Lon Schleining, "The Workbench" (ISBN 1-56158-594-7). Schleining zeigt die verschiedenen Grundbauformen und Ausführungsvarianten sehr gut auf. Seine Meinung ist, dass die Arbeitsweise des Benutzers die Ausführung der Bank bestimmt. Dem stimme ich 100% zu.

So in etwa ist meine eigene Bank entstanden. (Link siehe unten) Sie weicht nicht unerheblich von einer traditionellen Bank ab, aber das hat sich für mich sehr bewährt. Nicht alles, was früher Stand der Dinge war, ist heute noch das Optimum. (Ein Anderer steht aber vielleicht genau auf diesen traditionellen Werten.)

Nicht den Mut verlieren - man kann eine Bank bestens selbst entwerfen!

Rolf



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