Ergonomie bei Handwerkzeugen...

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
helmut hess
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Re: Ergonomie bei Linkshänder ....

Beitrag von helmut hess »

[In Antwort auf #118424]
Hi Michel,
hast du schon mal einen balken beschlagen? in frueheren zeiten waren balken das mittelstueck eines stammes, d.h die mitte des urspruenglichen baumes war danach die balkenmitte. beim grobbeschlag wurde der baum mit schnurschlag gekennzeichnet und durch axtschlaege oder saegeschnitte bis zum schnurschlag quer eingekerbt, so alle 30 - 50 cm. dann wurden einfach zwichen diesen kaerben in laengsrichtung (von der wurzel zum zopf) die ueberfluessigen schwarten abgeschlagen. das geht hervorragend mit einer langstieligen axt, die schwarten spalten grossflaechig ab. ein feinbeschlag der balken erfolgt in querrichtung, um zu vermeiden, dass ein einreissen in faserrichtung auftritt. also beim liegenden balken von oben nach unten schlagen und dann nach eigener vorliebe vorwaerts oder rueckwaerts am balken entlang arbeiten. wer diese arbeit einmal mit einer geradstieligen axt gemacht hat, hat sicher auch mehrmals kontakt mit den handknoecheln am balken gehabt. hier hilft dann die liks oder rechts gekroepfte axt und da sind linkshaender mit der rechtshaenderaxt sehr benachteiligt.

anzumerken ist, dass es auch (heute noch!) zimmermannsbeile gibt, die gekroepft sind und einen symetrischen anschliff haben, es ist nicht zwingend bei gekroepften beschlagbeilen einen einseitigen anschliff zu haben.

meine erfahrungen beruhen aber auf dem, was in schweden auch heute noch als traditionelle technik fuer den blockhausbau vermittelt wird.

gruss
helmut



Andreas N.
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Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Weniger als 12 prozent sind Linkshänder...

Beitrag von Andreas N. »


Ich bin auch Linkshänder und soviel ich zu wissen meine, sind es viel mehr als 12 Prozent, nur das sich viele umerziehen lassen. Eben auch weil fast alles für Rechtshänder gefertigt wird.
Da gibt es zum Beispiel die Möglichkeit an Winkelschleifern den Quergriff auf der anderen Seite zu montieren und die sollen dadurch linkshänder tauglich sein- sind sie aber nicht, wiel man nicht die drehrichtung des Motors ändert.
Wenn man in einem Haushalt alles Linkshänderkonform herstellen würde und auch berücksichtigt was sich ursprünglich aus der Sicht von Rechtshändern entwickelt hat, muß man fast alle Dinge verändern:
Den Heiß- und Kaltwasseranschluß.
Alle Links und Rechtsgewinde gegen das gegenteil tauschen (außer in Uhren).
Den Anschliff auf allen Messern Ändern und die Scheren "spiegeln".
Alle Maschienen und Möbel die nicht voll Symetrisch sind "spiegeln" (Nähmaschienen, Hobelbänke, Sreibtische, Tastaturen, eingabe Felder in Komputerprogrammen; und man muß natürlich in Spiegelschrift schreiben (auch damit man nicht leicht die Tinte verschmiert). ....
Andreas N.



justus

Re: Weniger als 12 prozent sind Linkshänder...

Beitrag von justus »


guude,

als linkshänder habe ich fast keine probs mit dem üblichen werkzeug osder maschinen. ärgerlich ist die vorderzange beim hobeln, beim absetzen hat man schon wieder einen vorteil,und einige auf optische ergonomie getrimmte handwerkzeuge. es gibt auch umkehrfälle: die einschwenk lammellomaschine z.b. ist für linkshänder wesentlich besser zu bedienen als für rechties.

irgendwo hatte ich mal gelesen, daß linkshändige zimmerleute wg. des behauens sehr gesucht waren und sogar mehr lohn erhielten.

gut holz, justus.


Hauke Schmidt
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Registriert: Sa 23. Mai 2020, 21:44

Re: Ergonomie bei Linkshänder ....

Beitrag von Hauke Schmidt »

[In Antwort auf #118416]
Moin,

mein Freund tut sich schon schwer, weil meine Werkstatt auf Rechtshänder eingerichtet ist . An der Hobelbank liegt vieles für Rechtshänder griffbereit.

Auch meine deutsche Hobelbank ist nichts für ein Linkshänder, da er zum Beispiel beim Hobeln vor der Zange steht.

Schlimmer wird es bei Maschinen (das gehört hier ja eignetlich nicht hin). Viele sind für Rechtshänder gebaut, zum Beispiel die Handkreisssäge. Oder es sind halt nur die Schalter so angebracht, das Rechtshänder die Maschinen deutlich einfacher bedienen können.

Und so wie die Resonanz hier ist, ist er bestimmt nicht der einzige Tischler oder Handwerker mit dem Problem.

Liebe Grüsse
Hauke


Jochen
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ergonomie bei Linkshänder ....

Beitrag von Jochen »

[In Antwort auf #118416]
Hallo Bernhard,

nur mal so schnell aus dem Kopf und speziell den Zimmerer:

z. B. Zimmereräxte gibt es für Rechts- und Linkshänder mit vedrehten Stielen, Schieferhammer, Stich- bzw. Stoßaxt.

Gruß
Jochen


Georg
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Weniger als 12 prozent sind Linkshänder...

Beitrag von Georg »

[In Antwort auf #118435]
Die 12% halte ich auch etwas untertrieben. Wenn ich mich bei uns in der Firma umschaue dürfte der Prozentsatz etwa bei 25% liegen und das sind dann nur die praktizierenden Linkshänder (zu denen auch ich gehöre). Ich habe aber schon festgestellt, daß die Anzahl der (zwangs-)umerzogenen Linkshänder beträchtlich ist.
Handwerkzeuge sind, wie weiter oben festgestellt, nicht so das Problem, sondern eher die Elektrogeräte. Und da muß ich sagen, daß hier die vielgeschmähte Firma DeWalt bei vielen Geräten vorbildlich ist, was die Bedienung angeht. Das kommt aber sicher daher, daß in USA kein so Aufhebens um die Linkshändigkeit gemacht wird wie in "Old Europe". Insbesondere Geräte mit dem Prädikat "ergonomisch" sind oft für Linkshänder nur schwer zu bedienen.


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