Radius ohne Schleifpapier fertigen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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jetzt glaub ich beinahe doch!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #117796]
Hallo Hannes,

tatsächlich, man bekommt mit einem Stecheisen einen besseren Bogen hin als man glauben würde. In ähnlicher Qualität wie mit einem Zugmesser, würd ich mal sagen (nach zwanzig Minuten probieren, und das ist natürlich gar nichts).
Voraussetzung übrigens: Das Stecheisen muss eine ganzflächig abgezogene Fase habe, mit meiner Mikrofase ist das nix, ich hab ein Eisen dafür umschleifen müssen :-((

Hauptproblem: Ein Gelegenheits- Holzwerker wie ich, der vor allem gerade Kanten macht, hat eben sehr selten Grund, diese Kunstfertigkeit zu üben. Wobei sich die Katze in den Schwanz beisst: Weil man gekrümmte nicht kann, macht man gerade Kanten, und wenn gekrümmt, dann mit so großen Radien dass es der Schiffshobel hinkriegt (der ein furchtbares Gerät ist), und deswegen kann man gekrümmte Kanten auch zukünftig nicht....

Ich verfolge das mal weiter. Ich denke, wenn ich die saubere Herstellung gekrümmter Kanten beherrschen würde, hätte ich doch einige Gestaltungsmöglichlkeiten mehr- es müssen ja nicht gleich eiförmige Schränke sein, aber eine Kurve an einem ansonsten geraden Möbel ist doch sehr belebend. Am interessantesten erscheint mir derzeit die Möglichkeit, einen guten Schabhobel einzusetzen. Ich werd das ausprobieren, mal sehen, ob man mit so einem Ding wirklich problemlos unterschiedliche Radien machen kann. Sonst muss ich wieder zu den handgeführten Vaianten (Stecheisen oder Ziehmesser) zurück. Wobei ich ohne Deinen Hinweis ein Stecheisen niemals als ernstzunehmendes Werkzeug für den Zweck angesehen hätte. Man lernt und lernt...

viele Grüße

Friedrich



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Fast schade, dass das Möbel fertig ist!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #117795]
Hallo Philipp,

das nenn ich einen Verfahrensvorschlag! Irtgendwie so wirds wohl enden. Das Bier ist sicher. Einen Veritas - Schabhobel werde ich sicher bald mal ausprobieren können, ohne ihn mir gleich zuzulegen (verschiedene Radien möglich? Ratterfrei auf hartem Holz)? und dann ist ja bald Weihnachten, das wär doch ein schönes Geschenk für mich :-))

Denn es eilt nicht- das Möbel mit den Bögen ist fertig und im Gebrauch.

Friedrich



Heiko Rech
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Wann kommen die Bilder? *NM - Ohne Text*

Beitrag von Heiko Rech »




Friedrich Kollenrott
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Da sind sie!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Das ist also das Möbel- erst zwei Bilder aus der Bauzeit, dann im fertigen Zustand.

Material: Zuckerahorn, Schubladenkästen Birke, Schubladenböden Sperrholz.

Oberfläche: 2x Halböl (Leinölfirnis + Balsam- Terpentinöl). Fühlt sich noch wie Holz an.

Die Streifen vom Verleimen sind geblieben. Sieht aber nicht schlecht aus, oder?

Zur Größe: Es ist (ein Frisiertisch eben!) ziemlich klein, 920 mm breit. Die Höhe wurde gegenüber dem Bild noch um 30mmm reduziert, jetzt sind es 620 mm zwischen Boden und Plattenunterkante.

Was noch fehlt, ist der Spiegel dazu. Der soll an der Wand hängen, ein Spiegel mit Flügeln damit die Auftraggeberin sich von allen Seiten sehen kann.

Bauzeit: Etwa ein Vierteljahr (nicht pausenlos, natürlich), aber ich schätze, drei Wochen netto.

Friedrich











Heiko Rech
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Re: Da sind sie!

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Friedrich,

wie ich schon des öfteren schrieb, habe ich höchsten Respekt davor, wen jemand ein Möbelstück komplett mit Handwerkzeugen fertigt. An den gehobelten Flächen, den Verbindungen und der Genauigkeit gibt es denke ich nichts auszusetzen. Leider sieht man an den Schubladen den Riss noch teilweise. Ich vermute, dass, wenn du ihn ganz weggehobelt hättest, die Schublade zuviel Luft hätte.

Zwei Fragen hätte ich noch:
Auf dem zweiten Bild sieht man die Details der Konstruktion. An einer Kante ist ein dunkler Punkt zu sehen. Ist das ein Dübel? Wenn ja, was hällt er?

Ebenfalls auf diesem Bild sieht man die obere Traverse, die ja mit einer Schwalbe im Rahmen sitzt. Wie ist dieses Teil an der anderen Seite befestigt?

Nun noch zu den subjektiven Dingen:
Meiner Meinung nach passen Entwurf und Holzart nicht zusammen. Die Form würde eher zu einem Weichholzmöbel oder einem andern rustikalen Holz passen. Ahorn verlangt eher nach einem leichteren, zarteren Entwurf. (abgeschrägte Unterkante an der Platte, sich verjüngende Füße, im Falz aufschlagende, oder einschlagende Schubladenfronten etc.)

Dein Design ist eher schwer und wuchtig. Die beiden Teile mit der Rundung, die dir soviel Mühe gemacht haben wollen auch nicht so recht passen. Besser wäre es in meinen augen gewesen, alle vier Teile gleich zu machen. Und selbst dann, würden sie nicht 100% zum Rest passen. Mit Grifflöchern kann ich mich persönlich auch nicht recht anfreunden. Ich selbst hätte hier was edles aus Metall genommen.

Nimm meine Kritik an der Gestaltung aber bitte nicht krumm, wie ich schon schrieb, ist das sehr subjektiv. Mir muss es ja nicht gefallen, sondern dir und der Auftraggeberin.

Gruß

Heiko



Friedrich Kollenrott
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zur Konstruktion:

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Heiko,

ja, Gestaltung ist immer sehr subjektiv. Das Möbel sollte eben nicht elegant, sondern eher knuffig werden (wir haben überwiegend Weichholzmöbel). Bei der Gestaltung würde ich das nächste Mal die beiden Schubladen etwas niedriger machen.

Zu den technischen Details:

Die Grifflöcher sind nicht einfach Löcher, es verbirgt sich dahinter eine muschelartige Vertiefung, um mit einem Finger bequem an der Schublade ziehen zu können.

Der Dübel: Ja , das ist einer. Das Holzteil, in dem er sitzt, ist konstruktiv etwas unglücklich: hinten über die ganze Höhe eingezapft, vorn aber endet es als Hirnholz, ich habe das nicht anders lösen können. Es sind zwei lange Dübel (von oben und von unten etwas versetzt, sie überlappen in der Mitte etwa 50 mm) eingeleimt. Ich hatte das Gefühl, damit der Formstabilität Gutes zu tun - wahrscheinlich ist es nutzlos.

Riss an der Schublade: Mich störts nicht, ich zeig auch gern dass die Schwalbenschwänze Handarbeit sind. Aber es ist wie Du schreibst: Hätt ich das weggehobelt, hätten die Schubladen zu viel Spiel.

Obere Traverse: Eine Seite Schwalbe, andere Seite Zapfen, Zapfenloch gestemmt.

Friedrich



Heiko Rech
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Re: zur Konstruktion:

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Friedrich,

dass es sich nicht um einfache Grifflöcher handelt war mir schon klar. Ich nehme an, es handelt sich um versetzt gebohrte Löcher.

Die Dübel braucht es wirklich nicht. Solltest du bei der Holzauswahl oder beim Herstellen des entsprechenden Brettes wirklich Fehler gemacht haben, würden die beiden Dübel wohl kaum gegen das Brett und dessen Drang sich zu verziehen ankommen. Die Klassische Lösung wäre eine eingeleimte Feder in der Vorderkante gewesen. Diese könnte auch einen dreieckigen Querschnitt haben und in einer entsprechenden Nut sitzen. Beides auf Brettstärke. Somit würde es von vorne wie Langholz aussehen. Ich glaube du weißt, was ich meine.

Das Argument, die tiefen Risse, die später sichtbar sind würden von Handarbeit zeugen ist doch, wenn du ehrlich bist nur zur eigenen Beruhigung :-) Du hobelst ja auch nicht absichtlich eine Scharte in eine Fläche, um zu zeigen, dass es handgehobelt ist :-). Ich habe bisher nicht verstanden, warum man überhaupt so tief anreißt. An mangelnder Sehkraft kann es nicht liegen, ich bin selbst in dieser Hinsicht eingeschränkt, reiße aber nicht so tief an.

Gruß

Heiko


Dirk Boehmer
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Re: Da sind sie! *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #117805]
Hallo Friedrich,

da hast Du ja wieder etwas Schönes gebaut. Alles nur mit Handwerkzeugen,
alle Achtung! (Ich weiß, Du hast auch eine TKS)

Von der Optik her erinnert mich das an "Grüne Erde" (siehe Link und Bild).

Ich hätte an den folgenden Stellen etwas anders gemacht:
- keine Löcher als Schubladenöffner
- Tischbeine nach unten verjüngt
- Schubladenhöhe etwas kleiner
- Zinken-Anriss unsichtbar

Aber das ist eh die persönliche Note, da will ich nicht reinreden und
soll auf keinen Fall Kritik sein. Interessant ist das ja immer noch mit
den Streifen, hoffentlich gibt es da irgendwann eine Erklärung zu. Komisch,
dass sogar die Tischkante vorn heller ist.

Wie lange hast Du eigentlich dafür gebraucht? Wenn ich daran denke, wie
lange ich für ein Projekt (mit E-Werkzeugen und Maschinen) brauche...

--
Dirk



Friedrich Kollenrott
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Anreissen an den Schwalben

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Heiko,

ich reisse an den Schwalben so kräftig an, um beim Nachstechen des Grundes das Stecheisen in den Riss setzen zu können. Es passiert mir sonst doch ab und zu, dass ich den Riss nicht genau finde.

Friedrich



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