LN, Clifton oder LV?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Hobel: umbauen, Flachwinkel vs. normal

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Pedder,

ich würde da Marc uneingeschränkt zustimmen. Es ist auch für mich nur eine theoretische Möglichkeit, in den Hobeln die Eisen zu wechseln. Viel zu umständlich. Alle meine 12°- Flachwinkler haben ein Eisen mit 40°- Mikrofase, ergibt 52° Schnittwinkel. Alle meine Standardhobel (45° Bettung) haben ein Eisen mit 5° 2. Fase, ergibt 50° Schnittwinkel. Was ich an meinen Hobeln außer Spandicke umd Lateraleinstellung gelegentlich verändere, ist die Maulweite. Aber nur an den Flachwinklern mit Schiebeplatte. An den Baileys ists unzumutbar umständlich, und ich glaube auch bei den Bedrocks macht man das normalerweise nie.

Wenn ich ein schwieriges Holz vorm Hobel habe, mach ich das Eisen richtig scharf, den Span dünn und das Maul eng; das reicht immer. Das Ändern des Schnittwinkels durch Austauschen der Eisen kommt bei mir nicht vor. Nebenbei: Diese Lösung ist die allerpreiswerteste.

Ich benutze als Bankhobel sowohl Flachwinkel-Hobel (Veritas Raubank, Putzhobel, Einhandhobel) als auch Standard- Baileys ( #8, #5). Die 8er Bailey scheint mir für dicke Späne besser geeignet als die Flachwinkel- Raubank, und ich bevorzuge sie darum für das erste grobe Abrichten, die Flachwinkelraubank kommt danach.

Ich empfinde es als angenehm, bei den Flachwinklern nicht mit dem Spanbrecher herumkaspern zu müssen. Die Eiseneinstellung ist ein anderes Thema: Die vom Veritas ist sicher nicht ideal (müsste in jeder Beziehung feinfühliger sein, die Ergonomie ist ziemlich mies), aber auch bei der Bailey-Verstellung beeinflussen Spandickenverstellung und Querverstellung sich gegenseitig, weil nämlich das Eisen bei Betätigung der Lateralverstellung um irgendeinen völlig undefinierten Punkt oberhalb der Schneide dreht. Bei Veritas erzwingen zwar die beiden Madenschrauben eine Drehung des Eisens um den richtigen Punkt, aber der Rest der Konstruktion will das eigentlich nicht; die Klappe muss sich weil über eine Kegelsenkung zentriert um den zentralen Spannbolzen drehen. Darum lässt sich das Eisen zuerst (um Rahmen des Gewindespiels am Spannbolzen) leicht verstellen, und dann geht es plötzlich viel schwerer. Eine schlechte Konstruktion.

Friedrich



CONGER - The Irish diaspora in Munich
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Lieh Wälli... Uebersetzungshilfe bitte

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »

[In Antwort auf #117505]
Philipp... was bedeutet 'Lieh Wälli' bitte?

Ich kann 'Lieh Wälli' niergendwo finden... ausser in dein 'Antwort' an Marc.

-gerard-



Philipp
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Veritas-Schwächen

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #117540]

Ich empfinde es als angenehm, bei den Flachwinklern nicht mit dem Spanbrecher herumkaspern zu müssen. Die Eiseneinstellung ist ein anderes Thema: Die vom Veritas ist sicher nicht ideal (müsste in jeder Beziehung feinfühliger sein, die Ergonomie ist ziemlich mies), aber auch bei der Bailey-Verstellung beeinflussen Spandickenverstellung und Querverstellung sich gegenseitig, weil nämlich das Eisen bei Betätigung der Lateralverstellung um irgendeinen völlig undefinierten Punkt oberhalb der Schneide dreht. Bei Veritas erzwingen zwar die beiden Madenschrauben eine Drehung des Eisens um den richtigen Punkt, aber der Rest der Konstruktion will das eigentlich nicht; die Klappe muss sich weil über eine Kegelsenkung zentriert um den zentralen Spannbolzen drehen. Darum lässt sich das Eisen zuerst (um Rahmen des Gewindespiels am Spannbolzen) leicht verstellen, und dann geht es plötzlich viel schwerer. Eine schlechte Konstruktion.


Hallo Friedrich,

schön, daß Du als Experte auf dem Gebiet von Werkzeugen dies kritisch beleuchtest. Bei all dem Lob, das Veritas-Werkzeugen - nahezu kritiklos - entgegengebracht wird, sind solche Klarstellungen von hohem Wert (trotzdem mag ich alle meine Lee Valleys natürlich sehr gern, bin nur froh zu lernen, daß meine gelegentlichen Schwierigkeiten mit der Einstellung nicht ausschließlich auf meine Unfähigkeit zurückzuführen sind).

Hast Du Deine Kritik schon mal Rob Lee mitgeteilt? Er ist ja sehr offen für alles, was seine Werkzeuge angeht und freut sich über Hinweise, die ihm die Möglichkeit geben, seine Produkte zu verbessern (was bei deutschen Herstellern eher selten ausgeprägt zu sein scheint). Es wäre sehr interessant, seine Einschätzungen und ggf. Verbesserungsideen im www zu lesen.

Gruß

Philipp



Philipp
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Re: Lieh Wälli... Uebersetzungshilfe bitte

Beitrag von Philipp »


Gerard,

hierbei handelt es sich um einen südostodenwäldischen Dialekt, in dem sich keltische Relikte und Einflüsse der Hussiten niedergeschlagen haben.
Nein, im Ernst, bei der kritischen Erwähnung von Firmen oder deren Produkten hat man im www doch manchmal die Tendenz, die Namen etwas zu verschleiern. Ich meinte LV/Veritas.

Gruß
Philipp


Marc Waldbillig
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Die Einstellschraube...

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #117505]
Um es genauer zu sagen, Philipp, mir scheint das Nachjustieren der Tiefeneinstellung beim Flachwinkler etwas unglücklich, verglichen mit einem Bankhobel. Warum? Nun, zur Einstellung der Tiefe setze ich die Hobelsohle am hinteren Ende auf ein weißes Papier und peile an der Sohle entlang. Nun muss ich blind die Einstellschraube bedienen. Sie lässt sich aber erstens nicht so gut finden, weil kleiner und liegt auch noch ziemlich verbaut fast zwischen Eisen und Sohle. Der Grifffuß ist meist auch noch in der Nähe. Zu dem kommt die Tatsache, dass die Schraube sich nun mal leichter oder schwerer dreht, je nachdem wie fest ich das Eisen angezogen habe. Das alles entfällt beim konventionellen Bankhobel, große Mutter zum Greifen, viel Platz, immer gleiche Reibung, egal wie fest das Eisen sitzt. Die Lateralstellung ist getrennt und nicht direkt mit der gleichen Mechanik verbunden. Ich kann mich angenehm auf die Einstellung konzentrieren.

Was nun die Kombination von Tiefen- und Lateralstellung bei Veritas angeht, kann ich nicht viel sagen. Ich hatte nur einen solchen kleinen Blockhobel und hab mich nie dran gewöhnt, nur an das herkömmliche, alte System, das LN auch vertreibt. Damit bin ich zufrieden und kann eigentlich nicht feststellen, dass sich bei der Tiefeneinstellung die Lateralstellung verändert. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich das Eisen einen Tick fester ziehe oder es nicht löse oder nur ein wenig, um die Tiefe zu regulieren. Ich weiß es nicht, die ganze Diskussion habe ich eigentlich schon in die Schublade unter Abgehaktes getan, weil vieles eine Sache der Gewohnheit ist und man die letztlich zu bequem ist zu ändern, hat man mal den Dreh raus. Das ist ja auch ökonomisch :-) Trotzdem das Umstellen von einer Mechanik zur anderen hält uns doch im Geiste und der Feinmotorik jung, nicht wahr? Ich werd meinen LN #62 also nicht verkaufen ;-))

Gruß ;-)

Marc



Friedrich Kollenrott
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Re: Veritas-Schwächen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #117547]
Hallo Philipp,

ich hab LV mal eine Mail geschrieben, aber darauf nichts bekommen, ist auch schon länger her. Man soll sich auch nicht täuschen: Es ist relativ leicht, die Schwächen einer vorhandenen Konstruktion zu finden, eine rundum bessere zu machen ist schwierig wenn es um so etwas Ausgelutschtes wie eine Hobelmechanik geht.

Friedrich



Pedder
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Re: Hobel: umbauen, Flachwinkel vs. normal

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #117540]
Hallo Marc und Friedrich,

vielen Dank für Eure Beiträge, sehr hilfreich. Bitte verzeiht noch eine weitere Frage: Wenn Ihr keinen besonderen Bestoßhobel hättet, würdet Ihr lieber mit 52° bestoßen oder ein anderes Messer einlegen? Klar, hin- und herschleifen ist Quatsch.

Liebe Grüße
Pedder



TorstenKüpper
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Vielen Dank!

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #117497]
Hallo zusammen,

diese kleine Diskussion war schon sehr aufschlussreich für mich, danke.

Mein Fazit:

Beim LV stört mich geringfügig der steile Griff, mit der Eiseneinstellung komme ich persönlich sehr gut zurecht.

Der LN / Clifton sieht klasse aus, wenn man die Schneide des Eisens rund schleift, muss man etwas weniger Arbeit investieren als beim Flachwinkelhobel.

Tja, ich werde noch ein wenig überlegen... ;-)

Grüße
Torsten



Friedrich Kollenrott
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Bestoßen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Pedder,

für die Stoßlade hab ich was Spezielles- mein kleiner Luxus. Außerhalb der Stoßlade (beispielsweise um eine Schwalbenschwanzverbindung zu egalisieren) nehm ich einen Flachwinkelhobel mit dem 40°- Eisen. Macht überhaupt kein Problem. Und auch auf der Stoßlade würd ich meinen normalen Putzhobel mit dem normalen 40°- Eisen nehmen, wenn ich den LN #9 nicht hätte. Übrigens- so schön der ist, neu kaufen würd ich ihn nicht, schlicht zu teuer.

Friedrich


Pedder
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Re: Bestoßen

Beitrag von Pedder »


Hallo Friedrich,

spannend. Und ich dachte flacher ist für Hirnholz besser. Dein Luxus, ich weiß (10 Rückensägen in meiner Welt ;o))

Liebe Grüße
Pedder


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