Ich habe kürzlich in meinen frisch erworbenen Record #4 ein sehr dickes Eisen eingepasst und dachte, dass vielleicht auch andere von meinen Erfahrungen profitieren können. Ich denke, dass das hier geschriebene im Kern so auch für Stanleys u.a. gilt. Vorweg: ich bin kein Experte was Metallhobel angeht, außer dem Record habe ich nur noch einen Kunz #101 und einen Veritas Low Angle Block Plane. Anregungen, Kommentare und auch Kritik sind sehr willkommen.
Als erstes habe ich die Sohle plangeschliffen und das recht stark abgestoßene "Japanning" (die Farbbeschichtung) erneuert. Dazu habe ich hier nichts geschrieben, diese Art des "Tunings" ist sehr üblich und auch gut dokumentiert.
Da der Record eine recht dicke Sohle hat, habe ich den Frosch und die Rampe der Sohle in eine Ebene gebracht, so dass das Eisen gut unterstützt wird. Ich weiß dass dieser Punkt oft kontrovers diskutiert wird. Ich habe die Situation bei meinem Hobel ausgemessen und aufgerissen: das Eisen liegt satt an der Sohle auf und wird somit dort unerstützt. Was das jetzt in der Praxis wirklich bringt, kann ich natürlich nicht sagen. Zumindest ein gutes Gefühl.
Mit dieser Froschposition ergibt sich natürlich ein Riesenmaul - nicht so ganz mein Fall. Also habe ich mir bei Lie Nielsen ein Eisen bestellt. Nicht eines von denen extra für Stanley + Record Hobel, sondern für den Lie Nielsen #4. Dieses hat satte 3,2mm Dicke und passte genau nicht durch das Maul (wusste ich vorher) so dass ich durch vorsichtiges Feilen ein enges Maul nach meinen Vorstellungen herstellen konnte. Wie auf dem Foto oben zu sehen, habe ich auch an der vorderen Kante des Maules eine Rampe angefeilt, so dass die Späne am Spanbrecher vorbei besser austreten können.
Hier sieht man die beiden Eisen nebeneinander, das alte Record Eisen hat etwa 2mm Dicke:
Als nächstes habe ich erwartungsgemäß festgestellt, dass der kleine Hebel für die Tiefeneinstellung nur noch unzureichend greift:
Durch das dicke Eisen wird der Abstand vergrößert, der konische Mitnehmer bekommt sehr viel Spiel. Immerhin funktionierte die Tiefeneinstellung noch, das muss nicht bei jedem Hobel der Fall sein, zumahl einige Stanleys noch dünnere Original-Eisen haben. Wie auch immer, da musste eine Lösung her. Ich habe dann auf der Unterseite des Spanbrechers zwei Metallplättchen aufgelötet, um den Aufnahmeschlitz quasi in Richtung Frosch zu verlängern. Das Löten ist sehr einfach und zudem beliebig oft wiederholbar, wenn etwas nicht geklappt hat. Ich habe vorher einen kleinen Festigkeitsversuch gemacht und bin überzeugt: das hält.
Zu beachten ist, dass das Ganze nicht mit dem Hebel für die Lateralverstellung kollidiert - deshalb ist das obere Blechstück so kurz. Es reicht auch wenn man es dünn genug macht, aber ich wollte ja möglichst wenig Spiel = weit in Richtung Frosch.
In dem Verstellmechanismus selbst schien ebenfalls unnötig viel Spiel zu sein, was eindeutig an der großen Bohrung in dem kleinen Y-Hebel lag. Ich habe dann die Löcher in Frosch und Y-Hebel auf 4mm aufgebohrt und den gut 3mm starken Stahlstift gegen einen 4mm Messingstift ausgetauscht und bei der Gelegenheit dann gleich noch Scheiben zum Zentrieren eingebracht:
Soweit so gut. Nun störte mich noch, dass die Lateralverstellung bzw. deren "Nullstellung = Eisen gerade" ja sehr stark davon abhängt, wieviel Mühe man sich beim Einlegen des Eisens gegeben hat. Die Lösung dieses Problems habe ich mir bei Veritas abgeschaut: seitliche Madenschrauben zum Fixieren der Eisenposition. Ich habe M4 Madenschrauben in 6mm Länge verwendet und nach Einstellung mit Schraubensicherung fixiert. Ich empfinde diese kleinen Schräubchen als große Verbesserung. Lateralstellung auf Mitte heißt jetzt auch automatisch "Eisen gerade". Merkwürdig, dass das außer Veritas und Steve Knight niemand macht (ich kenne zumindest keinen weiteren Hersteller).
Die Nachteile der ganzen Sache möchte ich nicht verschweigen:
a) Der modifizierte Spanbrecher verhindert den zukünftigen Einsatz einen dünnen Eisens. Mir ist das egal, zudem kann ich die aufgelöteten Teile ja wieder entfernen.
b) Durch die Madenschrauben legt man im Prinzip die Froschposition endgültig fest. Das stört mich nicht, sondern war im Gegenteil ja mehr oder weniger Ziel des Ganzen. Ich finde die Verstellmöglichkeit des Frosches auch nicht wichtig für meine Art zu arbeiten. Wenn ich diesen Hobel mit verschiedenen Maulöffnungen bräuchte, würde ich mir lieber einen weiteren kaufen als ständig am Frosch herumzuschrauben.
Gruß aus Hamburg,
Alexander