Verstärkung der Hobelbank - einige Bilder

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf R.

Re: es lässt sich trefflich streiten!

Beitrag von Rolf R. »

[In Antwort auf #117085]
Hallo Bernhard,

gleich vorweg - nischt streiten, sondern Sichtweisen austauschen!

Meine Wenigkeit ist ein absoluter Freund der runden Bankhaken. Warum? Zur Hauptsache, weil sie sich in der Bohrung drehen können und so immer optimal dem Werkstück angepasst sind. Bei rechteckigen Ausführungen müssen die eingespannten Seiten des Werkstücks ja exakt parallel sein, sonst spannt man mit enormer Punktbelastung.

Meine Bank hat tatsächlich 4 Reihen von Bohrungen. Als Problem habe ich das nie empfunden, sondern viel öfters als Bereicherung wegen der zusätzlichen Spannmöglichkeiten. Natürlich brauchts dabei dann den Twin Screw Vise, um nicht wieder auf das Problem der parallelen Seiten zu stossen. Dieser vies kann ja auch schräg spannen - zumindestens bis zu einer bestimmten Grenze.

Runde Bankhaken? Kein Problem, die sind schneller hergestellt als eckige! (Sag ich jetzt mal einfach so!) Mein Vorteil dabei besteht allerdings darin, dass ich mir aus den USA 3/4 Zoll Ahorndübelstäben mitbringen konnte (und auch demnächst wieder werde). Daher entfällt das Abschleifen von 20 mm - Dübelstäben. Nur noch oben mit der Säge eine Fläche angeschnitten - oder auch nicht! - un der Dübel ist fertig.

Aber wie so vieles im Leben - es ist und bleibt eine persönliche Vorliebe.

Gruss

Rolf


Bernhard
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Re: es lässt sich trefflich streiten!

Beitrag von Bernhard »


Also zum Streiten bin ich nicht in dem Forum, Rolf :-)

Aber nenne doch mal einige Beispiele, wo die 4 Reihen Dir einen echten Vorteil gebracht haben.

Richtig, mit den Dübeln aus USA kommt man schnell zu der Bankhakenvariante in rund.
Ein Vorteil der herkömmlichen Bankhaken ist, du kannst sie in der Höhe um ca. 10 cm varieren, da der Federmechanismus sie festhält. Dies stelle ich mir bei den runden schwierig vor.

Weiter interessiert mich noch von einem aktiven Benutzer, wie er mit dem durchfallenden Schmutz klar kommt, oder hast Du keinen Schrank oder ähnliches unter der Bank? Ich habe zwar Deinen Bankbau verfolgt, kann mich aber nicht mehr so genau erinnern.

Grüße
Bernhard



Rolf Richard
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Re: Vorteile!

Beitrag von Rolf Richard »


Streiten muss nicht negativ sein - ein wettstreit der ideen eben! :-)

Also, dann fangen wir mal an:

Gut, 4 Reihen gleichzeitig braucht man natürlich nicht, aber 2 Reihen sond bei breiten Werkstücken praktisch und da man nie weiss wie breit, sind eben mehrere Reihen sinnvoll.

Zum Verleimen von Brettern ist die Sache praktisch. Nach unten können die Bretter nicht weg und wenn man oben noch eine Zwinge quer spannt, dann kommen sie auch nicht hoch. Kein Gefummel mit "unendlich vielen" Zwingen. Bei 1 Meter Brettlänge nimmt man eben mal die vorderste und die hinterste Reihe. Das geht schon sehr gut und schnell.

Nur mit einer breiten Bank realistisch: Hinten sind z.B. mit Wonderdogs Bretter zum Verleimen eingespannt und vorn mach ich schon was anderes. :-) Tja und dann sind die Lochreihen auch noch gut für Niederhalter.

Runde hölzerne Bankhaken kann man in nahezu jeder beliebigen Länge abschneiden. Sie haben nach meiner Erfahrung von Haus aus keine Tendenz zum Durchfallen (mehr Reibung?), brauchen somit auch keine Haltefeder. Mir erschliesst sich allerdings nicht, warum ich einen Bankhaken so hoch über die Platte überstehen lassen soll. Der lange Hebel der Presskraft ist sicher nicht gut für das Bankhakenloch.

Schmutz?
Nein, noch ist kein Unterschrank drunter, kommt aber noch. Nur eine Ablageplatte zwischen den unteren Längsstreben. Was da an Schmutz drauf landet ist kaum der Rede wert. Das Meiste liegt nahe der Vorderkante und kommt über den vorderem Rand der Bankplatte dorthin. Also keine Frage der Bohrungen, die ja auch noch kleiner sind als die rechteckigen. Ansehen kannst Du dir die Bank in der Hobelbankgalerie des Hausherrn (mehr Bilder gibts im Link)

Sagen wir es mal so: die runden Bankhaken möchte ich unter keinen Umständen missen, aber auch genausowenig jemanden einreden, der einem anderen Arbeitsstil hat. Vielleicht ein Vorteil - da ich erst anfing mit Holz zu arbeiten, ist man ziemlich unbelastet. Die "runde Sache" erschien mir einfach technisch logischer. Tht´s it! :-)

Gruss

Rolf



Bernhard
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Nicht überzeugt, Rolf

Beitrag von Bernhard »


Übrigens, meine erste Hobelbank vor ca. 20 Jahren war eine mit zwei runden Bankhakenreihen. Es waren zwar keine noblen Veritas, sondern nur Anke-Bankhaken. Speziell durch die hintere Lochreihe verschwanden gerne Schrauben und andere Kleinigkeiten bei der Montage.

Dein Argument mit dem Verleimen zählt für mich nicht, denn ich würde heute niemals mehr auf der Hobelbank verleimen. Auch wenn ich peinlichst abgedeckt habe, irgendwo war letztlich immer etwas Leim, der mich mächtig gestört hat. Zudem würde ich gerade wegen der Banklöcher nicht unbedingt den nötigen Verleimpreßdruck aufbringen mögen.

Ich benutze einen MFT mit einer extra Schutzplatte. Darauf kommen meine Pipeclamps.

Vor einigen Tagen habe ich die Bankhaken das letzte Mal herausgezogen, um eine Schubladeseite (von meinem Musikmöbel) nachzuhobeln. Da ich selbstgefertigte Buchenholzhaken habe und das Holz Kirsche war, hatte ich um die Bankhakenlöcher keine Angst.

Tatsache ist, die Herstellung von runden Bankhakenlöchern ist einfacher. D. h. hier greifen auch wirtschaftliche Gründe. Weiter scheint es mir ebenfalls einfacher, eine Twin Vise zu montieren als eine herkömmliche Hinterzange, die man um Spindel und Führung bauen muß. Jetzt muß man das ganze nur noch als Vorteil verkaufen...

Ich sehe nur einen echten Vorteil und das wären runde Werkstücke. Davon habe ich in 30 Jahren nur einmal eins gebaut.

Allerdings sehe ich in der neuen FWW, daß der von mir geschätzte C. Becksvoort eine neue Hobelbank der klassischen Form hat - mit runden Bankhaken :-).

Auch wenn Deine Hobelbank nicht ganz meinen Arbeitsstil zusagt, finde ich ein Teil super: die herausnehmbare Beilade zum Ansetzen von Zwingen. Sollte ich jemals eine Bank bauen, wäre dies neben dem Tucker oder Emmert ein Punkt, den ich berücksichtigen würde.

Viele Grüße
Bernhard



Rolf Richard
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Re: Musst Du ja nicht!

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Bernhard,

zwar habe ich noch nie eine herkömmliche Hinterzange gebaut, aber sei versichert, der Twin Screw Vise benötigt ein gehöriges Mass an Präzision beim Bau. Einfach mal so drauflos - das führt mit Sicherheit zum Desaster. Es ist unumgänglich, dass die Spindeln und Muttern exakt in zwei Ebenen jeweils parallel zueinander ausgerichtet sind. Schon kleine Abweichungen führen zum Klemmen des Vises. Dieser Teil der Arbeit an der Bank war mit Sicherheit der komplzierteste. Vielleicht kann der Hausherr mehr dazu sagen?

Und siehst Du, mir geht es gerade umgekehrt! Wodurch eine herkömmliche Hinterzange vorteilhaft sein soll, erschliesst sich mir nicht. Die Hinterzange an meiner Bank kann alles, was eine traditionelle Hinterzange kann, nur meiner Meinung nach aufgrund des fehlenden Verkantens besser. Auch das bewusste Schrägstellen der beweglichen Wange ist ein entscheidender Vorteil - wenngleich nicht so weit gehend wie bei den Patternmaker Vises. Auch hier habe ich mich ganz bewusst gegen eine herkömmliche Lösung entschieden. (Eigentlich würde ich als technisch vorbelasteter Mensch gerne sagen "veraltet", aber das klänge dann doch zu agressiv.)

Zum Verleimen: Ich finds so angenehm und bleibe erst mal dabei. Runde Werkstücke hatte ich noch nicht, sehe das auch nicht so sehr als Argument pro multiple Bankhakenreihen.

Mir scheint die Situation bezüglich runder/eckiger Bankhaken nunmal so zu sein: bei eckigen Bankhaken passt sich das Werkstück den (metallenen) Bankhaken an, bei runden ist es gerade umgekehrt. Und das will ich.

Herzliche Grüsse

Rolf



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