Grundsätzliches zum Möbelbau

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Könnte es sein, dass........

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #115917]
die Bezeichnung "schief gewickelt" in Luxemburg anders verstanden wird als in Kiel (wo Pedder zu Hause ist)? Die dortige Bedeutung ist mir, weil ich auch aus diesem Nordzipfel komme, geläufig, und sie ist keine Nettigkeit. Marc! Ist Dir eine Laus über die Leber gelaufen? Welche?

Friedrich


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
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Es muss so sein, dass...

Beitrag von Marc Waldbillig »


...auch du lieber Friedrich schief gewickelt bist, nein nicht in deinem dem Norden eigenen Verständnisses des Ausdrucks, sondern in der bei mir hier unten andersartigen Bedeutung. Schief gewickelt heisst in unserem Sprachgebrauch, dass man sich geirrt hat, ohne andere Bedeutung. Etwas anderes wollt ich auch nicht behaupten. Mir ist auch keine Laus über die Leber gelaufen, nur ein Weissburgunder in die Leber gestern Abend nach Feierabend. Ich würd mich freuen, wenn du mir die Bedeutung des Ausdrucks, so wie ihr ihn versteht, erklären würdest. ...Peinlich ist schon, dass mir das gerade hier bei diesem doch prekären Thema widerfährt. Also bitte entschuldigt, es war nicht so gemeint, was auch immer ich unverschämterweise und ohne es zu wissen aufgetischt habe.

Gruss,

Marc


Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Könnte es sein, dass........

Beitrag von Walter Heil »


Also Friedrich,

es war eine Reblaus...(vielleicht eine badische?)

Dem guten Marc zu unterstellen, dass er Unnettigkeiten hier von sich gibt, wo er sich doch selbst für von mir erbetene Kritik entschuldigt, bevor er sie überhaupt anbringt, nein, das hat er nicht so gemeint. Das ist auch dem Rest seines Postings zu entnehmen.

Nach meiner Ansicht muss der Bedeutungsgradient aber mehr Richtung West-Ost sein, denn auch bei uns in Baden wird dieser Ausdruck "schief gewickelt" mehr in unfreundlicherem Zusammenhang gebraucht. Etwa wie: "da bist Du auf dem Holzweg". Was vielleicht der bessere Vergleich gewesen wäre:-))

Gruß, Walter


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Die Samthandschuhe...

Beitrag von Marc Waldbillig »


Aber lieber Walter,

Da zieht man sich die Samthandschuhe an und tritt mit denselben ins Fettnäpfchen der unerwünschten Entschuldigungen. Recht hast du. Zu den Läusen, der Ausdruck "auf dem Holzweg sein" ist mir auch gekommen, ich schrak aber davor zurück, ihn zur Erklärung heranzuziehen unbeleuchtet dessen, welche negativen regional geprägten Mitschwingungen da nochmals überschwapppen könnten. Anders ausgedrückt, ein gescheiter Esel stösst sich nur einmal.

Gruss und ab zum Nussbaum,

Marc


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

In groszem Irrthum

Beitrag von Urs »


Hallo an alle

Tut sich da ein Graben zwischen Norden und Süden auf? (Das einzig Gute daran wäre, dass wir Scheizer uns dann als Südländer fühlen könnten!) Ich denke aber, dass Marc mit seinem Wortverständnis eher im Mainstream (Neudeutsch) liegt als die Nordmenschen.

Der Redensartenindex im Netz meint:
REDENSART schief gewickelt sein
ERLÄUTERUNG sich irren; nicht richtig liegen
BEISPIELE "Für viele Funde paläontologischer Grabungen gilt das Motto 'klein, aber fein'. Denn wer meint, Paläontologen wollten alle drei Tage einen Tyrannosaurus rex bergen, ist schief gewickelt"; "Wer denkt, dass man im Netz surft und dabei anonym bleibt, ist schief gewickelt"
ERGÄNZUNGEN umgangssprachlich

Und die Gebrüder Grimm geben ihm Rückendeckung mit dem Gewicht mehrerer Jahrhunderte:
"er ist schief gewickelt, in groszem irrthum ALBRECHT 199b; nd. hei is scheiw wickelt. WANDER 4, 161, 31." (Bd. 14, Spalte 2681).

Somit sollte die sicher etwas saloppe Redewendung die Heiligkeit dieses Forums nicht verletzt haben. Und ich bin gespannt, was die Nordmänner an schiefen Wicklungen stört.

Gruss

Urs



Daniel Maier
Beiträge: 157
Registriert: So 21. Jun 2015, 10:18

Zu beiden Schränken...

Beitrag von Daniel Maier »

[In Antwort auf #115913]
...möchte ich gerne versuchen etwas anzumerken.

Auch ich will nichts kritisieren, nur hab ich mir zu diesem Thread und jetzt insbesondere zu den zwei vorgestellten Beispielen einige Gedanken gemacht.

Bei beiden Objekten treten, wie mir scheint, zwei Gestaltungsmerkmale besonders hervor:

Der Raum/Ort diktiert die Form, bzw die Ausmaße
und als Element in der Fläche erscheinen nur die Gerade und der rechte Winkel.

Dabei betonen beide Objekte die Gegebenheiten.
Walters Schrank setzt der Schwere nichts entgegen,
Marcs dem Nach-Oben-Streben.
Dadurch entsteht kein "Gespräch", keine ausgleichende Spannung.

Beiden sieht man ihren Nutzen an, sie sind Stauraum und das bestimmt sehr gut.
Aber sie hätten eben mehr sein können, vielleicht sein müssen.
Sie hätten den Raum aktiv gestalten, möglicherweise ihm etwas entgegensetzen können,
statt seinem (soweit es aus den Bildern hervorgeht) Gepräge zu folgen...

Auch in den Flächen ist nur wenig Ansprache,
die Gerade und der 90grad Winkel laden nicht gerade zum Verweilen ein.
Die schönen Holzmaserungen und auch -spiegelungen wirken wenig.
Bei Walters Schubladen sind kleine Rundungen in den Griffen ...
die tun auf seltsam stille Weise wohl - vielleicht kann mich da wer verstehen!?

Wer mit Holz arbeitet, und mancher hier im Forum viel mehr als ich,
weiß um den Genuß, den dieses lebendigen Material schenken kann.
Aber werden die Möglichkeiten des Holzes nicht erst dann erfüllt,
wenn es sich aus Ideen in neue, lebendig ansprechende Formen findet?

Dabei sind die Gerade und der rechte Winkel die Gestaltungsmerkmale,
die dem lebendigen, chaotischen Erscheinungsbild der Holzzeichnung
radikal widersprechen, dem Holz menschliche Kultur aufdrängen,
dafür sorgen, dass wir uns nicht verlieren in der Fläche.
Und das ist eben so, das schafft die Freiheit, für harmonische Proportionen nun selbst Sorge zu tragen.
Weiter unten in diesem Thread wird ja als Gestaltungsmerkmal auf den goldenen Schnitt hingewiesen, auch der Kreis könnte hier genannt werden,
Geschwungenes überhaupt....oder das pythagoräische Dreieck,
evtl auch Proportionen wie sie im Musikalischen vorkommen
- sehr anschaulich beschreibt das Buch "Die Kraft der Grenzen" (György Doczi)
an vielen Beispiele aus der Natur und der Kultur,
welche Regeln in harmonischen Proportionen wirken.

Eigentlich muß alle Gestaltung da Maß nehmen,
wo die Objekte dienen, nutzen, wirken sollen: am Menschen, an seinen Proportionen, nicht nur den äußeren, womit wir dann in der Fülle der Welt gelandet sind.

Dann wäre das nicht mehr die Form, die der Funktion folgt,
sondern eine Form die dem Menschen ihm entsprechend dient, ohne daß die Funktionalität leiden muß.

Wobei das "form follows funktion" ja auch dem Menschen dient,
gerade in seiner Kargheit, in dieser Kühle, die zur Freiheit führt.
Nur ist es eben durchaus fraglich, ob das bei jedem Objekt
auf gleiche Weise wünschenswert ist (z.B. bei Möbeln für Kinder).

Aber sicherlich zählt ersteinmal die Kraft des Selbstgemachten,
die Freude am Selbstgeschaffenen - diese Kraft überwindet bestimmt manches.

In diesem Sinne,
weitersuchend, Daniel

(Und manchmal geht es so wie bei mir: nach unserem letzten Urlaub,
ich kam heim und sah meine Wohnung mit vielen selbstgemachten Möbeln und dachte:
Nein, nein, hier wohne ich nicht, das paßt mir ja alles gar nicht mehr ---
Ja, seither hab ich viel zu tun . . .
und viele gute Gedanken alles besser zu machen.)



Daniel Maier
Beiträge: 157
Registriert: So 21. Jun 2015, 10:18

Re: In groszem Irrthum

Beitrag von Daniel Maier »


Hallo Urs,
danke für dies,
nur hab ich als Quelle im Grimm die Spalte 2683.
Ich schreibs, damit da nix schief stehen bleibt...
Gruß,
Daniel


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

"Bei uns in Luxemburg ist das alles anders!"

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #115926]
Hallo,

als nur 30Km vo Luxemburg gebohrener Saarländer kann ich Marc's Aussage nur bestätigen. Auch im Grenzgebiet ist "schief gewickelt sein" keine Beleidigung.

Den Satz "Bei uns in Luxemburg ist das alles anders", sagt der Grenz- Saarländer übrigens ganz gerne mal im Scherz zum Luxemburger. Natürlich mit leichtem Luxemburger Akzent.

Gruß

Heiko



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Die Nordmänner und der mainstream.....

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #115929]
es ist ja schön (und das hatte ich natürlich auch vermutet), dass Marc das nicht so meint wie man das im Norden versteht (oder verstand?). Für mich ist die Aussage "Du bist schief gewickelt" etwa gleichbedeutend mit "Du tickst nicht richtig" und hat mindestens mild- beleidigenden Charakter. Vielleicht sieht man das inzwischen auch im Norden nicht mehr so. In meiner Jugend im Norden hätte ich das jedenfalls zu einem, der größer und stärker ist, nicht gesagt.

Bedeutungsunterschiede dieser Art gibt es übrigens auch auf kleinerem Raum; ich hatte zu Anfang unserer Beziehung durchaus sprachliche Mißverständnisse mit meiner Frau. Ich komme aus Schleswig- Holstein, sie aus dem Harz. Distanz etwa 200 km.

Und was den mainstream angeht: Wir im Norden sind schöner, blonder und klüger (nicht wahr, Pedder?). Was schert uns der mainstream.

An Marc noch ein besonderer Gruß, wir werden auf dieses Verständnisproblem sicher noch einen trinken.

Friedrich



Pedder
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Satisfaktion!

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #115917]
Hallo Marc,

Zur Aufklärung „Schief gewickelt“ ist in den hiesigen Gefilden schon eher abwertend gemeint. Nicht direkt beleidigend, aber ... Aber ich finde, wenn man Deinen Beitrag liest, wozu ich erst jetzt gekommen bin, dann wird klar, dass es nur um meine Einschätzung zu den verwendeten Werkzeugen ging. Und da wir uns nun mal in diesem verunglückten Thread befinden, habe ich da überhaupt keine Bedenken.

Lustig, dass Du den Splint erwähnst, ich hatte gar nichts dazu geschrieben, dies aufgrund Deiner „Vorlieben“ aber erwogen. Klar betonen alle vertikalen Linien die Proportionen und die Offenheit nach oben hin. Trotzdem oder gerade deshalb könnte Dein Schrank IMHO einen kräftigen Abschluss nach oben vertragen, da die Offenheit durch die gewählte Rahmenkonstruktion der Türen sowieso durchbrochen wird.

So jetzt zum Hinterrund des Titels dieses Beitrages: Du hast eine Tür an Deinen Werkzeugschrank gebaut und verheimlichst das! Naja, Du verheimlichst ziemlich öffentlich

http://woodnotes-marc.blogspot.com/2007/04/todays-not-been-wood-day-definitely.html

aber immerhin. Und auf dem Bild kann man ja fast nix erkennen. Satisfaktion! ;o)

Liebe Grüße
Pedder



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