Farbcodes für Polierpasten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Gerhard
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Farbcodes für Polierpasten

Beitrag von Gerhard »


Hallo,

seit letzten Freitag mache ich mir Gedanken, ob es nicht noch feinere Möglichkeiten gibt, eine Spiegelseite zu bearbeiten als 8000´er Wassersteine.

Natürlich gibt es auch noch 10.000´er oder 12.000´er Steine, aber für Schleifsteine habe ich erstmal genug Geld ausgegeben.

Ich dachte entweder an Abziehen auf Leder oder MDF mit Polierpasten oder an das Läppen auf einer Metall oder Glasplatte.

Wenn´s um Polierpasten geht findet man sehr selten Angaben zur Korngröße oder der Körnung. Manchmal Beschreibungen wie "grob", "fein" oder "sehr fein".

Meistens aber Angaben wie "grün", "gelb", "blau", "weiß"....

Sind das verbindliche Farbcodes, die Hersteller und Länderübergreifend gleich sind? Hat jemand eine Tabelle?

Viele Grüße,
Gerhard


Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Farbcodes für Polierpasten

Beitrag von Andreas N. »


Die Farben sind nicht bei allen Herstellern gleich und es gibt bei einem Hersteller meist meherer Brauns und Blaus die man meist nur unterscheiden kann wenn man sie vor sich hat.
Algemein wie ich das kenne:
Schwarz zum Vorpolieren (meist Sisalbürste oder ähnlich grobes).
Braun als nächstes, auch Sisal oder eher harte Leinwand.(verschiedene Brauns für verschiedene Materialien).
Grün, schon ziemlich fein (angelehnt an das frühere Poliergrün aus Chromoxid).
Blau, feinpolieren bei Stählen vorpolieren bei Kunststoffen (verschiedene Blaus).
Manchmal(Hersteller abhängig) Hellblau - Spiegelpolieren bei "Edelstahl"
Weiß spiegelpolieren bei nichtmetallen (Kunstoffe,Horn,Knochen..).
Hab auf einer Messe schon mal Polierpasten-Blöcke mit Streifen gesehen, damit die Hersteller noch mehr Farbkodierungen unterbringen können.
Wenn Du Stahl polieren möchtest würde ich die hellblauen Klötze von UNIPOL versuchen. Werden bei maschinellem gebrauch mit getufteten oder offenen Baumwollscheiben verwendet. So von hand wird ein erwärmen der "Paste" notwendig sein damit man sie gut verteilen kann. Man braucht nur sehr wenig. Wie das entfernen der verbrauchten Paste beim Handbetrieb funktioniert weis ich nicht.
An Maschinen hält man ein Holz (meist Dachlatte), in das dicht nebeneinander und übereinander Drahtstifte geschlagen sind, fest gegen die Laufende Scheibe (gut festhalten!! und am Bein(Knie) Abstützen).
Gruß
Andreas N.



Dennis Bark
Beiträge: 33
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Farbcodes für Polierpasten

Beitrag von Dennis Bark »


Hallo Gerhard,
bitte berichte hier mal über Deine Erfahrungen mit dem Polieren, wenn es soweit ist. Ich (gehöre zu den Leuten, die nach zwei Jahren das Schärfen immer noch nicht im Griff haben...) experimentiere gerade auch ein bischen herum und habe auch schon mit dem "stropping" geliebäugelt.

Vor kurzem habe ich eine Stecheisen-Spiegelseite plan geschliffen, zuletzt mit einem 6000er King Stein. Sie hatte das bekannte matt-graue Aussehen. Dann habe ich aus einer spontanen Laune heraus ein paar Tropfen Öl und einen Klecks Tormek-Abziehpaste auf ein Stück Multiplex-Platte gegeben und die Spiegelseite darauf etwas hin- und her gezogen. Das Ergebis war überraschend - eine echte "Spiegel"seite zum Nasenhaarezählen ;-)

Dabei beschäftigt mich eines: Mal angenommen, man hat nun die Spiegelseite schön glatt poliert. Müßte man dies nicht bei jedem Schärfen erneut tun, da sie ja beim Abziehen des Grates (auf was auch immer) wieder mit gröberem in Kontakt kommt? Bzw. - ist es wohl möglich, auf einem mit Polierpaste geladenen Leder / MDF den Schleifgrat abzuziehen?

Das waren jetzt zwar mehr Fragen als Antworten ... ich konnte sie mir leider nicht länger verkneifen ;-)

Schöne Grüße
Dennis B.

ps: Ich habe in Amerikanischen Foren schon oft von der "Veritas Honing Compound" gehört (siehe Link). Leider habe ich die noch nirgendwo bei uns entdeckt. Das könnte eine gute Alternative für die teure Tormek-Paste sein.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Gerhard, Gerhard....

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #115722]
das nimmt ja Formen an bei Dir...

Es ist natürlich eine interessante Sache mit Polier- oder Läpppasten. Ich habe auch mal mit sowas rumprobiert, letztlich aber mit wenig Erfolg, und bin erstmal bei den Abziehsteinen geblieben, was mich schon wegen der Preise dieser Dinger ärgert.

Ich bin (bis zum Beweis des Gegenteils) der Meinung, dass ein polierender 8000er Abziehstein wirklich alle vernünftigen Anforderungen bei Hobel- und Stecheisen erfüllen kann. Interessant wären darum, meine ich, wenn man mit einem Läppvorhang anstelle des Abziehsteines auskäme, nicht als Arbeitsgang nach dem Abziehen, das zieht die Sache nur in die Länge. Die Unterlage müsste hart und plan sein (kein Leder, das die Schneide verrundet und letztlich die Geometrie verändert). In der Technik nimmt man gern Gusseisen. Frage ist dann: Wie verhindert man, dass diese Unterlage ihre Planheit verliert? Oder gibt es etwas (z.B. Glassscheiben) das eben ist und so billig, dass man es oft austauschen kann? Ich habs auf Glas versucht, ging nicht gut, aber vielleicht geht es mit einem anderen Polier- oder Läppmittel, ich hatte ein Pulver und dazu Wasser oder Öl.

Wirklich interessant, ich bin gespannt ob Du Erfolg damit hast.

Friedrich



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Gerhard, Gerhard....

Beitrag von Gerhard »


Hallo Friedrich,

Du bist Dir ja deiner Schuld bewußt. Hättest Du nicht mit der Lupe angefangen wäre ich noch glücklich und zufrieden.

Spaß beiseite. Ich denke auch, daß die Schärfe jenseits eines 8000´er Steins den ersten Holzkontakt wohl kaum überlebt. Zumal wir durchaus schon in Bereichen sind, in denen das Gefüge des Stahls Einfluß auf die erreichbare Schärfe hat.

Als Unterlage habe ich an eine Glasplatte gedacht. Die hat Jürgen beim Treffen ja auch zum Läppen verwendet. Vielleicht kann Jürgen ja noch was zu Poliermitteln sagen. Polierpasten scheinen nicht ganz geeignet für die Verwendung auf Glas zu sein. Aber immerhin verstehe ich jetzt diese Farbcodes etwas besser.

Hat jemand eigentlich Erfahrung mit Diamantschleifpaste?

Viele Grüße,
Gerhard


martin

Re: Gerhard, Gerhard....

Beitrag von martin »


Hallo Gerhard,
ich habe mir einen Lederstreifen mit Chromoxydfarbe eingestrichen und benutze den zum letzten Abziehen. Den Hinweis darauf habe ich bei "Leo" unter dem Punkt Messer abziehen gefunden.
Freunde scharfen Werkzeuges sind natürlich auch an scharfen Messern interessiert
http://www.messer-machen.de/messer.htm
Im messerforum.net findet man auch immer mal Interessantes zu Stählen, Polier-und Diamantpasten.
Die Gefahr der "Schneidenverrundung" beim Abziehen auf dem Leder ist mir bekannt, trotzdem meine ich, ganz subjektiv, einen positiven Effekt zu beobachten.
Gruß
martin



Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Gerhard, Gerhard....

Beitrag von Andreas N. »


Hallo.
In Solingen nehmen die nicht nur Leder (Pliestscheiben) sondern auch Holz aber bei den meisten Messern ist eine Leichte Schneidenverrundung eher von Vorteil weil diese Kante natürlich etwas stabieler ist.
Bei dem Schleifen auf Guß läuft, wenn es sehr genau sein soll (Mikroskopier Präparate) immer ein Abrichtring mit. Das ist ein Ring (meist aus SIC) der mit Metall gefasst ist und im Durchmesser etwas Größer als die Breite des Arbeitsbereichs ist. Dieser wird duch sein (geringes) Eigengewicht angedrückt. Dadurch, dass er an zwei Rollen, die über der wagerecht laufenden Gußscheibe freidrehbar angebracht sind, mit seinem Umfang reibt, wird er in rotation versetzt. Die Mitte der Gußscheibe besitzt eine Verteifung da dieser Bereich sowieso nicht benutzt wird. Die selbe Anordnug wird mit einem Schleifstein, anstelle der Gußplatte, heute öfters gebraucht.
Bei den gänßlich freihand bedienten Gußscheiben muß man eben beim benutzen auf gleichmäßigen Abtrag achten, sonst Abrichten, was bei stärkerem Verschleiß auf eimner Drehmaschiene erfolgt.
Gruß
Andreas



Jürgen zur Horst

Re: Gerhard, Gerhard....

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #115736]
Hallo Gerhard,

du scheinst auf der Suche nach der idealen Schneide zu sein. Ich habe Friedrich schon mal in einer Mail geschildert wie Uhrmacher einen Stahl polieren. Das geht hervorragend. Ist aber zeitintensiv und in einer Holzwerkstatt nicht praktikabel. Als ich anfing mich mit Handwerkzeugen zu beschäftigen, war ich sehr versucht, die Techniken, die ich einmal gelernt habe, beizubehalten. Damals habe ich nicht erwartet, dass ein Hobelmesser häufig nachgeschärft werden muß. In meiner Naivität dachte ich, dass ein geschärfter Hobel stundenlang seine Arbeit verrichtet. In der schnellen Nachschärfbarkeit liegt meiner Meinung nach der Hauptvorteil von Friedrichs Methode.
Zum anderen spricht die Verwendung von Öl mit Schleifmitteln gegen die Verwendung in einer Tischlerwerkstatt. Der Aufwand ist viel höher. Die Pasten müssen immer neu angemischt werden. Die Glasplatte muß mit Lösungsmitteln oder Benzin zwischen den Schleifgängen gereinigt werden. Für eine Politur, die perfekt ist, ist peinliche Staubfreiheit wichtig. Staub in der Luft kann sich mit dem Poliermittel verbinden und die Oberfläche beschädigen.

Uhrmacher schleifen und polieren auf einer matten Glasplatte. In Abhängigkeit von der bestehenden Oberfläche fängt man entweder erst mit einem Karborundumpulver oder Ölsteinpulver an. Das Pulver wird mit Olivenöl zu einer Paste verrührt. Die Mischung wird auf der Platte aufgetragen. Das Werkstück wird auf der Platte mit kreisenden Bewegungen geschliffen bis die Schleifwirkung der Paste aufgebraucht ist und noch eine schwarze fast trockende Masse auf der Glasplatte ist. Dann wird das Werkstück gereingt und die Oberfläche geprüft. Eventuell muß mit der gleichen Körnung nochmal geschliffen werden. Diese Vorgehensweise wird mit jeder schleifmittelkörnung und anschließend mit Diamantine, einem Polierpulver wiederholt. So kann man Oberflächen erzeugen, die mit einer 15fachen Lupe kratzerfrei erscheinen. Die Oberfläche spiegelt schwarz poliert. Übrigens kann man für eine einfachere Politur tatsächlich eine Plexiglasplatte mit Wenol oder einer anderen Polierpaste nehmen. Ich verwende auf der Tormek Lederscheibe auch eine handelsübliche Chromputzpaste.

Ein Farbcode für Polierpasten ist mir nicht bekannt. Wir verwenden an einer Poliermaschine etwas ähnliches wie Unipol helblau. Für Schneiden sind die Poliermaschinen nicht geeignet, weil die Oberflächen gerundet werden.

Zum Schruppen mit Karborundum und Wasser ist die Glasplatte aber klasse.

Tschüß Jürgen



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