Hallo Leute,
Zurück an die Fuge. Robert und Boris haben den Grund zur Herstellung dieser Fuge schon genannt. Ich werde das also nicht mehr wiederholen :-) Auch ich habe mein Wissen von David C übernommen, womit ich vor allem die Vorgehensweise meine. Die Hohlfuge an sich gab's ja schon viel früher.
Wie soll die Fuge aussehen? Nun, egal ob man eine dicke Kante oder eine breite Brettseite abrichtet, die Fuge soll nicht nur längs sondern auch quer verlaufen. Stellt euch eine Hängematte vor, die an Kopf- und Fußende jeweils eine Stange hat. Die Matte wird einmal längs und einmal quer durchhängen.
Das Werkstück ist ein 500 x 85 mm großes Stück amerikanische Erle, die sich leicht hobeln lässt. Zur Arbeit verwende ich eine #7 Raubank, die ich mir als Putzhobel eingerichtet habe. Sie ist für die Länge von einem halben Meter der prädestinierte Hobel für diese Arbeit. Vor allem das Eisen zeigt eine gerundete Schnittkante, die derjenigen des Putzhobels entspricht, weil sonst die Höhlung zu stark ausfiele. Aber alles zu seiner Zeit, kommen wir zum ersten Schritt:
1. Die Höhlung quer zur Faser
Das Holz wurde mit der Raubank (hier eine #8 mit balligerem Eisen) gehobelt, so dass durchgängige Späne über die ganze Fläche entstanden. Wie ihr seht, ist die Fläche leicht bauchig und das muss weg und zwar überall.

Dazu markiere ich die ganze Fläche kreuz und quer. Der Hobel ist auf sehr feine Späne eingestellt, wie zum Putzen, die Ecken eingezogen und die Rundung mittig.

Dann setze ich den Hobel an die linke Brettkante, Zentrum der Rundung leicht, etwa einen halben Zentimeter nach innen gesetzt und hoble einmal die Kante. Das gleiche an der rechten Seite. Das Resultat sieht dann so aus:

Ein Blick mit dem Stahllineal zeigt, dass der Bauch jetzt noch vergrößert wurde. Was haben wir gemacht? Wir haben die Seitenkanten festgelegt. Weiterhin werde ich diese Kanten nicht mehr mit der mittigen Rundung der Schnittkante berühren.

Sondern ich werde die restlichen Strichmarkierungen weghobeln bis zu diesem Punkt, an dem der Hobel nichts mehr abnimmt.

Das sieht dann so aus unter dem Stahllineal; eine Höhlung quer zur Faserrichtung.

Ich hab mal ein Fühlerblatt von 0,10 mm untergelegt und ihr seht, das ist noch zu dick. Die Höhlung liegt wahrscheinlich leicht über 5/100 mm. Somit ist Schritt 1 abgeschlossen und wir kommen zur Längshöhlung

2. Die Höhlung längs zur Faser
Hier kommt die Länge des Hobels ins Spiel. Ein sehr viel kürzerer Hobel würde die Höhung schnell zu groß oder unregelmäßig werden lassen...Die Konvexität erreiche ich durch angehaltene Spanabnahme (stopped shavings). Ich markiere die Brettenden mit zwei durchgehenden Strichen sowie ein wenig Gekritzel übers Brett. Ich lasse die durchgehenden Striche stehen und hobele alle sonstigen Markierungen weg. Achtung auf die linke und rechte Kante, sie dürfen nicht wieder weggehobelt werden.

Das Brett sind dann wie folgt aus, nachdem ich in Sätzen über die Markierungen gegangen bin. Wichtig ist's, einen Hobelstrich schön neben den anderen zu setzen und wie gesagt, die Seitenkanten nicht zu erwischen.

Wenn der Hobel keine Späne mehr abnimmt, ist die Höhlung gut. Die hässlichen Markierungen nehme ich wiederum mit einem ganzflächigen Satz Von Hobelstrichen ab. Nur, bitte nicht nur die Markierungen abhobeln, sondern wieder schön die ganze Fläche. Normalerweise genügt ein Satz und man kann ein Lineal auflegen. Die Höhlung ist perfekt: 5/100 mm auf 500 mm Länge. Wir sind aber noch nicht am Ende...

3. Das Entwinden (unwinding)
Ich arbeite mit den Richtscheiten, eigentlich ein Aluminium-Profil. Die Methode ist ja bekannt... Die Prüfung ergibt einen tiefen Punkt vorne rechts. Ich lege dort ein Papier auf, falte es nochmal und dann sind die Scheite parallel. Ich weiß jetzt, wo meine hohen Punkte sitzen und wie viel ich abnehmen muss.

Also markiere ich das. "LO" heißt tief und die so eingezeichneten Ecken werde ich auslassen, d.h. alles andere werde ich hobeln. Zuerst die Kanten und dann die Mitte, wie schon bei Schritt 1. Anschließend folgt wieder ein Satz Hobelstriche über die ganze Fläche.

Eine erneute Überprüfung zeigt, dass das Brett jetzt an sich gut ist...

Gut, aber nicht plan, sondern mit doppelter Höhlung und dem Prinzip der Planheit sehr nah, weil die Höhlung eben gering ist und weil es nirgends mehr Bauch gibt... Mich hat vor allem die Wiederholbarkeit dieser Methode gepackt und die große Genauigkeit.
Gruß und noch einen schönen Abend wünsch ich,
Marc