Hallo und Frage zum Fügen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Pedder,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Marc und ich werden ganz sicher nicht darauf verzichten, hier unsere Argumente auszutauschen. Wo kämen wir da hin! Schließlich sind wir gemeinsam auf der Suche nach der Wahrheit:-))

Und ich möchte nun auch wirklich gern sehen, was er da vorhat.

Vielleicht stellt sich heraus, dass Marcs Hohlfuge (ich denke, er ist ein sehr genauer Hobler) viel weniger hohl ist, als wir glauben.

Friedrich


Wolfgang Jordan
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Rückzug

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo,

ich hatte mittlerweile Gelegenheit, in meine alten Fachbücher, die ich so gerne zitiere, zu schauen. Und siehe da, ich hätte doch nicht so vorlaut sein sollen. Die Mehrzahl spricht davon, die Fuge "um einen dünnen Span" oder "um eine Spandicke" hohl zu stoßen, "damit beim Pressen die Fugen an den Enden nicht klaffen". Es geht also um unmittelbare Auswirkungen, nichts was durch das schnellere Trocknen der Hirnenden entstehen würde.

Naja, eigentlich bin ich schon froh, daß die Übereinstimmungen diesseits und jenseits des Atlantiks relativ groß sind. Und nächstes Mal lese ich erst und rede dann, versprochen!

Gruß, Wolfgang


Aschwin Gopalan
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hallo und Frage zum Fügen (lang)

Beitrag von Aschwin Gopalan »

[In Antwort auf #115160]
Ich hab hier noch eine alte Ulmia 60cm Holzrauhbank. Die müsste eigentlich gehen, ich hab mich bisher noch nicht aufraffen können, das Eisen zu schärfen (da muss einiges gemacht werden). Nachdem du Eisenhobelfan bist, was verwedest du den zum Fügen?

Gruß, Aschwin


Franz Kessler
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Re: Rückzug

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Wolfgang

Entschuldige wenn ich mich hier noch mal einmische, aber dass die Enden nicht aufklaffen sollten ist doch der schlimmste Fehler, den man bei einer solchen Arbeit machen könnte und ich glaube solche Fehler wird bei den Schreinern wohl zu den Todsünden gezählt und verbietet sich von vorne herein.
Zu meinen Überlegungen mit dem Hirnholz:
Ich hab mir angewöhnt, im unsicheren Zweifelsfällen in Extremen zu denken.
Extremen in diesem Falle sind, wenn wir frisch geschnittenes Holz zum trocknen aufsetzen, dann sind wir versucht die Enden zu versiegeln, um die lästigen Risse zu vermeiden, die an den Enden dann einiges an Abfall entstehen lassen.
Eine andere Extreme ist wenn unversiegeltes Hirnholz (kann auch versiegelt sein) gleichzeitig Regen und Sonnenschein ausgesetzt sind, hier kann man beobachten wie in kurzer Zeit ein Gitter von Rissen entsteht und die Hirnholzregion regelrecht zerklüftet.
Bei längerem Regen kann man beobachten wie selbst ein großes Rissennetz sich wieder schließt um dann bei trockenem Sonnenscheinwetter wieder auseinander zu klafften.
Das ständige rein und raus der Feuchtigkeit macht das Holz kaputt.

Diese Arbeit findet abgeschwächt an jedem Stück Hirnholz statt, je nach Art der Versiegelungen wird diese Arbeit minimiert, selbst wenn Möbelstücke in der Wohnung Sonnenschein ausgesetzt sind, ist Vorsicht geboten.
So ist es doch kein Wunder, wenn Möbelschreiner diesem Phänomen mit entsprechenden Vorkehrungen begegnen wollen, bei anspruchsvollen Möbelstücken hat man teilweise mit viel Aufwand generell versucht überhaupt Hirnholz nach außen kommen zu lassen und unter Anderem, die oben angesprochen Methode.

Gruß Franz



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Raubank

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Aschwin,

ich bin geradezu glücklich mit einer Veritas- Raubank (bevel- up- jointer). Das ist ein wirklich tolles Werkzeug. Aus verschiedenen Gründen, mit denen ich jetzt hier nicht nochmals die Gemeinde nerven will, bin ich bei feinen Spänen Flachwinkelhobelfan. Ich hatte erst eine Lie- Nielsen Flachwinkelraubank und bin noch einmal umgestiegen auf die von Veritas. Die ist noch besser. Und wenn Du Dir mal was ganz Feines leisten willst...

Ich mail Dir was.

Friedrich



Boris Dorau

Ausmaß der Hohlfuge

Beitrag von Boris Dorau »


Guten Morgen miteinander,

es wurde ja zum Teil schon geschrieben, daß die Hohlfugen eher "flach" ausfallen. Auf seiner DVD zum Thema Hobeln und Fügen führt David Charlesworth das sehr eindrucksvoll vor. Argument ist bei ihm tatsächlich, daß eine leichte Hohlfuge, sowohl in der Länge, wie auch in der Breite der Fläche eine exakte Positionierung von Winkel oder Lineal ermöglicht, da diese immer auf zwei Punkten aufliegen werden und somit alle folgenden Messungen eindeutig sind. Die andere Variante ist das Vorhandensein mindstens eines leichten Buckels, auf dem Lineal oder Winkel drehen oder wackeln können. DC sagt, es sei unter normalen Bedingungen quasi unmöglich nicht entweder einen Buckel oder eine Hohlfuge zu hobeln und die Höhlung ist immer die bessere Variante.
Dabei sind damit aber Höhlungen von 0,025 mm auf eine Länge von 30-40 cm Werkstück gemeint. Er führt im Video eindrucksvoll vor, wie das Haarlineal sauber auf den Enden des Werkstückes aufliegt und dreht. Anschließend legt er ein einmal gefaltetes Zigarettenpapier unter (entspricht 2/1000 Inch oder 0,05 mm) und lässt das Haarlineal sichtbar über das Papier drehen, bzw. hörbar darüber kippeln. Ist schon beeindruckend.
Ich habe nach DCs Anleitung ein paar Eschebretter gefügt. Länge 80 cm, Breite 15 cm und Dicke 4,5 cm. Auf die Länge habe ich mit dieser Methode immerhin eine Hohlfuge von nur 0,1 mm geschafft und ich bin sicherlich nicht besonders erfahren, noch übertrieben gut ausgerüstet.

Gruß Boris


Recai Riemer
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hohlfuge und "deutsche" Tradition

Beitrag von Recai Riemer »

[In Antwort auf #115176]
Auch im Geigenbau werden Decken oder Böden plan gefügt. Dabei kann man spüren, wie die Fugflächen ohne Leim schon einander ansaugen. Manche Geigenbauer leimen dann im nächsten Schritt auch ohne Zwingen, indem die beiden vorgewärmten, mit Leim dünn bestrichenen Fugflächen leicht gegeneinander verschoben werden; die Fugen halten hervorragend.

Hinsichtlich der historischen Bewertung des Gebrauchs von Hohlfugen im deutschen Raum kann ich dieses noch anfügen. Mein Großvater kam in den 20er Jahren aus dem ostpreußisch-baltischen Raum nach Pommern und lernte Tischler in Stolzenberg/Hinterpommern. Später arbeitete er als Tischler bis zum Ende des Krieges in der Stettiner Vulkan-Werft. Auch er hat schon mit leichten Hohlfugen gearbeitet und meinen Vater in der Tischlerei in den 60 er Jahren ebenso angeleitet.



Peter
Beiträge: 33
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: ja, aber....

Beitrag von Peter »

[In Antwort auf #115172]
Doch es ist so,
ich habe es gerade selbst erlebt, mit Mahagoni.
Ca 1 Woche nach dem Verleimen gingen mir zwei Kanten wieder auf.
Gefuscht dachte ich also noch mal aufgesägt, gehobelt(paarweise), geleimt
getrocknet alles 100%. Nach einer Woche das selbe Spiel.

Um dem engegenzuwirken werde ich jetzt noch einmal auftrennen und in der Mitte leicht hohl hobel. Schaun wir mal.
Gruß Peter



Andreas Winkler
Beiträge: 1134
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Ausmaß der Hohlfuge

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #115188]
Hallo Boris,

Respekt vor deiner Arbeit !

0,05 mm auf 40 cm - das ist für mich eine perfekt ebene Kante ! Ist der gute David Charlesworth Uhrmacher ? ;-)

Gruß, Andreas



Boris Dorau

Re: Ausmaß der Hohlfuge

Beitrag von Boris Dorau »

[In Antwort auf #115194]
Hallo Andreas,

man muß sich ja immer hüten, andere über den grünen Klee zu loben. Das bekommt sonst schnell etwas "Guru"-haftes. Aber nachdem ich erstmal zwei Bücher von Charlesworth hatte, die ich schon unglaublich verständlich und selbst für mich als Nicht-Engländer gut lesbar fand, hatte ich mir die genannte DVD bestellt. Und es ist einfach nur faszinierend mit welcher Ruhe DC diese Arbeiten ausführt. Das vielzitierte "Zischen und Pfeifen" der Hobelspäne sucht man dort vergebens. Die Hobel werden gemächlich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit und Konzentration über das Holz gezogen. Natürlich hat der Gute sich sicherlich ein schönes Stück Ahorn ausgewählt, daß sich auch gut bearbeiten lässt. Trotzdem fand ich die Herangehensweise schon faszinierend. Du hast schon recht, ist vielleicht so ein Bisschen Uhrmachermentalität. Für meinen Teil kann ich es mir erlauben, dem vom Prinzip nachzueifern (auch wenn ich ganz sicher weiß, bis in diese Regionen niemals vorzustoßen), da ich das Tischlern eigentlich eher wegen der Tätigkeit, als wegen des Ergebnisses betreibe. Wenn man so möchte, ist das der wahre Luxus an diesem Hobby für mich :D

Gruß Boris



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