Hallo und Frage zum Fügen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

ja, aber....

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #115167]
Marc,

Du weißt, dass ich mit Wichtigtuerei nicht Dich gemeint habe, ich habe mich auf ein amerikanisches Forum bezogen, und ich erinnere mich nicht, dass Du dort zu dem Thema tätig wurdest. Und Wolfgang hat seinen "Angriff auf deutsche Traditionen" (oder so ähnlich) nun ganz bestimmt nicht ernst gemeint.

Aber zur Sache: Natürlich kann man mit einer Zwinge die Teile so zusammendrücken. Das sind ja auch dünne Leisten. Aschwin hat Kanteln 60 x 60, nur 500 lang (alles mm), und da muss er schon mehr drücken.

Und auch wenn das keine Probleme macht, bleibt die Frage: Wieso ist eine Fuge mit Licht in der Mitte besser als eine, die schlicht genau passt? Ich glaub es nicht. Hast Du denn eine nachvollziehbare Erklärung? Man könnte natürlich sowas wie eine verbleibende Druckvorspannung in der Fuge an ihrem Ende oder irgendwas ähnliches annehmen, aber ich bin überzeugt, das spielt alles verglichen mit den Spannungen die das Holz beim Arbeiten aufbaut keine Rolle.

Wenn man sich auf einen groben Richtwert für die Geradheit von zu fügenden Flächen einigt (z.B. 0,5 mm/m, variiert in Abhängigkeit von der Steifigkeit der Teile) dann kann man m.E. auch sagen: konvex oder konkav, den Rest hält der Leim.

Bitte fühl Dich nicht angegriffen!

Friedrich



Robert
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Registriert: Mi 4. Mär 2020, 10:47

Re: Ein bisschen Wichtigtuerei

Beitrag von Robert »

[In Antwort auf #115167]
Hallo Marc,
Interesse besteht auch bei mir!
Ich denke, es ist schon so, wie du sagst. Man erreicht mit einer leichten Hohlfuge eine ziemlich gute Panheit, vor allem kann man das reproduzierbar erreichen. Was ich aber (in Anlehnung an Herrn DC) besonders hilfreich finde ist, dass ich eine hohle Fläche mit einem Richtscheit gut und eindeutig beurteilen kann. Richtscheit drauflegen, schauen, wie breit der Lichtspalt drunter ist (ggf. Fühlerlehre) und schon hat man ein Maß dafür, wie gut die gehobelte Fläche ist. Bei einer leicht konvexen Fläche wirds da dann schon schwieriger. Mit dem Richtscheit kann ich da schon nur noch schätzen, weils eben keine eindeutige Auflage gibt.
Zudem redet man ja nicht über Hohlfugen im mm-Bereich, oder?
Gruß
Robert


Dirk Boehmer
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Re: ja, aber....

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo,

> bleibt die Frage: Wieso ist eine Fuge mit Licht in der Mitte besser als eine,
> die schlicht genau passt?

in einem meiner Holz-Bücher wird diese Methode auch angesprochen. Dort gibt
man als Erklärung an, dass die Nachtrocknung des Holzes am schnellsten an den
Hirnholzseiten passiert. Somit kann es passieren, dass dort wegen Schwund eine
schlechte Leimfuge aufreißt. Dem versucht man mit einer Hohlfuge
entgegenzuwirken.

Ob es nun wirklich so ist, kann ich nicht beurteilen.

--
Dirk



Wolfgang Jordan
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Re: Ein bisschen Wichtigtuerei

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #115167]
Hallo Marc,

das mit den deutschen Traditionen habe ich mit einem Smiley versehen. Es geht mir auch nicht darum, die Hohlfuge abzulehnen. Bisher habe ich das auch immer so gemacht. Es ist sicher nicht verkehrt, und bei nicht völlig trockenem Holz wahrscheinlich sogar sicherer. Aber mich hätte doch interessiert, wieviel an der Methode dran ist. Daß Dirk die Hohlfuge in einem Buch gefunden hat, sagt noch nichts, denn die heutigen Holzbücher stammen doch fast alle aus dem angelsächsischen Raum. Also warum sind die deutschen Schreiner und Tischler ohne die Hohlfuge ausgekommen? Und mir geht es nicht um deutsch oder nichtdeutsch, und auch nicht unbedingt um Traditionen. Ich will nur wissen, was besser ist. Persönlich finde ich es leichter eine Hohlfuge zu hobeln. Und das ist ja schon mal ein Argument dafür.

Gruß, Wolfgang


helmut hess
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Re: Ein bisschen Wichtigtuerei

Beitrag von helmut hess »


Hi ihr fuegehobler,

auch ich habe im jahr 63 das ganze mit holfuge gelernt, von einem alten meister, der garantiert keine englischen/amerikanischen buecher zu diesem thema kannte.

gruss
helmut



Andreas Winkler
Beiträge: 1134
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Hohlfuge und "deutsche" Tradition

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Wolfgang,

ob es in der guten alten Handarbeitszeit üblich war, eine Hohlfuge anzuhobeln, weiß ich auch nicht.
Zur Zeit meiner Ausbildung (1995) war es Stand er Technik, daß man zumindest bei einer maschinengehobelten Fuge idealerweise darauf achten sollte, daß eine leichte Hohlfuge entsteht. Man versprach sich dabei eine mit Sicherheit geschlossene Leimfuge am Werkstückanfang/-ende.
In der Praxis ist das natürlich unterblieben, da man ständig die Tische der Maschine hätte umstellen müssen.

Beim Fügen von Hand kann ich mich nicht an eine Hohlfuge erinnern, was aber nix heißen mag.
Der "Renner" an Ratschlägen war, daß wenn man beide zu verleimende Kanten auf einmal bearbeitet (also zusammen einspannt und hobelt), man dann gewisse Ungenauigkeiten im rechten Winkel der Kanten in Kauf nehmen konnte, da die Fuge dann trotzdem paßt. Klar, das geht nur bei normalen Brettern. Massive Kanteln wie bei Aschwins Projekt würde ich auch (möglichst) rechtwinklig hobeln - und ohne Hohlfuge. Voraussetzung für ein gutes Endergenis sind natürlich gute und ausreichend viele Zwingen.
Ein Berufschullehrer hat mal erzählt, daß es früher durchaus üblich war, bei kleinen, hinterher wenig beanspruchten Teilen (z.B. breite Schubseiten)überhaupt keine Zwingen anzusetzen. Man leimte die Fuge und presste die beiden Teile von Hand zusammen - dabei verschob man sie etwas gegeneinander, so daß der Leim die beiden Holzteile "ansaugte" - vorsichtig abstellen und fertig. Das setzt natürlich eine paralelle, keine "hohle" Fuge voraus.

Gruß, Andreas



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

bis jetzt...

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #115167]
hat mich Roberts Erklärung am ehesten überzeugt. Da ist was dran. Wenn eine abgerichtete Kante ganz leicht hohl ist (es kann ja nur sehr wenig sein, viel gibt eine Raubank mit dünnem Span gar nicht her)- das ist ein meßtechnisch sehr einfach zu definierender Zustand. Da wußte der Meister auf einen Blick, ob der Lehrling was hinter die Löffel kriegen muss oder nicht ;-))

Und schaden tut es ja nicht.

Friedrich



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Hohlfuge und "deutsche" Tradition

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Das gleiche Thema wurde doch schon einige Male diskutiert, ich kann mich an einige Beiträge erinnern, bei denen von dieser Methode gesprochen wurde, ich hab’s auch nicht von England, mir hat ein alter Schreiner vor etwa 30 Jahren geraten, sollte ich eine Tischplatte leimen, zumindest ein Brett in der Mitte zu taillieren, je nach Länge bis zu 2mm (bei 2m Länge zieht man die mühelos zu).
Der Sinn ist, die Hirnholzregion an den Enden links und rechts unter eine Vorspannung zu bringen, da dies Hirnholzregion den sich änderten Luftfeuchtigkeitsverhältnissen viel mehr ausgesetzt ist als die übrige Fläche (die Kapillaren enden am Hirnholz), verhindert dies Risse an den Enden, wie man sie ja auch oft genug beobachten kann.

Kann sich einer an die Wette bei Gottschalk erinnern, als einer durch ein 60x60mm, 1m langes Stück Buchenholz pustete und Seifenblasen am anderen Ende des Holzes erzeugte, eine deutliche Art das Vorhandensein der Kapillaren vorzuführen.

Gruß Franz



Pedder
Beiträge: 5797
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Marc, lass Dich

Beitrag von Pedder »


jetzt nicht davon abhalten, den Beitrag einzustellen, nur weil Friedrich anfängt nachzugeben :oD

Ließe Grüße und gute Besserung
Pedder



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Marc, lass Dich

Beitrag von Marc Waldbillig »


Tu ich nicht Pedder ;-)

Leider ist meine Bank im Moment Leimtisch und ich kann keine Fotos schießen. Das Ganze wird also frühestens morgen rüberkommen.

Gruß und bitte ein wenig Geduld,

Marc



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