Schellackpolitur erneuern

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Susanne Lüdeke

Schellackpolitur erneuern

Beitrag von Susanne Lüdeke »


Hallo liebes Forum,

hat jemand noch ein paar Tipps zur Möbelrestauration für mich? Hab mich schon übers Web schlau gemacht, trotzdem noch ein paar offene Fragen.

Momentan restauriere ich ein Stubenbuffet (Nussbaum, Ende 19. Jhd.). Der Korpus ist fertig, nur eine Schranktür mit Furnier ist übrig. Die Tür war mit dunklem Lack zugekleistert, so dass ich erst mal die ganze Schicht runter holen musste. Jetzt soll eine neue Schellackpolitur darauf. Muss ich jetzt noch einmal mit dem Porenverschließen anfangen oder den Untergrund sonst irgendwie vorbereiten (die Politur soll nicht hochglänzend werden)? Das Holz ist ziemlich dunkel, deshalb möchte ich es nicht unbedingt ölen und damit noch dunkler machen. Kann ich zur Belebung der Maserung auch Renuwell Möbel-Regenerator verwenden? Oder gibt es noch andere Möglichkeiten, an die ich Anfänger noch gar nicht gedacht habe?

Danke und viele Grüße

Susi



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schellackpolitur erneuern

Beitrag von Ottmar »


Hallo Susanne,

Vorab, Renuwell wirkt nur auf noch vorhandenem Finish. Auf blankem Holz wirkt es nicht in der von dir gewuenschten Weise, vermutlich hinterlaesst es dunkle Spuren. Es ist kein Finish, es ist ein hervorragendes Mittel um was sich immer so im Laufe der Zeit, durch zuviel oder zu wenig Pflege auf einer Moebeloberflaeche angesammelt hat, zu entfernen.

Hier in den USA werden Finishes angeboten, auf Polyurethanbasis, welche mit einem Lappen aufgetragen werden. Diese werden in verschiedenen Farbtoenen und Glanzgraden angeboten.

Ein solches Produkt wuerde ich in deinem Fall verwenden.

Ich bin nicht ueber die Produkte auf dem deutschen Markt informiert, es gibt bestimmt kompetente Forumsfreunde die hier ihre gemachten Erfahrungen ueber die in D erhaeltlichen Produkte mitteilen koennen.

Die Poren muessen nur fuer eine Hochglanzflaeche verschlossen werden, fuer dein Ziel nicht notwendig.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar



Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Schellackpolitur erneuern

Beitrag von Urs »


Hallo an alle

Da wäre ich auch interessiert, wenn jemand einen PU-Finish kennt, der mit dem Lappen aufgetragen (und wenn möglich mit Öl gemischt) werden kann. Bin zwar nicht unbedingt ein Fan von PU (beim Leim stören mich mehrere typische Eigenschaften), aber ich wollte schon seit längerem die Mischung von Sam Maloof ausprobieren, bin aber nicht fündig geworden.

Wer also eine hiesige Bezugsquelle kennt und Erfahrungen damit hat, möchte diese bitte hier deponieren.

Mit Dank und Gruss

Urs



Georg
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schellackpolitur erneuern

Beitrag von Georg »


Ich habe die Mischung von Sam Maloof ausprobiert und zwar so wie er es in seinem Buch beschrieben hat, nämlich einfach aus den Zutaten selbst gemischt. Es dauert etwas länger als bei normalem Lack, bis die Oberfläche trocken ist, aber es ergibt einen schönen Seidenglanz und die Oberfläche ist sehr strapazierfähig.


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

etwas abgeschwift von Schellack zu PU

Beitrag von Urs »


Hallo Georg

Welchen PU-Lack hast Du verwendet (Marke, Bezugsquelle?)

Gruss

Urs



Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: etwas abgeschwift von Schellack zu PU

Beitrag von Georg »


Das müßte ich heute Abend einmal in meiner Werkstatt nachschauen.
Die Mischung ist gut zu verarbeiten und auch recht lange haltbar. Selbst nach zweijähriger Aufbewahrung, war das Gemisch noch verwendungsfähig.


Georg
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: etwas abgeschwift von Schellack zu PU

Beitrag von Georg »


Hallo Urs,
Entschuldigung, daß ich mich erst jetzt melde, Hatte aber erst heute Zeit nachzuschauen. Bei dem PU-Lack handelt es sich um ganz normalen Klarlack hochglänzend von Glasurit. Gekauft habe ich ihn, nach dem Preisschild auf der Dose zu schließen, bei Hornbach. Ich denke aber jeder PU-Klarlack auch von anderen Herstellern kann dazu verwendet werden.
Für die Leinöl-Komponente habe ich einen Leinöl-Firnis unbekannter Herkunft verwendet und das Tungöl habe ich von einem Kollegen bekommen. Bezogen hatte der das von der niederbayrischen Konkurrenz.
Wie gesagt, ich benutze die Mischung schon seit über zwei Jahren und sie läßt sich immer noch gut streichen.


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: etwas abgeschwift von Schellack zu PU

Beitrag von Urs »


Hallo Georg

Besten Dank für die Infos. Direkt nützte es zwar nichts, weil ich nirgends die Produkte von Glasurit finden konnte, aber bei der Nachfrage in verschiedenen Farbengeschäften bin ich dann doch noch auf einen PU-Klarlack, seidenglänzend, gestossen, der sich mit Öl mischen lässt (Ruco Einkomponentenlack DD). So kann ich wenigstens die Mischung von Sam Maloof einmal ausprobieren. Ich werde dann hier noch kurz berichten.

Deine Mischung weicht übrigens von Sam Maloof's-Rezept ab: Er verwendet gekochtes Leinöl und nicht Leinöl-Firnis. Aber dank Deiner Beschreibung wissen wir nun, dass es auch mit Firnis geht.

Gruss

Urs



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: gekochtes Leinoel

Beitrag von Ottmar »


Hallo Urs & Forumsfreunde,

Hier wird Leinoelfirnis unter der Bezeichnung "Boiled linseed oil" verkauft. woertlich uebersetzt gekochtes Leinoel.

Nach einem Buch(*) ueber amerikanische Standarts (ANSI) ist boiled linseed oil, ein gereinigtes Leinoel mit dem Zusatz eines Trockners.

Frueher waren die Trockenstoffe nur hitzeloeslich, das hat sich in der Herstellung zwischenzeitlich geaendert, doch der Name wurde beibehalten.

Sam Mallof, fuegte dem Leinoelfirnis/Tungoelgemisch Polyurethanlack zu um einen besseren Glanz zu erzielen, ohne Wachs verwenden zu muessen. Nach meinen Erfahrungen trocknet das Gemisch nicht schneller als Leinoelfirnis oder Tungoel.

mfg

Ottmar

(*) Aus dem Buch: Fundamentals of Paint, Varnish and Laquer Technologie.
Verfasser Elias singer Lecturer an der New York University. Verlag The american Paint Journal Company 6. Auflage 1966



Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: gekochtes Leinoel

Beitrag von Georg »


Hallo Ottmar,
Laut Sam Maloof wird der PU-Lack deswegen zugegeben um die Wasserbeständigkeit der Oberfläche zu verbessern. Diese Mischung benutzt Maloof ja nur zur Grundierung. Für das Finisch benutzt er ja eine Mischung aus Bienenwachs, Leinöl(firnis) und Tungöl. Diese Mischung habe ich allerdings noch nicht ausprobiert, Die Oberflächenbeschaffenheit nach der Behandlung mit der ersten Mischung war für meine Ansprüche bisher ausreichend.


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