Anant-Veritas

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Arno
Beiträge: 3
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Anant-Veritas

Beitrag von Arno »


Hallo,
bin gerade dabei mir ´nen Putzhobel zuzulegen. Die Hobel von Veritas sind sehr teuer, sehen den von Anant aber sehr ähnlich. Gibt´s da wirklich so grosse Unterschiede in der Leistung wie im Preis der Hobel? Kommt ein, mit einem Ron-Hock-Eisen versehener, Anant auch nur in die Nähe eines Veritas-Hobels?
Gruss Arno



TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Anant-Veritas

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo Arno,

spar lieber auf den Veritas, das ist kein Vergleich!

Ich hatte einen Record No.4 und habe noch Holzhobel von Ulmia und ECE und auch zwei Veritas.

In der Preisklasse bis 70 EUR würde ich mir Holzhobel von ECE kaufen, die funktionieren auch ohne viel "Feintuning" sehr gut und das Eisen ist dicker.

Grüße
Torsten



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Anant-Veritas

Beitrag von reinhold »


hallo Arno,
ich arbeite mit Hobeln beider Hersteller: das Konzept der beiden Hobel ist sehr unterschiedlich.

Anant ist prinzipiell ein Nachbau eines Record oder Stanley-Hobels mit dem Frosch, der nur verstellt werden kann, wenn das Eisen vorher herausgenommen wurde. Dadurch ist ein ziemlicher Aufwand mit viel Versuch und Irrtum nötig, bis der Spalt stimmt. Ausserdem ist der Eisenverstellmechanismus extrem klapprig und potentiell ungenau. Wenn Du dann den Preis für den Hobel und für ein Ron-Hock-Eisen addierst, dann kommt schon eine ziemliche Summe zusammen, der Preisvorteil des Anants ist dahin. Darüberhinaus erfordert ein Anant eine gewisse Nacharbeit, um die vorhandenen Fertigungsungenauigkeiten zu eliminieren.

Die Veritas - Hobel haben ein neuartiges Konstruktionsprinzip: Hobeleisen, Eisenlager (entspricht etwa dem Frosch) und Griff können gemeinsam von aussen über Stellschrauben verstellt werden, wodurch die Anpassung des Hobelmauls eine Kleinigkeit ist. Die Verstellvorrichtung des Eisens längs und quer geht über eine einzige Schraube und ist sehr präzise und fast spielfrei. Die seitliche Fixierung des Eisens im Maul durch Stellschrauben ist meines Erachtens genial und dabei höchst simpel gelöst. Es sind standardmässig zwei verschiedene Hobeleisen erhältlich, eines aus hartem, sehr schnitthaltigem Stahl, das schwieriger zu schärfen ist, und eines aus Kohlenstoffstahl, das leichter zu schärfen ist, aber möglicherweise auch öfters geschärft werden muss.

Die Fertigungstoleranzen sind gering und der Hobel schafft aus der Schachtel heraus.

Was gibt es da noch zu überlegen ?

Gruss
reinhold



Thomas Sauer
Beiträge: 158
Registriert: Mi 27. Mär 2013, 14:43

Re: Anant-Veritas

Beitrag von Thomas Sauer »

[In Antwort auf #115008]
Hallo Arno,

wenn du einen Putzhobel willst so sollte man wirklich nicht sparen.

Hast du für dich schon entschieden holz oder Eisen.

Holz (nur mit Pockholzsohle)läuft leichter, sind leichter zu führen (geringeres gewicht) ist aber nicht so universell wie Eisen.

Persönlich arbeite ich die gröberen Arbeiten lieber mit Holz, die feinen Arbeiten bzw. Hölzer mit vielen Ästen, bevorzuge mit den Eisenhobeln.

Aus meiner Sicht der universellste Hobel ist der Flachwinkelputzhobel von LV.

Nimm ein 2. eisen das du auf 38 - 42° anschleifst dazu und du hast wirklich einen tollen hobel, mit dem du auch schwierige Hölzer hobeln kannst.

mir persönlich ist er zum Putzen etwas zu leicht, aber das ist wirklich Geschackssache.

Dies war mein erster LV und es folgten noch weitere 5 Stk. Zusätzlich arbeite ich noch mit einen Clifton No. 5 und No. 7.

Reinhold hat alles zum Anant gesagt, zum anfangen sicher nicht schlecht, Nacharbeit ist erforderlich, aber wenn du immer besser wirst, dann kommst du um Clifton, LV nicht herum.

Ich selbst verwende ein paar Anants No4, 41/2 für untergeordnete Anwendungen, einen mit einem Hock eisen, einen anderen mit einem Clifton Eisen mit Clifton Spanbrecher. Diese Arbeiten nicht schlecht, aber mit den Clifton und LV Hobeln nicht zu vergleichen.

Für meinen Geschmack sind die Anant´s mit dem Clifton Hobeleisten und Spanbrecher noch besser, da das Einsen von Clifton dicker ist (kostet allerdings dann noch 92 €.

Als noch viel Spaß beim entscheiden.

Gruß

Thomas


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Anant-Veritas

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #115008]
Arno,

Du schreibst nicht, um welchen Putzhobel es Dir geht. Da Du schreibst, die Anant- Hobel sähen denen von Veritas sehr ähnlich, vermute ich, dass Du den Anant mit dem Veritas #4 vergleichst, der also die klassische Bauweise hat- Eisen unter 45°, Fase unten, mit aufgesetztem Spanbrecher.

Ich würde Dir -und dafür bin ich im Forum bekannt, ich weiss- als hochwertige Alternative stattdessen eher einen Flachwinkel- Putzhobel empfehlen, und zwar das Modell, das auch unter diesem Namen beim Hausherrn im Katalog zu sehen ist. Der ist besonders universell, weil er rechtwinklig zu Sohle geschliffene Seitenflächen hat (also stoßladentauglich). Generell halte ich Flachwinkelhobel im Bereich feiner Späne für besonders gebrauchstüchtig.

Zum allgemeinen Vergleich: Wenn Du es Dir leisten kannst, gib etwas mehr aus als für einen Anant. Der hat ein ungeheuer tapferes Preis- Leistungs- Verhältnis und ist wirklich ein ehrliches Angebot, aber kein Werkzeug an dem man sich hinterher so richtig freuen wird. Und wenn Du ihn mit einem Hock- Eisen tunst, ist er auch nicht mehr ganz so billig. Und auch dann kann er sich mit einem Veritas nicht vergleichen.

Du solltest aber (das sage ich als überzeugter Metallhobelbenutzer), wenn Du nicht auf Metallhobel festgelegt bist, einen Holzhobel nicht abtun. Die haben auch ihre Qualitäten. Wenn ich daran denke, wie mein pockholzbesohlter ECE über das Holz flitzte, werde ich manchmal doch etwas wehmütig.

Aber denk dran: Egal was Du für einen Putzhobel ausgibst, gut funktionieren wird er nur wenn Du ihn in angemessener Qulität schärfst (auch für diesen Hinweis bin ich bekannt ;-))

Friedrich



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Anant-Veritas

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #115008]
Hallo Arno,

ich habe den Anant No.4 und kann ihn auf jeden Fall weiterempfehlen.
Für den Preis gibt es nichts Vergleichbares. Natürlich mußt Du ihn
noch ein bischen "tunen". Alles, was ich daran gemacht habe, sind die
folgenden Schritte:

- Hobeleisen schärfen
- Spanbrecher herrichten
- Sohle mit groben Schmirgelleinen trocken auf ebenen Grund abrichten
- Holzgriffe vom Lack befreien und einölen

Ich würde mir kein anderes Eisen dazukaufen. Die Hobelergebnisse sind
hervorragend. Es ist auf gar keinen Fall eine Fehlausgabe.

Friedrich kann da sicher zustimmen, wir haben ihn zusammen hergerichtet.

--
Dirk



Christoph Schmitz
Beiträge: 341
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Re: Anant-Veritas

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo,

ich hab mir vor einiger Zeit als ersten (und bisher einzigen) Bankhobel ebenfalls den Anant No. 4 gekauft und die von Dirk beschriebenen Schritte durchgeführt. Ich denke auch, daß man ihn ganz brauchbar hinbekommen kann (um die Güte der Ergebnisse zu beurteilen, habe ich nicht genug Erfahrung und keine Vergleichsmöglichkeit).

Was ich allerdings zu bedenken geben möchte, ist, daß man manche der verständlichen Schwächen -- immerhin, das Ding kostet keine 25 Euro! -- auch mit Nachrüsten nicht beheben kann. Mich nervt zum Beispiel die Eisenlängseinstellung zu Tode, weil sie mehrere Umdrehungen Spiel hat. Auch machen viele der Schrauben den Eindruck, sie würden es nicht lange mitmachen, und ich weiß nicht, ob das alles gängige Maße sind, so daß man nachrüsten könnte.

Viele Grüße,
Christoph



Stefan Scheuermann
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Anant-Veritas

Beitrag von Stefan Scheuermann »


Hallo,

ich habe mir vor kurzem auch eine Anant No.4 gekauft. Ich dachte so als Anfangsmodel ist das bestimmt nicht schlecht. No.4 ist eine vernünftige Größe, mit der man, aufgrund der Einstellmöglichkeiten, relativ viel beschicken kann.
Hat man das Eisen erstmal richtig schön geschärft, kann man durch aus (für mein Auge) passable Ergebnisse erzielen.
Davor steht allerdings noch die Einstellarbeit. Und hier merkt man tatsächlich, dass der Hobel keine 25€ kostet.
- Die Einstellung des Hobelmauls halte ich für sehr umständlich (ich weiss
allerdings nicht, wie das bei Veritas ist); muss man doch den ganzen
Hobel "zerlegen"
- Die Einstellschraube für das Eisen ist wirklich sehr klapprig und erlaubt
eigentlich nur wenig feinjustierung.
- Die laterale Verstellung hat für meinen Geschmack zu viel Spiel.

Bevcor man diese Entscheidung trifft, muss man sich im Klaren sein, was man mit dem Hobel machen will. Will man einen haben, um maaal was zu glätten: OK!
Will man aber einen amtlichen Putzhobel, mit dem man viel arbeiten möchten würde ich mich heute eher für den Veritas entscheiden (wenn es denn ein Eisenhobel sein muss/soll)

Gruß
Stefan


Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Anant-Veritas

Beitrag von Gerhard »


Hallo,

ich würde mir gerade wenn ich mir nur einen Hobel für gelegentliche Verwendung kaufen sollte einen guten kaufen. Als ersten Hobel auch nicht unbedingt einen Putzhobel. Denk mal drüber nach, ob ein Blockhobel/Einhandhobel der richtige Einstieg sein könnte.

Kleine Flächen kannst Du auch gut mit dem Veritas Einhandhobel putzen. Dann liegst du preislich nicht weit über einem Anant + Hock Eisen.

Viele Grüße,
Gerhard



Thomas Christian
Beiträge: 16
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Anant-Veritas

Beitrag von Thomas Christian »

[In Antwort auf #115034]
Hallo Dirk,

wie genau arbeitest du den Spanbrecher nach? Ich hab es wie beim Hobeleisen versucht und den Spanbrecher in einem entsprechenden Winkel über einen Streifen Schleifpapier gezogen. Durch den Anpressdruck liegt das Teil dabei satt auf. Sobald der Spanbrecher aber montiert wird, reichen anscheinend die Kräfte der Montageschraube nicht aus, dass das Teil satt am Hobeleisen aufliegt. Seitlich habe ich dann einen Spalt, in dem sich die Holzspäne fangen. Ich vermute jetzt, dass der Spanbrecher verzogen ist. Der Hobel ist ein Anant Nr.4. Wie ist deine Methode?

Danke
Thomas



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