Scraper Shaves (Ziehklingenschabhobel?)
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Scraper Shaves (Ziehklingenschabhobel?)
Hallo allerseits,
ich habe im Buch "Classic Hand Tools" von Garrett Hack (S. 117) sogenannte "Scraper Shaves" gesehen, auf deutsch vielleicht "Ziehklingenschabhobel".
Im Prinzip sind das hölzerne Schabhobel, wo aber statt eines Hobeleisens eine Ziehklinge einfach in einen Schlitz geklemmt ist, so wie bei einem Kratzstock. Allerdings steht die Klinge nur wenig über die Sohle hinaus, wie ein Hobeleisen.
Sowas würde ich gerne mal basteln zur Profilierung von Kleinteilen. Ich frage mich allerdings, ob es da keine Probleme mit der Abfuhr von Spänen gibt? Da kein Hobelmaul o.ä. vorhanden ist, könnte ich mir vorstellen, daß es sich staut.
Hat vielleicht einer der Hiesigen Erfahrung mit solchen Teilen?
Danke für eventuelle Tips und viele Grüße,
Christoph
Re: Scraper Shaves (Ziehklingenschabhobel?)
Hallo Christoph,
so etwas will ich mir auch mal selbst basteln, da es auch ziemlich einfach sein dürfte.
Wegen des Verstopfens mußt Du Dir sicherlich keine Gedanken machen, denn eine Ziehklinge nimmt ja ohnehin nur feinste Späne ab, die man leicht während des Abziehens wegpusten kann. Außerdem schiebt sie meines Erachtens die Späne eher vor sich her, als daß diese aufsteigen und zum Verstopfen führen könnten.
Ganz wichtig: unbedingt Mondphasenzeihklingenstahl (s.o. im Index) nehmen, gibt einfach irgendwie bessere Ergebnisse ;-) .
Viele Grüße und laß uns an Deinem Ergebnis teilhaben.
Philipp
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Ziehklingenschabhobel: Eigenbau *MIT BILD*
Hallo Philipp,
so, hier ist das Ergebnis des Bastelwochenendes ;-)
Etwas Googeln hat gezeigt, daß sowohl bei Veritas als auch beim Hausherrn solche Scraper Shaves zu haben sind. An letzteren hab ich mich orientiert und etwas ähnliches gebastelt, siehe Bild. Das Teil ist ca. 170 mm lang, aus Apfelholz mit einer Ebenholzsohle. Der Korpus ist ca. 70 x 20 x 20 mm³ groß. Die nicht mondphasensynchronisierte Klinge ist ein Stück von einer 0.8 mm-Ziehklinge, auf 45° geschärft mit angezogenem Grat. Ich hab sie so lang gelassen, damit man sie vernünftig freihändig schärfen kann.
Ich hab doch die Variante mit Hobelmaul gebaut. Zunächst hatte ich es sehr klein (unten ca. 0.5 mm), hat aber sofort verstopft. Jetzt ist es unten ca. 2 mm, oben etwa 4. Das geht schon besser, stopft aber immer noch leicht (je nach bearbeitetem Holz).
Ansonsten bin ich ganz zufrieden. Die Oberfläche wird wirklich schön glatt, auch z. B. auf dem gezeigten Birkensperrholz. Da bin ich bisher weder mit Schabhobel noch mit freihändig geführter Ziehklinge so richtig gut klar gekommen.
Weitere Erkenntnisse: weit unten angesetzte Griffe sind gut gegen Kippeligkeit; das Ebenholz verschleißt erschreckend schnell (hat bei den ersten paar Gehversuchen schon deutlich gelitten; werde es wohl durch Messing ersetzen); beim nächsten Mal mache ich den Korpus weniger hoch, ich glaub dann stopft es weniger; war aber besorgt wegen der Bruchanfälligkeit bei filigranerer Bauweise.
So, als nächstes steht die Variante mit profiliertem Eisen an (ein sog. "Chair Devil", wie ich gelernt habe).
Viele Grüße,
Christoph

Re: Ziehklingenschabhobel: Eigenbau
Sehr schön,Christoph!
So in der Art hatte ich es auch geplant. Mal sehen, wann ich dazu komme.
Ich würde auch auf alle Fälle eine Messing- oder Stahlsohle anstelle einer Holzsohle verwenden. Von Schlank habe ich zwei chinesische Schweifhobel aus einem sehr harten Holz, das aber an der Sohle, v.a. dann, wenn man Kanten bearbeitet, ebenfalls erschreckend schnell verschließt.
Gruß, Philipp
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Re: Ziehklingenschabhobel: Eigenbau
Ja, diese Mujinfang-Hobel (ich glaub so heißt der Hersteller) kenne ich. Ich hab den kleinen davon, find ich soweit auch gut, habe aber auch bald eine Metallsohle druntergeklebt.
Grüße,
Christoph
Re: Ziehklingenschabhobel: Eigenbau
Hallo Christoph,
Gratulation zu deinem Werkzeug, im Prinzip entspricht es dem Kunz No 80, bei deiner Konstruktion ist das Messer in der Schneidrichtung 180 Grad gedreht. So hast du vor dem Messer eine gute Auflage zur Fuehrung der Klinge, doch der Spaeneabfluss sollte unten sein.
Ich besitze einen Ulmia Zahnhobel welcher ein groesseres Maul aufweist als bei deiner Konstruktion, doch der verstopft nach einigen Zuegen, mehr oder weniger stark je nach Holzart. Dieser Hobel ist fuer das Aufrauhen von Oberflaechen gedacht nicht zum Glaetten.
Setze das Messer um 180 Grad gedreht ein, da koennen die Spaene ohne Hindernis abfliessen es ist bestimmt einen Versuch wert.
Ich wuerde eine Messingplatte in der gleichen Breite unten vor und nach dem Messer aufschrauben, dann das Messer um 180 Grad drehen, dann hast du freien Spaeneabfluss.
Ich benutze fuer die gleiche Arbeit einen Kunz No 80 und auch einen Stanley No 80, diese haben noch einen Vorteil, dass die Klinge geringfuegig durch eine Stellschraube durchgebogen werden kann, damit mache ich die Feineinstellung.
Viel Spass beim "Woodworking".
mfg
Ottmar
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Re: Ziehklingenschabhobel: Eigenbau
Hallo Ottmar,
danke für den Tipp. Ich hab mir mal ein paar Artikel zu den 80er Schabern zusammengesucht, das sieht interessant aus, wenn die Teile auch für meine konkrete Anwendung zu groß sind.
Wenn ich Dich richtig verstehe dann ist die Idee, das die Klinge die Späne einfach vor sich herschiebt, anstatt darauf zu hoffen, daß sie ihren Weg durch die dafür gedachte Nut finden? Das könnte gehen...
Noch eine kleine Frage: Was meinst Du mit "Messingplatte vor und nach dem Messer"? Ein "nach dem Messer" (bzw. "vor", wenn ich das Messer umdrehe) gibt es ja hier nicht, da das Messer ja praktisch auf eine Seite des Korpus' aufgeschraubt wird (siehe auch die Beschreibung des Schabhobels beim Hausherrn unten, da sieht man es besser).
Danke nochmal und ciao,
Christoph