Als langjähriger Schweden-Fan, der dieses Land seit 1978 regelmäßig im Sommer bereist, sind einem Land und Leute, deren Häuser und einige der oft an zu treffenden Werkzeuge bekannt. Schweden ist bekannt für seine Eisenerzvorkommen, aber auch für dessen Weiterverarbeitung zu Eisen und Stahl und dessen Bearbeitung.
Feine Erzeugnisse verlassen im ganzen Land beispielsweise die Messerschmieden, Frosts in Mora ist eine der Bekanntesten, hervorragende Äxte tragen den Namen Gränsfors, um den Besuch dieser Axtschmiede von Weltruf geht es hier. An einem herrlich warmen Sommertag biegen wir von der Europastraße 4, die der Küstenlinie des Bottnischen Meerbusens folgt in Richtung Westen ab, Ziel ist die Ortschaft Bergsjö nahe bei der sehr kleinen Ortschaft Gränsfors. Nach 12 km durch Wiesen und dichte Nadelwälder lesen wie ein kleines weißes Schild in geschmiedetem Rahmen "Gränsfors Yxschmedia".
Die Einfahrt ziert außerdem eine kleine Axt die in einer aufrecht angebrachten Baumscheibe steckt, im südlichen Teil von Nordschweden geht so etwas, kein Mensch hier, käme auf die Idee diese Axt zu stehlen!
Als wir das Fahrzeug verlassen, erblicke ich alsbald einen Axtwurfstand massivster Bauart, als Schutzwand dienen 4m hohe Nadelholzstämme in 2 Lagen, daran befestigt die Zielscheiben, 30cm lange Stammabschnitte mit etwa 60cm Durchmesser, zum Schutz der daneben geworfenen Äxte ist der Boden mit Holz-Hackschnitzeln bedeckt. Mehrere wurfbereite gefährlich anmutende Doppelklingenäxte laden zum Probewerfen ein.
Natürlich nehme ich gleich eine dieser mächtigen Wurfäxte in die Hand, sicher 2,5 kg schwer, muss man sie mit ganzem Körpereinsatz gegen die Baumscheiben schleudern, trotz der nur gut 6m Entfernung gehen vorsichtige Versuche immer unters Ziel. Die Zielscheiben sind auf etwa 170cm Höhe angebracht, damit die Axt diese Höhe behält will sie sehr hart geworfen werden.
Nach einigen Versuchen, die Axt landete meißt auf dem Boden, klappte es endlich, hintereinander gelangen 4 oder 5 Würfe ins Ziel, nicht die Mitte, aber die Axt steckte in der Baumscheibe.
Nach diesem Erfolg betraten wir den Verkaufs und Ausstellungsraum von der Gränsfors-Schmiede. Dort erwarteten uns Äxte aller Art, in einer Auswahl und Stückzahl die schier überwältigte. Fälläxte, Spalthämmer verschiedenster Größe, Jagdbeil, Campingbeil, und natürlich die Spezialäxte für Schreiner, Zimmerer und Blockhausbauer, alles deutlich beschriftet zeigten sich die Unterschiede. An einer anderen hölzernen Ausstellungswand fanden sich die klassischen Äxte des Ausnahmeschmiedes Lars Enander, vom Indianerbeil, bis zur Wikinger-Streitaxt und überlieferter Handwerksäxte sah man dort wahre Kunststücke des Schmiedehandwerks.
Was wir allerdings nicht fanden war das gezackte Zugeisen, um dessen Besorgung mich der Woodworking Forumsteilnehmer "Beat Hutmacher" gebeten hatte. Nach einem Gespräch mit einer jungen Dame des Verkaufspersonals wurde klar, dieses Zugeisen befindet sich nicht im Standardprogramm von Gränsfors. Einer der Schmiede bekam unser Gespräch allerdings mit und empfahl uns "Lars Enander" zu konsultieren.
Der Spezialitäten-Schmid Enander befand sich zwar in einem Lehrgang, wo er interessierten Privatpersonen die Arbeit an der Esse näher brachte, doch in einer kurzen Pause schenkte er uns seine Aufmerksamkeit. Auf die Frage nach dem gezackten Zugeisen kletterte er auf seine Werkbank und zog unter einem Stapel Blechmuster ein Muster des gezackten Zugeisens heraus. Er hätte dieses Eisen insgesamt 2 mal geschmiedet für einen Blockhausbauer. Wir erteilten ihm, nachdem er uns einige Einzelheiten zu dem Eisen erklärte, den Auftrag 2 dieser Zugeisen zu fertigen. Lars Enander sagte die Fertigung bis Spätsommer zu, er wird die Eisen dann zu uns schicken. Mit einem festen Händedruck verliessen wir Herrn Enander. Natürlich lud man uns ein die Fertigung der Äxte zu beobachten.
Es ist viel weniger laut in der Fertigung als erwartet, denn man fertigt die Äxte nicht im Gesenk, sondern man führt sie per Hand unter mechanisch angetriebenen Hämmern. Es riecht nach Eisen, Öl und großer Hitze, nicht gerade ein typischer Arbeitsplatz des 21. Jahrhunderts, doch die Gränsfors Schmiede ertragen es nicht nur, sie sind vertieft in ihre Arbeit, einige bemerkten sicher nicht mal das wir sie beobachten. Auch aus Achtung vor dem großen Können der Schmiede haben wir auf Bilder von ihnen bei der Arbeit verzichtet. In einer Arbeitspause haben wir aber einige Eindrücke von der Schmiede festgehalten.
Das angrenzende Axtmuseum haben wir auch besucht, dort finden sich Äxte aus der ganzen Welt unter anderem Äxte von Rettungskräften und Feuerwehren, kanadische und amerikanische Fälläxte, wie auch deutsche Äxte der Firma Ochsenkopf, einige Kuriositäten sind dort auch zu finden.
Mittlerweilen sind die Zugeisen von Lars Enander angekommen, erste Versuche bestätigen, die kräftigen Zugeisen taugen für stärkere Spanabnahmen, wie sie im Blockhausbau benötigt werden, die Handschoner am Griffübergang sind einseitig spitz ausgeführt, so braucht man in Arbeitspausen das Eisen nur ins Werkstück schlagen, man schont das schöne Werkzeug vor Schmutz.
Außerdem gab es einen Satz Schraubendreher mit Kugelkopf-Unbus in gewohnt guter Qualität von Walter Schröder Iserlohn...
....natürlich "made in Germany" :-)
Gruß Dietrich



