Hartwachs-Öl - Endbehandlung

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf Richard
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Re: Wachs oder Oel auf Hobelbank

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #113689]
Hallo Ottmar,

herzlichen Dank für Deine Stellungnahme.

Beziehe ich das auf die genannten Produkte, dann erscheint das Arvos Leimölprodukt erste Wahl. Es basiert hauptsächlich auf Leinöl, kann auch heiss verarbeitet werden. Zugegeben - es hat einen gewöhnungsbedürftigen Geruch.

Die Heissverarbeitung werde ich an einem Probestück testen.

Die Osmo-Produkte basieren auf Distel- und Sonneblumenöl (?) und Carnauba-Wachsen.

Gruss ins schöne California, wo es mir auch schon vergönnt war zu arbeiten!

Rolf



Rolf Richard
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Re: Hartwachs-Öl - Endbehandlung

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #113697]
Hallo Horst,

bezüglich des Osmo Hartwachsöls bin ich mit der Behandlung des OSB sehr zufrieden, die Rutschigkeit ist jetzt nach rund zwei Jahren ziemlich reduziert und trotzdem scheint mir der Boden noch keiner Nachbehandlung zu bedürfen.

Anders siehts mit der Treppe aus - die ist oberflächlich ziemlich fertig, obwohl nicht so stark beansprucht. Wohl auch eine Frage des Materials.

Gegenwärtig tendiere ich bei der Hobelbank in die Richtung einer Behandlung mit heissem Öl.

Ein schönes Wochenende

Rolf



Boris Dorau

Re: Hartwachs-Öl - Endbehandlung

Beitrag von Boris Dorau »

[In Antwort auf #113701]
Danke Horst,

werde ich so machen.

Gruß Boris


Michael Formanek
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Re: Wachs oder Oel auf Hobelbank

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #113689]
Hallo Ottmar,

wie würdest du das Verhalten des erwärmten Leinöls beschreiben, im Vergleich zum kalten. Zieht es besser ein weil die Viskosität sinkt oder gibt es andere Vorteile in der Anwendung (es wird ja einen Grund haben, warum du deiner Vorgangsweise treu geblieben bist).
Früher wurde das Leinöl ja noch wesentlich stärker erwärmt und gekocht um es vorzupolimerisieren um die Trocknungszeit zu verkürzen (Leinölfirnis wird ja heute noch so ähnlich wie früher hergestellt). Tritt dieser Effekt auch bereites bei deiner geringeren Erwärmung auf?

Zu dem Wagner kann ich nur sagen, dass Fensterrahmen ja auch mit Leinölfirnis bzw. Leinöl behandelt wurden/werden, weil es einfach das Holz vor Verwitterung, hauptsächlich vor Feuchte, schützt.

Zu dem Lackexperten: Ich beneide keinen Restaurator, der sich mit Modernen Werken beschäftigt. Wobei es dabei komplett egal ist, ob es sich um Möbel, Gemälde, Skulpturen, Designobjekte für den Haushalt etc. handelt. Ich habe schon auf einigen Tagungen Berichte gehört, dass Firmensprecher oder Produktentwickler überrascht waren, dass ihre Produkte "so lange" gehalten haben, weil sie sich erst nach 15 oder 20 Jahren aufgelöst haben. In diesem Zusammenhang stellen sicher die Entwicklungen im Kunststoffsektor die größte Problemgruppe dar (ich denke da vor allem an moderne Möbel etc. die sich teilweise durch reinen Luftkontakt nach 30 Jahren zu zersetzten beginnen).

Den "alten Handwerkern" (ich meine damit Renaissancekünstlern bis Biedermeierschreiner) wird oft angelastet, dass sie Materialien verwendet haben die den Objekten mehr geschadet haben als sie das Ergbnis der Arbeit verbessert hätten. Aber ich kenne kein Objekt aus der Zeit, dass ohne erhebliche äußere Einflüsse einfach zerfallen wäre.

Ich will damit sicher nicht die Forschung und die Fortschritte des 20.Jahrhunderts als sinnlos oder schlecht hinstellen, aber es stimmt mich doch sehr nachdenklich welche Materialien teilweise verwendet werden obwohl man weiß, dass sie eine sehr beschränkte Beständigkeit haben. Dazu fällt mir noch ein sehr anschauliches Beispiel von Kunststoff-Kirchenfenstern ein die in einer Zweischichttechnik gefertigt wurden und bei denen der Klebstoff nach 25 Jahren durch die Sonneneinstrahlung [das konnte man ja bei Fenstern auch nicht ahnen ;-)] soweit abgebaut war, dass Netzte in der Kirche gespannt werden mussten weil die einzelnen Teile der Fenster in den Chor gefallen sind.

Gruß Michael


Ottmar
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Re: Hartwachs-Öl - Endbehandlung

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #113700]
Hallo Boris.

zu deiner Oberflaechenbehandlung mit dem Hobel kann ich dir nur gratulieren. Ich sehe keinerlei Hinderungsgruende das Oel auf solchen Oberflaechen zu verwenden. Eine Oelbehandlung bringt eine Solche Oberflaeche erst so richtig in Erscheinung, bildet einen dauerhaften Schutz (gelegentliche Auffrischen),tritt als Finish total in den Hintergrund und unterstreicht direkt die Schoenheit des Holzes und der Bearbeitung.

Es wird immer wieder geschrieben, dass an/aufgerauhte Oberflaechen z. B. beim Furnieren mit Hautleim besser halten. Aus meiner Praxis, das Furnier von mit dem Zahnhobel aufgerauhten Flaechen laesst sich relativ leicht entfernen gegenueber geputzten Flaechen.

Bei Holzverbindungen, welche Belastungen standhalten muessen ist es wissentschaftlich nachgewiesen, dass glatte Oberflaechen hoeheren Belastungen standhalten als kuenstlich aufgerauhten. (bei passgenau gearbeiteten Verbindungen)

mfg

Ottmar

PS: Es gibt fuer mich keine schoenere Holz-Oberflaeche als eine geputzte, der so erzielte seidige Glanz kann nicht durch Schleifen erzielt werden. Als ich das vor zig Jahren mal in D bei einer Versammlung von Schreinern erwaehnte, wurde ich ausgelacht.

Ich will damit nichts gegen das Verwenden von Schleifpapier sagen.



justus

Re: Hartwachs-Öl - Endbehandlung

Beitrag von justus »

[In Antwort auf #113703]
guude,

das ist mein allgemeiner tip zu öl und wachs:
als starke linie auftragen, mit einem gummiwischer für fenster gleichmäßig aufrakeln (voher die vertäglichkeit des wischers prüfen!), die profile und kanten mit einem pinsel einstreichen. bügeleisen so weit erhitzen, daß das öl/wachs nicht beginnt zu stinken, und mittels untergelegtem lappen verteilen und einarbeiten. der lappen nimmt den überschuß auf und das wesentlich dünnere öl/wachs kann richtig eindringen und lässt sich nicht so zäh verarbeiten.
gut holz, justus.


Ottmar
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Re: Wachs oder Oel auf Hobelbank

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #113708]
Hallo Forumsfreunde,

@Rolf
ich verwende seit 50+ Jahren Lackleinoel* und Leinoelfirnis, seit ca 18 Jahren Tungoel, mit einwandfreien Ergebnissen. Ich verarbeite diese Materialien ihren chemisch/physikalischen Eigenschaften entsprechend. Dabei nehme ich einen groesseren Zeit/Arbeitsaufwand in Kauf. Das Endergebnis ist stets gleich.
Aus vorgenannten Gruenden habe noch keinerlei Erfahrungen mit neuen Produkten. Ich habe grosses Vertrauen in die deutschen Lackchemiker welche Produkte auf den Markt bringen mit verbesserten Eigenschaften und leichterer Verarbeitung.
*)Nach Din 55933 schleimfreies aus Rohleinoel raffiniertes Oel. Der Leinoelgeruch ist ein unvermeidliches Uebel.

@ Michael

Zu deiner Frage wegen Erwaermen, mit meinen beschraenkten Moeglichkeiten machte ich vor Jahren mal einen Versuch, erwaermtes Oel gegenueber nicht erwaermtem Oel.

Ich verwendete eine hartgepresste Faserplatte, welche als Schall/Vibrationshemmung zwischen Maschine und Fundament eingebaut werden.

Auf zwei Stuecke dieses Material der Groesse 10 x10 cm x 2cm trug ich satt/gut nass Leinoelfirnis auf wischte nach 30 Minuten sorgfaeltig das ueberschuessige Oel ab, nach 24 Stunden trug ich auf beide Stuecke nicht erwaermten Firnis auf 30 Minuten einziehen lassen abwischen. Nach dem Trocknen, wog ich die beiden Stuecke. Das Stueck auf welches der erwaermte Firnis aufgetragen wurde war 6 Gramm schwerer als das Stueck mit nicht nicht erwaermten Firnis. Ich benutzte eine Digitalwage mit der Genauigkeit von ± 1 Digit der letzte Stelle, in diesem Fall koennen es sowohl fuenf oder auch 7 Gramm Unterschied sein.

Im Querschnitt, war die Eindringtiefe als Farbunterschied sichtbar erhitzt ca 2,5 mm gegen ca 1 mm kalt.

Dies laesst sich nur bedingt auf Holz uebertragen, bei Buchenholz konnte ich bei einem gleichen Versuch mit meinen Mitteln, den Unterschied nicht genau feststellen. Bei einem Versuch auf Eichenholz tropfte ich je ein Mililiter mittels eine Pipette auf die Oberflaeche das erhitzte Oel erzeugte einen groesseren Flecken(lief weiter aus) gegenueber dem nicht erwaermten. Gleiches Ergebnis mit der Loeschblattmethode.

Diese Versuche sind neben anderem, der Grund meiner Ueberzeugung, das Oel fuer den ersten Auftrag zu erhitzen.

Um es auf den geringsten Nenner zu bringen, das Erwaermen hat sich nicht als Nachteil erwiesen.

mfg

Ottmar

PS: Du fragtest mich mal in einem Artikel ueber Schellackpolitur, nach Literatur von Jakob Krall (Geburtsdatum 1866) ein Buch/Schrift Titel „Die Vollendungsarbeiten in der Schreinerei“ erschienen 1926 in Barmen, sowie Titel „Oberflaechenbehandlung des Holzes“ erschienen 1940 in Potsdam. Die Schriften selbst besitze ich nicht.



Michael Formanek
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Re: Wachs oder Oel auf Hobelbank

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Ottmar,

danke für die Antwort. Sie deckt sich sehr gut mit meinen Überlegungen.

Und danke für die Buchtitel.

Gruß Michael


Boris Dorau

Re: Hartwachs-Öl - Endbehandlung

Beitrag von Boris Dorau »

[In Antwort auf #113711]
Danke Ottmar,

ich finde eine gut gehobelte Oberfläche auch tausendmal schöner, als eine geschliffene. Habe kürzlich einige Stunden mit dem Tuning eines Anant-Flachwinkel-Blockhobels zugebracht. War zwar eine Heidenarbeit, aber dafür werden die Oberflächen ohne sonstige Behandlung glatt wie ein Kinderpopo.
Dann werde ich das mit dem Hartwachsöl auf jeden Fall ausprobieren.

Gruß Boris


Recai Riemer
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Wachs oder Oel auf Hobelbank

Beitrag von Recai Riemer »

[In Antwort auf #113689]
Statt der klassischen Leinöl-Behandlung zu Wachsen ist ein offenbar nur von einer Minderheitheit vertretener Standpunkt.
Diesbezüglich eine Außnahme ist der im anglo-sächsischen Raum bekannte Tischler und Buchautor Jim Kingshott. In seinem Buch "The Workshop - Designing, Building, Equipping" (Lewes, 1994; S. 66) schreibt er unter der Überschrift "Pflege der Werkbank":

"Nach all den Kosten und Mühen eine gute Werkbank zu erstehen, ist es nun an der Reihe sie auch zu pflegen. Eine neue Werkbank braucht eine Weile bis sie sich gesetzt hat und das Blatt wird mit den Änderungen im Wetter auch arbeiten. Wenn das Hobelbankblatt sich stabilisiert hat, sollte es abgerichtet werden. Es sollte plangehobelt werden, d.h. gerade und eben mit dem längsten Bankhobel, den Sie besitzen. Es gibt keine Möglichkeit, das Abrichten mit einer Maschine oder Elektrowerkzeug vorzunehmen, also versuchen Sie es erst gar nicht.

Der nächste Punkt ist recht kontrovers, da ich weiß, daß viele Handwerker mir hierin nicht zustimmen werden: Mit was - wenn überhaupt - sollte man das Hobelbankblatt behandeln? Weil ich zum Funieren und ähnliche Arbeiten eine Menge an tierischem Heißleim verarbeite, wachse ich die Oberseite meiner Werkbank. Das mache ich nicht, um sie glänzen zu lassen, als vielmehr zu verhindern, daß der Leim nicht anhaftet. Es ist so leicht, die Hobelbank hinterher ab- und mit einem wachsigem Tuch überzuwischen.

Einige Handwerker tragen auf ihr Hobelbankblatt entweder gekochtes Leinöl oder Danish Oil auf. Dieses Ölen erfolgt oftmals als letzter Akt bevor die Tür am Freitagabend zugesperrt wird, sodaß eine dicke Schicht Öl Zeit hat, das ganze Wochenende über einzuziehen. Am Montagmorgen wird dann die Werkbank mit einem Tuch trockenpoliert.

Und dann ist da noch der Kamerad, der immer eine Schicht Schellack auf das Hobelbankblatt aufreibt. Ich denke, das ist eine furchtbare Sache, aber es ist eine gute Idee, die Unterkonstruktion auf diese Weise zu behandeln, weil damit das Holz gegen Feuchtigkeit unempfindlich gemacht wird. Von Zeit zu Zeit, wenn ich nichts besseres zu tun habe, nehme ich mir eine Ziehklinge und säubere die Oberseite meiner Hobelbank mit anschließendem Extraspezialwachsen. Meine Hobelbank bekommt vielleicht eine bessere Behandlung als unser Eßzimmertisch - aber wie dem auch sei, ich verwende schließlich auch mehr Zeit zum Arbeiten als zum Essen."

(Übersetzt v. Recai Riemer)



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